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Samstag, 1. Dezember 2018

"5 Jahre Kontinuität der Ruptur". Roberto De Mattei analysiert kritisch das Pontifikat von Papst Franziskus.

LifeSiteNews gibt die Rede wieder, die Roberto de Mattei bei einer Konferenz mit dem Titel "Papst Franziskus 5 Jahre später: Kontinuität der Ruptur in der Kirche" am 29. November in Rom gehalten hat. Was er dabei über die italienische Gesellschaft und die italienischen Katholiken sagt, gilt - vielleicht cum grano salis- auch für Deutschland. Lesen! 
Hier geht´s zum Original: klicken


"Roberto de Mattei: Wie man Papst Franziskus´ Paradigmen- wechsel widersteht." 
"Wir sind hier, um über ein Thema  von enormer  Wichtigkeit zu sprechen und ich danke den Organisatoren für die Einladung. 
Im Allgemeinen lieben wir es, über unsere Hauptsorge zu sprechen. Eine Mutter will von Natur aus über ihre Kinder sprechen, weil sie für sie das Kostbarste sind und wenn sie nicht über sie spricht, sind sie nie weit weg von ihren Gedanken. 

Es gibt die, die nur an ihre eigene Gesundheit denken und über sie sprechen - gemeint ist die körperliche Gesundheit, weil wir vergessen haben, daß wir eine Seele haben. 
Dann sind da die, die nur über das Essen sprechen, weil man am Ende das ist, was man ißt und Essen der letzte Horizont des Interesses wird. 
Das sind allgemein die Hauptthemen von Unterhaltungen, zusammen mit Fußball, dem üblichen Weg für Italiener der Realität zu entfliehen. 
Über Politik wird nicht mehr mit der gleichen Leidenschaft geredet wie früher, weil wir den Sinn für das Allgemeinwohl verloren haben.

Und nichts oder wenig wird über die Kirche oder ihre Probleme gesagt. In Italien ist der Durchschnittsbürger solchen Themen abgeneigt; sie langweilen ihn und manchmal ärgern sie ihn, weil er in einen praktischen Atheismus eingebettet ist. 

Das Zeitalter des militanten Atheismus und des hitzigen Antiklerikalismus ist vorbei. Durch die von der neuen Gramsci-Linken implementierte Säkularisierung der Gesellschaft ist der Atheismus in unseren Kreislauf eingedrungen und fließt durch unsere Adern.

Aus diesem Grund gratuliere ich den Förderern dieser Konferenz, die die  Existenz eines Restes in Italien beweist, der immer noch immun gegen den Säkularismus und sehr lebendig ist. Durch unsere Anwesenheit zeigen wir, daß wir spirituell und kulturell leben, daß wir nicht durch das giftige Miasma der Säkularisierung erstickt worden sind und das ist ein Grund zur Hoffnung für unsere Zukunft. Eine Zukunft, die zu erhellen ,das Buch von José Antonio Ureta "Papst Franziskus´ Paradigmen-Wechsel" hilft. Aus zwei fundamentalen Gründen schätze ich Ihr Werk.



Der Erste ist, daß es uns eine kurze aber klare und präzise Bewertung dessen gibt, was Papst Franziskus in den ersten fünf Jahren seines Pontifikates gesagt und getan hat.

Dieses Bild ist verstörend und stellt - wie der Autor suggeriert- einen "Paradigmen-Wechsel" fest, d.h. eine Diskontinuität der Gebräuche, Traditionen, Institutionen und des Lehramtes der Kirche aller Zeiten. Dieser Paradigmenwechsel ist vielleicht in Papst Franziskus´ individuellen Gesten und Reden nicht offensichtlich, aber er ist unwiderlegbar, wenn man diese Gesten und Reden als Ganzes -
innerhalb des Rahmens eines 5-jährigen Pontifikates - betrachtet. 

