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Sonntag, 2. September 2018

Die Mißbrauchskultur greift die Aufklärer an....

Joseph Shaw hat für Rorate Caeli die Angriffe und Vertuschungsversuche in der causa McCarrick e.a. analysiert und kommentiert- insbesondere die allzu durchsichtigen Ablenkungsangriffe auf Erzbischof Viganò.
Hier geht´s zum Original:   klicken

"VIGANO: ANGRIFFE AUF DEN WHISTLEBLOWER -DIE DEN MISSBRAUCH BEGÜNSTIGENDE KULTUR LEBT UND ES GEHT IHR GUT IM VATICAN" 

"In der aktuellen Phase der Kirchenkrise konzentrieren wir uns mehr und mehr auf die, die den Mißbrauch möglich machen als auf die Mißbraucher selbst. Es ist Zeit über die nachzudenken, weil es den beruhigenden Eindruck beseitigt, daß wenige schlechte Äpfel aus der Priesterschaft entfernt werden und alles gut ist. Es wurde schon darauf hingewiesen, daß vielleicht 4% der Priester sexuelle Mißbraucher sind.
Das Problem sind das allgemeine Ethos und die Kultur, die es ihnen ermöglichte, ihren Mißbrauch fotzusetzen und die Oberen,  die Mißbraucher systematisch ermutigten.
Abgesehen von den 4% - es sind die 60% oder 80% oder mehr der Bischöfe und religiösen Leiter, die sexuelle Raubtiere beherbergten und ihnen neue Gelegenheiten zum Mißbrauch verschafften.
Es kann sein, daß der Großteil der mißbrauchenden Priester jetz gestorben sind oder laisiert wurden,  aber von ihren Unterstützer in der Hierarchie sich nur wenige wegen ihrer Vergehen rechtfertigen mußten, als der klerikale Mißbrauch 2002 bekannt wurde; Ethos unnd Kultur, die den Mißbrauch möglich machten, sind noch größtenteils intakt.

Welche Kultur ist das? Ich habe in früheren Beiträgen versucht über das oberflächliche Verstehen dessen, was beide  Persepktiven angeht, hinauszugehen:
erstens die klassische Darstellung wie Konformismus das individuelle Verhalten verzerren kann und wie er eine Organisationn übernehmen kann und zweitens wie die Ablehnung der Lehre der Kirche zur Sexualität die Fähigkeit der Kirche zerstört hat, angemessen auf die Mißbrauchsfälle zu antworten. In letzterem Fall möchte ich die Dinge aus einer dritten Perspektive betrachten, die mit Konformismus verbunden sind: das Muster der Ermöglichung zum Mißbrauch.





Vor 11 Monaten habe ich die "Filial Correction" verteidigt und Folgendes über einige ihrer Kritiker geschrieben:
Etwas zutiefst Verwirrendes ist an der Kritik an den Unterzeichnern der Correction- insbesonder  daran, daß Dinge angesprochen werden, die jedem informierten Katholiken schon bekannt sind- es ist die Geisteshaltung, die sich nicht auf die Wahrheit konzentriert sondern auf das Erscheinungsbild.
Das errinnert stark an die Geisteshaltung, die in Mißbrauchsfamilien am Werk ist, wo den Kindern beigebracht wird, so zu tun als ob alles in Ordnung ist- obwohl es nicht so ist: gewissse Themen sollen nicht bekannt werden, über bestimmte Themen soll nicht berichtet werden. Diese Haltung kann nicht nur direkt durch mißbrauchende Eltern erzwungen werden, sondern auch durch andere Familiemmitglieder, die das Erscheinungsbild aufrecht erhalten und die Familie zusmmenhalten wollen. Die ist nichtsdestoweniger ungesund und hat in der Tat Verbindung zu psychischen Störungen in der Kindheit.

Wir sollten jede derartige Haltung fürchten- wie gut gemeint auch immer- die in die Kirche eindringt.
Wenn es Probleme gibt, sollten wir darüber sprechen und nicht so tun, als exisitierten sie nicht.

