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Sonntag, 2. Dezember 2018

"5 Jahre Kontinuität der Ruptur". Roberto De Mattei analysiert kritisch das Pontifikat von Papst Franziskus. Fortsetzung.....

Fortsetzung von hier und hier
"Die Hermeneutik der Kontinuität war 35 Jahre lang der Polarstern der Pontifikate von Johannes Paul II und Benedikt XVI , von 1978 bis 2013.
Aber in diesen 35 Jahren konnte -trotz der Bemühungen von zwei Päpsten, die sich auf der selben Linie bewegten- die Hermeneutik der Kontinuität den Prozess der Selbstzerstörung der Kirche nicht aufhalten, den Paul VI zuerst vor 50 Jahren beklagte. Sie konnten ihn nicht aufhalten, weil man einen historischen Prozess nicht mit Diskussionen über Hermeneutik aufhalten kann.
Wenn die Vertreter der Hermeneutik der Kontinuität in den letzten 50 Jahren nicht siegten, sondern eher jene, die eine Hermeneutik der Diskontinuität vertreten, ist der Grund dafür, daß Erstere sich selbst darüber täuschten, daß sie glaubten, sie könnten die Diskussion auf die hermeneutische Ebene, die Ebene der Interpretation von Dokumenten, begrenzen, während Letztere, d.h. die Progressiven, die Dokumente ignorierten und auf das Gebiet der Praxis vorrückten und dabei den Geist von Vatican II beibehielten, der den Primat der Pastoral behauptete, d.h. den Primat der Praxis über die Lehre.
Die Essenz des II.Vaticanischen Konzils war der Triumph der Pastoral über die Lehre, die Umwandlung der Pastoral in eine Theologie der Praxis und die Applikation der Philosophie der Marxistischen Praxis auf das Leben der Kirche.

Der Verzicht Benedikts XVI auf sein Pontifikat am 11. Februar 2013, stellt meiner Meinung nach, das Fehlschlagen seines Versuchs dar, die postkonziliare Praxis vom II.Vaticanischen Konzil zu trennen und seine Texte von der Geschichte zu isolieren.

Papst Franziskus verkörpert die entgegengesetzte These zu der Ratzingers. Er interessiert sich weder für die theologische Debatte noch für eine hermeneutische. Papst Franziskus repräsentiert das Ausspielen von Vatican II und -in seiner Person- den Triumph der Pastoral über die Theologie.  Deshalb gibt es keine Ruptur zwischen dem II.Vaticanischen Konzil und Papst Franziskus sondern eher eine historische Kontinuität- Papst Franziskus repräsentiert die reife Frucht von Vatican II.

Papst Franziskus´ Pontifikat stellt sicher einen "Paradigmenwechsel" dar, wie Ureta zu Recht bemerkt, aber der wahre große Wendepunkt dieser 5-Jahres-Periode ist meiner Meinung nach nicht das Pontifikat von Papst Franziskus sondern die Reaktion, die dieses Pontifikat in aller Welt bei den Katholiken hervorgerufen hat. Papst Franziskus´ Pontifikat hat- gerade weil es katastrophal ist, das Bestehen der Krise der Kirche beleuchtet, die sonst ignoriert worden wäre.




Diese Reaktion ist durch verschiedene wichtige Initiativen offenbart worden.

2015 hat eine Koalition von Laien-Verbänden-als "Supplica filialis" bekannt- 900.000 Unterschriften von Gläubigen gesammelt, die um ein Wort der Klarstellung zu Themen der Familiensynode baten. Die Antwort auf dieses Flehen war Schweigen.

2016 haben vier Kardinäle Papst Franziskus 5 Dubia zu Kapitel 8 der Apostolischen Exhortation "Amoris Laetitia" überreicht. Die Antwort auf diese Dubia war Schweigen.

2017 haben 40 Gelehrt, die später auf 250 anwuchsen, eine "correctio filialis" an Papst Franziskus gerichtet, in der sie ihn beschuldigten Irrtümer und Häresien in der Kirche zu verbreiten. Die Antwort auf diese correctio war Schweigen.

2018 brachte Erzbischof Carlo Maria Viganò die Existenz eines Netzwerkes der Korruption innerhalb der Kirchenhierarchie ans Tageslicht und stellte alle in Frage- angefangen mit Papst Franziskus - und forderte ihren Rücktritt.
Die Antwort auf dieses Dokument war Schweigen.

