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Sonntag, 4. Dezember 2016

Ja oder nein

Professor Spaemann  beantwortet einige Fragen von La Nuova Bussola Quotodiana zu den dubia. Hier geht´s zum Original:  klicken


"AUF DIE DUBIA ANTWORTEN - NICHT DAS LEHRAMT VERSENKEN  "
SPAEMANN: DER PAPST SOLL ES WIE JESUS MACHEN: JA ODER NEIN"

"Es ist bedauernswert, daß nur vier Kardinäle in dieser Affäre die Initiative ergriffen haben."
Das ist die Meinung des deutschen Philosophen Robert Spaemann, den La Nuova Bussola Quotidiana zu den von vier Purpurträgern erhobenen dubia über die Interpretation von Kapitel VIII der postsynodalen Exhortation Amoris Laetitia befragt hat.

Der berühmte katholische Philosoph, Freund und Altersgenosse von Joseph Ratzinger, emeritierter Professor für Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, hatte schon kurz nach seiner Veröffentlichung im April in starken Worten sein Erstaunen über das postsynodale Dokument ausgedrückt. Er ging sogar so weit, zu sagen, daß "Artikel 305 zusammen mit der Fußnote 351 -in der behauptet wird, daß Gläubige "in einer Situation objektiver Sünde, wegen mildernderUmstände zu den Sakramenten zugelassen werden könnten" direkt Artikel 84 von "Familiaris Consortio" von Johannes Paul II widerspricht (Interview mit KNA in der Ausgabe  vom 28.3.2016)


"Professor, was denken Sie über die Entscheidung der vier Kardinäle, zuerst dem Papst die eigenen "dubia" zu übermitteln und dann die eigene Initiative und den Text für alle publik zu machen?"

"Mit den dubia erfüllen die Kardinäle ihre eigene Verpflichtung, durch ihren Rat als Senatoren die Kirche in Person des Hl. Vaters zu unterstützen. Der oberste Richter in der Kirche ist der Papst.Und deshalb ist es bedauerlich, daß nur vier Kardinäle die Initiative in dieser Affäre ergriffen haben...
Die vier Kardinäle haben den richtigen Weg gewählt. Der Papst ist er der erste Adressat der dubia, auch wenn das Schreiben meiner Meinung nach durch die Glaubenskongregation hätte gehen müssen.
Die Verfasser haben aber keinen "Offenen Brief" geschrieben, sondern sich direkt an den Papst gewandt. Zur Veröffentlichung kam es erst in zweiter Linie, nachdem der Papst sich geweigert hat, zu antworten."

"Wie interpretieren Sie das Schweigen von Papst Franziskus angesichts der durch eine objektive Situation der Verwirrung und durch die Medien verstärkten Orientierungslosigkeit, die die Gläubigen befällt-motivierten Bitte?"

"Die Weigerung des Papstes auf den Appell der vier Kardinäle zu antworten, erfüllt mich mit Sorge, weil das oberste Lehramt auf diese Weise versenkt wird. Der Papst hat ganz klar eine tiefe Abneigung gegenüber Entscheidungen, die ein ja oder nein erfordern. Weil Christus, der Herr der Kirche, gerade seine  Jünger vor eine solche Entscheidung stellt. Gerade in der Frage, bei der es um Ehebruch geht, schockiert Er die Apostel durch die Einfachheit und Klarheit der Lehre."

Eine Frage zur Vertiefung von dubium 3: vielleicht ist die gefährlichste und verlockendste Rechtfertigung um "in bestimmten Fällen die wiederverheirateten Geschiedenen" zur Kommunion zuzulassen, die- zu glauben, daß es nicht möglich ist, die subjektive Situation der betroffenen Personen zu ermitteln und man ihnen die Sakramente nicht vorenthalten sollte. Das Ziel solle man nicht zu Lasten des Subjektiven verfolgt werden.was können Sie dazu sagen?"

"Es ist ein großer Irrtum zu glauben, daß das Subjektive das letzte Kriterium für die Spendung der Sakramente sei. Es ist wahr, daß jede Handlung gegen das Gewissen schlecht ist, aber sie ist es und das ist sie auch, wenn sie aus einem irrenden Gewissen kommt.
Das ist die klare Lehre des Hl. Thomas von Aquin. Auf diese Weise kann ein "casus perplexus" entstehen [Situation in der eine Person sich befindet oder glaubt, sich zu befinden, angesichts einer Wahl zwischen zwei oder mehr moralischen Übeln, in diesem Fall gegen das Gewissen oder gegen die Regeln zu handeln]
Aus diesem Dilemma kann man nur durch Umkehr entkommen, indem man die Öffnung des Gewissens für die objektive Wahrheit überdenkt. Der Ort, an dem man die Wahrheit findet, ist auf der einen Seite die Vernunft und auf der anderen Seite die Offenbarung."

In den dubia 2,4,5 fragen Sie den Hl. Vater, ob die auf der Lehre, die auf der Hl. Schrift und der Tradition der Kirche beruhenden Lehren noch gültig sind". Ist es nicht eher beunruhigend, daß man sich gezwungen fühlt, zu fragen, ob man den Quellen der Offenbarung noch glauben soll?"

"Muß man den Quellen der Offenbarung noch glauben? "Wollt auch ihr gehen?" (Joh.6, 67) Diese Frage stellt Jesus seinen Jüngern als die Menge weggeht, nachdem sie die Worte Jesu gehört hat. Petrus diskutiert nicht, sondern fragt nur "Wohin sollen wir gehen? Nur du hast Worte des Ewigen Lebens." (Joh. 6, 68)

Quelle: La Nuova Bussola Quotidiana, Prof. Robert Spaemann

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