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Sonntag, 18. September 2016

Bizarr

Dr. Robert Royal* kommentiert bei "The Catholic Thing" die neusten Entwicklungen in Rom, die er mit dem Adjektiv "bizarr" belegt. Dem ist wohl nichts hinzuzufügen. Zitiert wird sein Beitrag bei "The Catholic Church". Hier geht´s zum Original: klicken


               "EIN BIZARRER PÄPSTLICHER SPIELZUG"

"Jetzt wissen wir es also. Wir wußten es vorher, wirklich, hatten aber keine ausdrückliche Bestätigung. Die lange quälende Schinderei ist endlich vorüber: von Franziskus´ Einladung an Kardinal Kasper, im Februar 2014 in Rom vor den Kardinälen bis zum Brief an einige argentinischen Bischöfe, der den Leitlinien zustimmte, die sie in einem gemeinsamen Dokument für Ausnahmefälle wiederverheirateter Geschiedener (die in ehebrecherischer Gemeinschaft leben, wie wir im Westlichen  Christentum 2000 Jahre lang glaubte) zum Empfang der Hl. Kommunion, entwickelt haben. Diese ganze Affäre ist bizarr. Kein anderes Wort reicht da aus.

Wie ich auf dieser Seite- vor den beiden Familiensynoden- schon oft geschrieben habe und während der Synoden täglich und danach, war es klar- jedenfalls für mich- daß der Papst von seinen Brüdern im Bischofsamt die Zustimmung zu etwas wollte, das dann als Kasper-These bekannt wurde.
Dass er diese Zustimmung nicht bekam- daß er de facto sogar eine richtige Zurückweisung durch Bischöfe aus verschiedenen Teilen des Globus bekam- hat ihn sichtbar geärgert und verleitete ihn sogar zu der geknurrten Bemerkung am Ende der zweiten Synode, daß "einige Meinungen", die da geäußert wurden, "unglücklicherweise auf nicht ganz wohlmeinende Weise ausgedrückt worden waren."

Nun ja, die nicht ganz wohlwollende Meinung des einen Mannes ist die  Überzeugung des anderen, dem Wort Jesu treu zu bleiben. Und seither  und sogar nach der Veröffentlichung von Amoris Laetitia sind die Katholiken - eigentlich die ganze Welt - in  tumultöse und fruchtlose Spekulationen verstrickt worden, ob sich die Dinge verändert haben oder nicht.
Sogar die berüchtigte Fußnote 351 in Amoris Laetitia - trotz aller Verwirrung, die sie bei traditionellen Katholiken verursachte, äußert sich nicht klar und sagt den Leuten nicht, was der Papst wirklich dachte.

Das Rätselraten war verständlich. Hat ein Papst jemals etwas von solcher Wichtigkeit durch konfuse Fußnoten und jetzt durch einen privaten Brief an eine  kleine Gruppe von Regionalbischöfen geändert?
In diesem obskuren Kontext ist er ganz kategorisch: "Das Dokument ist sehr gut und erklärt die Bedeutung von Kapitel VIII von Amoris Laetitia. Es gibt keine andere Interpretation." 

Ich sage es wieder: bizarr - sowohl im Zusammenhang als auch in der Substanz. Es dauerte mehrere Tage, bevor wenigstens klar war, daß der Brief an die argentinischen Bischöfe - der erst nach der Bestätigung durch den Vatican "geleakt" wurde, authentisch ist.
Papst Franziskus scheut sich nicht, kühne Behautungen aufzustellen, wie "who am I to judge?" und "Wenn ihr nicht recycelt, geht zur Beichte".
Er wütet - oft zu Recht - gegen Karrierismus und Geschwätz und Spaltung innerhalb der Kurie aber wird plötzlich schußscheu, wenn es um Ehe und Familie geht?
Wie der ungarische Kardinal Peter Erdö während der Synode offen bemerkte, läuft das alles auf die Wahl zu: entweder man gibt einer bestimmten Gruppe die Kommunion oder nicht.





Sogar jetzt, wo Franziskus Ja sagt, hören wir weiter, daß es Bedingungen, Nuancen und Grenzen gibt.
Der Papst hat sich mehrmals geweigert, die Veränderungen zu kommentieren, um - wie er sagte - zu vermeiden eine "simplizistische" Antwort zu geben. Aber ganz abgesehen davon, daß er das bei so vielen anderen Themen getan hat, scheint er zumindest zu glauben, daß er möglich sein wird, diesen Prozess zu durch Begleitung, Unterscheidung- alle diese Worte, die keine klaren Grenzen haben.
Die argentinischen  Bischöfe selbst,haben gewarnt, daß die Veränderung nur Ausnahmefälle betrifft: "es ist nötig, zu vermeiden, diese Möglichkeit als unbeschränkten Zugang zu den Sakramenten zu verstehen oder als ob jedes Situation den rechtfertigen könnte."

