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Samstag, 7. Juli 2018

Sandro Magister zum Gebetstreffen in Bari

Sandro Magister kommentiert bei Settimo Cielo das heutige Friedensgebetstreffen in Bari, zu dem Papst Franziskus Katholiken, Orthodoxe und Protestanten eingeladen hat.
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"BETEN WIR" FÜR DEN FRIEDEN IM MITTLEREN OSTEN. ABER WEGEN DER UKRAINE GIBT ES KRIEG ZWISCHEN DEN ORTHODOXEN."

"Papst Franziskus hat zum heutigen Samstag, 7.Juli, die Führer der Kirchen des Mittleren Ostens, Katholiken, Orthodoxe  und Protestanten zu einem Tag des gemeinsamen Gebets für den Frieden in dieser Region nach Bari eingeladen.

Aber es gibt einen anderen Ost-Konflikt, der dieses Treffen überschattet, Das ist der Konflikt in dessen Epizentrum die Ukraine steht und der die Orthodoxe Welt auf dramatische Weise spaltet, auf der einen Seite der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomäus und auf der anderen der Patriarch von Moskau und ganz Rußland, Kyrill.

Bartholomäus wird in Bari dabei sein. Kyrill jedoch nicht, der von seinem Repräsentanten für auswärtige Beziehungen, dem Metropoliten Hilarion von Volokolamsk vertreten wird. Der hat vor wenigen Tagen zum zigsten mal mit extremer Härte den Gedanken, eine autonome Orthodoxe Kirche in der Ukraine zu gründen zurückgewiessen und ging soweit, zu sagen, es würde "Blut fließen" wenn die anerkaunt und so der Jurisdiktion des Patriarchen von Moskau entzogen werden würde
Und von wem legitimiert?
Speziell vom Patriarchen von Konstantinopel, der dazu die Möglichkeit hätte- weil er traditionell der "primus inter pares" unter allen Führern der Orthodoxie ist.

Settimo Cielo hat bereits vor einem Monat -kurz nach dem Besuch des Metropoliten Hilarion im Vatican- die essentiellen Fakten des Streits präsentiert, die-auch wenn sie primär interne Angelegenheiten der Orthodoxie sind- auch die Katholische Kirche betreffen, besonders nachdem Papst Franziskus sich stark für die Unterstützung der Russisch-Orthodoxen Kicche engagiert hat.

Bei Orthodoxen und Katholiken in der Ukraine stellt sich Franziskus auf die Seite Moskaus




Zur Zeit gibt es in der Ukraine drei Orthodoxe Gemeinden. Die einzige, die mit ihrem Metropoliten Onufry von der gesamten Orthodoxie anerkannt wird, untersteht dem Moskauer Patriarchat .
Aber es gibt noch ein eigenständiges Patriarchat, das von einem früheren hohen Mitglied der Hierarchie der russischen Kirche, Filarete, gegründet und geleitet wurde.
Und schließlich gibt es noch eine weitere selbstproklamierte Orthodoxe Ukrainische Kirche -mit dem Metropoliten Metodio.

In letzter Zeit wächst in der Ukraine der Druck stark, diese drei Zweige zu einer einzigen, autokephalen Kirche zusammenzufügen, die nicht unter den Flügeln Moskaus sondern des Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomäus, stehen soll.
Auf politischem Gebiet ist die Regierung in Kiew auch sehr bemüht, diese neue autonome Orthodoxe Kirche zu unterstützen. Und die ukrainische griechisch-katholische Kirche mit 4 Millionen Gläubigen,  deren Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk vor 2 Tagen von Papst Franziskus in Audienz empfangen wurde.

Aber die eine wie die andere äußere Unterstützung lassen die Feindseligkeit des Moskauer Patriarchats gegen den gesamten Vorgang nur anwachsen. Der russisch-ukrainische Krieg ist bekannt. Was die griechischen Katholiken angeht, geht Hilarion so weit, sie zu beschuldigen, die neu geschaffene Kirche schlucken und sie von einer orthodoxen in eine katholische umwandeln zu wollen und die dann dem Kommando des Papstes in Rom zu unterstellen.

