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Sonntag, 11. März 2018

Kinder-Euthanasie. Sandro Magister: Wer kämpft für Alfie Evans?

Auch Sandro Magister beschäftigt sich bei Settimo Cielo mit der causa Alfie Evans und den Reaktionen darauf. Er hat in der Kirchenhierarchie einen- einzigen- Kardinal gefunden, eine- einzige- Stimme, die sich zugunsten des kleinen Patienten erhoben hat, nicht einmal aus Protest gegen die Instrumentalisierung päpstlicher Worte in der Urteilsbegründung durch den Richter.
Hier geht´s um Original: klicken

"EIN KARDINAL FÜR ALFIES LEBEN. UND DER PAPST?  NICHTS GEHÖRT."

"Nach dem Fall des kleinen Charlie Gard jetzt der von Alfie Evans, 22 Monate alt, befallen von einer äußerst seltenen, unheilbaren Krankheit, zu dessen gezielter Tötung durch Abbruch von Beatmung und Ernährung, ein Urteil des Obersten Londoner Gerichtshofes vom 22. Februar ermächtigt hat.

Wie bei Charlie widersetzen sich auch Alfies Eltern, Tom und Kate Evans, Katholiken, der Ausführung dieses Urteils, Zu ihrer Unterstützung hat sich eine Flutwelle von Gebeten und Appellen aufgebaut, von denen viele auch persönlich an Papst Franziskus gerichtet sind.
Tatsächlich gibt es ein doppeltes störendes Element bei diesem Geschehen.

Das erste ist, daß der Londoner Richter Anthony Hayden in sein Urteil zu seiner Rechtfertigung eine Passage aus der Botschaft zum Ende des Lebens eingebaut hat, die der Papst am 7. November 2017 an Msgr. Vincenzo Paglia, den Präsidenten der Päpstlichen Akademie für das Leben geschickt hat.

Das zweite ist, daß weder von Franziskus noch von einer anderen hohen Vatican-Autorität auch nur das kleinste Wort gegen die Instrumentalisierung dieser Botschaft des Papstes zur Rechtfertigung des Todesurteils gegen den Kleinen geäußert worden ist.
Nicht nur. Am 9. März von "Tempi" interviewt und in die Enge getrieben, hat Msgr. Paglia dem Londoner Richter in Allem Recht gegeben-auch im Gebrauch, den er von den Worten von Papst Franziskus gemacht hat:

"Alfie Evans. Für Msgr. Paglia handelt es sich darum, "eine Situation von therapeutischem Übereifer zu beenden" (hier geht´s zum Originalinterview klicken)




Und als ob das noch nicht genügte, hat Paglia in dem Interview auch das Gesetz zum Ende des Lebens, das vor kurzem in Italien verabschiedet wurde, gerechtfertig, entgegen der sehr schwerwiegenden Beurteilung des Präsidenten der Italienischen Bischofskonferenz  Gualtieri Bassetti- indem er sich auf zwei ihm sehr nahe stehende Autoritäten beruft, die es positiv bewertet haben: den Verwaltungsrat der Union Katholischer Italienischer Juristen mit ihrem Präsidenten, Professor Francesco D`Agostino  und die bioethische Studienguppe der Mailänder Jesuitenzeitschrift "D ´Aggiornamenti Sociali", ins Leben gerufen von Pater Carlo Casalone, dem italienischen Provinzial der Gesellschaft Jesu und von Maurizio Chiodi, dem Moraltheologen, der für seine den Gebrauch von Kontrazeptiva favorisierende "Neulesung" von Humanae Vitae bekannt geworden ist.

Auf der entgegengesetzten Seite dagegen- gibt es - am Rand- nur eine einzige Stimme- die sich jetzt aus den höheren Ebenen der Römischen Kirche gegen das Urteil von London und seine Instrumentalisierung der Worte des Papstes erhoben hat.

Das ist die Stimme des 90-jährigen Kardinals Elio Sgreccia, Bioethiker von internationaler Berühmtheit, von 2005 - 2008 Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben und heute ihr einziges Ehrenmitglied, sicher nicht auf der Linie des neuen Kurses der Akademie, seit Papst Franziskus sie in die Hände von Msgr. Paglia gelegt und ihre Mitglieder ausgetauscht hat.

Am 8. März hat Kardinal Sgreccia auf seinem blog "Il dono della vita" einen Kommentar zum Schicksal des kleinen Alfie veröffentlicht, den Don Roberto Colombo, Professor für Biochemie an der medizinischen Fakultät der Universität Rom und Chirurg an der Katholischen Universität geschrieben hat.

"Das Kind Alfie Evans und die authentische Palliativpflege" 

Der Kommentar von Don Colombo ist antithetisch zu dem von Paglia und verurteilt die Unrichtigkeit bei der Benutzung der Worte von Papst Franziskus durch den Londoner Richter zur Unterstützung seines Urteils. 
Und der Kardinal räumt Professor Colombo nicht nur Platz ein, sondern überschreibt den Text mit einem eigenen Kommentar: "ich veröffentliche und unterschreibe mit "+ Elio Card. Sgreccia".