Vielleicht war das "buona sera" oder das "who am I to judge" für einige genug, um zu erkennen, daß etwas nicht stimmte, aber die Mehrheit der Katholiken akzeptierte Papst Franziskus ohne große Probleme und sie scheuen sich vor einer Debatte über die Konsequenzen seines Pontifikates. 
Dieses Buch ist besonders wichtig, weil es denen die Wirklichkeit zeigt, die sie nicht sehen, denen die sie vergessen, jenen die sie kleinreden wollen, jenen die sich selbst überzeugen wollen. daß sich alles auf normale und ordentliche Art entwickelt.

Aber der zweite Grund, warum dieses Buch wichtig ist, ist, daß die ersten 9 Kapitel uns eine verständliche Zusammenfassung des Paradigmenwechsels bieten, die letzten 20 Seiten - Kapitel 10 und die Schlußfolgerung - schlagen uns vor, wie wir uns in dieser dramatischen Situation verhalten sollten. Die Lösung die Ureta uns anbietet, ist ausgewogen.

Wenn wir unter großem Druck stehen, ist es leicht das Gleichgewicht zu verlieren. Eine der in der aktuellen Krisen-Situation in der Kirche am meisten  benötigten Tugenden ist Ausgeglichenheit,
Wir brauchen das Gleichgewicht, um stehen zu können.Wer sein Gleichgewicht verliert, fällt, wer steht- widersteht und heute ist es unmöglich, ohne Gleichgewicht zu widerstehen.

Gleichgewicht könnten wir sagen- ist zusammen mit Geduld die Tugend der Starken. Gleichgewicht ist umsichtig, Stärke, oder starke Umsicht. Wer immer ungeduldig handelt oder auf unausgewogene und ungeordnete Art, entfernt sich von der Wahrheit und dem wahren inneren Frieden- der Ruhe in Ordnung ist. 

Jene die sagen, "ich täusche mich lieber über den Papst als daß ich bei ihm Recht habe" manifestieren Unausgewogenheit, Aber da ist auch ein Ungleichgewicht bei denen, die sagen: "Weil der Papst sich selbst und mich täuscht, bedeutet das, daß er nicht der Papst ist." 

Der Standpunkt José Antonio Uretas - der auch unser Standpunkt ist- ist ausgewogen, weil es auf der fundamentalen Unterscheidung zwischen der Kirche, die heilig und immun ist gegen jeden Irrtum und den Männern der Kirche, die sündigen und irren können, beruht. Unfehlbarkeit ist nur dem Papst vorbehalten, wenn er unter bestimmten Bedingungen lehrt, oder dem Ordentlichen Lehramt, wenn es kontinuierlich und konsistent die unwandelbare Wahrheit der Kirche lehrt. 

In seinem letzten Interview mit LifeSiteNews sagte Kardinal Müller: " Das Lehramt der Bischöfe und des Papstes stehen unter dem Wort Gottes in der Hl.Schrift und Tradition und dienen ihm. Es ist keineswegs katholisch zu sagen, daß der Papst als Individuum Offenbarung direkt vom Hl.Geist empfängt und daß er die jetzt nach Lust und Laune interpretieren kann und der Rest ihm blind und stumm folgen muß."

Wenn die kirchlichen Autoritäten etwas Falsches lehren, ist es legitim ihnen Widerstand zu leisten und das Recht auf Widerstand wird zu Pflicht, wenn - nach dem vom Hl.Paulus gelehrten Modell (Gal.2, 11) - das Allgemeinwohl auf dem Spiel steht. 

Aber Widerstand genügt nicht immer. Es gibt Situationen, in denen unser Widerstand sich in der Unterbrechung jedes gewohnheitsmäßigen Zusammenlebens mit schlechten Hirten ausdrücken muß.
Auch hier ist Balance gefragt, Wir sprechen nicht über eine juristische Trennung von den schlechten Hirten. Wir sprechen über eine spirituelle und moralische Trennung, die nicht auf juristischer Ebene die Legitimität derer in Frage stellt, die die Kirche leiten. 
José Antonio Ureta stellt einen sehr passenden Vergleich mit einer Scheidung - die durch den CIC zugelassen wird - durch die ein Mann oder eine Frau das Zusammenleben mit seinem/ ihrem Ehepartner beenden kann, ohne sich scheiden zu lassen oder die Ungültigkeit seiner Ehe zu behaupten. 