Aber obwohl sie die Gefahr erkennen, haben sie sie nicht vermieden. In der heutigen Welt denkt jeder, er sei ein spezieller Fall und dann bedauern wir den armen Gemeindepfarrer oder Ortsbischof, der in Zukunft "zu rigide" zu sein scheint, nicht genügend Leuten diese Status zuzugestehen.

Ein Katholik hat das Recht ein bißchen Begleitung und Differenzierung für sich selbst zu dem, was die Kirche lehrt, einzufordern - besonders welche Prinzipien diesen "Ausnahmezustand" definieren.
Nehmen wir einen Fall, der nicht hypothetisch bleiben wird: was ist mit dem homosexuellen Paar, das einander  zugetan ist und sich ihr ganzes Leben lang zum gleichgeschlechtlichen Sex hingezogen fühlte, obwohl das nicht die eigene Schuld ist?
Als die erste Synode diesen Weg beschritt, wurde das als extremistisch betrachtet und von der kleinen Zahl von Bischöfen, die das  voranbringen wollten, schnell aufgegeben.
Aber ohne klare Prinzipien um solche Fälle von anderen zu unterscheiden, warum nicht?

In der 2000-jährigen Geschichte der Kirche - einer Geschichte von Aposteln, Märtyrern, Bekennern, großen Heiligen, brillanten Gelehrten, tiefgründigen Mystikern hielt keiner diese neue Lehre für katholisch. Einige starben sogar um die Unauflöslichkeit der Ehe zu  verteidigen. Jene zu kritisieren, die dieser Tradition treu bleiben und sie als irgendwie unbarmherzig und den hartherzigen Pharisäern zugehörig zu charakterisieren - gegen den gnädigen Jesus- ist für einen Papst bizarr.

Ich habe lange genug in Washington gelebt und genügend Zeit in Rom verbracht, als daß ich dem, was ein Journalist sagt, was ihm irgendein Führer - säkular oder religiös- privat erzählt habe- trauen würde.
Aber ich bin überzeugt, daß als Eugenio Scalfari, der exzentrische Herausgeber der Repubblicca, der sozialistischen Zeitung Roms, sagte, der Papst habe ihm erzählt, er würde alle, die kommen, zur Kommunion zulassen, die Wort vielleicht nicht ganz richtig verstanden hat. Aber er hat die Tendenz verstanden.

In der Tat, die Katholiken haben  jetzt eine neue Lehre, nicht nur zu Scheidung und Wiederverheiratung. Wir haben eine neue Sicht der Eucharistie.
Es lohnt sich, daran zu erinnern, daß im Januar der Papst verschämt und es nicht ausschließend eine Gruppe von Lutheranern vorschlug daß auch sie "mit dem Herrn sprechen" sollten und "vorangehen,"
Tatsächlich nahmen sie dann an der Kommunion bei der Messe im Vatican teil.
Auf gewisse Weise war das sogar noch signifikanter. Ein katholisches Paar, geschieden und wiederverheiratet, sind Sünder - aber zumindest prinzipiell - immer noch Katholiken.
Ist jetzt auch für die Interkommunion mit nichtkatholischen Christen ohne jede Beratung entschieden worden - fast so, als ob ein solch bedeutsamer Schritt im Verstehen des Sakraments der Einheit kaum etwas bedeute?

Ich sage das mit Trauer, aber ich fürchte, daß der Rest dieses Pontifikates jetzt von Gruppen von Abweichlern, Ladungen päpstlicher Ketzereien und drohenden Schismen- oder vielleicht realen - in Beschlag genommen werden wird. Herr sei uns gnädig!"

Quelle: The Catholic Thing, Dr. R. Royal


* Dr. Robert Royal ist Präsident des Faith-and -Reason-Instituts in Washington DC und häufiger Kommentator bei EWTN, besonders bei den vergangenen Familiensynoden.
Hat seine Studien mit einem BA und MA an der Brown-University und dem Doktortitel an der Katholischen Universität Amerika abgeschlossen, hat an mehreren Universitäten gelehrt und war neben Präsident George Weigel Vizepräsident des Zentrums für Ethik und .....

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