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Freitag, 17. November 2017

Roberto de Mattei widerlegt Rocco Buttiglione

Marco Tosatti räumt Prof. Roberto de Mattei in seinem blog "Stilum Curiae" Platz für eine "freundschaftliche Kritik" an den Thesen Rocco Buttigliones zur Verteidigung von AL ein.
Hier geht´s zum Original:  klicken

"FREUNDSCHAFTLICHE KRITIK AN DEN THESEN VON ROCCO BUTTIGLIONE"
von Roberto de Mattei 

"Ich kenne Rocco Buttiglione seit mehr als 40 Jahren. Wir waren Assistenten von Prof. Augusto del Noce (1910-1989) in der Fakultät für Politische Wissenschaften der Universität La Sapienza in Rom, aber seit damals gehen unsere Überzeugungen auseinander, besonders was unser Urteil über die Moderne angeht.
Buttiglione betrachtete den historischen Prozess, der von der Französischen Revolution eingeleitet wurde als mit dem Christentum kompatibel- ich halte ihn für inkompatibel.

Trotz dieser Meinungsverschiedenheiten habe ich die Arbeit Buttigliones als Minister für Kulturelle Güter der Regierung Berlusconi  (2005-2006) und habe ihm meine Solidarität ausgedrückt, als ihm 2004 die Nominierung zum Europakommissar verweigert wurde, weil der Homoaexulität "als Sünde" "definiert hatte.
Ich erinnere daran, um meinen ernsten Vorsatz zu beweisen, eine "freundschaftliche Kritik" an seinen Thesen zu formulieren, so wie es Buttiglione wirklich ernst damit ist, wenn er in seinem jüngsten Buch mit Prof. Josef Seifertm, seinen Freund auf Lebenszeit bekämpft (Antworten auf die Kritiker von Amoris Laetitia, mit der weisen Einleitung von Kardinal Gerhard Ludwig Müller, Ares, Mailand 2017, 41 S.)
Der Band -gerade veröffentlicht- umfaßt 200 Seiten-aufgeteilt in 4 Kapitel)

Darin steht nichts, was die Leser Buttigliones nicht kennen. Die Kapitel bestehen in der Tat aus bereits andernorts zwischen 2016 und 2017 publizierten Essays. Das erklärt die zahlreichen Wiederholungen und deshalb ist es hilfreich, die Grundthese zusammenzufassen: die Möglichkeit wiederverheiratete Geschiedene zur Kommunion zuzulassen, weil -in manchen Fällen- bei manchen Personen, wenn ihre Handlungen illegitim sind, sie aus fehlendem vollen Bewutßsein und freiwilliger Zustimmung trotzdem keine Todsünde begehen." (S. 172)




Ich hatte bereits die Möglichkeit, diese Position zu kritisieren.
(https://www.corrispondenzaromana.it/card-muller-buttiglione-confusione-aumenta/.) 
Hinzuzufügen ist, daß Buttiglione zur Rechtfertigung eine fehlerhafte Unterscheidung zwischen "schwerer Sünde" -"spezifiziert durch das Objekt" und "Todsünde" einführt, "spezifiziert durch die Wirkung auf das Subjekt (führt zum Tod der Seele)".
"Alle Todsünden " schreibt er-"sind auch schwere Sünden, aber nicht alle schweren Sünden sind Todsünden. Aber es kann in der Tat passieren, daß in einigen Fällen die Schwere nicht vom vollen Bewußtsein und freiwilliger Zustimmung begleitet wird." (S.175)  

Diese These ist bereits von Johannes Paul II zurückgewiesen worden, der angesichts des Vorschlags einiger Theologen und Synodenväter von 1984, eine dreigeteilte Unterscheidung der Sünden einzuführen,- läßlich, schwer, tödlich- in der postsynodalen Exhortation "Reconciliato et paenitentia" feststellte, daß in der Lehre der Kirche die schwere Sünde mit der Todsünde identisch ist. 


Hier seine Worte: 
"Die Dreiteilung könnte die Tatsache ans Licht bringen, daß es zwischen schweren Sünden eine Gradualität gibt. Aber es bleibt immer wahr, daß die essentielle und entscheidende Unterscheidung zwischen der Sünde, die die Barmherzigkeit  zerstört und der Sünde, die das übernatürliche Leben nicht zerstört: zwischen Leben und Tod gibt es keinen Mittelweg...deshalb wird die schwere Sünde praktisch - in der Doktrin und im pastoralen Handeln der Kirche mit der Todsünde."
(Reconciliatio et paenitentia Nr. 17)

Sicher, es gibt Abstufungen bei den schweren Sünden. Die Kreuzigung des Herrn z.b.hat nicht die selbe Schwere wie die von Pilatus und den Führern des jüdischen Volkes (Joh. 19, 11).
Aber alle schweren Sünden sind Todsünden und alle Todsünden sind schwere Sünden. 
Für Buttiglione dagegen, ist die Kohabitation immer eine "tiefe Wunde" für das moralische Wohl der Person aber nicht immer eine "tödliche Wunde" (S. 174). Das hängt von den "Umständen" ab, die "zwar nicht die Natur der Tat ändern, aber das Urteil über die Verantwortlichkeit der Person" ändern können (S.174) 

Die Kirche also "kann ausnahmsweise die Sakramente spenden, wenn sich herausstellt, daß trotz einer Situation, die objektiv von der Morallehre der Kirche abweicht, eine Person sich nicht im Zustand der Todsünde befindet wegen mildernder Umstände" (S.175)"
Während also die Regel ohne Ausnahme gilt, sind nicht alle Verhaltensweisen, die von der  Regel abweichen, gleich schuldhaft.(S.185)
Die Ausnahme gilt für das Verhalten nicht für die Regel, aber- das muß man sich fragen- wie soll man eine Regel verletzen, wenn nicht durch Verhalten?  

