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Mittwoch, 30. August 2017

Kardinal Sarah: "Auf dem Spiel steht der Platz Gottes" (2)


"FÜR EINE LITURGISCHE WIEDERVERSÖHNUNG"
von Robert Sarah

"Die Liturgie der Kirche war für mich das zentrale Tun meines Lebens, sie ist der Mittelpunlt meiner theologischen Arbeit geworden," bekräftigt Benedikt XVI. Seine Predigten werden für Generationen unvergleichliche Dokumente bleiben. Aber man muß auch die große Wichtigkeit des motu proprio "Summorum Pontificum" betonen. Weit davon entfernt, nur die legale Frage zum Status des alten Missale Romanum zu betreffen, erhebt das motu proprio die Frage nach der wahren Essenz der Liturgie und ihren Platz in der Kirche.

Was auf dem Spiel steht, ist der Platz Gottes, der Primat Gottes. Wie der "Papst der Liturgie" betont: "Die wahre Erneuerung der Liturgie ist die fundamentale Bedingung für die Erneuerung der Kirche". Das motu proprio ist ein kapitales lehramtliches Dokument zur tiefen Bedeutung der Liturgie und folglich des gesamten Kirchenlebens.  Zehn Jahre nach seiner Veröffentlichung ist es nötig, Bilanz zu ziehen: haben wir diese Lehren in die Praxis umgesetzt? Haben wir sie in ihrer Tiefe verstanden?
Ich bin zutiefst überzeugt, daß wir mit der Entdeckung aller praktischen Auswirkungen ihrer Lehre noch nicht fertig sind."

AUF DEM WEG ZU EINEM NEUEN GEMEINSAMEN RITUS
Weil es eine tiefe Kontinuität und Einheit zwischen den beiden Formen des Römischen Ritus gibt, müssen die beiden notwendigerweise einander gegenseitig beleuchten und bereichern. Es ist dringend notwendig mit Hilfe des Hl. Geistes, daß wir in Gebet und Studium prüfen müssen, wie wir zu einem erneuerten, gemeinsamen Ritus zurückkehren können- immer zum Wohl der Kirche. Es wäre schön, wenn die, die das Alte Missale benutzen, die essentiellen Kriterien der Konzilskonstitution zur Hl. Liturgie befolgen würden. Es ist unerläßlich, daß diese Feier ei korrektes Konzept der "participatio actuosa" der anwesenden Gläubigen (SC 30)  einschließen-.


Der Vortrag der Lesungen muß für die Menschen verständllich sein (SC36). Ebenso müssen die Gläubigen in der Lage sein, dem Zelebranten zu antworten und sich nicht damit begnügen, außenstehende und stumme Zuschauer zu sein (SC 48). Schließlich bittet das Konzil um eine edle Einfachheit der Zeremonie - ohne unnütze Wiederholungen (SC 50).
Es wird Aufgabe der päpstlichen Kommission "Ecclesia Dei" sein, in dieser Weise vorsichtig und auf organische Weise fortzufahren. Man kann hoffen, daß, wo es möglich ist und wenn die Gemeinden darum bitten, die liturgischen Kalender harmonisiert werden können. Wege zu einer Zusammenführung der Lektionare müssen studiert werden.

DER PRIMAT GOTTES
Beide liturgischen Formen sind Teil des selben "lex orandi". Was ist das fundamentale Gesetz der Liturgie? Erlauben Sie mir noch einmal Papst Benedikt zu zitieren: "Die Fehlinterpretation der liturgischen Reform, die lange im Herzen der Katholischen Kirche propagiert wurde, hat dazu geführt,  immer mehr den Aspekt der Belehrung, von Aktivität und Kreativität an die erste Stelle zu setzen.  Das "Tun" des Menschen hat fast dazu geführt, die Anwesenheit Gottes zu vergessen. Die Existenz der Kirche bekommt ihr Leben aus der korrekten Zelebration der Liturgie. Die Kirche ist in Gefahr, wenn der Primat Gottes nicht länger in der Liturgie erscheint und als Folge daraus im Leben.
Der tiefste Grund für diese Krise, die die Kirche in ihren Grundfesten erschüttert, ist in der Verdunklung der Priorität Gottes in der Liturgie zu finden.
Das ist es also, was die ordentliche Form vor allem neu entdecken muß: den Primat Gottes.
Erlauben Sie mir, demütig meine Angst auszudrücken: die Liturgie der Ordentlichen Form könnte uns das Risiko einbringen, uns selbst von Gott wegen der massiven und zentralen Präsenz des Priesters zu entfernen. Er steht immer vor den Mikrophonen und hat dauernd und ohne Unterbrechung seinen Blick und seine Aufmerksamkeit den Menschen zugewandt.
Er ist wie eine undurchsichtige Trennwand zwischen Gott und dem Menschen. Deshalb stellen wir immer ein großes Kreuz  auf den Altar, ein Kreuz in voller Sichtbarkeit, als Bezugspunkt  für alle, für den Priester und alle Gläubigen. So haben wir unseren Osten, weil letztendlich der Christliche Osten das Kruzifix ist, wie Benedikt XVI sagt.

