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Donnerstag, 23. Februar 2017

Jesu Worte im Visier der modernen Jesuiten

Sandro Magister setzt sich heute in Settimo Cielo mit den zahlreichen Reaktionen auf seinen gestrigen Beitrag über die Aussage des neuen Jesuiten-Generals "Auch Jesus muß neu interpretiert werden" auseinander. Und als Beispiel für alle Kommentare, die er dazu erhalten hat, gibt er den von Peter J.Brock wieder.
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"HIER ALSO DER WAHRE "MODERNE JESUIT", DESSEN URTEILSVERMÖGEN NICHT EINMAL JESUS ENTKOMMT"

Autor des heutigen Kommentars ist Silvio Brachetta, Diplomat am Institut der Religionswissenschaften von Triest, der sich besonders dem Studium der Theologie des Hl. Bonaventura von Bagnoregio verschrieben hat. Er schreibt in der diözesanen Wochenzeitschrift "Vita Nuova"
"DER GENERAL DER JESUITEN FÜHRT DAS HEER DER HISTORIZISTEN AN" 
Mit Arturo Sosa Abascal, dem neuen Generalsuperior der Gesellschft Jesu hat sich gezeigt, daß die Katholische Theologie vom Historizismus übernommen worden ist.
Das hat indirekt Sandro Magister bekannt gegeben. in dem u.a. die Worte Sosas in einem Interview wiedergab: "wir sollten inzwischen mit einer schönen Reflexion darüber beginnen, was Jesus wirklich gesagt hat. Zu seiner Zeit hatte niemand ein Tonbandgerät, um seine Worte aufzunehmen. Was wir wissen, ist daß die Worte Jesu kontextualisiert werden müssen, sie sind in der Sprache ausgedrückt, in einem speziellen Umfeld und sie sind an jemanden Definierten gerichtet.
Diese Worte Sosas sind nur die letzten in einer Reihe ähnlicher Aussagen anderer Autoren.
Die These ist alt und wird auf quälende Weise wieder vorgeschlagen: die Schrift solle weiterhin einer Exegese unterzogen werden, wegen der Tatsache, daß man ihnen nie eine endgültige Interpretation geben können wird.
Mit anderen Worten, nach einer gewissen heterodoxen Theologie wäre die Schrift eine Art offene papyrologische Baustelle, deren Text ständig seziert werden müsse- in der ununterbrochenen Suche nach dem "wahren Wort Gottes". Es handelt sich darum, ständig und frenetisch auf der Suche nach einer echteren Wahrheit, die Quellen zu polieren, um die aktuelle, dem unzufriedenen Exegeten offensichtlich unangenehme Wahrheit ersetzen kann.
Dieses "wahre" Wort, gesucht von der Textkritik der zahlreichen Richtungen des modernistischen Protestantismus und Katholizismus wäre demnach noch immer zwischen den "Falten" des heiligen Textes verborgen und noch voller Fehler, weil er aus menschlichen Worten zusammengesetzt ist. Und die menschlichen Worte sind per definitionem unvollkommen, und den Veränderungen der Sitten und der Geschichte unterworfen.
Es ist aber überflüssig darauf hinzuweisen, daß das Lehramt mehrfach die Unhaltbarkeit dieser historisierenden Lesart bekräftigt: keine der Aussagen der Kirche hat je viel bewirkt. 
Wer die Worte des Alten Testamentes  als vage ansieht, die von Gott kommen, gibt dem Lehramzt umso weniger Gewicht, das sich vor allem menschlicher Ausrücke bedient.  Er wir aus dem gleichen Grund auch den von den Heiligen, den Kirchenlehrern und den Kirchenvätern inspirierten Texten wenig Bedeutung beimessen, die die progressiven Interpretation der Schrift widerlegen. Das Gleiche gilt für die apostolische Tradition, die von den Bestreitern für weniger als nichts beurteilt wird. Und so ist der Fehler des Historizismus weit davon entfernt, abgeschafft zu sein, den wir statt dessen heute intakt und stärker als je zuvor vorfinden.
Und er setzt auf diese Weise die Gültigkeit des Dogmas herab, besonders in seinem Anspruch die Wahrheit ein für alle mal festzulegen.


