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Montag, 4. Februar 2019

" Die Personalisierung des Pontifikates führt zur Polarisierung der Kommunikation." A. Gagliarducci kommentiert

In seiner montäglichen Kolumne in "Monday in the Vatican" analysiert und kommentiert A. Gagliarducci heute die aktuelle Kommunikationsstrategie des Hl. Stuhls und die aus ihr resultierende Polarisierung. Hier geht´s zum Original: klicken

"PAPST FRANZISKUS ZWISCHEN GERECHTER KOMMUNIKATION UND UNGERECHTER POLARISIERUNG" 

Vor Papst Franziskus´ Reise nach Panama hat Kardinal Walter Kasper in einem Kurzen Interview behauptet, daß es hinter dem Mißbrauchsskandal ein Komplott gibt, um den Papst zu delegitimieren und ein neues Konklave zu bekommen. 


Ebenfalls vor der Reise des Papstes hat Andrea Tornielli, der herausgebende Direktor des Kommunikations-Dikasteriums die Erwartungen an das für den 21.-24. Februar im Vatican geplante Treffen zum Schutz Minderjähriger gedämpft.  Bei der fliegenden Pressekonferenz auf dem Rückweg von Panama am 28. Januar hat Papst Franziskus das selbe gesagt und die Aufmerksamkeit auf die Tatsache gelenkt, daß man Mißbrauch niemals ganz verhindern könne und daß Mißbrauchsfälle immer wieder vorkommen werden, weil Sünde menschlich ist.


Diese beiden Botschaften wurden dann mit einer weiteren, während der reise des PApstes geäußerten kombiniert. Am 24. Januar hat sich Papst Franziskus mit der SEDAC getroffen, duer regionalen Organisation der zentralamerikanischen Bischöfe- er sagte "Ich bin besorgt darüber, daß die Leidenschaft für Christui ihren zentralen Platz in der Kirche verloren hat, sogar bei katholischen Gruppen, oder gerade verliert- um nicht so pessimistisch zu sein. Sogar in den Katholischen Medien gibt es einen Mangel an Mitgefühl. Es gibt ein Schisma, Grausamkeit, übertriebenes Selbstlob, das Denunzieren von Häresien...."


Andrea Tornielli hat diese Worte sofort in einem Leitartikel in englischer Sprache bei Vatican News sofort kommentiert und anschließend in einem Interview der Englischen Sektion des selben Mediums. 


In seinem Statement hat Tornielli sofort erklärt, daß Papst Franziskus´ Worte wie eine Fotografie der Realität sind, die unglücklicherweise für alle einfach zu sehen ist, d.h. "die Verbreitung der Angewohnheit, alles und jedes beurteilen zu wollen, selbst bei den Medien, die sich als katholische bezeichnen und sich auf ein Podest zu stellen und gegen die Brüder und Schwestern im Glauben zu wüten, die anderer Meinung sind." 


Tornielli fügte hinzu, daß diese Haltung nicht als ein "nur an die tägliche Kritik am aktuellen Pontifikat gebundenes vorübergehenden Phänomen" betrachtet werden kann, sondern daß an der Wurzel dieser Haltung etwas Tieferes und weniger Zufälliges steht: der Glaube, daß ich- um zu existieren und meine Identität zu bestätigen,- immer einen Feind finden muß, gegen den ich meine Wut richten kann."  




Das ist der Rahmen, der uns hilft, das volle Bild zu verstehen. Es gibt zwei Themen, die überdacht werden müssen. 

Erstes Thema: Kardinal Kasper hat von Angriffen gegen die Kirche gesprochen- wegen des klerikalen Mißbrauchsskandals  als Teil eines Komplotts,um Papst Franziskus zum Rücktritt zu zwingen.  Diese Perspektive ist gefährlich. Wenn man sagt, daß es ein Komplott gegen den Papst gibt, wird das Papsttum auf eine Person reduziert. 

Die Wahrheit ist, daß das Thema des klerikalen sexuellen Mißbrauchs der Hauptgrund für die Angriffe gegen die Kirche. Reale Fälle wurden mit übertrieben oder falschen Fällen gemischt. Diese Strategie beinhaltet die präventive Verunglimpfung von Priestern, bevor es ein aktuelles Schuldurteil (oder Unschuldsurteil) gab.

Das ist nicht Teil eines Komplotts gegen Papst Franziskus.  Es ist ein größeres Komplott gegen die Kirche als Institution . Dieser Angriff wurde während des Pontifikates des Hl. Johannes Pauls II gestartet und unter Benedikt XVI heftig wieder aufgenommen und unter Papst Franziskus fortgeführt, unabhängig von den anfänglichen Flitterwochen des Papstes mit den Medien.

Das alles auf einen bloßen Angriff gegen Papst Franziskus zu reduzieren, bedeutet die Institution die Institution nicht in die Erwägungen einzubeziehen. Papst Franziskus-und das ist wahr- zielt auf eine Kirche, die immer weniger institutional und immer pastoraler ist. Auf diese Weise gibt es eine immer größere Weltlichkeit, weil nichts weltlicher ist, als die Institution mit ihrem Leiter zu identifizieren. Das ist es, was passiert.

