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Montag, 25. Februar 2019

Papst Franziskus im Hintergrund der Kurienreform in Zeiten des Mißbrauchsskandals

In seiner montäglichen Kolumne in "Monday in the Vatican" setzt sich A. Gagliarducci heute mit der aktuellen Situation im Vatican angesichts der Mißbrauchsskandals und seiner realen oder angenommenen Hintergründe auseinander.
Hier geht´s zum Original: klicken

"PAPST FRANZISKUS IM HINTERGRUND"
Am Ende des Vatican-Gipfels zum Schutz Minderjähriger-während heute ein Folgetreffen, das auf die Teilnahme von Vatican-Dicasterien beschränkt ist, stattfindet- stehen immer noch die Themén kleiner Machtlobbys und vaticanischer Karrierismus im Hintergrund.

Diese Thema betreffen jedes Pontifikat. Das von Papst Franziskus ist keine Ausnahme. 
Die Art und Weise wie sich dieses Thema während seines Pontifikates entwickelt hat, ist irgendwie anders, auch wenn das schwer erklärbar ist. Esw gibt keine Beweise nur Schlußfolgerungen.
Nur Spekulationen können dabei helfen, zu verstehen, wie sich die Dinge bewegen, eine Linie zu ziehen und alles zu ordnen.

Da gibt es ein Buch "In the closet of the Vatican" - geschrieben vom LGTB-Aktivisten Frederic Martel. Das Buch ist am 21. Februar erschienen, als das Gipfeltreffen zum Schutz Minderjähriger begann und erfreute sich einer riesigen Marketing-Kampagne.

In 8 Sprachen übersetzt, innerhalb von 3 Jahren mit Hilfe von 80 Mitarbeitern formuliert, sollte das von Martel geschriebene Buch nicht einmal erwähnt werden, weil es voller Ungenauigkeiten, Vorurteile, Anspielungen und schwerer Angriffe ist- meistens gegen Personen, die verstorben sind oder die sich einfach nicht wehren können. 

Martels Buch ist tatsächlich ein Signal, Wie gesagt- die anvisierten Personen sind immer alt und Teil der alten vaticanischen Welt. Diese Leute werden wegen ihrer Heuchelei angeprangert - wenn sie als im Geheimen praktizierende Homosexuelle beschrieben werden, die aber in der Öffentlichkeit als starke Anti-LGBT-Aktivisten auftreten. 

Das Buch spart die Welt des neuen Vaticans aus, und lobt sie sogar ein bißchen, weil diese Welt nicht anzugreifen, oder Zustimmung zu ihren Aktionen zu signalisieren, ein indirektes aber wirkliches Lob ist. Diese neue Welt ist "homophiler", mehr darauf bedacht mit dem Weltgeist übereinzustimmen und sogar begierig, einige Öffnungen bei der Wahrnehmung von Familie zu akzeptieren.
So können sogar homosexuelle Paare als Familie wahrgenommen werden-auch in juristischer Hinsicht. Am Ende denkt diese neue Welt, daß die Kirche nicht widersprechen soll, wenn das Zivilrecht Gesetze zu Zivilehen plant. 




Das Buch scheint eine Trennlinie zwischen guten und schlechten Menschen zu ziehen- und die schlechten sind die, die gegen jeden LGBT-Anspruch, wie Zivilehe und Adoption sind.

Diese neue Generation strebt danach, die Macht zu erlangen. Sie ist weniger an die Katholische Identität gebunden, weniger Katholisch bei der Verteidigung der Prinzipien der Kirche und offener für einen Dialog mit der Welt. Sie ist das Ergebnis von Gesellschaft und Erziehung der letzten 40 Jahre, die während der Diskussion nach dem II. vaticanischen Konzil begann.

So unpräzise es ist, paßt Martels Buch aber in den Übergang innerhalb der Kirche. Es ist ein essentieller Augenblick.

Das Buch präsentiert auch ein enthüllendes Detail:  2015 entschied sich Krzystof Charamsa, Mitarbeiter der Glaubenskongregation, sich zu outen und offener Schwulen-Aktivist zu werden. Aus diesem Grund bat er Martel um Voschläge, eine Pressekonferenz zu organisieren, weil er von seinem vorherigen Buch "Global Gay" beeindruckt war.

Martel machte seine Hausaufgaben, stellte Charamsas Ziele klar und half ihm. Charamsa und Martel haben sich als diese letzte Buch geschrieben wurde, zweimal getroffen. Nach seinem Outing verließ Charamsa den Vatican -und so sehr er sich noch als Priester fühlen mag- wurde latae sententiae exkommuniziert. Der Punkt ist, daß Charamsa von der Kirche verlangt, ihre Lehre und ihren Standpunkt zu ändern, damit er sich frei fühlen kann, das zu tun, was er für besser hält.

