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Mittwoch, 6. Juli 2016

Papolatrie, eine Warnung

Lorenzo Bertocchi berichtet bei La Nuova Bussola Quotodiana von einem Gespräch zwischen zwei altgedienten Vaticanisti über das aktuelle Pontifikat. Hier geht´s zum Original: klicken

   
                          "VATICANIST VALLI WARNT VOR PAPOLATRIE"

Der Langzeitvaticanist Giuseppe Rusconi hat einen anderen Varicanista von Rang in seinem seinem Bibliothek-Büro aufgesucht- Aldo Maria Valli- der sich seit 1996 zuerst für Tg3 danach für Tg1 (Rai) mit der Kirche beschäftigt. Dabei ist ein dichtes und saftiges Interview herausgekommen, das auf der website "rossoporpora" veröffentlicht wurde.
Wir sind die Zeilen durchgegangen, weil sich aus ihnen ein Thema ergibt, über das bisher noch nicht ausreichend reflektiert worden ist.

Aldo Maria Valli hat sich -entgegen den Erwartungen- sagen wir mit viel Parrhesia über die kürzlich veröffentlichte Postsynodale Apostolische Exhortation Amoris Laetitia ausgelassen.
In einem post, das er auf seinem persönlichen blog veröffentlicht hat, hat der Vaticanist schwarz auf weiß geschrieben, daß man in Amoris Laetitia überall die Logik des "aber auch" findet. Darin läßt sich eine sehr riskante Situationsethik erkennen, die Wasser auf die Mühlen des herrschenden Subjektivismus ist und sich in reine Kulturliquidität übersetzt.

Und so wird der Journalist, bereits anerkannter Biograph von Kardinal Martini, von einigen "Freunden" eines gefährlichen Ausweichens ins "feindliche Lager"  jener, die "gegen den Papst sind" und schließlich des "Verrats" beschuldigt.
"Aber das habe ich erwartet" antwortet Valli Ruscoli. "Mich hat dagegen überrascht, wie viele Personen glauben, daß es verboten ist, kritische Überlegungen über den Papst ( zu Meinungsfragen - nicht zu dogmatischen) anzustellen."

Das mediale Spiel ist nur zu bekannt: wer nicht zu jeder Geste, jedem Wort des Papstes frenetisch applaudiert, wer sogar wagt, respektvoll zu sagen, daß es Pastorale gibt, die mehr Probleme hervorrufen als Lösungen anzubieten, sich am Ende bei den Medien in einem Topf mit jenen wiederfinden, die zu keiner pastoralen Bekehrung fähig sind.

Auf dieses Spiel antwortet Valli, indem er ganz klar sagt."daß ein Glaubender -immer mit allem Respekt-nicht nur das Recht sondern die Pflicht hat, sich zu allem zu fragen, was nicht dogmatische Themen betrifft, wenn er es für nötig hält. Man kann ohne Freiheit nicht Christ sein und man muß bezüglich der Papolatrie aufmerksam sein. "
Die von den "Freunden" des Vaticanisten ausgesprochene Kritik, oder von seinen Lesern, haben ihm den Eindruck verschafft, daß es im Inneren der katholischen Welt große Bereiche gibt, in denen die Diskussionsmöglichkeiten eher begrenzt sind.

Es ist interessant, festzustellen, wie Valli im Interview mit rossoporpora enthüllt, daß er zu seiner Zeit als Vaticanist die Möglichkeit hatte, sich auch mit Johannes Paul II (ein Papst, der die Entscheidungen meines Lebens tief beeinflußt hat) Wortgefechte zu liefern und in manchen Fällen auch Benedikt XVI zu kritisieren (den ich für seine kristalline Klarheit und seine Fähigkeit bewundert habe, die Grundfragen zu erfassen). Das als Zeugnis dafür, daß Valli den Rat Kardinal Martinis befolgt "unter den Denkenden zu bleiben."

Wie Giuseppe Rusconi in einem langen Interview bemerkte, ist es wahr, daß  wir bestimmte Bemühungen großer Teile der Massenmedien erleben, Worte und Gesten des Papstes zu instrumentalisieren, aber es ist auch wahr, daß auch der Pontifex sich darauf einläßt. Es genügt, an die Pressekonferenzen bei den Rückflügen von den apostolischen Reisen und an einige seiner Stegreifantworten  zu denken.

Es bringt mich große Verlegenheit hat Valli geantwortet. Indem ich Franziskus paraphrasiere, könnte ich mich fragen: "Wer bin ich, dem Papst Ratschläge zu geben?" Man kann nicht leugnen, daß bestimmte Äußerungen Vervlüffung säen. Ich denke z.B, an die Antwort die er am vergangenen 15. November in der lutherischen Kirche in Rom der protestantischen Frau gegeben hat, die gefragt hatte, ob sie mit dem katholischen Ehemann an der Kommunion teilnehmen könne.




Daraus ist eine extrem konfuse und gegensätzliche Diskussion entstanden, vielleicht auch, weil Franziskus die italienische Sprache nicht sehr gut beherrscht. Man darf nicht vergessen, daß es besonders die sehr gefährlichen Stegreifantworten sind, mit Trommelwirbel angekündigt- vielleicht vom diensthabenden, meistens nicht besonders barmherzigen Journalisten formuliert die auf viele tiefgründige Fragen, häufig mit höchst komplexen theologischen, politischen und historischen Implikationen antworten. Wir wissen, daß die Überhöhung der Figur des Papstes ohne Beispiel ist und einige Konsequenzen nach sich zieht, über die man sich Fragen stellen muß."

Die Liebe zum Papst steht nicht zur Diskussion-vielleicht auch-sagt Valli-"besonders weil ich den Papst sehr ernst nehme, frage ich mich über alles, was er lehrt, weil offenbar heute alles, was er sagt, Meinungssache ist."

Indem er in diesem seltsamen Interview alles das zusammenträgt, von dem uns scheint, daß die die Wahrnehmung, die die Gläubigen vom Papsttum haben sollten, das Thema ist, über das wir nachdenken müßten und über die mediale Überhöhung des Papstes.
Ein Theologe hat Valli als "Fossil ais dem 18. Jahrhundert" definiert, der die neue Art die Kirche Franziskus´ darzustellen, nicht begreift.
Dieser Rückgriff auf den Ausdruck "Franziskus´ Kirche ", den der Vaticanista der Rai karikiert, ist sehr merkwürdig, weil die Kirche weder die Kirche von Franziskus noch irgendeines Papstes ist sondern die Kirche Christi."

Auf der anderen Seite war es gerade Papst Bergoglio, der in einem Interview mit dem Corriere, vor einer bestimmten Papolatrie gewarnt hat. Da sagte er, daß "den Papst als eine Art Superman darzustellen, eine Art Star, mir verletzend erscheint,"

Quelle: La Nuova  Bussola Quotidiana, Lorenzo Bertocchi


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