Und Franziskus hat dieser Angst des mächtigen russischen Metropoliten praktisch Recht gegeben, als er ihn am vergangenen 30. Mai im Vatican empfing, nach dem scharfen Verweis, den der Papst damals an die ukrainischen Katholiken gerichtet hatte, "die sich in die inneren Angelegenheiten der russisch-orthodoxen Kirche einmischten."

Bartholomäus und Hilarion kämpfen beide Stück um Stück, um die Orthodoxe Welt, um die Positionen der verschiedenen Kirchen kennen zu lernen und sie auf ihre Seite zu bringen. Am 7. Juli werden sich beide in Bari begegnen und zwei Tage später wird der Patriarch von Konstantinopel in Moskau sein, wo es zu einer persönlichen Begegnung mit Kyrill kommen könnte.

Bis jetzt hat Bartholomäus seine Karten noch nicht aufgedeckt, auch wenn sein Wille und der seiner engsten Mitarbeiter offensichtlich ist, unter der Leitung des Metropoliten Joannis von Pergamon, einem der größten lebenden Theologen, eine autonome und vereinte ukrainisch-orthodoxe Kirche entstehen zu sehen.

Der Patriarch von Moskau dagegen hat nie ein Geheimnis aus seinen Absichten gemacht. Er sagte schon und wiederholte auf äußerst bittere Weise sein Nein zu diesem Plan.
Und man kann die Gründe verstehen.
Die Ukrainische Kirche untersteht der Jurisdiktion Moskaus und sie stellt gute 40% der Gemeinden des Russisch-Orthodoxen Patriarchates dar. 12.000 bis 30.000 ungefähr.
Sie zu verlieren wäre ein Drama für Moskau. Und wenn sich dann diesen 12000 Gemeinden weiter anschließen würden, die zu den beiden anderen derzeit bestehenden ukrainischen Kirchen gehören, würde die neue vereinte, ukrainische Orthodoxe Kirche die zweitgrößte Orthodoxe Kirche der Welt werden, in der Lage mit dem Moskauer Patriarchat zu rivalisieren, das bis heute, was die Zahl der Gläubigen betrifft,  unangefochten zahlenmäßig das größte ist.

Nicht nur. Aus einer kürzlich bekannt gewordenen Umfrage ergibt sich, daß die Schaffung einer autonomen, vereinten Orthodoxen Kirche sich der Zustimmung von 31,3 % der Bevölkerung erfreut, während die Gegner nur 19,8% ausmachen, die Unentschiedenen 34,7% und die, die nicht geantwortet haben 14,2%. Natürlich mit regionalen Unterschieden, mit dem Maximum an Zustimmung von 58% im Westen und den meisten Widersprüchen mit 28,3% im Osten.

Selbst unter den 85 Bischöfen der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche, die dem Moskauer Patriarchat unterstehen, breitet sich die Versuchung, sich selbständig zu machen aus. Ihre offizielle Stellungnahme- die am vergangenen  25. Juni einstimmig angenommen wurde- besagt, daß eine Autokephalie nicht zu ihren Zielen gehört. Aber unmittelbar danach hat Bischof Victor- bei seinem offiziellen Besuch bei der Orthodoxen Kirche Griechenlands in Athen darauf hingewiesen, daß "die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche nicht kategorisch gegen die Idee der Autokephalie ist."

Eine Autokephalie, die dann die Originalgestalt der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche wäre, nach dem historischen Wiederaufbau durch den Metropoliten Ioannis von Pergamon, theologischer "Geist" von Bartholomäus, nach dessen Meinung der Übergang der Metropolie von Kiew aus der Jurisdiktion Konstantinopels in die von Moskau im Jahre 1685 nur eine vorläufige und reversible Maßnahme gewesen sei,

Unnötig hinzuzufügen, daß das Moskauer Patriarchat auch auf die Wiederaufnahme dieser Thesen mit Wut reagiert und sie als falsch zurückgewiesen hat.

Außer für den Frieden im Mittleren Osten sollte in Bari vielleicht auch jemand - leiser- für mehr Frieden in der Orthodoxie beten.

Quelle: S. Magister, Settimo Cielo

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