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Donnerstag, 6. September 2018

Magister: "Was wäre gewesen, wenn..."

Heute erlaubt sich Sandro Magister bei Settimo Cielo eine kleine Spekulation, was passiert wäre, wenn das letzte Konklave nicht Jorge M. Bergoglio sondern Angelo Scola zum Papst gewählt hätte und zitiert dabei aus einem autobiographischen Interview des emeritierten Erzbischofs von Mailand.
Hier geht´s zum Original: klicken

"FIKTION. WENN SIE AN STELLE VON BERGOGLIO KARDINAL SCOLA ZUM PAPST GEWÄHLT HÄTTEN"

Die explosive Anklageschrift des früheren Nuntius in den USA, Carlo Maria Viganò gegen Papst Franziskus hat die anderen kontroversen Punkte dieses Pontifkates überschattet, besonders die der Kommunion für die wiederverheirateten Geschiedenen.

Franziskus hat nie auf die Dubia geantwortet, die von vier maßgebenden Kardinälen gegen ihn erhoben wurden. Ebenso wenig hat er je Interesse daran gezeigt, sie zu empfangen. Während er in der Zwischenzeit zugestimmt hat, daß die "liberale" Interpretation seiner postsynodalene Exhortation  "Amoris Laetitia" in die Praxis umgesetzt werden sollte.

In der vergangenen Wochen jedoch hat ein anderer Kardinal von größtem Kaliber das Schlachtfeld betreten, um das "Nein" zur Kommunion für die wiederverheirateten Geschiedenen zu wiederholen - Angelo Scola, 77, der - wie die Gerüchte sagen - in der ersten Abstimmung die meisten Stimmen bekam - in dem Konklave, das am Ende Jorge Mario Bergoglio wählte.

Scola war von 2011 bis 2017 Erzbischof von Mailand, nachdem er zuvor Patriarch von Venedig gewesen war und davor Bischof von Grosseto, Rektor der Päpstlichen Lateranuniversität und Theologieprofessor in Fribourg - auf den Spuren des großen Hans Urs von Balthasar, außerdem war er Mitbegründer der internationalen, theologischen Zeitschrift "Communio"und in seiner Jugend Mitarbeiter von Fr. Luigi Cuissani, Gründer von Communione e liberazione.

Scolas Widerstand gegen die Kommunion für die wiederverheirateten Geschiedenen ist geblieben und geht weit zurück. 2014 und 2015 hat er in zwei langen Artikeln für das Magazin "Il Regno" dagegen argumentiert. Er hat das wiederholt, nachdem "Amoris Laetitia" in seiner Diözese Mailand veröffentlicht worden war. Und jetzt schreibt er, daß er "auch mit dem Hl. Vater während einer Privataudienz darüber gesprochen habe."

Diese Enthüllung kann man - zusammen mit vielen anderen in dem autobiographischen Interview in Buchlänge finden, das Scola Mitte August veröffentlicht hat.

Angelo Scola, "Ich habe auf die Freiheit gesetzt. Autobiographie", Gespräche mit  Luigi Geninazzi, Solferino, Mailand, 2018.


Der Kardinal schreibt zur Rechtfertigung seines "Nein" zur Kommunion für die wiederverheirateten Geschiedenen:

"Ich würde gern mit dem beginnen, was ich für das Herz des Problems halte, d.h. die substantielle Verbindung zwischen Ehe und Eucharistie, weil sie das Sakrament der ehelichen Liebe zwischen Christus und der Kirche ist."

Normalerweise - fährt Scola fort - wird gesagt, daß die Beziehung zwischen Christus, dem Bräutigam, und seiner Braut, der Kirche "das Modell für die gegenseitige Hingabe der Eheleute ist. Aber sie ist viel mehr, sie ist die wahre Grundlage der Ehe." 

Wer könnte de facto das definitive "Ja" garantieren, das die beiden Ehepartner im Angesicht der Gemeinde geloben? fragt sich der Kardinal. Und er antwortet: "Sicher nicht der Treibsand ihrer Freiheit. Nur die Kraft des ehelichen Bundes zwischen Christus und der Kirche, - ausdrücklich anerkannt oder nicht - kann eine Frau und einen Mann zu einer unauflöslichen Beziehung verpflichten.
Die Beziehung zur Eucharistie ist deshalb etwas, was nicht außerhalb der Ehe ist, sondern fundamentalen Charakter für sie hat."

