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Freitag, 6. Juli 2018

50 Jahre Humanae Vitae und die Antifamilien-Revolution im Westen

Roberto di Mattei in "Corrispondenza Romana"
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"LESEN WIR HUMANAE VITAE NOCH EINMAL IM LICHT VON CASTI CONNUBI"

"In den letzten Jahrzehnten hat der Westen eine in der Geschichte präzedenzlose antifamiliäre Revolution erlebt. Einer der Eckpfeiler dieses Prozesses der Desintegration der Institution Familie ist die Trennung der beiden primären Ziele der Ehe- der Procreation und der Vereinigung.

Das Ziel der Procreation -getrennt von der ehelichen Vereinigung, hat zur in-vitro-Fertilisierung und der Leihmutterschaft geführt. Das Ziel der Vereinigung - emanzipiert von der Procreation- aht zur Apotheose der freien Liebe geführt, hetero-und homosexuell. Eines der Resultate dieser Abirrungn ist der Rückgriff der homosexuellen Paare auf Leihmütter, um eine groteske Karikatur der natürlichen Familie zu realisieren.

Die Enzyklika "Humanae Vitae" von Paul VI, deren Erscheinungstag sich am 25. Juli 2018 zum fünfzigsten mal jährt, hat das Verdienst, die Untrennbarkeit der beiden Bedeutungen der Ehe zu bestätigen und mit Klarheit die künstliche Empfängnisverhütung zu verurteilen, die in den 60-er Jahren durch die Kommerzialisierung der Pille des Doktor Pinkus möglich wurde.

Aber auch Humanae Vitae kommt eine Verantwortung zu: nicht mit ausreichender Klarheit die Hierarchie der Ziele- also den Primat der Procreation vor der Vereinigung bekräftigt zu haben.
Zwei Prinzipien oder Werte sind auf einer Gleichheitssebene nie auf der selben Stufe. Eines ist immer dem anderen untergeordnet.

So ist es auch mit der Beziehung zwischen Glaube und Vernunft, zwischen Gnade und Natur, zwischen Kirche und Staat usw. Es handelt sich um untrennbare aber unterschiedliche und hierarchisch geordnete Realitäten.  Wenn die Ordnung dieser Beziehung nicht definiert wird, folgen daraus Spannungen und Konflikte, bis zu einer Umkehr der Prinzipien.
Unter diesem Aspekt hat der Prozess der internen moralischen Desintegration der Kirche ihre Gründe u.a. auch im Fehlen einer klaren Definition der primären Ziele der Ehe seitens der Enzyklika Pauls VI.



Die Lehre der Kirche zur Ehe wurde von Papst Pius XI in seiner Enzyklika "Casti Connubi" vom 31. Dezember 1930 als definitiv und bindend bestätigt.  In diesem Dokument erinnert der Papst die gesamte Kirche und die ganze Menschheit an die fundamentale Wahrheit über die Natur der Ehe, eine Institution nicht der Menschen sondern Gottes selbst und an die Wohltaten und Vorteile, die daraus für die Gesellschaft erwachsen.

Das erste Ziel ist die Procreation: was nicht nur bedeutet, Kinder in die Welt zu setzen, sondern sie zu erziehen, intellektuell, moralisch und vor allem spirituell, sie auf den Weg zu ihrem ewigen Schicksal zu bringen, das der Himmel ist. Das zweite Ziel ist die gegenseitige Hilfe der Eheleute, die nicht nur eine materielle Hilfe ist, weder ein rein sexuelles oder sentimentales Übereinstimmen sondern vor allem anderen eine spirituelle Unterstützung und Vereinigung.

Die Enzyklika enthält eine klare und kräftige Verurteilung des Gebrauchs empfängnisverhütender Mittel- die sie als "üble und in sich unredliche Handlung" definiert.
Deshalb:
"Jede Verwendung in der Ehe, die durch menschliche Bosheit ihrer natürlichen Fortpflanzungsfähigkeit beraubt wird, widerspricht dem Gebot Gottes und der Natur und jene, die es es wagen, solche Taten zu begehen, machen sich schwer schuldig."

Pius XII hat in vielen Reden die Lehre seines Vorgängers bestätigt. Das ursprüngliche Schema des II Vaticanischen Konzils zu Familie und Ehe, das von Johannes XXIII im Juli 1962 approbiert wurde, aber zu Beginn der Arbeiten von den Konzilsvätern abgelehnt wurde, erinnert an die Lehre, in der die Theorien, die die gerechte Ordnung der Werte umkehrt und das primäre Ziel der Ehe angesichts der biologischen und persönlichen Werte der Eheleute an die zweite Stelle setzt und das in dieser objektiven Ordnung die eheliche Liebe ans primäres Ziel anzeigen." (Nr. 14)

Das Ziel der Procreation -objektiv und in der Natur verwurzel, ändert sich nie. Das vereinigende Ziel -subjektiv begründet auf dem Willen der Eheleute- kann verschwinden. Der Primat des Ziels der Procreation rettet die Ehe, der Primat des Zieles der Vereinigung stellt ein großes Risiko für sie dar.

