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Dienstag, 13. März 2018

Socci: "Glaubt die Hierarchie noch oder hat sie den Katholischen Glauben verloren? "

Nach Wochen des Schweigens zu kirchlichen Themen ist Antonio Socci zurück. Er kommentiert bei "LoStraniero" zwei Totenmessen in Italien, die vor kurzem nicht nur seine Aufmerksamkeit erregt haben. An ihnen demonstriert er den Verfall des Glaubens in der gegenwärtigen Kirche- wie er eben nicht nur für Italien exemplarisch ist.
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"HABEN  DIE HIERARCHIEN IN DER KIRCHE NOCH DEN KATHOLISCHEN GLAUBEN? HABEN SIE IHN VERLOREN ODER SCHÄMEN SIE SICH UND VERSTECKEN IHN, UM DEN BEIFALL DER WELT  ZU BEKOMMEN?"

Die Worte die Don Livio Fabiani bei der Totenmesse für die beiden von ihrem Vater getöteten Kinder in der Kirche gesprochen hat, haben einige kleine Einwände hervorgerufen.
Aber vielleicht sollte- für Katholiken- eher die Predigt von Kardinal Giuseppe Bertori, Erzbischof von Florenz, bei der Totenmesse für den vorigen Sonntag verstorbenen Davide Astori, den Florentiner Mannschaftskapitän, für Verblüffung sorgen.

Diese beiden Tragödien haben uns wieder mit einem unvorhersehbaren Tod, dem Einbruch des Bösen und des Schmerzes bei den Unschuldigen konfrontiert.
Wir sind alle sprachlos.  "Wüste und Leere" wiederholte Worte von Thomas S.Eliot in einem seiner Gedichte, die unsere Herzen in solchen Situationen beschreiben.
Aber es gibt -und gab immer- für die Christen eine Stimme. die das Geheimnis aller Dinge kennt, die Freundschaft bis zu "Schwester Tod" bewahren kann und die seit Jahrhunderten die Aufgabe hat, den Weg der Menschen zu beleuchten: die Kirche.

Immer noch Eliot erinnert daran, daß sie seit Jahrhunderten als diejenige betrachtet wird, die "Antworten auf alle unsere Zweifel gibt. Diejenige, die wacht. Diejenige, die sieht, was passieren wird...die Zeugin....die von Gott Besuchte, in die die Wahrheit eingeboren ist."
Und der Dichter wiederholt: "Sie erinnert den Menschen an das Leben und an den Tod"  und an alles, was sie gern vergessen würden. Sie ist sanft, wo sie hart wären und hart, wo sie milde wären.
Sie erinnert sie an das Böse und die Sünde und andere unerfreuliche Dinge."


CHRISTLICHE WORTE
Deshalb hat der Pfarrer von Latina während der schmerzvollen Messe für die beiden Kinder dazu eingeladen, auch für den Vater zu beten, jenen Vater, der nach dem Mord an den Töchtern und der Verletzung seiner Ehefrau Selbstmord begangen hat.
Nach dem Corriere della Sera hat jemand in den Kirchenbänken den Worten des Pfarrers widersprochen und hat nach einem Augenblick des Schweigens und der Bewegung hinzugefügt: "Entschuldigung, aber die Familie hat verziehen".
Der Pfarrer hat in seiner Predigt daran erinnert, daß "Alessia, die von mir getauft wurde, die bei mir die Erstkommunion bekam, am kommenden 6. Mai das Sakrament der Firmung hätte empfangen sollen und Martina hätte im September ihren Weg der Pfarr-Katechese begonnen."

Dann unterstrich er, daß "wir Alessia und Martina hierher gebracht haben, nicht in ein Stadion oder in eine Halle. Wir haben sie hierher gebracht- in die Kirche, in der sie ihre ersten Schritte im Christentum gemacht haben" weil "wir hier Antworten finden, im Glauben an Jesus."

Einfache christliche Worte, aber schwindelerregend. Wir sollten den Groll löschen, der auch anderswo zu sehen war.
ANSA informiert, daß die Leiche von Luigi Capasso (dem Vater) mit Rufen und Beleidigungen empfangen wurde. Aber "er wurde auf dem Friedhof von Neapel von Poggioreale eingesegnet."

Auch wenn bei den Menschen der Zorn überwiegt, darf die Kirche es nie an ihrem frommen Gebet für niemandem fehlen lassen- nach dem Beispiel Jesu, der am Kreuz, an das er genagelt wurde, für seine Schlächter betete: "Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun,"
Die Kirche ist der Ort, in den man geht, um das Gebet zu suchen, dessen wir alle bedürfen und wo wir Trost finden, sei es im Schmerz oder angesichts des Todes.

Die Kirche ist diejenige, die wie eine liebende Mutter- ihrem Kind auch unbequeme Wahrheiten sagt, die es nicht hören will. Um mit der Notwendigkeit des Gebetes für alle zu beginnen. Weil eine Mutter nicht den Beifall der Menschen sucht, sondern nur das Wohl ihrer Kinder will.

VERLUST
Deshalb verblüfft uns die Predigt, die der Erzbischof von Florenz, Kardinal Betori, bei der Totenmesse von Davide Astori gehalten hat.
Tatsächlich findet man in dem ganzen Text keinen einzigen Hinweis auf das Gebet: weder für die Seele des jungen Fußballers, für seine ewige Rettung, noch für seine Familienangehörigen, die einen so großen Schmerz erleben.