Es st natürlich, zu fragen, ob seit Kardinal McCarrick- selbst ein sexuelles Raubtier- diejenigen, die ihn verteidigen und oftmals eine langdauernde Verbindung zu ihm haben, ebenfalls Sexualtäter waren. Das ist immerhin möglich. Aber auch wenn einige es sind, erwarte ich, daß es die meisten nicht sind. Sie stehen in Beziehung zu McCarrick wie viele Familienmitglieder in Beziehung zu einem mißbrauchenden Elternteil. Sie versuchen verzweifelt, ihn zu schützen, nicht weil sie das gutheißen, was er tut, sondern weil sie Angst vor den Konsequenzen haben, wenn alles herauskommt.
Sie haben Angst, daß die Aufdeckung des Mißbrauchers die Familie zerstört.

Diejenigen, die diese Botschaft verinnerlicht haben, können erstaunlich weit gehen, um die Person zu schützen, die ihnen das Leben zur Hölle machen und die Situation aufrecht zu erhalten, in dem dieses Verhalten weitergehen kann.

Ein weiterer Faktor- besonders wenn man von der Familie zu größeren Institutionen übergeht- kommt ins Spiel, wenn der Mißbraucher seine bevorzugten Opfer in einen Status des Co-Mißbrauchers befördern kann, oder ihnen andere Privilegien verschaffen kann, die vom Weiterbestehen des Mißbrauchssystems abhängen.

Es ist es wert, zu betonen, daß wenn ich über Mißbrauch spreche, nicht das meine, was die säkulare Presse so gern "einvernehmliche Beziehung mit Erwachsenen" nennt. Mißbrauch hört nicht auf Mißbrauch zu sein, wenn das Opfer das 18. Lebensjahr  vollendet, sondern das Verhaltensmuster, das ich beschreibe, hat wenig damit gemeinsam- sagen wir- wenn ein Seminarist eine Affäre mit einem anderen Seminaristen hat, oder mit einer Frau außerhalb des Seminars, so ernst das auch wäre. Auch mache ich mir nicht prinzipiell Sorgen über die sexuelle Orientierung:  das Verhaltensmster kann auch gezeigt werden, wenn der Mißbrauch gar nicht sexueller sondern psychologischer Art ist.l
Mein Interesse hier gilt der Beziehung zwischen dem, was man den Kernmißbrauch nennen könnte und der Unzahl ungesunder Haltungen und Verhaltensmuster, die im Umfeld dieser Mißbraucher zur Schau gestellt werden, sogar von Leuten, die nicht am Kernmißbrauch beteiligt sind.

Weil diese Haltungen und Verhaltensmuster im Kreis um den Mißbraucher selbst mißbräuchlich sind.

Stellen Sie sich eine Familie oder Institution vor, an deren Spitze ein klassischer Mißbraucher steht. Er hat sich mit Leuten umgeben. die den Mißbrauch zulassen, erlauben und erleichtern und ihn vertuschen und setzt sie auf privilergierte Positionen.
Über diesen inneren Kreis hinaus, wird es Leute geben, die nicht ganz und gar durch den Mißbrauch konditioniert wurden, z.B. weil sie neuer sind in der Szene oder jünger. Die meisten von ihnen haben mehr Kontakte zum inneren Kreis als mit dem Mißbraucher selbst.
Es ist der innere Kreis, der viel dafür tun wird, oder vielleicht alles, von der direkten Bedrohung  bis hin zur Gehirnwäsche dieser Leute des äußeren Kreises, die bei ihnen Führung suchen.
Konsequent blind gegenüber dem Mißbrauch, weigern sie sich, darüber zu sprechen, und sie werden sehr ärgerlich. wenn gewisse Themen aufgebracht werden: das sind kraftvolle Mittel -wenn sie konsequent über eine lange Zeit angewandt werden. Sie trainieren die jüngeren Mitglieder der Institution oder der Familien für das Verhalten, das von ihnen erwartet wird. Das ist ein Training in Denkmustern und Verhalten, das ungesund ist und schädlich für die geistige Gesundheit.

Das wird in einer geschlossenen Institution sehr wirkungsvoll funktionieren, wie ein Kult, aber es kann auch in Familien, Seminaren, Diözesen, der ganzen Kirche und sogar in der ganzen Gesellschaft gelingen.
Je offener eine Institution ist, desto schwerer wird es für eine Kultur des Mißbrauchs sein, das Gerechtigkeitsgefühl der Mitglieder dafür, was normal ist, zu deformieren aber auf größerer Basis kann es funktionieren. So können totalitäre Staaten weiterbestehen.

