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Mittwoch, 8. August 2018

De Mattei zur Zulässigkeit der Todesstrafe aus Sicht der Kirchentradtion und -Geschichte.

Roberto de Mattei äußert sich bei Corrispondenza Romana zur Änderung des CCC bzgl. der Todesstrafe und beurteilt sie als weiteren, schweren Irtum, der einer schnellen Korrektur bedarf.
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"ROBERTO DE MATTEI: IST DIE TODESSTRAFE IN SICH SCHLECHT?"

"Der bekannte Kirchenhistoriker, Autor und Präsident des Lepanto-Institutes in Rom, Professor de Mattei hat sich gestern in die Diskussion von LifeSiteNews eingeschaltet.

Die Rechtmäßigkeit der Todesstrafe ist eine Wahrheit "de fide tenenda" die vom universalen Lehramt der Kirche auf konstante und unwiderrufliche Weise definiert worden ist. Wer immer behauptet, daß die Todesstrafe in sich selbst schlecht sei, verfällt in Häresie.

Die Lehre der Kirche wurde in einem am 18. Dezember 1208 datierten Brief ausgedrückt, in dem Innozenz III die Position der Waldenser mit diesen Worten verdammt- die von Denzinger wiedergegeben wurden: 

De potestate saeculari asserimus, quod sine peccato mortali potest iudicium sanguinis exercere, dummodo ad inferendam vindictam non odio, sed iudicio, non incaute, sed consulte procedat” (Enchiridion symbolorum,definitionum et declaratium de rebus fidei et morum, edited by Peter Hünermann S.J., n. 795).

Das heißt: "Im Hinblick auf die weltliche Macht bestätigen wir, daß sie, ohne eine Todsünde zu begehen, ein Bluturteil vollstrecken kann, vorausgesetzt, daß sie bei der Ausführung der Strafe nicht aus Hass sondern gerecht, nicht überhastet sondern vorsichtig vorgeht." 

Die selbe Position wurde durch den Konzilskatechismus von Trient (Teil III, Nr. 328), den Großen Katechismus des Hl. Pius X (Teil III, Nr. 413) und vom neuen Katechismus der katholischen Kirche (Nr. 2267) bestätigt. Papst Franziskus hat jetzt eine Neufassung unterschrieben. die den Katechismus mit dieser neuen Formulierung verändert: 


"Die Kirche lehrt im Licht des Evangeliums, daß "die Todesstrafe unzulässig ist, weil sie ein Angriff auf die Unverletzlichkeit  und die Würde der Person ist" und die arbeitet entschlossen an ihrer weltweiten Abschaffung."



Nach Aussage des Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Luis Ladaria, folgt der neue Text der Lehre von Johannes Paul II in der Enzyklika "Evangelium Vitae" auf dem Fuße, aber da gibt es einen radikalen Unterschied. Johannes Paul II stellt in Evangelium Vitae fest, daß die Kirche in den aktuellen historischen Umständen für die Abschaffung der Todesstrafe sein sollten. Aber er betont, daß die Todesstrafe nicht per se ungerecht ist und das Gebot "Du sollst nicht töten" nur dann absoluten Wert hat."wenn es sich auf unschuldige Personen bezieht". (Nn 56-57).
Papst Franziskus dagegen betrachtet die Todesstrafe an sich als unzulässig  und leugnet so offen die vom Ordentlichen Lehramt der Kirche unfehlbar definierten Wahrheit. 

Um diese Änderung zu rechtfertigen, wird an die veränderten soziologischen Bedingungen appelliert. In der Neuschrift von Papst Franziskus wird gesagt:

"Der Rückgriff auf die Todesstrafe seitens der rechtmäßigen Autorität - nach einem fairen Prozess-wurde lange als angemessene Antwort auf die Schwere gewisser Verbrechen und als akzeptables wenn auch extremes Mittel betrachtet, das Allgemeingut zu schützen, aber es gibt ein wachsendes Bewußtsein dafür, daß die Würde der Person auch nicht durch das Begehen sehr ernster Verbrechen verloren wird. Außerdem hat sich ein neues Verständnis von Strafmaßnahmen,die vom Staat verhängt werden, entwickelt. Schließlich sind effektivere Gefangenenschafts-systeme entwickelt worden, die den nötigen Schutz der Bürger sichern, aber gleichzeitig den Schuldigen nicht endgültig der Möglichkeit der Erlösung berauben."

Jedoch ändert sich die Wahrnehmung von der "menschlichen Würde" nicht abhängig von historischen Zeiten und Umständen, ebenso wenig wie die moralische Bedeutung von Gerechtigkeit und Strafe sich nicht ändert. Pius XII erklärt, daß wenn der Staat sich der Todesstrafe bedient, er nicht behauptet Herr des menschlichen Lebens zu sein, sondern nur anerkennt, daß der Kriminelle - durch eine Art moralischen Selbstmord sich selbst das Recht auf Leben genommen hat. Nach Papst Pius XII:

"Sogar wenn es zur Hinrichtung eines zum Tode Verturteilten kommt, nimmt der Staat dem Individuum nicht das Recht, zu leben. Es ist dann der öffentlichen Autorität überlassen, dem Verurteilten das Gut des Lebens zu nehmen - als Sühne für seinen Fehler, nachdem er sich selbst dieses Rechtes auf Leben durch ein Verbrechen beraubt hat." (Rede vor den Teilnehmern des Internationalen Kongresses der Histopathologie des Nervensystems, Sonntag, 14. September 1952)

Ihrerseits haben über die Jahrhunderte Theologen und Moraltheologen, vom Hl. Thomas von Acquin bis zu Alphonsus de Liguori erklärt, wie die Todesstrafe gerechtfertigt ist - nicht nur durch die Notwendigkeit, die Gemeinschaft zu schützen sondern daß sie auch einen vergeltenden Charakter hat und so die verletzte moralische Ordnung wiederherstellt, und einen sühnenden Wert - wie mit dem Tod des Guten Schächers, der ihn mit dem höchsten Opfer unsers Herrn vereint.

Die Neuschrift von Papst Franziskus drückt den theologischen Evoltionismus aus, den der Hl. Pius X in Pascendi und Pius XII in Humani generis verdammten - und der nichts mit der homogenen, von Kardinal John Henry Newamn behandelten Entwicklung der Lehre zu tun hat. Die Bedingung für die Entwicklung eines Dogmas ist - de facto - daß die neuen theologischen Aussagen nicht der vorherigen Lehre der Kirche widersprechen,  sondern sich darauf beschränkt, sie zu erklären und zu vertiefen.

Schließlich - wie im Fall der Verurteilung der Empfängnisverhütung - handelt es sich hier jetzt nicht um theologische Meinungen, die rechtmäßig diskutiert werden können, sondern um eine moralische Wahrheit, die zum Depositum fidei gehört und deshalb akzeptiert werden muß, um katholisch zu bleiben. 

Wir hoffen, daß Theologen und die Hirten der Kirche so bald wie möglich eingreifen werden, um diesen letzten schweren Irrtum von Papst Franziskus zu korrigieren."

Quelle: Corrsipondenza Romana, R.d.Mattei

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