Zweites Thema: die Personalisierung des Pontifikates führt zur Polarisierung der Kommunikation. Dann wird das um das Pontifikat herum aufgebaute Narrativ in Frage gestellt.
Dieses Narrativ sortiert die Menschen in gut und böse, und jede kritische Stimme wird als Teil der Opposition oder der Sämann des Hasses.

Es scheint kein Zufall zu sein, daß Torniellis Leitartikel in englische veröffentlicht wurden: vielleicht zielt er darauf ab, das Publikum der konservativen amerikanischen Medien zu erreichen, das mehr als jede andere gegen den Papst opponiert.

Indem er als offizieller Interpret des Denkens des Papstes handelt, als Teil seiner Stellung als herausgebender Direktor, die die Form eines "Schattensprechers" annimmt, legitimiert Tornielli irgendwie das Phänomen der Personalisierung.  Obwohl er zugibt, daß die antipäpstliche Haltung nicht an das Pontifikat gebunden ist, scheint das Ergebnis dieser Rationale am Ende zu sein: "wer immer den Papst kritisiert, hat irgendeinen Groll gegen den Papst. Es gibt keinen anderen Weg als diese Konsequenz.

Es ist jedoch schwierig, festzustellen, wer zur Zeit mit dem Denken von Papst Franziskus auf einer Linie liegt und wer nicht. Papst Franziskus´ Pressekonferenz auf dem Rückflug von Panama war ein klares Beispiel dafür, was man von Papst Franziskus nicht erwarten kann: eine Öffnung für die Abschaffung des Zölibats ist nicht zu erwarten; keine Revolution als Ergebnis des Treffens zum Schutz Minderjähriger; keine Antwort auf irgendeine Frage der Doktrin (es gab einen versteckten Hinweis auf die Dubia der vier Kardinäle) und das weil der Papst sagt, daß er es vorzieht, sich nicht zu dogmatischen Themen zu äußern, sondern lieber handelt.

Über die Öffnung die typisch für seine jesuitische Zugehörigkeit  sind, gibt es nichts in den Worten nichts von der hinter seinem Rücken konstruierten progressiven Agenda. Das Denken von Papst Franziskus scheint auch seit von dem vieler entfernt zu sein, die sich während dieses Pontifikates seines Vertrauens erfreuen.

Wer ist zur Zeit auf einer Linie mit dem Denken von Papst Franziskus? Wer lebt die Idee des Papstes von Kirche ausnahmslos? Die Antwort auf diese Frage ist nicht einfach. Die Antwort basiert nicht auf doktrinalen Themen. Die Antwort ist Vertrauen, das in besonderen Situationen schnelle Anpassungen und Perspektivwechsel erlaubt.

Letzte Woche ist Pater Hermann Geissler, Direktor der Glaubenskongregation zurückgetreten-  Vorwürfe der früheren Nonne Doris Weber wegen sexueller Belästigung. 
Bei ihrer Rede bei einer öffentlichen Konferenz, hat sie den Namen von Pater Geissler nie erwähnt, aber ihre genauen Informationen brachten die Medien dazu, ihn zu nennen und sein Bild zu veröffentlichen, obwohl die Vorwürfe noch nicht bewiesen sind und ein kanonischer Prozess begonnen hat, der noch zu einem Ergebnis führen muß.
Die Unschuldsvermutung wurde in seinem Fall nicht gewährt. Pater Geissler andererseits wandte das Prinzip an, daß Institutionen geschützt werden müssen, und-trat zurück, um das zu tun.

Vielleicht hat Pater Geissler den Preis dafür bezahlt, für das Projekt von Papst Franziskus als nicht wichtig angesehen zu werden. Andererseits gibt es ähnliche Situationen, die nicht auf die selbe Weise gehandhabt werden,. Z.B. die von Erzbischof Gustavo Zanchetta. Er sieht sich schwerwiegenden Anschuldigungen gegenüber, die die Medien verbreite haben.
Das Ergebnis war ein anderes. Zanchetta wurde als Assessor der AFGA suspendiert, von einem Posten, der für ihn  geschaffen worden war und für den es keine Job-Beschreibung gibt. Aber er ist nicht zurückgetreten, noch wurde er gedrängt, zurückzutreten. Er wird sich gegen alle Vorwürfe verteidigen und die Dinge werden erwogen, bis der Prozess vorüber ist.

Der selbe Zugang wurde bei Kardinal Pell gewählt. Kardinal Pell ist derzeit in Australien, um sich gegen infame Anschuldigungen zu verteidigen, aber nicht von  seinem Amt als Präfekt der Wirtschaftskongregation zurückgetreten.

Als er auf dem Rückweg von seiner Reise nach Peru und Chile über den sexuellen Mißbrauchsskandal in Chile sprach, hat Papst Franziskus das Prinzip der Unschuldsvermutung
verteidigt. Nur daß er dann das Werk der Reinigung der Chilenischen Kirche begann und sich beklagte, daß er nicht alle richtigen Informationen bekäme.
Fortsetzung folgt....

Quelle: Monday in the Vatican, A. Gagliarducci 

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