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Freitag, 14. Juli 2017

Wie steht es um die Kurienreform von Papst Franziskus?

A. Gagliarducci hat in einem Artikel für "Monday in the Vatican" über Papst Franziskus´ Pläne für die Kurienreform und seine Personalpolitik nachgedacht und dabei auch auf die Kirchengeschichte- genauer die der Römischen Kurie zurückgegriffen.
Hier geht´s zum Original:  klicken

"MIT PAPST FRANZISKUS IST DIE RÖMISCHE KURIE NICHT MEHR DAS ZENTRUM"

"Die Ernennung von Erzbischof Luis Ladaria zum Präfekten der Glaubenskongregation ist ein weiterer Beweis-falls noch irgendein Beweis nötig war - daß Papst Franziskus´ Ernennungen in der Kurie weder enthüllen, was er wirklich denkt, noch wer seine Freunde sind.

Erzbischof Ladaria wird vom Papst sehr geschätzt. Er vertritt ausgewogene Positionen und wurde immer als ein auf das Zentrum orientierter Prälat angesehen. Auf diese Weise hat er allgemeine Anerkennung gewonnen, die ihm 2008 die Ernennung zur Nummer 2 der Kongregation einbrachte.

Seine Ernennung ist nicht bahnbrechend. Es ist eine einfache Beförderung, ein Aufstieg von seinem vorherigen Posten. Papst Franziskus hat am Ende nicht auf die Kardinäle, die er mag, geschaut um Kardinal Müller zu ersetzen- die Namen von Kardinal Sean O´Malley von Boston und Kardinal Christoph Schönborn von Wien wurden als mögliche Anwärter auf den Posten gehandelt, ebenso wie Erzbischof Victor Fernandez. Kardinal Schönborn wurde de facto als derjenige betrachtet, der am wahrscheinlichsten mit der päpstlichen Unterstützung rechnen konnte, als Papst Franziskus darauf hinwies, daß seine Interpretation von "Amoris Laetitia" die richtige sei.

Aber wirklich hatte keiner dieser Prälaten die Möglichkeit, zum Präfekten der Glaubenskongregation ernannt zu werden. Der Grund dafür ist, daß mit Papst Franziskus die Kurie nicht länger das Zentrum ist- wie auch die Glaubenskongregation nicht länger "la suprema" genannt wird, wie in früheren Zeiten und de facto unter Papst Benedikt XVI.

Die Abdrift aus der Kurie ist Teil des Dezentralisationsprojektes von Papst Franziskus, die schon in der apostolischen Exhortation "Evangelii Gaudium" angekündigt wurde, dem wirklich programmatischen Dokument de Pontifikates.

In Evangelii Gaudium betont Papst Franziskus daß einige der örtlichen Bischofskonferenzen  mit einigen Kompetenzen der Römischen Kurie betraut werden könnten. Das ist immer noch eines der Kern-Diskussionsthemen bei den Treffen des Kardinalsrates: während des letzten Treffens, wurde eine volle Sitzung möglichen Kompetenzverschiebungen von der Kurie zu den Diözesen gewidmet.

Das Projekt der Dezentralisierung ist das Ergebnis der beim Treffen der Kardinäle beim Präkonklave 2013 gemachten Vorschläge. Papst Franziskus jedoch hat ihren Rat auf seine eigene Weise übernommen. Der Kardinalsrat ist ein gutes Beispiel um seine Gedankengänge zu verstehen.



Kurz nach Franziskus´ Wahl haben verschieden Medien über die Möglichkeit spekuliert, daß er einen sogenannten Kronrat, der ihm bei der Leitung der Kirche helfen sollte, einrichten könnte.
Dieser "Kronrat" griff auf einen Vorschlag Kardinal Attilio Nicoras(damals noch Erzbischof) für eine Kurienreform zurück. Dieser Vorschlag wurde 2005 entworfen, blieb aber wegen des Todes des Hl. Johannes Pauls II nur ein Vorschlag.

Der Gedankengang hinter Nicoras Entwurf kam nicht aus dem Blauen heraus. Es hatte diverse Diskussionen darüber gegeben, wie man die Kollegialität der Papst-Regierung stärken könne.
Modell dafür war die Kirche des Mittelalters.

Während des Mittelalters wurden Konsistorien alle 3 Wochen einberufen und die Päpste trafen keine Entscheidungen ohne auf ihren "Senat" zu hören. Konsistoriums-Engscheidungen verloren nach der Kurienreform von Sixtus V und nach der Schaffung der ersten Vatican-Dikasterien , die de facto Kardinälen unterstanden, etwas an Gewicht.

Als das Kardinalskollegium internationaler wurde und das rote Birett Bischöfen verliehen wurde, die weit entfernt von Rom residierten, ging diese Art des Regierens verloren. Es war zu schwierig, jede Woche alle Kardinäle in Rom zusammen zu rufen, um mit dem Papst die Entscheidungen zu treffen.
Die Konsistorien wurden seltener, behielten aber die wichtige Funktion. den Entscheidungen des Papstes Feierlichkeit zu geben, so wie sie zusammengerufen werden, um Termine für Kanonisierungen festzulegen. Man darf nicht vergessen, daß Papst Benedikt XVI seinen historischen Rücktritt während eines Konsistoriums ankündigte.

Nach dem Zweiten Vaticanischen Konzil fand eine breite Diskussion über die Möglichkeit, die Kardinäle mehr an den Entscheidungen im Leben der Kirche zu beteiligen. Unter den Ideen erschien eine perfekt zu sein: die Mitglieder des Kardinalskollegiums wurde gebeten, für einen Rat ihre Vertreter unter denen, die in Rom lebten, zu wählen. Diese Kardinäle sollten der Senat des Papstes werden, regulär in Rom zusammen gerufen.