Das ist überraschend, weil ein Mann der Kirche deutlich machen müßte, daß das Band zu den geliebten Menschen nicht mit dem Tod endet, sondern daß wir einander weiterhin mit Gebeten helfen müssen, um uns zu retten und zum Glück zu gelangen.

Das Gebet für den Toten läßt auch verstehen, daß der Tod nur das vorübergehende Verlassen des Sichtbaren, aber das "Leben wird nicht genommen, wohl aber verwandelt". Weil die Christen rufen können "Tod, wo ist dein Sieg?"
Das Gebet für geliebte Menschen, die schon von Gott gerufen wurden ist eine große Geste der Liebe und erinnert uns daran, daß wir eine unsterbliche Seele haben. Wie Chiara Corbellla sagte: "Wir sind geboren und sterben nicht mehr."

Das sind die ewigen Worte der Kirhe, die Tausende von Menschen in Florenz zu hören wünschten Die Tragödie von Davide Astori hat alle frieren lassen, weil der unerwartete Tod eines 30- Jährigen ein Schlag ins Gesicht ist und dir die schreckliche Zerbrechlichkeit des Lebens vor Augen stellt.
Auch wenn man in voller Blüte der Jugend ist.
Das bringt dich an den Rand des Abgrunds, des Mysteriums des Lebens. Außerdem genau in diesem Augenblick, in dem der Blick zu diesem Ort geht, der "Worte des ewigen Lebens" verspricht,
Und tatsächlich war die Kirche Santa Croce in Florenz überfüllt- ebenso wie der Platz davor.
Aber Kardinal Betori hat den Schmerz aller dieser Personen nicht angenommen und sie zum Gebet eingeladen, sie den Glauben gelehrt und so ihre Herzen für die christliche Hoffnung geöffnet.

So hat er sich auch für unfähig erklärt, irgendeinen Trost zu geben. Hier seine überraschender Anfang:  "Bei vielen Dingen im Leben entgeht uns der Sinn, bleibt das warum im Dunkeln. 
Vor allem anderen der Tod. Für den Tod können wir keine Erklärungen anbieten, die dazu dienen könnten, zu trösten. Wir bleiben mit unserem Schmerz allein- besonders wenn der Tod uns eine Person nimmt, die wir lieben, einen Freund. Das ist uns in diesen Tagen mit Davide Astori passiert. Fragen Sie mich nicht nach einem Sinn, um das zu verstehen, nach Gründen, getröstet zu werden. Ich kann nur mit euch weinen.  Und euch einige Motive zum Nachdenken geben."

Sicher, dann hat er im Verlauf der Predigt einige Zitate des Evangeliums eingebaut, immer in einer horizontalen, sozialen (helfen wir den anderen) Dimension und ohne wirklich diese bleierne und schreckliche Anfangsprämisse abzuändern.
Aber eine Kirche, die verkündet, daß "wir für den Tod keine Erklärung anbieten können, die als Trost dienen könnte" und dann hinzufügt "fragt mich nicht nach Gründen, das zu verstehen, nach Argumenten zur Rechtfertigung, Motiven getröstet zu werden. Ich kann nur mit euch weinen" wozu- sagte ich- dient eine solche Kirche? 
Sie ist völlig nutzlos. Und desolat wie ein verlassenes Postamt. Eine verzweifelte Kirche kann uns verzweifelten Geschöpfen nicht mehr helfen. Und das Salz, das schal geworden ist- wie Jesus im Evangelium sagt- dient zu nichts mehr und soll verworfen und zertreten werden.

Man kann nicht umhin zu denken, daß es sich nur um einen Kardinal handelt, weil Betori nur die Dinge wiederholt, die Bergoglio mehrmals angesichts von Schmerz, des Bösen und des Todes gesagt hat.

Die gegenwärtige Kirche hat am Ende heute ein riesiges Problem, das Inhalt dieser Frage ist: glaubt ihre Hierarchie noch? 
Hier ist das ganze Drama- wie Kardinal Sarah vor kurzem sagte.
"Ohne einen sicheren und leuchtenden Glauben (und die Hoffnung auf das Ewige Leben) gibt es für uns nur einen irdischen Horizont, wo man den Beifall der Welt suchen muß"- Wie es auch Betori getan hat, als er vor den Florentinern und seinen Fans eine lange Lobrede auf den Fußballer hielt.

Um der Wahrheit willen hat die Kirche in der Vergangenheit vorgeschrieben, daß bei Beerdigungen keine Lobeshymne auf die Person des Verstorbenen gepredigt wird sondern an die Lehre Christi über das Leben, das Gericht, die Auferstehung und das Ewige Leben gesprochen werden soll.
Betori hat eine Rede gehalten, die mehr zum Herzen der Stadt sprach als zum christlichen Gewissen der Menschen. Und er schweifte auch zum Fußball ab.
Heute scheint die Kirche einen katastrophalen spirituellen Zusammenbruch zu erleiden, weil ihre Hierarchien den Anspruch erheben, die Herde der Gläubigen auf eben diesen ihren Weg zu führen.
Vielleicht  sagt jemand, daß diese - wenn auch enorme-Sache nur die Gläubigen angeht.
Aber daß es keinen Ort mehr gibt, wo eine Hoffnung auf das Ewige Leben wiederklingt, ist eine beängstigende Verarmung für alle. Sie haben das Licht gelöscht und jetzt ist es für alle dunkel."

Quelle: LoStraniero, A. Socci

  
  

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