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Mittwoch, 8. Mai 2019

M. Tosatti: Kardinal Müller zerpflückt die Reformpläne für die Kurie

Marco Tosatti veröffentlicht bei La Nuova Bussole Quotidiana Teile der Kritik, die Kardinal Müller in einem Interview mit der Passauer Neuen Presse am Entwurf von "Praedicate Evangelium" -dem Dokument für die Kurien-Reform geübt hat.
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"BREITSEITEN VON MÜLLER GEGEN DAS PROJEKT"

"KURIENREFORM, OPFER WIRD DIE GLAUBENSKONGREGATION SEIN"

Der emeritierte Präfekt der Glaubenskongregation Kardinal Müller zerlegt die Kurienreform, die die Glaubenskongregation zugunsten eines Dikasteriums für die Evangelisierung, deren Aufgaben noch nicht klar sind, beschnitten werden. Der Kardinal hat davor gewarnt, die Prioritäten auf säkulare Aufgaben der Kirche zu legen, damit sie nicht zu einer NGO wird. Und er hat wegen einiger Aspekte der Reform, die die Glaubenslehre bestreiten, die nur noch als eine der vielen Aufgaben bezeichnet wird, von "theologischer Dummheit" gesprochen.

Kardinal Müller schont weder Worte noch das Konzept bei der Bewertung der Reformpläne für die römische Kurie, die vom Rat der C9 (inzwischen auf C6 reduziert) erdacht und durch Interviews und Äußerungen  von dem Papst nahe stehenden Kardinälen bekannt geworden sind.
In einem spezifischen Fall hat der Ex-Präfekt der Glaubenskongregation ("La Suprema"-wie einmal genannt wurde) von "schockierender theologischer Dummheit" gesprochen.
Der Entwurf des Dokumentes, der in den vergangenen Wochen an die Kardinäle ( nach einigen Quellen aber nicht an alle) wurde, soll beabsichtigen, der Evangelisierung im Hinblick auf die Lehre und das Lehramt eine führende Rolle zuzuweisen: und das auch "physisch" durch die Einverleibung von Propaganda Fide ins Dicasterium für die Neu-Evangelisierung. Aber laut Müller biete das Dokument, das nach zig Treffen des C9- C6 entstanden ist, keine "überzeugende Idee vom Ursprung, der Substanz und der Mission der Kirche an."

Der Kardinal hat seine Vorhalte und seine Kritik in einem Interview mit der Passauer Neuen Presse  geäußert. Der Entwurf des Dokumentes, das den Namen "Praedicate Evangelium" trägt, ist außer an die Kardinäle auch an die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen., an die Führer der Synoden der Orientalischen Kirche, die Ordensoberen und mehrere Katholische Universitäten geschickt worden.
Von allen diesen Personen soll C6 bis Mitte Juni ein Feedback bekommen, um während des bevorstehenden Zusammentreffens vom 25. und 26. Juni und folgenden Treffen eventuelle Veränderungen und Zusätze diskutieren zu können.





Müller beginnt seine Beobachtungen mit der Feststellung, daß die Römische Kurie sich seit einiger Zeit "in einem Zustand der Suspendierung befindet, [einem ortlosen Schwebezustand] weil sie nicht mehr klar darauf ausgerichtet ist, dem Papst und der universalen Kirche zu dienen".
Für ihn ist der Entwurf der zukünftigen Apostolischen Konstitution ein Konglomerat aus subjektiven individuellen Vorstellungen, frommen Wünschen und moralischen Erklärungen -zusammen mit einzelnen Zitaten des Konzils und Erklärungen des amtierenden Papstes."

Einer der laut Müller kritischen Punkte ist das Fehlen einer klaren Unterscheidung zwischen den "säkularen Institutionen des Vaticans als souveräner Staat, dem Hl Stuhl als Person des Internationalen Rechts und dem auf dem Papst beruhenden kirchlichen Primat ", der als Bischof von Rom in der Nachfolge des Apostels Petrus steht, dem sichtbaren Prinzip und Fundament der Einheit."

