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Dienstag, 11. April 2017

Kurie: die neuen Dikasterien

A. Gagliarducci befaßt sich zu Beginn der Karwoche mit dem aktuellen Stand der "Kurienreform".
Hier geht´s zum Original bei Monday in the Vatican  klicken

"PAPST FRANZISKUS: OSTERN - ZEIT DEN NEUEN DIKASTERIEN IHRE ENDGÜLTIGE FORM ZU GEBEN?"

"Die letzte Woche begann mit einem internationalen Kongress zum 50. Jahrestag der Veröffentlichung der Enzyklika "Populorum Progressio" des seligen Pauls VI.
Der Kongress war nicht nur wegen der Qualität der Beiträge und ihres interdisziplinären Zugangs zum Thema bemerkenswert, sondern  auch weil er der erste war, der zur Gänze vom vom neu geschaffenen "Dikasterium für ganzheitliche menschliche Entwicklung" organisiert wurde, diesem Dikasterium, das jetzt eine endgültige Form bekommen sollte.

Im Konditional zu sprechen ist keine Option.
Formal seit dem 1. Januar dieses Jahres in Funktion ist für das Dikasterium bisher noch nicht der Zusammenschluß mit dem -neu zu organisierenden- "Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden, Migranten, Cor Unum und Mitarbeiter des Gesundheitswesens", aus denen es sich zusammensetzen wird, vollzogen worden.
Ab Ende April sollen alle diese Organisationen sich ein Büro an der Piazza Callisto, einer Vatican-Exklave in Rom-teilen, wo bereits viele andere Dikasterien und Caritas International untergebracht sind.
Nebenbei bemerkt stellt Ostern das Zeitlimit für die Ernennung der Sekretäre jedes dieser Päpstlichen Räte, die das Dikasterium bilden werden. Es ist also ziemlich dringend, diese neuen Posten, zu definieren.
Der Name des neuen Sekretärs dieses Dikasteriums ist noch unbekannt und sollte direkt nach Ostern bekannt gegeben werden.
Es könnte ein Laie sein, aber es gibt auch Gerüchte über die in Frage Kommenden.
Alle sagen, daß nur der Papst alleine ihn kennt und daß es ein Außenseiter sein könnte. Einige Insider erwähnen Professor Vincenzo Buonomo, Berater und Mitarbeiter des Hl. Stuhls sein Casarolis Zeiten, aber das scheint unwahrscheinlich, weil der Professor als Berater des Vaticans an vielen wichtigen Dossiers zum up-dating der Vatican-Gesetzgebung und des Statutes der Lateran-Universität mitarbeitet.
Seine Berufung markierte die Wende von Papst Franziskus von externen zu internen Beratern.
Andere nennen Pater Augustino ..... einen argentinischen Priester, der in Großbritannien als spiritueller Berater der CAFOD tätig ist und an einigen der Treffen teilnahm.
Alle befindet sich noch in einer "vielleicht-Phase".

De facto ist die Ernennung des neuen Sekretärs -wenn auch wichtig- doch nur einer der Knoten, die gelöst werden müssen.
Alle Mitarbeiter der diversen Dikasterien wurden am 6. April zu einem Treffen einberufen, um über den Stand der Kurien-Reform informiert zu werden, seit dem letzten Dezember hatte kein solches Treffen gegeben. Es dauerte cirka eineinhalb Stunden und es wurden keine substantiellen Neuigkeiten bekannt gegeben.




Am Ende brachte Kardinal Turkson, der bereits zum Präfekten der neuen Kongregation ernannt wurde, die Teilnehmer nur auf den aktuellen Stand der Dinge. Er hatte sich am 1. April mit dem Papst getroffen, um die Entwicklung zu erklären.
Das Dikasterium wird aus 3 Sektionen bestehen: Management, Forschung und pastorale Themen und Kommunikation, in das Management und Information eingegliedert sind.
Diese Aufgliederung unterscheidet sich leicht von der im Vatican-Jahrbuch 2017 angezeigten, wo es heißt, daß das Dikasterium 3 Kommissionen umfasse- Ökologie, Wohltätigkeit und Gesundheitsfürsorge.
Für die Vaticanmitarbeiter hat es noch keine Ernennungen gegeben.Jede Abteilung wird von einem Untersekretär geführt werden und es ist sehr wahrscheinlich, daß diese Posten den derzeitigen Abteilungsleitern anvertraut werden.
Zusammen mit der Migrationssektion werden diese Untersekretäre dem Papst unterstehen.
Zwei von ihnen sind Pater Michael Czerny SJ und Pater Fabio Baggio, ein Scalabrianer und diese Sektion ist bereits sehr aktiv.
Papst Franziskus telefoniert oft mit ihr und läßt ihr häufig Notizen zukommen, mindestens alle 2-3 Tage, zudem treffen die Untersekretäre den Pontifex regelmäßig bei Privataudienzen.
Sie arbeiten u.a. daran Verbindungen zwischen den Ortskirchen und dem Hl. Stuhl herzustellen und ein spezielles Band zum Staatssekretariat zu schaffen, weil der diplomatische Teil als sehr wichtig angesehen wird.
Dennoch wurde diese Abteilung des neuen Dikasteriums von den anderen getrennt worden und untersteht dem Kardinalpräfekten. Es muß noch entschieden werden, wie diese Abteilung organisiert werden soll.
Am 6. April fand auch ein Treffen zwischen den Dikasterium statt, bei dem die Botschaft für den nächsten Weltfriedenstag diskutiert wurde.