Sollten die Kirchenautoritäten dann kanonische Sanktionen gegen die verhängen, die der Tradition treu sind, würde das eine formale Trennung in der Kirche provozieren. Die Verantwortung für die Ruptur auf die Autoritäten fallen, die ihre Macht illegitim ausüben und nicht auf die, die das kanonische Recht respektierend - nur ihrer Taufe treu bleiben. 

Die Antwort auf solche Sanktionen sollte nicht sein "Weil Sie mich verurteilen, sind Sie nicht der Papst" sondern eher "Diese Sanktionen sind ungerecht und illegitim, sogar wenn Sie - bis das Gegenteil bewiesen ist - der legitime Papst sind." 
Bis das Gegenteil bewiesen ist bedeutet, daß ein Papst sein Pontifikat aus vielen Gründen verlieren kann, einschließlich Häresie, aber diese Gründe müssen unwiderlegbar sein. Häresie aber auch die Ungültigkeit der Wahl müssen manifest und weithin der ganzen Kirche bekannt sein, weil die Kirche eine sichtbare Gesellschaft ist und nicht eine unsichtbare Versammlung Erwählter wie es Protestantische Sekten sind. Um über notorische und manifeste Häresie zu sprechen, genügt es nicht, daß der Papst Häresien bezeugt oder öffentlich bevorzugt; sie muß als solche von der katholischen Öffentlichen Meinung wahrgenommen werden. Die Bischöfe und besonders die Kardinäle -die Wähler und Berater des Papstes sind- müssen diese Tatsachen anerkennen und ihre Konsequenzen sehen. Bis dahin muß ein Papst als legitim betrachtet werden. 

Das ist Gleichgewicht. Aber das nur ein Teil eines viel größeren Problems, das dieser Basisfrage nicht vermeiden kann: "Wie sind wir an diesen Punkt gekommen?" Wie sind wir dahingekommen, daß wir uns unsere Trennung vom obersten Hirten vorstellen, der heute Jorge Mario Bergoglio ist, Papst Franziskus, der erste, der diesen Namen trägt? 

Erlauben Sie mir an diesem Punkt hinter das Buch von José Antonio Ureta zurück zu  gehen - aber davon bin ich überzeugt, im selben Geist.

Wir würden uns irren, wenn wir uns vorstellen, daß das Ende des Pontifikates von Papst Franziskus das Ende des Selbstzerstörungsprozesses der Kirche sein wird. 

2012 - ein Jahr bevor Benedikt XVI von seinem Pontifikat zurücktrat wünschte er ein Jahr des Glaubens, das mit dem 50. Jahrestag der Eröffnung des II. Vaticanischen Konzils zusammenfallen sollte. Seine Hoffnung war, daß die von den Konzilsvätern geerbten Texte "weithin bekannt und als wichtige und normative Texte des Lehramts innerhalb der Kirchentradition zu Herzen genommen" würden. Diese These - die These der sogenannten Hermeneutik der Kontinuität - war das Leitmotiv seines Pontifikates - von der berühmten Rede vor der Römischen Kurie am 22. Dezember 2005 bis zu seiner letzten Rede - die weniger bekannt aber nicht weniger wichtig ist die er am 14. Februar 2013 vor dem Römischen Klerus hielt. 

In diesen Reden gibt Benedikt XVI zu, daß eine Verbindung zwischen der aktuellen Glaubenskrise und dem II. Vaticanischen Konzil gibt, aber er behauptet, daß diese Krise nicht dem Konzil selbst zuzuschreiben ist, sondern einer schlechten Hermeneutik, einer falschen Interpretation seiner Texte.

Fortsetzung folgt.....

Quelle: LifeSiteNews, R.d.Mattei
  

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