Hier folgt  jetzt der letzte der vier Punkte des Kommentars: 

"[…] 4. Die Tatsache überrascht, daß im Urteil des Londoner Gerichtes zur Unterstützung der Begründung dieses Urteils ausführlich ein großer Teil der Botschaft von Papst Franziskus vom vergangenen 7. November zitiert wird- deren Einleitung der Richter zustimmt- der einige Ausdrücke des Papstes paraphrasiert, die er als "Ergänzung der Weisheit" lobt, "unverhältnismäßige Maßnahmen nicht anzuwenden, deren Auslassung eine übereifrige Behandlung vermeiden kann."

Worin im Falle von Alfie eine "übereifrige Behandlung" bestehen würde, wird vom Amtsrichter nicht präzisiert 
Bei näherem Hinsehen jedoch, wird in keinem der von ihm zitierten Worte des Papstes (oder in irgendeinem anderen Abschnitt der Botschaft oder einem anderen Text von Papst Franziskus oder dem des vorhergehenden Katholischen Lehramtes) diese anerkannte "Ergänzung der Weisheit" als verabscheuungswürdiger Übereifer betrachtet, dem unheilbar kranken Patienten die physiologische Unterstützung zu geben, die ihm erlaubt, zu leben.

Im Gegenteil, eine solche vitale, nicht therapeutische Unterstützung " soweit und solange es sich als zweckdienlich erweist" (Glaubenskongregation "Antwort auf Fragen der us-amerikanischen Bischofskonferenz zu künstlichen Ernährung", 2007) kann niemals rechtmäßig abgebrochen werden.
Das zu tun, würde bedeuten, den Tod des Patienten absichtlich durch Auslassung vorwegzunehmen-obwohl der im Laufe der Zeit unvermeidlich kommt- und das fällt nicht in den Bereich der Palliativpflege oder in einen anderen Bereich der Medizin."


Außerdem sind es die selben Ärzte, die Alfie untersucht haben, die auch die Berichte über die an ihm vorgenommenen diagnostischen Untersuchungen verfaßten, die zur Feststellung eines "halbvegetativen Zustandes" führten, einer klinischen Situation, auf die in einigen Aspekten -auch mit den Unterschieden eines pädiatrischen Falles-die von der Glaubenskongregation als Antwort an die us-amerikanishen Bischöfe erarbeitete Beurteilung -zutrifft, die Patienten in einem "vegetativen Zustand" betrifft.

Wenn es wahr ist, wie ein vom britischen Richter nicht zitierter Teil der Botschaft des Papstes  erinnert, daß wir "den Kranken immer pflegen müssen, ohne uns unnötigerweise gegen seinen Tod zu empören"  und der Hl. Vater uns im gleichen Paragraphen an die moralische Pflicht erinnert, ihn zu pflegen, ohne sein Leben zu verkürzen", weil der "kategorische Imperativ"- immer noch seine Worte, auch wenn das imUrteil nicht erwähnt wird,- der ist, den Kranken niemals zu verlassen, und kein menschliches Leben zu verwerfen und es zu einem vorweggenommenen Tod zu verurteilen, weil es (mit welchem Recht?) als nicht lebenswert beurteilt wird.

Wie Kardinal Elio Sgreccia im Juli des vergangenen Jahres auf der selben Seite angesichts "dieser Art tanatologischer Wut gegenüber dem kleinen Charlie" in Erinnerung rief, der sich seinem dramatischen Epilog näherte: "die Leichtigkeit, mit der man das Paradigma von der Lebensqualität übernommen hat -also jenes kulturelle Modell, das dazu neigt, nicht die Würde jeder menschlichen Existenz anzuerkennen- die völlig mit der Pathologie ihrer Krankheit oder dem mit ihr verbundenen Leiden identifiziert und verwechselt wird."


Niemals darf ein Kranker auf seine Krankheit reduziert werden, weil kein Mensch aufhört-trotz seiner Krankheit und/oder Leidenszustandes- ein unermeßliches Sinnuniversum zu sein, das zu jeder Zeit von denen Beachtung verdient, die bedingungslos ihr Gutes wollen und die sich nicht damit abfinden, ihr Dasein als ein Dasein zweiter Wahl zu betrachen, nur weil sie sich in Not und Elend und im Leiden befinden. Ein Dasein, dem man einen Gefallen erwiese, wenn man es endgültig beendet."

Wenn ein Urteil darauf abzielt, einen weiteren Schritt auf die "Wegwerfkultur und die Kultur des Todes" hin zu machen, sollte man dabei nicht die Worte des Papstes instrumentalisieren, deren Bedeutung  im Text selber und im Kontext des Lehramtes der Kirche sich in entgegengesetzte Richtung bewegt, nämlich der Kultur der Akzeptanz und des Lebens" für jedes menschliche Leben, das seinen Ursprung in Gott und nur von Gott hat, dazu gemacht, das Ende seiner irdischen Existenz zu erreichen."

Quelle:Settimo Cielo, S. Magister

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