Charamsa ist ein Beispiel für eine neue Mentalität, die die Identität des Priestertums in Frage stellt und -allgemeiner- sogar die menschliche Identität. Es geht dabei nicht um den Zölibat. Es geht um sexuelle Impulse, denen man seiner Meinung nach immer folgen muß. Es gibt keine Möglichkeit eine lebenslange Wahl zu treffen-sei sie ehelich oder die totaler Keuschheit. Das sei -laut dieser neuen Ideologie- gegen die menschliche Natur.

Beim Generationswechsel geht es auch um diesen Umschwung in der Mentalität-. Die Dinge durch die Brille der Generationenübergangs zu betrachten, macht sie klarer.

Die Wahl von Papst Franziskus entstand aus dem Gedanken heraus, Diskontiunität zu zeigen. Papst Franziskus wurde gewählt, weil ein Papst benötigt wurde, der offen zu sein schien aber gleichzeitig auch traditionell. Papst Franziskus war auch der Kandidat der Alten Kurie, derjenige der für fähig erachtet wurde, die Beziehung mit den Vatican-Diplomaten, die sich von Benedikt XVI vernachlässigt fühlten, wiederherzustellen.

Nach der Wahl von Papst Franziskus bewegten sich die Dinge schnell vorwärts. Als ob es die Ära Benedikts XVI nie gegeben habe, wurden Slogans der Post-Vatican II-Ära wieder modern. Sofort wurde der 80-jährige Kardinal Kasper wieder theologischer Referenzpunkt.

Die Familiensynoden waren auch ein erster Versuch für einige Öffnungen innerhalb der Kontinuität. (Wahrscheinlich) neue Dinge mit alten Leuten zu tun. das hat nicht funktioniert.

Der Interims-Bericht der 2014-Familien-Synode hat einige Öffnungen für irreguläre Paare eröffnet und die Mehrzahl der Synodenväter protestierte.  Papst Franziskus umging das Thema und verlangte, den gesamten Abschlussbericht zu veröffentlichen-einschließlich der Paragraphen, die die 2/3 Zustimmung der Synode nicht erhalten hatten. Das war nicht genug.

Zu der Zeit zeigte sich bereits eine neue Generation im Vatican und verlangte nach mehr als einer allgemeinen doktrinalen Öffnung, die ein von Fall-zu-Fall-Management schwieriger Situationen vorsah, wie Priester es seit Jahren handhabten. Diese neue Vatican-Generation wollte eine Kirche in der Welt.

Charamsas Outing am Vorabend der 2015-Synode war auch ein Signal, Der neue Ausbruch des Mißbrauchsskandals-der in Wirklichkeit nie endete-war eine weitere Alarmglocke. Die Veröffentlichung des jüngsten Martel-Buchs ist ein neues Werkzeug in den Händen dessen was Martel "die Gemeinde" nennt. 

Machtkämpfe sind nicht  neu im Vatican. Eine gewissen homosexuelle Subkultur ist auch nicht neu. Sie wurden in gut dokumentierten Studien beschrieben- wie in der von Fr. Dariusz Oko über die Homohäresie.

Der Machtkampf wird jetzt von einem weitergehenden Generationswechsel umrahmt. Die Welt des Vaticans verändert sich als ganzes und das tut sie genau jetzt.

Am Ende weiß Papst Franziskus das. Aus diesem Grund dauern die Diskussionen über die Reform sehr lange - man beachte, daß die Kurien-Reform weltweit beraten wird. Es besteht die Notwendigkeit, die Linien der Kirch zu vereinen. Einen neuen Weg für diesen Übergang zu finden. Und innerhalb der Kirchentradition zu bleiben, manchmal eine schüchterne Öffnung zuzulassen.

Vielleicht sind das die Brillengläser, durch die man dieses Pontifikat lesen muß. Diese Pontifikat zielt auf Mission und Menschen ab, weil die Kirche Gebet und Gnade braucht, dieses Pontifikat braucht Gebet und Gnade, um diese Situation mit einer neuen Generation, die an die Macht drängt,  zu überwinden und die Kirche nach außen zu bringen. Wie dieser Weg effektiv sein kann und wie Papst Franziskus einfach nur mit seinem Charisma und einigen Tricks erfolgreich sein kann, wird man noch sehen müssen. 

Quelle: Monday in the Vatican, A. Gagliarducci

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