"AD ORIENTEM
Ich bin überzeugt, daß die Liturgie durch die heilige Haltung bereichert werden kann, die die Außerirdentliche Form charakterisiert, alle diese Handlungen, die unsere Anbetung der Hl. Eucharistie bekunden.: die Hände nach der Konsekration zusammen zu halten, vor der Elevation oder nach dem "Per Ipsum" das Knie zu beugen, die Kommunion im Knien zu empfangen, die Kommunion auf die Zunge zu empfangen und zuzulasssen, wie ein Kind gepeist zu werden, wie Gott selbst zu uns sagt: "Ich bin der Herr dein Gott. Öffne deinen Mund und ich werden ihn füllen" (Psalm 81, 11).
"Wenn der Blick auf Gott nicht entscheidend ist, verliert alles andere seine Richtung" sagt uns Benedikt XVI. Auch das Gegenteil ist wahr: wenn man die Orientierung des Herzens und Leibes auf Gott hin verliert, hört man auf, sich selbst in Beziehung auf IHN festzulegen, man verliert buchstäblich das Gespür für die Liturgie. 
Sich selbst auf Gott hin zuu orientieren  ist zuallererst eine innere Realität, eine Umkehr unserer Seele auf Gott hin. Die Liturgie muß in uns diese Konversion zum Herrn bewirken, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist. 
Dafür benutzt sie Zeichen, einfache Möglichkeiten. Zelebration "ad orientem" ist eine davon. Es ist ein Schatz des Christlichen Volkes, der uns erlaubt den Geist der Liturgie am Leben zu erhalten. Die orientierte Zelebration darf nicht  Ausdruck einer parteiischen und polemischen Haltung werden.
Sie muß im Gegenteil Ausdruck der intimsten und wichtigsgen Bewegung jeder Liturgie bleiben: uns selbst dem Herrn, der kommt, zuzuwenden.

LITURGISCHE STILL
Ich hatte die Gelegenheit, die Wichtigkeit der liturgischen Stille in seinem Buch "Der Geist der Liturgie" zu betonen. Kardinal Ratzinger schrieb: "Jeder, der eine Gemeinde im stillen Gebet des Kanons vereint erlebt, weiß daß das dieses eine authentische Stille ist.
Hier ist die Stille zugleich ein machtvoller,durchdringender Schrei zu Gogtt und eine vom Geist erfüllte Gebetsgemeischaft."
Zu seiner Zeit hat er kraftvoll bestätigt, daß das laute Rezitieren des gesamten Eucharistischen Gebetes nicht nur die Teilnahme aller bewirken sollte. Wir müssen an einer ausbalancierten Lösung und für offen Räume der Stille auf diesem Gebiet arbeiten.

DIE WAHRE "REFORM DER REFORM"
Ich appelliere von ganzem Herzen für eine Umsetzung der liturgischen Versöhnung, die Papst Benedikt gelehrt hat- im pastoralen Geist von Papst Franiskus! Die Liturgie darf nie den Standard einer Party bekommen. Für manche ist die Formulierung "Reform der Reform" ein Synonym für die Dominanz einer Partei über die andere geworden, deshalb droht dieser Ausdruck unpassend zu werden. Ich ziehe es deshalb vor,  von liturgischer Versöhnung zu sprechen. 
In der Kirche hat der Christ keine Feinde!
Wie Kardinal Ratzimnger schrieb: "Wir müssen den Geist des Heiligen wiederentdecken, den Mut das was Christlich ist, von dem was es nicht ist, zu unterscheiden, nicht um Barrikaden zu errichten, sondern um zu verwandelnd, wirklich dynamisch zu sein." 
Eher als eine "Reform der Reform"ist das eine Sache der Reform der Herzen!
Es ist eine Sache der Versöhung der beiden Formen des selben Ritus, gegenseitiger Bereicherung. 
Die Liturgie muß immer mit sich selbst versöhnt sein- mit ihrem tiefen Sein!

Erleuchte durch das motu proprio Benedikst XVI, gestärkt durch die Kühnheit von Papst Franziskus , wird es Zeit, mit diesem Prozess der Versöhnung der Liturgie mit sich selbst voranzukommen. 
Was für ein wunderbares Zeichen wäre es, wenn wir in der kommenden Ausgabe des reformierten Römischen Missale in einem Zusatz die Gebete am Fuß des Altars der Auerordentlichen Form, vielleich in einer vereinfachten und angepaßten Version und die Gebete des Offertoriums, die eine so wunderschöne Epiklese enthalten die den Römischen Kanon komplettiert, einfügen könnten.
Das wäre schließlich ein Zeichen dafür, daß die beiden litrugischen Formen einander beleuchten- in Kontinuität und ohne Gegensätzlichkeit!"

Quelle: Settimo Cielo, S. Magister, Kard. R.Sarah, La Nef

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