Das Wichtigste für die Mißbrauchs-ermöglicher ist es, ein Auge auf den Informationsaustausch und Widerspruch zu haben. Das ist in vielen Kulten ein ausdrückliches Prinzip und natürlich in Unterdrückungs-Staaten. In Institutionen und Familien, die begrenzte Zwangsmaßnahmen gegen Mitglieder haben, ist sozialer Druck der Schlüssel dazu.
Leute, die intern darüber sprechen oder versuchen, die Aufmerksamkeit Außenstehender zu erwecken, werden der Verunglimpfung und einem Scherbengericht unterworfen. Mißbrauchende Institutionen halten auch immer nach Sündenböcken Ausschau, die sie für ihr Versagen beschuldigen können, und so können hysterische Angriffe auf Whistleblower einem doppelten Zweck dienen.

Die Leute, die den Whistleblower angreifen, sind- um das zu wiederholen- nicht notwendigerweise Mißbraucher in der Institution. Sie sind Leute, die sowohl mißbraucht werden als auch Mißbraucher sind: die das bei anderen anwenden, was sie für sich selbst am meisten fürchten.
Schließlich könnten wir sie insgesamt vom Vorwurf freisprechen: sie könnten zu verängstigt und psychologisch geschädigt sein, um richtig denken zu können. Aber meine Sorge gilt nicht den Maoisten in China; ich spreche über etwas Milderes am Ende der Skala.
Die Kirche ist eine dysfunktionale Familie  und kein Todeskult.
Die unausgewogenen Angriffe auf Erzbischof Viganò, der verzweifelte Versuch das Thema zu wechseln, werden nicht von gehirngewaschenen Zombies gemacht. Sie werden von Leuten ausgeführt, von Leuten, die die Gewohnheit haben, die Institution zu beschützen, ganz gleich ob sie Recht oder Unrecht hat.

Über eine Rangordnung von Mißbrauch zu sprechen, mag ein ziemlich extremer Ansatz zur Analyse eines einfachen Problems übereifriger Loyalität gegenüber der Kirche erscheinen, aber bedenken Sie, wir wissen jetzt, daß es sich um die institutionelle Manifestation von weitverbreitetem sexuellem Missbrauch handelt. Die Frage, die ich untersuche: ist angesichts der Tatsache, daß wir seit fünfzig oder mehr Jahren ein endemisches Mißbrauchssystem im Herzen der Institution haben, auf der Ebene des Episkopats, der Seminare und sogar der römischen Kurie, welche Auswirkungen das auf die gesamte Kultur der Kirche gehab hat?

Die Antwort ist, daß es das Mögliche dazu beigetragen hat, mit der Kirche soviele Leute mit verzerrter Geisteshaltung wie möglich hineinzuziehen. Es wird sein Bestes getan haben, ihnen die mißbräuchlichen Annahmen einzuimpfen, daß das System nicht wirklich schlecht ist; die Opfer sind schuldig; und es wäre schrecklich, wenn das System bloßgestellt würde:
Whistleblower sind Verräter. Wir wissen, wie unbarmherzig Männer, die zu stark, zu gesund sind, sich dieser Haltung zu beugen nur allzu oft behandelt worden sind.
Wir kennen die Art schwacher, ungesunder Individuen, die sich nur zu oft in diesem System privilegiert vorgefunden haben. Gott sei Dank gibt es Ausnahmen.
Ich mache keine Verallgemeinerung bei Bischöfen oder Priestern, sondern vielmehr eine Beobachtung der Richtung, in die Dinge gestoßen wurden, eine Richtung, in die wir gar nicht gegangen wären, wenn nicht das Gift des Mißbrauchs über viele Jahrzehnte das Gute bei den guten Menschen in der Kirche verschlungen hätte.

Dieses Problem wird nicht schnell behoben werden. Die Haupt-Mißbraucher und ihre Hauptunterstützer zu entfernen, ist offensichtlich dringend nörtig. Der nächst Schritt ist, den nächsttieferen Rängen, die bewußt oder halbbewußt den Mißbrauch und seine Vertuschung unterstützt haben, klarzumachen, daß das Unrecht ist, weitergeht und sich ausbreitet und dabei Haltungen und Handlungen zutiefst beschädigt- und daß das ebenfalls Mibrauch ist."

Quelle: J.Shaw, Rorate Caeli 

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