Alle diese Initiativen hatten einen ungeheuren Widerhall, aber die Antwort war nur Schweigen. Ein Schweigen, das eine dramatische Bestätigung der Wahrheit der Vorwürfe darstellt.

Die "hörende Kirche" von Papst Franziskus hört jedem zu außer denen, die dem Evangelium und dem immerwährenden Lehramt der Kirche treu sind. Papst Franziskus benutzt gegenüber seinen Kritikern die selbe harsche Sprache, die Lenin gegenüber seinen Widersachern benutzte.

Am 3. September 2018 nannte Papst Franziskus in Santa Marta die, die ihn kritisieren "einen Haufen wilder Hunde". Zwei Tage später, am 5. September antwortete der Autor Marcello Veneziani in IlTempo: "Nein Heiligkeit, ein Papst kann seine Nächsten nicht "wilde Hunde" nennen,besonders wenn es sich um Katholiken, um Christen handelt. Hunde ist das herabsetzende Wort, das Muslime für Ungläubige und Christen benutzen. Die Päpste, die Franziskus vorangingen, nannten selbst die skrupellosesten Terroristen "Männer der Roten Brigaden" oder "ISIS-Männer". Niemals Hunde. Auf dieses gehässige Niveau herabzusteigen, ist eines Hl. Vaters unwürdig."

"Hunde" genannt zu werden, stört uns nicht. In der Hl. Schrift werden untreue Hirte"stumme Hunde" genannt, die aufgehört haben, zu bellen, schlafend liegen sie da..." (Jes, 56 10-11). Wir rühmen uns, domini canes zu sein, Hunde des Herrn, die im Dunkeln bellen, um das Schweigen zu durchbrechen.  Der Hl.Gregor der Große schreibt in den Pastoralen Regeln, daß die schlechten Hirten "Angst haben, die Zustimmung der Menschen zu verlieren, schüchtern davor scheuen. die richtigen Dinge frei auszusprechen; und wenn die Wölfe kommen, sich unter Schweigen zu verstecken. Deshalb rügt der Herr sie durch die Propheten und sagt: "stumme Hunde, die nicht bellen können." (Jes, 56:10)

Heute drohen die stummen Hunde, den Hunden die bellen und sagen zu ihnen: "Indem ihr Papst Franziskus beschuldigt, beschuldigt ihr die Päpste, die ihm vorangingen, weil die Fehler, die ihr dem regierenden Pontifex zuschreibt, auf sie zurückgehen."
In seinem letzten Buch "Der Tag des Gerichts" leugnet Vaticanist Andrea Tornielli die Enthüllungen von Erzbischof Viganò über die Korruption Kardinal Theodore McCarricks und die Existenz weitverbreiteter Unmoral innerhalb der Kirche nicht. Aber weil sein Ziel nicht so sehr ist, Msgr. Viganò zu widerlegen sondern Papst Franziskus zu retten, benimmt er sich wie ein Kartenspieler, der-wenn er in Schwierigkeiten ist- die Einsätze erhöht: wenn Papst Franziskus verantwortlich ist- sagt Tornielli- haben seine Vorgänger -Benedikt XVI und Johannes Paul II- mehr Verantwortung, unter deren Pontifikaten sich die Korruption entwickelte.

Diese Vorwürfe stören uns nicht- und wenn die Verantwortung von Johannes Paul II und Benedikt XVI für den moralischen Verfall und die Verbreitung von Irrtümern in den letzten Jahrzehnten  bewiesen werden könnten, hätten wir keine Angst, das zuzugeben, weil wir vor allem und zuerst die Wahrheit suchen.

Die Kirche fürchtet die Wahrheit nicht, weil die Kirche die Wahrheit ist. Die Kirche ist Wahrheit weil sie göttlich ist und weil sie der Welt die Wahrheit ihres Hauptes und Gründers, Jesus Christus verkündet, der von sich selbst sagte "Ego sum via, veritas et vita" (Joh, 14:6)
Deshalb fürchten wir uns nicht, die Wahrheit über die tiefe doktrinale und moralische Krise zu sagen, die die Kirche heute erlebt.