Man darf nicht vergessen, daß die Ehe nicht nur zwei Ziele hat, sondern drei, weil es noch- untergeordnet- das Heilmittel gegen die Begierde gibt. Über dieses dritte Ziel der Ehe spricht keiner, weil die Bedeutung des Begriffs Begierde verloren gegangen ist, der auf lutherische Art mit Sünde verwechselt wird.

Die in allen Menschen -außer bei der  allerseligsten Jungfrau, die gegen die Ursünde immun ist, gegenwärtige Begierde erinnert uns daran, daß das Leben ein fortdauernder Kampf ist, weil- wie der Hl. Johannes sagt: "In der Welt gibt es nur die Begierde des Fleisches, Lust der Augen, Stoz des Lebens" (1 Joh. 2,16)

Die Glorifizierung der sexuellen Instinkte durch die herrschende Kultur- ihr von Marx und Freud eingeimpft- ist nichts anderes als die Verherrlichung der Begierde und als deren Folge der Ursünde.

Diese Umkehr der ehelichen Ziele, die unweigerlich zu einer Explosion der Begierde in der Gesellschaft führt, blüht in Papst Franziskus´ Exhortation vom 8. April 2016  "Amoris Laetitia" wieder auf, in deren Nr. 36 wir lesen: "

"Insbesondere haben wir die Ehe oft so dargestellt, daß ihr vereinigendes Ziel, die Einladung in der Liebe zu wachsen und das Ideal der gegenseitigen Hilfe im Schatten der Betonung des fast ausschließlichen Zieles der Fortpflanzungspflicht geblieben sind." 

Diese Worte wiederholen fast wörtlich jene, die Kardinal Leo-Joseph Suenens am 29. Oktober 1964 in einer Rede formuliert hat, die für Paul VI ein Skandal war. "Es kann sein"- sagte der Kardinal Erzbischof von Brüssel- "daß wir die Worte der Schrift "Seid furchtbar und mehret euch" so sehr betont haben- bis zu dem Punkt, das andere göttliche Wort im Schatten zu lassen: "die beiden sollen ein einziges Fleisch sein" (...) Es wird an der Kommission sein, uns zu sagen, ob wir das erste Ziel -die Procreation- nicht zu sehr betont haben, zum Schaden eines ebenso zwingenden Zwecks, der das Wachstum der ehelichen Einheit ist."

Kardinal Suenens unterstellt, daß das primäre Ziel der Ehe nicht "seid fruchtbar und mehret euch" isr, sondern jenes "die beiden sollen ein Fleisch sein".

Wir gehen von einer theologischen und philosophischen Definition der Ehe zu einer psychologischen Beschreibung über, die nicht als ein in der Natur verwurzeltes Band dargestellt wird,  das der Vermehrung der Menschheit gewidmet ist, sondern als eine intime Gemeinschaft  mit dem Ziel der gegeneitigen Liebe der Eheleute.

Aber ist die Ehe einmal auf eine Vereinigung der Liebe reduziert, wird die Geburtenkontrolle-natürlich oder künstlich- als ein Gut angesehen, zu dem- unter dem Begriff "verantwortungsvolle Elternschaft" zu ermutigen, es verdient, in sofern es dazu beiträgt, das primäre Ziel der ehelichen Vereinigung zu stärken. Unausweichliche Konsequenz ist, daß im Augenblick, in dem die eheliche Einigkeit zu schwinden beginnt, sich die Ehe auflösen müßte.

Mit der Umkehr der Ziele geht auch die Umkehr der Rollen im Inneren des ehelichen Bundes einher,
das psychisch-physische Wohlbefinden der Ehefrau ersetzt ihre Mission als Mutter. Die Geburt eines Kindes wird als ein Element betrachtet, das die intime Liebesbeziehung des Paares stören kann. Das Kind kann als ein ungerechter Angreifer des familiären Gleichgewichts betrachtet werden, gegen den man sich durch Empfängnisverhütung wehren muß - in extremen Fällen durch Abgtreibung.

Die Interpretation, die wir den Worten von Kardinal Suenens gegeben haben, ist kein Zwang. In Übereinstimmung mit dieser Rede führte der Kardinal-Primas von Belgien 1968 die Revolte des belgischen Episkopats und der belgischen Theologen gegen Humanae Vitae an.
Die Erklärung des belgischen Episkopates vom 30. August 1968 gegen die Enzyklika von Paul VI war- gemeinsam mit der des deutschen Epsikopates - eine der ersten Ausarbeitungen einer Bischofskonferenz und dient als Modell für Proteste anderer Episkopate.

Den Erben jenes Streites, die uns vorschlagen, Humanae Vitae im Licht von Amoris Laetitia neu zu interpretieren, antworten wir also entschlossen, daß wir die Enzyklika von Paul VI weiterhin im Licht von Casti Connubi und des immerwährenden Lehramtes der Kirche lesen werden."

Quelle: R.d. Mattei, Corrispondenza Romana

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