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Montag, 21. August 2017

Sandro Magister: die Kritik am Pontifex mehrt sich.....

Sandro Magister dokumentiert und kommentiert bei Settimo Cielo die zunehmende Kritik am Pontifex -auch von außerhalb der Kirche .
Hier geht´s zum Original: klicken

"ZWEI SÄKULARE KRITIKEN AN BERGOGLIO. WEGEN MIGRATION UND POPULISMUS"

In diesem Monat August, sieht sich Papst Franziskus dem Widerspruch gegen zwei der am besten bekannten Punkte in seinen Predigten gegenüber. Und einer Opposition in einer ungewöhnlichen Form: weil die Kritiken nicht von innerhalb der Kirche kommen, sondern von außerhalb, von berufenen Stimmen der säkularen Meinung; und auch weil er in der Kontroverse nie ausdrücklich genannt wird, auch wenn offensichtlich ist, daß die Kritik auch auf ihn zielt.

Der erste Punkt betrifft das Migrations-Phänomen. In den vergangenen Tagen haben ein Spruch der italienischen Justiz und ein von einer gewissen Zahl Intellektueller der äußersten Linken unterschriebener Appell die Aufnahmezentren für Immigranten aus Libyen nach Italien mit Konzentrationslagern verglichen und die Verweigerung der unkontrollierten Aufnahme
mit einer Massenvernichtung - analog zu der der Juden durch die Nazis.

Diese Vergleiche sind nicht neu. Oftmals ist auf Worte wie Lager, Vernichtung, Holocaust zurückgegriffen worden, um die Behandlung der Immigranten durch die, die sie nicht bedingungslos aufnehmen wollen, zu denunzieren

Aber diesesmal ist die irrige Assoziation mit der Auslöschung der Juden - in Verbindung mit der gemeinsamen Entscheidung der Italienischen Regierung und der Libyschen Autoritäten den Schiffstransport der Migranten zu bremsen, der bisher von kriminellen Organisationen zu Lasten vieler Leben ausgeführt wurde, und in Verbindung mit der resoluten Unterstützung für diese Entscheidung durch den Vorsitzenden der Italienischen  Bischofskonferenz Kardinal Gualtiero Bassetti - nicht stillschweigend durchgegangen, sondern hat gesunde Kritiken aufflammen lassen.

Um es genau zu sagen, keine der Kritiken hat Papst Franziskus namentlich erwähnt. Aber auch er hatte vor nicht allzu langer Zeit die Aufnahmelager für Immigranten in Italien und Griechenland  mit Konzentrationslagern verglichen.

Er tat das in einer Predigt am 22. April in der Römischen Basilika St. Bartolomeo auf der Tiber-Insel, als er bei einer Zeremonie der neuen Märtyrer des 20. und 21. Jahrhunderts gedachte.

Dieser Ausfall wird vom Standard-Narrativ von Papst Franziskus noch verstärkt, wenn es um Immigration geht: als Papst des grenzenlosen Willkommens für alle, immer und um jeden Preis.





Weil es wahr ist, daß Franziskus diesbezüglich auch schon mal das Gegenteil gesagt hat, z.B bei einer seiner "fliegenden Pressekonferenzen" als er auf dem Rückweg von Schweden am vergangenen 1. November, die "Umsicht der Führer, die die Unterkünfte begrenzen, pries, weil "es nicht für alle Platz gibt".

Genau so wie es wahr ist, daß Kardinal Bassetti mit der zuvor eingeholten Zustimmung des Papstes gesprochen hat, der gerade erst von einem privaten Treffen mit dem Italienischen Ministerpräsidenten Paolo Gentiloni kam, als er am vergangenen 10. August die harte Linie der Römischen Regierung gegen jene unterstützte, die "das Phänomen der Migration auf unmenschliche Weise ausbeuten," indem sie die Passage von Libyen nach Italien organisieren.

Aber die Tatsache bleibt, daß diese Korrekturen kein Jota an dem Bild von Franziskus als "Champion der unterschiedslosen Akzeptanz" verändert haben, das in den Medien aufgebaut wurde,
Und man könnte sich fragen, ob das allein ein Werk der Medien ist oder nicht auch sein eigenes, wenn man die überwältigende Zahl seiner Willkommens-Appelle mit der kümmerlichen Zahl seiner Empfehlungen zur Vorsicht gegenüber dem Phänomen Migration betrachtet.

Der zweite Punkt im Predigen von Jorge Mario Bergoglio, der unter Feuer der Kritik geriet, hat mit seiner politischen Gesamtvision zu tun, die sowohl der Globalisierung, in der er die perverse Wirkung vorherrschen sieht, als auch der freien Marktwirtschaft, die er oft als "Wirtschaft, die tötet" gebrandmarkt hat, gegenüber feindlich ist.

In einem Leitartikel des Corriere della Sera vom 26. Juli hat kein Geringerer als der international als Autorität anerkannte Francesco Giavazzi, Professor an der Bocconi Universiät von Mailand und am MIT /Boston genau diese Feindseligkeit  als Wurzel der aktuellen Populismuswelle identifiziert, die bei den Rechten die Wurzeln der Malaise in der Globalisierung sieht  (Donald Trump in den USA, Geert Wilders in Holland, Marine Le Pen in Frankreich....) und bei den  Linken das Übel dagegen in der freien Marktwirtschaft (Syryza in Griechenland, Podemos in Spanien, Bernie Sanders in den USA....)

Der "perfekte Sturm" der letzten Jahre - nach Ansicht Giavazzis - ist, daß beide Populismen - rechts wie links - sich zu einer gemeinsamen "Ablehnung der Elite" sowohl der politischen als auch der wirtschaftlichen Institutionen vereinigt haben.

Giavazzi hat das nicht so geschrieben, aber diese Ablehnung ist die selbe, die der politischen Gesamtvision von Papst Franziskus Leben verleiht, überdies verkündet in jenen "manifestos", die seine Reden vor den Volksbewegungen sind.
Eine Ablehnung, die er systematisch auch auf das Kirchenestablishment ausdehnt.

Eine Ablehnung, die jedoch nach Giavazzi keine Zukunft hat, weil sowohl den Populisten auf der Rechten als auch denen auf der Linken der Mangel an bleibender Macht gemeinsam ist, Kurzzeit- Sicht die, wenn es gut geht, sich darauf beschränkt, die Probleme auf Morgen zu verschieben, was die einfach nur aktueller macht."
Und er zitiert das Beipiel der "Revolte gegen die Politik der freien Marktwirtschaft, die Präsident Menem während der 90-er in Argentinien vollzog, die den Peronismus an die Macht zurückbrachte."

Er hat Bergoglio nicht genannt, aber auch er ist hier gemeint. Wer weiß, ob er das bemerkt hat.

Man kann hinzufügen, daß in den vergangenen Tagen, nach dem Terrorangriff von Barcelona, Papst Franziskus aus einem dritten Grund kritisiert worden ist: wegen seiner Weigerung über die Islamischen Wurzeln dieses Terrorismus zu sprechen, den er zum zigsten mal auf eine "Akt blinder Gewalt" reduziert hat.

In diesem Fall jedoch, richtete sich die Kritik ausdrücklich und namentlich gegen ihn. Genauso wie es aus entgegengesetzten Gründen von der anderen Seite gegen Benedikt XVI gemacht worden war, der in der erinnerungswürdigen Rede in Regensburg, die dem Islam innewohnenden Wurzeln der Gewalt identifiziert und verurteilt hatte. Und sie haben ihn teuer dafür bezahlen lassen.

Quelle: Sandro Magister, Settimo Cielo

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