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Montag, 17. Juli 2017

Mißbrauchsvorwürfe, das probateste Mittel der Medien gegen mißliebige- weil konservative- Kirchenmänner

A. Gagliarducci beleuchtet in Monday in the Vatican die Medienkampagnen gegen die Kardinäle Barbarin und Pell-stellvertretend für die Kirche-und die Instrumentalisierung angeblicher sexueller Mißbrauchsfälle zu diesem Zweck. Er gebraucht dabei den Terminus: Hexenjagd.
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"MEDIEN VERSUS KIRCHE: VON KARDINAL BARBARIN ZU KARDINAL PELL"

"Keine der wichtigsten Medienausgaben hat die Nachricht gebracht, daß die Untersuchung gegen Kardinal Barbarin, der angeblich den sexuellen Mißbrauch an Minderjährigen gedeckt haben soll, endgültig eingestellt worden ist. Die Anschuldigungen gegen den Erzbischof von Lyon waren substanzlos,

Als die Vorwürfe publik gemacht wurden, haben die Medien den Kardinal heftig angegriffen und der Französische Premierminister Manuel Valls forderte ihn auf "die Verantwortung zu übernehmen. Ich erwarte keine Worte sondern Taten." Die Medien verbreiteten das Gerücht von einer gewissen Betroffenheit innerhalb der Französischen Bischofskonferenz."

Die Medienkampagne hat ihre Existenzgrundlage verloren. Der Lyoner Staatsanwalt verkündete am 11. Dezember die Entscheidung, den Fall zu  den Akten zu legen. Die Erzdiözese wurde darüber vergangene Woche informiert. In der Entscheidung wird betont, daß bei der Untersuchung "keinerlei
kriminelles Vergehen gefunden wurde".

Die Anschuldigung war niederträchtig. In einer Verlautbarung gab die Erzdiözese bekannt, daß Kardinal Barbarin beschuldigt wurde "in Bezug auf den beschuldigten Pater Jerome Billioud in den Jahren 1990 und 1992 einen sexuellen Übergriff nicht angezeigt und einer gefährdeten Person nicht geholfen zu haben."

Nach Angaben des Staatsanwaltes von Lyon gab es "keinen Verstoß", weil der Kläger - damals 17 und 20 Jahre alt war, als der Übergriff stattfand und weil Kardinal Barbarin ihm riet, Anzeige zu erstatten, was er auch tat.

Der Fall läßt zwei Fragen offen.

Die erste ist: "Wer wird Ehre und Ruf von Kardinal Barbarin wieder herstellen?"
Er ist nicht das erste Kirchenmitglied im Scheinwerferlicht falscher Anschuldigungen. Er wird nicht der Letzte sein. Die Medien füttern sich selbst mit Übertreibungen und Anspielungen.
Im Fall Kardinal Barbarins - wie in vielen anderen Fällen - gab es nie eine Unschuldsvermutung. Aber eine Beschuldigung bedeutet nicht, daß eine Person eines Verbechens schuldig oder mitschuldig ist.





Die zweite Frage, die sich stellt, ist: warum traf die Entscheidung, den Fall zu den Akten zu legen, auf totales Schweigen der Medien?
Kardinal Barbarins Geschichte ist der Prototyp für viele andere Fälle angeblicher Pädophilie-Skanddale innerhalb der Kirche.

Tatsachen dürfen nicht geleugnet werden: es hat pädophile Priester gegeben. Und es hat Fehler der Kirche in der Handhabung dieser Fälle gegeben und könnte sie noch geben.

Aber seit langer Zeit hat die Kirche daran gearbeitet, diese Fehler zu beheben. Es ist ein anstrengender Kampf, den einige Daten besser erklären als alles andere: zwischen 2011 und 2012 hat Benedikt XVI mehr als 400 Priester laisiert.
Aber gerade weil die Sünden von Priestern und der klerikalen Hierarchie anerkannt werden müssen, muß auch anerkannt werden, daß in vielen Fällen, die Anschuldigungen nirgendwo hinführten, weil ihnen die Grundlage fehlte.

Die Anschuldigungen sind oft mit dem Ziel gemacht worden, riesige Schadenersatzsummen herauszuholen, unter der Leitung skrupelloser Anwälte und auch durch Beschuldigungen von Opfervereinigungen, die manchmal von ihren eigenen Mitgliedern kritisiert wurden.