Buttiglione leugnet die Position von Papst Franziskus und seinen Rückfall auf die von der Kirche verdammte "Situationsethik", aber um zu überzeugen, muß man das, dem man zustimmt oder das man leugnet, beweisen. 
Zu sehr muß ich - mit Josef Seifert, Carlos Casanova, Corrado Gnerre, Claudio Pieratoni daran erinnern, daß der Standpunkt von Amoris Laetitia mit der Situationsethik übereinstimmt oder genauer der "Ethik der Umstände". 

Charakeristisch für die "Ethik der Situation" ist- nach Pater Angelo Perego,- "die Verleugnung der entschiedenen und konstruktivem Funktion der objektiven Moral" ("Die Ethik der Situation" Edit. Civiltá Cattolica, Rom, 1958, S. 106)
In der traditionellen Moral ist die Regel die oberste Handlungsmaxime des Menschen und nicht das handelnde Subjekt. Deshalb ist die traditionelle Moral ihrem Wesen nach objektiv, weil sie aus dem Sein entspringt und sich immer am Sein mißt. Die Ethik der Umstände gründet sich dagegen auf das subjektive Werden.

In Buttigliones und Papst Franziskusß Ethik der Umstände ist das konstitutive Element hinter der Moral von strikt subjektivem Charakter. Das Moralgesetz wird eine äußerliche Norm, die zur Findung des praktischen Urteils beiträgt ohne je das determinierende Element zu sein. 
Was ist der entscheidende Faktor?
Die "Unterscheidung" der Umstände durch den Beichtvater, der wie ein Zauberer Gutes in Böses und Böses in Gutes verwandeln kann

Das trägt zur Bestimmung des praktischen Urteils bei, ohne jemals der entscheidende Faktor zu sein. Was ist der entscheidende Faktor? Die "Unterscheidung" der Umstände durch den Beichtvater, der wie ein Magier Gutes zum Bösen und Böses zum Guten verwandeln kann.

"Der Situationsethik" sagte Pius XII, stellen wir 3 Überlegungen oder Maximen entgegen.
Die erste ist- daß wir zugeben, daß Gott immer und ganz die richtige Absicht will, aber dass genügt nicht. Er will auch die guten Werke. 
Die zweite ist, daß es nict zulässig ist, etwas Böses zu tun, damit etwas gut wird (Röm 3,8) 
Die dritte ist, daß es Umstände geben kann, in denen der Mensch, insbesondere der Christ, sich daran erinnern muß, daß man alles opfern muß, auch das eigene Leben, um die Seele zu retten. 
Alle Märtyrer- sehr zahlreich auch in unserer Zeit. erinnern uns daran. Aber die Mutter der Maccabäer und ihre Söhne, Santa Perpetua und Felicitas -ohne Rücksicht auf ihre Kinder, Maria Goretti und tausend andere Männer und Frauen, die von der Kirche verehrt werden, hätten also entgegen den Umständen unnütz oder sogar irrtümlich einem blutigen Tod ins Gesicht gesehen?
Sicher nicht; und sie bleiben mit ihrem Blut die sprechendsten Beispiele für die Wahrheit gegen die neue Moral." (Rede vom 18, April 1952, AAS, 44 1952, S. 417-418)

Wenn jedoch- worauf mich ein Freund hinwies- die Buttigliones Lehre über die Zurechenbarkeit der Schuld gültig wäre, würde das konsequenterweise nicht dazu führen, daß auch Abtreibung eine schwere Sünde werden kann, die aber angesichts der Schwere der psychologisch-ökonomischen Situation, die durch die Schwangerschaft entsteht und daraus, einem Kind das Leben zu schenken, nicht der Frau, die abtreibt, zugerechnet wird. Das selbe könnte man auch über die Euthanasie sagen und noch mehr über Sodomie, die zwar eine Sünde ist, die nach Rache schreit, aber dem "Sodomiten" nicht zugerechnet werden kann, weil er das nicht durch seine Wahl ist, sondern von Natur aus.

Die intellektuelle Bemühung Rocco Buttigliones ist steril, auch weil trotz der Worte die Tatsachen bleiben. Und die Tatsachen sind, daß im Beichtstuhl eine zunehmende Zahl von Priestern auf der Basis von Amoris Laetitia dem Beichtenden zusichern, daß die göttliche Barmherzigkeit seine irreguläre Situation abdeckt und ihn einlädt sich in aller Ruhe der Eucharistie zu nähern.

Wir fragen Prof. Buttiglione außerdem: hat die Zahl der sakrilegischen Kommunionen und er ungügltigen Beichten nach Amoris Laetitia zu-oder abgenommen? 
Hat sich die Wahrnehmung der Unauflöslichkeit der Ehe verstärkt oder hat sie abgenommen? 
Die Antwort ist klar. 
Die neue "pastorale Strategie" zerstört die Ehe und die Sakramente, löst das Naturrecht auf und öffnet den Weg für neue Irrtümer und Häresien auf der Ebene der Lehre und der Praxis. Das kann keine Sophistik bestreiten.
R.de Mattei

Quelle: Stilum Curiae, R.de Mattei

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