Der Ex-Präfekt der Glaubenskongregation unterstreicht, daß der "fatale Irrtum" der vorangegangenen, von Papst Paul VI durchgeführten Reform war, das Staatssekretariat ins Zentrum der Kurie zu stellen " jetzt noch verschlimmert wird. Müller gibt zu, daß das Staatssekretariat dem Papst bei der Erfüllung seiner Mission dient, seine höchste Mission jedoch ist sein Lehramt als Mitglied und Oberhaupt des Bischofskollegiums".
"Die säkularen Pflichten" unterstreicht er "sind nur sekundär und nicht fundamental ans Papsttum gebunden." Im Gegenteil: manchmal hat das Staatssekretariat auch "die essentielle Mission des Papstes in den Schatten gestellt."

"Heute den säkularen Aufgaben die Priorität vor der spirituellen Mission zu geben, ist ein Fehler, der dringend vermieden werden sollte" stellt Kardinal Müller fest, der vor einer Säkularisierung des Konzeptes von Kirche warnt. als ob "diese wie ein internationaler Konzern geleitet werden müsse" und als ob es sich um ein Machtgleichgewicht zwischen der Muttergesellschaft und ihren Tochterunternehmen handele.

Einer der Aspekte, die dem Purpurträger besonder negativ auffallen, ist die Abwesenheit einer Rangfolge der Wichtigkeit unter den verschiedenen Organismen der Römischen Kurie, wie sie im Entwurf erscheinen. "Eine "Suprema" gibt es nicht mehr (wie die Glaubenskongregation einst genannt wurde) weil alle Dicasterien auf gleicher Ebene sein sollen. Und er spricht von einer Auswahl von 16 Ämtern ohne Konzept, die dem Papst, den einzelnen Bischöfen und den Bischofskonferenzen dienen sollen."

So kommt zum Beispiel das Amt für Päpstliche Almosen vor dem für Liturgie und Sakramente, betont der Kardinal. Außerdem wird die Evangelisierung an die erste Stelle gesetzt, auch wenn sie Aufgabe der universalen Kirche ist und keine spezifische Aufgabe des Papstes."

Der Purpurträger stellt sich eine entscheidende Frage: "Was ist dann der Unterschied zwischen dem Dicasterium für die Evangelisierung und der Glaubenskongregation, die auch die Aufgabe hat, dem Papst und den Bischöfen bei der weltweiten Verkündung des Evangeliums zu helfen.?" Dieser letzte Satz ist auch Teil des Entwurfs.  Da wäre auf der einen Seite eine Evangelisierung ohne Inhalt und andererseits eine Verkündung des "Glaubens an Christus, den Sohn des lebendigen Gottes"?

"Auch wenn"- erklärt Müller, "das Lehramt der Universalen Kirche der wahre Grund für den päsptlichen Primat ist, das im Entwurf erwähnte Lehren des Glaubens ist nur eine von vielen anderen Aufgaben des Papstes , die wichtigste Sache scheint jetzt seinen säkularen Pflichten untergeordnet zu werden."

Müller weist auch auf eine Passage im Entwurf des Dokumentes hin, der die Aufgaben des neuen Dicasterium für die Glaubenslehre beschreibt, das eine "schockierende theologische Dummheit" darstellt.

Er enthüllt dann einen irrigen und abweichenden Gebrauch der fundamentalen Anschauungen der Katholischen Theologie sowie der säkularen Denkweise  bei einigen deren, die die Glaubenskongregation als eine Art "Schullehrer"  herabsetzen. So wie er das Konzept der Stärkung der Peripherie auf Kosten des Zentrums  kritisiert. Das könnte "populistisch plausibel" erscheinen, erklärt Müller, aber für ein theologische gebildetes Ohr "klingt das scharf und verstimmt."

Quelle: LNBQ, M. Tosatti

1 Kommentar:

  1. Darf ich einmal freundlich fragen, was ein "Konzept" ist?
    .
    https://www.wiwi.uni-siegen.de/merk/downloads/verschiedenes/importante_adhortation.pdf

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