Während des Jahres 2010, dem Annus horribilis, als die Fälle sexuellen Mißbrauchs mit eindrucksvollen Tempo ans Licht kamen, geriet sogar der Bruder Benedikts XVI ins Rampenlicht. Wer erinnert sich daran?  Und wer erinnert sich an dieses Klima einer Hexenjagd, das jeden schwachen Vorwurf zu einer sicheren Schuld machte.

Das ist der Grund. weshalb Kardinal Barbarin der Archetypus aller zu Unrecht von Medien und nicht von der Justiz verurteilten Priester ist. Unglücklicherweise deckt die Geschichte auch die Unfähigkeit der Kirche auf, ihre eigenen Mitglieder zu verteidigen. Die Kampagnen gegen die Kirche sind wirklich bösartig.

Wenn über Kardinal Barbarin nichts gesagt wurde, ist über Kardinal Pell viel zu viel geschrieben worden, der nach Australien gefahren ist, um sich bei einem Prozess gegen Vorwürfe zu verteidigen, die ihn noch näher zu spefizierender sexueller Verbrechen beschuldigt.

Als er ankündigte, daß er sich von seinem Posten als Präfekt des Wirtschaftssekretariates habe beurlauben lasse, beschrieb Kardinal Pell die Angriffe gegen ihn als "erbarmungslosen Rufmord."
In Australien hatte es Stimmen gegeben, die sich über die Art und Weise, wie die Beschuldigungen gegen ihn erhoben wurden, verblüfft gezeigt hatten.

Angela Shanahan hat in einem am 10. erschienenen Artikel im "The Australian" unterstrichen. daß "Pell niemals einen fairen Prozess bekommen kann. Stimmungen haben übernommen." Und sie fügte hinzu, daß "diese Stimmungen durch eine Lawine von Mediengeschichten und Kommentare ausgelöst wurden, die auf das letzte Erscheinen des Kardinals vor der Königlichen Kommision um Fragen zum institutionellem Kindesmißbrauch zu beantworten, zurückgehen, wobei nichts davon für eine Anklage wegen sexuellen Mißbrauchs ausreicht."

Es ist noch schockierender, daß Pell 2002 ähnlichen Vorwürfen ausgesetzt wurde. Er reagierte auf die gleiche Weise: der damalige Erzbischof von Sydney ließ sich beurlauben, um seinen Namen reinzuwaschen. Die Anschuldigung war, er habe einen 11 jährigen Ministranten sexuell mißbraucht als er in Melbourne war. Der von Richter Alec Southwell unterschriebene Bericht stellt fest, daß die Anschuldigungen substanzlos  waren und zusätzlich ein Licht auf die mangelnde Zuverlässigkeit des Klägers warfen.

Der Southwell-Bericht wurde nach vier Monaten eines "Medienhinterhaltes" veröffentlicht, wie der Catholic World Report es beschrieb.

In seinem Kommentar über den Fall, betonte David Quinn, der Herausgeber des "Irish Catholic" "daß falls, oder besser wenn Erzbischof Pell aus dieser schrecklichen Tortur hervorgeht, die Australische Kirche vielleicht überdenken müssen, wie sie ihre Priester besser vor falschen Anschuldigungen schützen kann. Es scheint, daß ein besseres Gleichgewicht zwischen den Rechten der Priester und den Rechten ihrer Beschuldiger gefunden werden muß."

Die Frage ist noch offen und kann in allen Fällen angeblichen sexuellen Mißbrauchs in der Kirche angewandt werden. Sogar die Päpstliche Kommission zum Schutz Minderjähriger ist aufgerufen, auf diese Frage zu antworten.

Entstanden um die Antwort auf Mißbrauch zu koordinieren durch die Schaffung von Richtlinien für die Bischofskonferenzen, hat die Kommission im Verlauf der Jahre die Mitgliedschaft der beiden Opfer, die ihren Beitrag leisten sollten - Peter Saunders und Mary Collins -verloren.
Letztere hat die Glaubenskongregation stark kritisiert, und sie einer Haltung beschuldigt, die irgendwie Änderungen verhinderte.

Man muß sich erinnern, daß die Glaubenskongregation seit den Zeiten Benedikts XVI das Thema massiv angegangen ist. Noch einmal: 400 Priester wurden entlassen. Man muß auch feststellen, daß ein Gleichgewicht zwischen den Rechten der Beschuldiger und den Rechten der Priester benötigt wird.