Darüber hinaus sind noch viele Dinge zu tun, Die Arbeit der neuen Dikasterien spiegeln den allgemeinen Stand der von Papst Franziskus begonnenen Kurienreform wieder. Die Reform wird
"im Gehen" durchgeführt, wie Bischof Marcello Semerario, Sekretär des Kardinalsrates zugab.
Es ist allgemein bekannt, daß der Papst Dikasterien kombinieren, die Kurie stromlinienförmig machen, den Unterschied zwischen Kongregationen und Päpstlichen Räten abschaffen will, während alle neuen Ämter Dikasterien genannt werden, als neutraler Name, der anzeigt, daß die Funktionen gleich wichtig sind. Es muß aber noch geklärt werden, welches diese Funktionen sein werden.

In der Zwischenzeit gehen die Dinge verwirrend weiter. Blättert man das Vatican-Jahrbuch 2017 durch, umschließt das neue Dikasterium für Integrale Menschliche Entwicklung die 3 Kommissionen (die allerdings noch keine Mitglieder haben), erwähnt aber Msgr. Pietro Dal Toso und Msgr. Segundo Tejado Munoz, Sekretär und Untersekretär des früheren Päpstlichen Rates Cor Unum nicht.
Beide sind bis Ostern in ihren Stellungen bestätigt worden, als stellvertretender Sekretär und Untersekretär.

Ihre Abwesenheit kann erklärt werden, wenn man sich daran erinnert, daß ihre formelle Betätigung erfolgte, nachdem das in Druck gegangen war. So daß sie im Augenblick der Abfassung ohne jeden Posten waren. Das sind Probleme, einer "gehenden Reform",

Während der selben Woche, organisierte das Dikasterium für Laien, Familie und Leben- das ane´dere neu Dikasterium- zusammen mit dem Generalsekretariat der Synode eine Veranstaltung zur kommenden Synode für Junge Menschen und die Weltjugend. In diesem Fall, handelt es sich um die erste Veranstaltung die ein neues Dikasterium organisiert wurde, obwohl dieses Dikasterium noch nicht definiert worden ist.

Das Problem wird intern gelöst werden, während der Kardinalsrat- dessen nächstes Treffen für den 24.-26. April geplant ist -am Vorabend der Papstreise nach Ägypten- wahrscheinlich andere Aspekte der Reform diskutieren wird. Bis jetzt waren die Treffen des Rates immer durch eine Diskussion gekennzeichnet, die darin resultierten, daß einige Themen beiseite gelassen wurden, um sie bei späteren Treffen zu diskutieren. Das passierte mit der Idee der Reform des Staatssekretariates: die Diskussion war am Anfang ziemlich lebhaft, dann wurde die Reform nicht weiter diskutiert, aber jetzt ist die Idee bei einem der letzten Treffen wieder aufgetaucht.

Das Selbe geschah, als die Namen der neuen Dikasterien diskutiert wurden, Es passierte auch im Fall des sogenannten "Diakonats des Gerechtigkeit", das ist die Reform des Vatican-Gerichts.

In der Zwischenzeit scheint die Reform gestoppt. Nur die schon begonnenen Reformen gehen noch weiter, während Papst Franziskus sich weiterhin mit den Leitern der Dikasterien trifft und sich unterrichten läßt. Im Licht der Kommentare zum 4. Jahrestag seines Pontifikates kann man einwenden, daß er die "funktionelle Wende" der Reformen nicht mag. Es bleibt noch zu verstehen, in welche Richtung seine Reformen letztlich gehen werden.

Es gibt nur eine Tatsache, die als gesichert angesehen werden kann: Papst Franziskus erachtet die Arbeit in der Kurie als unwichtiger als die pastorale Arbeit. In der Kurie wird es keine päpstliche Schirmherrschaft geben, weil in der Kurie zu bleiben bedeutet, beiseite geschoben zu werden, während die Leitung einer Diözese als wichtiger erachtet wird.

Das ist der Grund warum das Gerücht über Kardinal Pietro Parolins möglicher Ernennung zum Erzbischof von Mailand nicht unterschätzt werden darf. Als Staatssekretär, arbeitet Kardinal Parolin daran, das Vatican-System zu stärken, aber diese Arbeit kann ihm viele Feinde  bescheren. Als Erzbischof von Mailand würde er größeren Einfluss gewinnen, sogar in den Augen des Papstes.

Das ist nur ein Beispiel. Sicher, die alte Rationale daß jemanden weit weg von Rom zu schicken, bedeutete, seine Karriere zu beenden, ist in der Tat alt. Das Gegenteil ist wahr.
Es ist schwer sich vorzustellen. daß Spitzenoffizielle, die offensichtlich nicht auf der Seite von Papst Franziskus stehen, aus der Kurie weggeschickt werden, es sei denn sie bitten um eine Umbesetzung.
Wahrscheinlicher wird ihnen nicht die Gelegenheit gegeben, in einem anderen Kontext geschätzt zu werden.

Quelle: Monday in the Vatican, A. Gagliarducci











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