Scola liefert keine Zitate, sondern seine Argumentation ist die gleiche, die auch der bisher schärfsten Kritik an "Amoris Laetitia" zugrunde liegt, die der benediktinische Theologe Giulio Meiattini in seinem Buch "Die auf Moralismus verkürzten Sakramente" formuliert hat, über das Settimo Cielo berichtet hat.

Und Kraft dieses Argumentes fürchtet sich der Kardinal nicht, seinen Schlag gegen nicht weniger als "Amoris Laetitia" und die Synode, die vorausging, zu führen - indem er sagt: "die fundamentale Beziehung zwischen Eucharistie und Ehe geht daraus nicht hervor und meinem Urteil nach, hat dieses Fehlen seinen Preis." Einerseits weil dieses Fehlen bei "Amoris Laetitia" zu einer großen Reihe von interpretativen Übergriffen geführt hat. 

Ich werde das erklären, fährt Scola fort:

"Die Nichtzulassung der wiederverheirateten Geschiedenen zur Eucharistie ist keine Strafe, die man aufheben oder reduzieren kann, sondern wohnt dem Charakter der Christlichen Ehe inne, die - wie ich sagte - auf Grund der Eucharistischen Gabe Christi, des Bräutigams, an seine Braut die Kirche lebt.
Das Ergebnis ist, daß jemand, der sich selbst von der Eucharistie ausgeschlossen hat, indem er eine neue Verbinung eingegangen ist, nur dadurch wieder zum Empfang des Eucharistischen Sakramentes zurückkehren kann, indem er in perfekter Keuschheit lebt, wie es von der Apostolischen Exhortation Johannes Pauls II "Familiaris Consortio" bestätigt wird.
Aber daruf gibt es in "Amoris Laetitia" keinen Hinweis.
Es wird nicht gesagt, daß diese Richtlinie nicht mehr gilt, aber es wird auch nicht gesagt, daß sie noch gültig ist. Sie wird einfach ignoriert.
Zur selben Zeit wird daran erinnert, daß die Eucharistie - wie der Hl. Ambrosius - sagt, "Nicht die Belohnung für die Perfekten ist, sondern ein mächtige Medizin und Nahrung für die Schwachen."

Es ist also wahr, daß die Eucharistie auch eine Heilungsfunktion hat, aber diese Äußerung kann nicht außerhalb dessen benutzt werden, was die konziliare Konstitution "Lumen Gentium" in Nr.11 über die kirchliche Natur des Sakraments sagt:"

Für Kardinal Carlo Caffarra - einen der vier der "dubia" -betont Scola -"habe ich immer eine besondere Zuneigung und große Freundschaft empfunden", wir haben viele Jahre in vollständiger Harmonie im Studieninstitut für Ehe und Familie zusammen gearbeitet und sein plötzlicher Tod hat mich schwer getroffen."

Und er fügt hinzu:

"Ich glaube, daß niemand gegen seine theologische und kanonische Kompetenz Einwände erheben kann, ebenso wenig gegen seine Offenheit und Loyalität dem Papst gegenüber."

Aber Scola bemüht sich, zu zeigen, daß "meine Kritik an "Amoris Laetitia" anderer Natur ist, im Hinblick darauf, daß die dubia  einen intellektuellen Rahmen darstellen, in dem Theologie und Moral auf deduktive Weise verstanden werden. Außerdem unterstützen die dubia meiner Meinung nach, die eheliche Natur der Eucharistie als Grundlage der Ehe, die der Ursprung ihrer kirchlichen Bedeutung ist, nicht genügend."

Weiterhin erinnert Scola in seinem buchlangen Interview an den Besuch Benedikts XVI zum Weltfamilientreffen im Juni 2012 in Mailand.
Und er sagt:

"Ich  war besonders von seiner wunderbaren Stegreif - Antwort auf eine Frage zu den wiederverheirateten Geschiedenen berührt. Er sagte, es ist nicht genug, daß die Kirche beschließt, diese Menschen zu lieben, sondern sie "sollten diese Liebe sehen und fühlen", Und er fügte hinzu, daß "Ihr Leiden, wenn es wirklich von Innen heraus angenommen wird - ein Geschenk für die Kirche ist."
Bewegende Worte, die die Aufmerksamkeit und Sensibilität für das Problem dokumentieren, die nicht so plötzlich mit "Amoris Laetitia" voranspringt, wie eine krude und oberflächliche Banalität es würde."

Quelle: Settimo Cielo, S.Magister

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