Ein Gleichgewicht, das schwer herzustellen ist, und das umso schwerer zu erreichen sein wird, wenn ein Sondergericht für "nachlässige Bischöfe" in Mißbrauchsfällen eingerichtet werden sollte. Wie kann "nachlässig" am Ende definert werden? Die Justiz braucht Gewißheit, daß ein Verbrechen begangen wurde, sogar wenn die Behauptungen dieses Verbrechens schrecklich sind.

Schaut man auf das größere Szenario, entsteht der Eindruck, daß ein neuer Angriff auf die Kirche vorbereitet wird. Mit dem Angriff soll versucht werden. die Kirche zu zwingen, aufzuhören, gegenüber "heißen Themen" aufzustehen oder zumindest die moralische Autorität des Hl. Stuhls herabzusetzen.

Um dieses Ziel zu erreichen, sind Fälle angeblicher Pädophilie oder angeblicher Vertuschung von Pädophilie der leichteste Weg.

Direkt nachdem er zum Präfekten der Glaubenskongregation ernannnt wurde, wurde Erzbischof Ladaria beschuldigt, in einer durch eben diese Kongregation 2008 in Kraft gesetzte Prozedur Mißbräuche gedeckt zu haben.

Das war der Hinweis, daß es zu einer neuen Ära von Skandalen kommen könnte.

Auch aus diesem Grund gibt es das Gerücht, daß Charles J. Scicluna, der aktuelle Erzbischof von Valetta, Malta, der als Förderer der Gerechtigkeit in der Glaubenskongregation zum neuen Sekretär der Kongregation ernannt werden könnte. Erzbischof Scicluna hat seit Beginn des Jahres 2000 unter dem Hl. Johannes Paul II und Benedikt XVI den neuen Kurs gegen die Pädophilie formuliert und gefördert. Seine Rückkehr nach Rom ist dennoch unwahrscheinlich.

Aber auch wenn er zurückkehren würde, würde seine Reputation nicht ausreichen, um die Kirche vor Verdacht und der Medienmaschinerie zu retten.

Die Zahl der 400 laisierten Priester wurde von Hl. Stuhl während eines Treffens mit dem UN-Komittee für das Kindesrecht bekannt gegeben. Das Treffen wurde in allen Ländern abgehalten. die die Konvention ratifiziert haben und sie sind ein Dialog mit unabhängigen Experten, die beobachten. wie die Konvention in den Staaten umgesetzt werden.

Das UN-Komitee hat einen harten Bericht geliefert und den Hl. Stuhl direkt angegriffen, Mißbräuche vertuscht zu haben, und ging so weit, Änderungen des Kanonischen Rechts und die Abschaffung der Beichte zu verlangen, mit Tönen, die wie ein moralischer Apell klangen, daß die Kirche nicht für einige fundamentale Rechte einstehe. Es war die subtile Aufforderung zu schweigen.

Zum Pell-Fall im Jahr 2002 zurückkehrend, schaute der Catholic World Bericht auch auf den Anfang des Artikels zurück, der damals zuerst die Nachricht von der Untersuchung gegen den damaligen Erzbischofs brachte.

"Einer der Leser des Artikels"- berichtet Catholic World News - "war die "Eros-Foundation" eine in Canberra beheimatete Lobby-Gruppe der Sex-Industrie, " deren Sprecher, John Davey auch Mitglied der Regenbogenfahne-Organisation war, die für eine Veränderung der Kirchenlehre über homosexuelle Handlungen kämpft und dem Erzbischof Pell in der St. Patrick-Kathedrale in Melbourne die Kommunion verwiegert hatte."

Was Kardinal Barbarins Fall angeht, war es den Medien ein Anliegen, einen herausragenden Kardinal zu verurteilen, während die Regierung eine Krise durchmachte.

Wahr ist: ein Fall sexuellen Mißbrauchs MInderjähriger in der  Kirche ist ein Fall zuviel. Aber es lohnt sich, eine Frage zu stellen: warum wurde die Abweisung von Kardinal Barbarins Fall ignoriert?
Warum sind so viele Fälle unschuldiger Priester von den Medien nicht fair behandelt worden?

Weil diese Frage unbeantwortet bleibt, bleibt ein Zweifel, daß es vielleicht - ja wirklich - ein Vorurteil gegen die Kirche gibt, oder sogar eine aktuelle Kampagne, mit der versucht wird, ihr ihre moralische Autorität zu nehmen.

Quelle: A.  Gagliarducci, Monday in the Vatican



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