Auf diese Weise konnte die Kollegialität des Papstes wieder hergestellt werden. Und das war einer der Vorschläge der während der Treffen im Präkonklave aufkam.

Papst Franziskus nahm den Vorschlag an, stellte ihn aber auf den Kopf. Es wurde ein Rat aus Kardinälen zusammen gestellt, die die 5 Kontinente repräsentierten. Ihnen fügte der Papst Kardinal Bertello, den Präsidenten der vaticanischen Staatsverwaltung hinzu und erst später Kardinal Paroli, der Staatssekretär.

Immer seitdem der Kardinalsrat eingerichtet wurde, ist Papst Franziskus dem Kriterium der Dezentralisation gefolgt. Teil des Zieles war, die Art Karrierismus zu stoppen, der in einer hohen Stellung in der Kurie das endgültige Karriereziel in der Zentralregierung der Kirche sah.

Das ist auch der Grund, aus dem Papst Franziskus die Jahre der Mitgliedschaft in der Kurie begrenzen will, wie Kardinal Oscar Andrés R. Maradiaga, der Koordinator des Kardinalsrates in einem buchlangen Interview breichtete.

Kardinal Müller war der erste Kurien-Präfekt, desseb 5-jährige Amtszeit nicht verlängert wurde. Das selbe wird auch den anderen Spitzen der Dicasterien passieren. Einmal bestätigt, wird ein Prälat nur 5 Jahre an er Spitze der Kongregation stehen oder sein Mandat wird einmal verlängert. Danach muß er gehen.

Die Kurie hat unter Papst Franziskus viel von ihrem vorigen Einfluss verloren. Die päpstlichen Dokumente- nach Evangelii Gaudium- zitieren sogar Dokumente, die von lokalen Bischofskonferenzen erstellt wurden.

Diese Aufmerksamkeit für die Peripherien  führt am Ende zu einer erneuten Zentralisation zurück. Der Kardinalsrat versammelt sich alle 2 Monate, aber es ist Papst Franziskus, der alle Entscheidungen trifft:
Man bedenke die Tatsache, daß neue Statuten und die Schaffung neuer Dicasterien vor den Treffen des Rates angekündigt wurden.

Außerdem hat der Papst eine neue Prozedur für die ad-limina-Besuche eingeführt: die Bischöfe verbringen mehr Zeit mit dem Papst, weil ein Treffen mit dem Papst zusammen mit den Spitzen einiger Dicasterien dem regulären Ablauf hinhzugefügt wurde. Der Papst hört zu, aber am Ende ist er immer der einzige wirkliche Star der Show.

Der Papst trifft seine Entscheidungen auf der Basis von Ratschlägen, die er von seinen Freunden bekommt, von Leuten, denen er vertraut, von Treffen die er außerhalb der Kurie und außerhalb seiner offiziellen Termine hat. Die Meinung eines Ortsbischofs ist sicher wichtiger als die eines Bischofs, der in der Kurie arbeitet.

Was die Kurie angeht, waren einige der schwerwiegendsten Reden des Pontifikates die, die Papst Franziskus während der Weihnachtsgrüße für die Kurie hielt; zuerst zählte er die Krankheiten auf, an denen die Männer der Kurie litten. dann wie es sein sollte und zuletzt zeichnete er noch einmal alle Reformen nach, die in den vergangenen drei Jahren des Pontifikates unternommen worden waren- eine Art Antwort an die, die der Meinung waren. daß es keine wirklichen Reformen gegeben habe.

Tatsächlich ist die wirkliche Reform für Papst Franziskus die des Profils der Bischöfe. Ein Beispiel ist das der Kirche in Italien: der Papst als Erzbischof von Mailand Mario Delpini gewählt, der bis jetzt Weihbischof der größten Diözese der Welt war; und als seinen Vikar für die Diözese Rom Angelo De Donatis , der ebenfalls als Weihbischof diente.
Keiner von beiden wurde zum Kardinal kreiert, noch siehr es so aus, als ob das bald geschehen würde. Das ist im Fall des Vikars von Rom verblüffend, der nach einem Konsistoriums-Dekret im 16. Jahrhundert von Papst Paul IV Kardinal sein soll.

Während der 4 Jahre seines Pontifikates hat Papst Franziskus Zweidrittel der Bischöfe in den Italienischen Diözesen ausgwechselt: es gab wenige Versetzungen aber viele neu ordinierte Bischöfe.

Was Bischöfe in anderen Teilen der Welt angeht, ist das Profil einiger Hirten in Schlüsselpositionen eine klare Verschiebung zur Vergangenheit. Es ist bemerkenswert, daß die wichtigsten dieser neuen Bischöfe fast sofort zu Kardinälen kreiert und Beobachter bemerkten, daß er - als Reaktion auf die Spanische Bischofskonferenz Teilnehmer an diesem kleinen Konsistoriums war., das kurz zuvor, einen durch Kontinuität gekennzeichneten Exektutiv-Rat gewählt hatte.

Am Ende will Papst Franziskus eine pastoralere Kirche und das ist auch der Grund warum er will, daß Autorität mehr an die Diözesen als an Rom gebunden ist. Das ist etwas, was er in Amoris Laetitia klarer gemacht hat. Das ist der Grund, warum es schwer sein wird, seine vertrauten Mitarbeiter zum Dienst in Rom ernannt zu sehen. Der Papst will seine engsten Mitarbeiter in die lokale Wirklichkeit eingetaucht sehen. Wie er zu Beginn seines Pontifkates sagte: von den Rändern aus kann man das Zentrum besser sehen."

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