Es ist die Liebe zur Wahrheit, die uns dazu treibt, zu sagen, daß es Heuchelei ist, die Skandale auf Pädophilie zu begrenzen, wie es die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen der Welt tun werden, wenn sie sich auf Anordnung von Papst Franziskus vom 21.-24. Februar in Rom treffen- und die Plage der Homosexualität ignorieren, die nicht nur ein Laster wider die Natur ist, sondern auch eine Machtstruktur innerhalb der Kirche.
Und es ist heuchlerisch, sich auf das Beklagen moralischer Skandale zu beschränken, ohne auf ihre doktrinalen Wurzeln zurückzugreifen, die auf die Jahre des Konzils und die postkonziliare Periode zurückgehen.

Wenn die vergangenen 5 Jahren des Pontifikates von Papst Franziskus als Katrastrophe betrachtet werden können, wie können wir uns das Recht versagen, den Prozess der Selbstzerstörung der Kirche, die heute ihre finalen Konsequenzen erreicht hat, ebenfalls eine Katastrophe zu nennen?

Die Zeit für die Wahrheit ist gekommen. Und die Wahrheit, die einem klar ins Auge springt, ist das Versagen des pastoralen Projekts, das nicht nur zu Papst Franziskus sondern auch zu Vatican II gehört. Das Konzil hat eine große pastorale Reform verkündet, um die Kirche zu reinigen und bewirkte statt dessen eine historisch präzedenzlose Korruption des Glaubens und der Moral, weil es nicht nur Homosexualität in den höchsten kirchlichen Hierarchien einführte, sondern auch zuließ, sie öffentlich zu verteidigen und zu darüber zu theoretisieren.

Die letzte Aufzählung der vergangenen 5 Jahre des Pontifikates von Papst Franziskus enthüllt das Fehlschlagen des Paradigmenwechsels, das ein Fehlschlagen eines pastoralen Projektes ist.

Papst Franziskus´ Schlagworte sind "Synodalität" und "die Ränder" (Peripherien). Synodalität ist die Verschiebung der Macht von oben nach unten: ein Revolution zur "De-Vertikalisierung" der Kirche; die "Ränder" stellen eine horizontale Revolution dar, die die Kirche dezentralisiert und de-territorialisiert. Aber in den vergangenen Wochen hat der Hl. Stuhl den Primat der Synodalität und der Ränder geleugnet, indem er massiv einschritt, um die amerikanischen Bischöfe daran zu hindern, transparente Richtlinien zum Thema des sexuellen Mißbrauchs zu veröffentlichen. Dieses Eingreifen ist auch ein Verrat an dieser Reinigung in der Kirche, in deren Namen abzustimmen, Papst Franziskus die amerikanischen Kardinäle gebeten hatte.

Und besonders in Amerika ist heute die Stimme der Treue zum Gesetz des Evangeliums am lautesten. Das Pontifikat von Papst Franziskus steht in Diskontinuität zur Tradition der Kirche, die des Pharisäertums, der Fixierung, des Legalismus beschuldigt wird, aber es hat die Flamme der Kirchentradition nicht gelöscht.
Im Gegenteil, nie zuvor scheint die Tradition wie in diesen letzten 5 Jahren im Zentrum und an den Rändern, in Seminaren und in den Blogs bei Jungen und Alten, Laien und Klerus wieder aufzuleben, die jeden Tag mit der Hilfe Gottes die immerwährende Wahrheit des Glaubens und der traditionellen Riten der Kirche wiederentdecken und entschlossen sind, sie zu verteidigen. 

Heute beginnt die Novene der Unbefleckten Empfängnis, die uns auf eines der schönsten Feste der Katholischen Liturgie hinführt. Zu Füßen Unserer Lieben Frau verkünden wir- die Kinder Evas- verwundet durch die Ursünde-aber mit unendlichem Vertrauen in Maria:  Tota pulchra es Maria et macula originalis non est in te. 

Ebenso erklären wir, die Mitglieder einer Kirche sind, die in ihrem menschlichen Element verwundet, von den Irrtümern und Sünden der Männer, die sie leiten, entstellt ist, aber makellos in ihrer Substanz: tota pulchra es Ecclesia et nulla macula est in te.
Die Kirche ist schön und in ihr ist keine Sünde, kein Irrtum.
Die Heilige Römische Kirche-die eine, heilige, katholische und apostolische- ist unsere Mutter, die uns weiterhin mit ihren Sakramenten nährt und uns mit dem Schild ihrer Lehre beschützt, während wir uns -mit Gottes Hilfe- bemühen, sie gegen alle äußeren und inneren Feind, die sie bedrohen, zu verteidigen. Das Unbefleckte Herz Mariens wird triumphieren. "

Quelle: R. De Mattei, LifeSiteNews

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