Nur in bösem Glauben kann man dann behaupten, "daß wir mit einer schönen Reflexion darüber beginnen sollten, darüber was Jesus wirklich gesagt hat," wie es Sosa getan hat. Er kann nicht nicht wissen, daß eine solche Reflexion das gesamte Geschehen des Christentum, besonders vom Hl. Girolamo und danach begleitet. 
Die Wahrheit ist, daß es nie ein Problem war- weder für die Heiligen noch für den Großteil der Gläubigen zu entdecken, was "Jesus wirklich gesagt hat" oder Moses, oder Abraham. Für den Gläubigen steht alles geschrieben und - wo es das nicht ist- hat er es von einem Beichtvater, einem Bruder, einem Prediger gehört. Sicherlich hat die Kirche nie die philologische oder wissenschaftliche Forschung an der Heiligen Schrift verworfen, wohl aber sicher den Primat der Wissenschaft über den Glauben. Die Wissenschaft, das ist die Vernunft, gibt dem Glauben des Christen die Vernunft und die Hoffnung  nur dort, wo der Glaube vorausgesetzt ist.
Es gibt noch eine andere Frage. 
Das Evangelium und die heiligen Texte zum glänzen zu bringen, ist im Fall der Vorbereitung auf die Verkündigung und Predigt oder während des Theologiestudiums in der Regel heilig und lobenswert. In anderen Fällen aber muß man sich an den Buchstaben der Schrift halten, "ohne Glanz".
Das vielleicht berühmteste Beispiel dafür ist der Hl. Franziskus von Assisi, der seine eigene Berufung fand, indem er dem Text des Evangeliums Marcus 10, 21 :"Geh, verkaufe alles, was du hast und gib es den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir"
So las er es und so tat er es.

Aber die Behauptungen Sosas sind auch aus einem anderen Grund verblüffend. Er ist Jesuit, wie auch Papst Franziskus. Gut, besonders der Pontifex sagte- während einer Unterhaltung mit den Generaloberen der religiösen Orden am 25. November 2016- "Um in der Prophezeiung radikal zu sein, gibt es das berühmte "sine glossa", die Regel "ohne Glanz", das Evangelium "ohne Glanz". Und er fuhr fort: "Das Evangelium muß ohne Beruhigungsmittel genommen werden. So haben es unsere Gründer getan."

Jetzt kann man nicht sofort verstehen, was der Papst mit dem "ohne Beruhigungsmittel" ausdrücken wollte, aber klar ist der Bezug auf die Rezeption "sine glossa" , wie schon bei den Gründern der Gesellschaft Jesu.Wenn also der selbe jesuitische Papst dazu rät, dem Evangelium kommentarlos zu folgen, warum will Sosa es erneut interpretieren?

Auf jeden Fall schließt die Annährung an das Wort Gottes "sine glossa" aus, daß der Text ohne Ende zerlegt werden muß, es sei denn die Vertiefung des Studiums verlange das.
Das ist z.B. der Fall bei den "Moralia in Hiob" des Hl. Gregor des Großen, in dem das Buch Hiob Wort für Wort, Vers für Vers untersucht wird, im Rückgriff auf den wörtlichen, moralischen analogen und anagogischen Sinn. Aber der buchstäbliche Sinn ist immer die Trennlinie gewesen, auf den sich alle anderen Bedeutungen- selbst die tiefsten- berufen müssen.
Der buchstäbliche Sinn ist also der Zeiger der Waage für die Wahrheit eines Textes, einschließlich des Heiligen. Und wenn der Buchstabe schwach ist, wie kann er der tiefen Bedeutung zugrunde liegen und auch des Wortes Gottes in der Schrift?

Unter den zahlreichen Kommentaren zu den Worten des Jesuiten-Generals genügt es von dem zu berichten, der von Peter J. Brock aus Sun City Center, Florida gekommen ist: 
"Der Papst, die Progressiven und die Jesuiten beantworten jetzt alle Fragen mit dem Wort: "Urteilsvermögen": Ist das Alte Testament dann im Grunde eine erweiterte Fiktion der Geschichte der Juden? Das Neue Testament eine apokryphe Sammlung der Gedankenspiele evangelikaler Pseudonyme? Wer war Jesus? Arbeitet der Papst daran, den sprichwörtlichen Finger aus der Wunde zu nehmen. Ist das seine Vorstellung von der Verbesserung der Evangelisierung? Es erinnert an die alte Weisheit: "Ist der Papst katholisch?"
Fünf weitere Fragen, die er beantworten muß."

Quelle: Sandro Magister, Settimo Cielo, P.J.Brock

2 Kommentare:

  1. Ich glaube nicht mehr so richtig daran, daß der (derzeitige) Papst noch katholisch ist. Kann mich ja irren.
    Jedenfalls die Jesuiten schlagen nicht das erste Mal Kapriolen. Sie sind nicht ohne Grund kirchlicherseits schon mal aufgehoben worden. Kann schon sein, daß sie neuerlich mal wieder aufgehoben werden. Die waren mal als Kampfgruppe zur Verteidigung des Glaubens und nicht zu dessen Relativierung gegründet worden. Eine Wiederbesinnung auf der Strafbank scheint fällig.

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    1. nun ja, soweit würde ich nicht gehen, aber ich fürchte es bleibt uns nichts anders übrig als selber zu glauben.
      Es ist leider so in der Kirchengeschichte, dass die Kirche genau in dem Moment auf den jeweiligen Zeitgeistzug aufzuspringen pflegt in dem die anderen selbigen sukzessive zu verlassen pflegen.

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