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Samstag, 5. November 2016

Der Lückenbüßer-Gott

Claudio Crescimanno kommentiert die Reaktionen auf das Bild der Betenden vor der eingestürzten Basilika von Norcia noch während des Erdbebens. Er tut das bei La Nuova Bussola Quotidiana
Hier geht´s zum Original:  klicken

                   "DAS GLÜCK  TROTZ DES SCHMERZES ZU BETEN "

"Wie vorhersehbar war, hat dieses Bild viele erschüttert, aber bei manchen auch Ironie und Unwillen hervorgerufen und das nicht nur im gegnerischen Feld.                              

Es durfte auch nicht an Gutmeinenden aus unserem Haus fehlen, die ihren eigenen Widerwillen gegen diese und andere Gebetsinitiativen (in Wirklichkeit immer noch zu wenige) angesichts eines tragischen Geschehens ausdrückten.
Und um das zu tun, haben sie -wie sie es immer tun-den "Lückenbüßer-Gott" wieder aufgenommen.

Wer nicht auf dem Laufenden ist, was diese Mantra aus den 70-er Jahren ist-das ist schnell gesagt: es ist eine bestimmte Art. die Religion so zu verstehen, daß Gott der Macher ist, der nur dann ins Spiel eingreift, wenn der Mensch sich den schwierigen Aspekten des Lebens gegenüber sieht, dem der Glaube nicht dazu dient, das Leben zu meistern und zu wissen, wie man leidet und stirbt, dem die nicht dazu dient, dem Leben einen Sinn zu geben, sondern nur um im Schmerz zu trösten.
Darüber hinaus könne die Religion nichts anderes tun, als dauernd die schmerzhaftesten Aspekte des Lebens zu zeigen, weil sie nur so den Bedarf nach Religion aufrecht erhalten und sich so das eigene Überleben sichern kann- nach dem Vorwurf Feuerbachs: "Das Christentum (aber man könnte auch alle anderen Religionen nennen) ist wie die Glühwürmchen: es braucht auch die Dunkelheit um zu leuchten"

In Wirklichkeit ist der oberste Sinn der Religion, aller traditionellen Religionen, genau das Gegenteil: den Menschen mit dem Rezept für Glück, Harmonie mit Gott, sich selbst und den anderen zu versorgen. Das lehren die Philosophen, die Weisen des Hinduismus und Taoismus, das bieten Buddha  und Konfuzius an.
Und das gilt auch für die von Gott geschaffenen Religionen und Philosophien, das gilt noch viel mehr und besser für die einzige übernatürliche Offenbarung. Der Herr Jesus faßt dieses Ziel in den wunderbaren Worten zusammen: "Ich habe diese Dinge gesagt, daß meine Freude auch eure Freude in Fülle ist." (Joh. 15,11) Also kein manischer Sadismus, kein auf sich selbst  fixierter "Dolorismus".

Die Realität der Fakten, die wir auch heute wie immer schon erleben, verlangt das von uns.
Wer den Menschen auf den Weg des Glückes führen will, kann nicht ignorieren, daß ein Teil davon die Befreiung von der Angst aber nicht vom Sinn des Schmerzes und des Todes ist.
Es wäre undurchführbar und illusorisch vorzutäuschen, dem Leben einen Sinn zu geben, bevor man dem obersten Drama - das das Leben bedingt- einen Sinn gibt: das ist die Erfahrung des Schmerzes und die Aussicht auf den Tod. Die Religion erfindet nicht künstlich ein  Drama, sondern stellt es fest, sie erfindet das Dunkel nicht, um das eigene Licht leuchten zu lassen, sondern ergreift die Initiative, um eine Lösung für das Dunkel anzubieten, das Licht für alle, das nicht zu leugnende und unauslöschliche Licht.





Und darin manifestiert sich besonders ihre Einzigartigkeit, die den Primat Gottes lobt und nicht Gott erniedrigt. Sie schlägt einen Weg vor, der zur Religion führt, der durch diesen Tiegel von existentiellen Problemen führt, es ist kein Zeichen einer Schwäche Gottes, sondern eher seiner Stärke angesichts dieser fundamentalen Themen, den wichtigsten für jedes menschliche Wesen, Rationalismus und die Ideologien bleiben stumm und es ist nur die Religion, die eine glaubwürdige Lösung bietet.
Wenn das bunte Theater dieser Welt farblos wird und die ernsten Dinge an die erste Stelle rücken, bietet sich die Hypothese in ganzer Dringlichkeit erneut dar

Es wäre paradox,  wenn es gerade die Gläubigen wären, die die Zensur ermutigen, mit der die gegenwärtige Welt versucht, die großen Fragen und das Bedürfnis zu beten, die in solchen Umständen "aufblühen", zu beseitigen.

Quelle: La Nuova bussola Quotidiana, Claudio Crescimanno

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