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Samstag, 11. Mai 2019

Marco Tosatti bescheinigt dem Duo Marx-Maradiaga Schlampigkeit bei ihrem Entwurf einer Konstitution für die Kurienreform

Man kann sicher ohne Übertreibung sagen, daß Marco Tosatti in seinem Beitrag für La Nuova Bussola Quotidiana kaum ein gutes Haar am provisorischen Entwurf des Duos Marx-Maradiaga für die Konstitution für die Kurienreform läßt. Für die von ihm geforderten weitreichenden Verbesserungen bleibt allerdings, wenn "Praedicare Evangelium" am 29. Juni vom Pontifex unterzeichnet werden soll, kaum Zeit.
Hier geht´s zum Original:   klicken

"WEITSCHWEIFIG UND UNPRÄZISE: DIE KURIENREFORM GEHT NICHT"

"Wir haben im voraus den Entwurf der Konstitution der Kurienreform gelesen, an der die Kardinäle Marx und Maradiaga arbeiten, Unpräzises und Ungenauigkeit bei der Rolle der Dikasterien und der Hierarchie. Aber auch wortreiche wortreiche Verzögerungen und sogar eine Einladung an die Diözesen, das kosmische Gleichgewicht der indigenen Kulturen zu verbessern, Und für päpstliche Segnungen suchen sie Sponsoren.

"Praedicare Evangelium" - so sollte sie heißen- die neue Konstitution der Reform der Römischen Kurie, wenn der regierende Pontifex seine Zustimmung geben sollte. Bevor wir uns ihr, die wir in den letzten Tagen schnell lesen konnten, zuwenden, müssen wir berichten, was in der päpstlichen Entourage zirkuliert: das ist, daß Kardinal Oscar Maradiaga und Kardinal Reinhard Marx - also zwei Purpurträger, die den Schlüssel zum Herzen von Papst Bergoglio besitzen, den unter massiven Druck setzen, damit das Dokument am kommenden 29. Juni, dem Fest der Hl. Petrus und Paulus, veröffentlicht wird - vielleicht gleichzeitig mit einem Konsistorium zur Kreierung von Kardinälen.

Es ist nicht sicher, daß es ihnen gelingt. Der Pressesprecher des Vaticans, Alessandro Gisotti hat - wie von SIR berichtet wurde, von einem Text gesprochen, der innerhalb eines Jahres fertig sein werde. Und wie es aussieht, soll der Pontifex selbst einen gewissen Widerstand und auch Überraschung gezeigt haben- daß ein Gericht, das in solcher Eile serviert werden soll,  Gefahr läuft, schlecht gekocht zu sein.





Die 50 Seiten, die wir gelesen haben scheinen uns nicht aufregend zu sein. Also.
Seit ungefähr 1981 - haben wir zig kirchliche Dokumente gelesen, und das, über das wir sprechen, ist uns negativ aufgefallen: es erscheint uns als wenig organischer und wenig genauer Mischmasch,.
Unter anderem fehlt ihm auch ein Index; und das bei einem Text, der viele verschiedene Argumente behandelt und viele Kapitel hat und als Ziel die Reorganisation eines komplexen Staatlichen Systems, das scheint uns ein wirklich schlechtes Zeichen zu sein.
Es ist kein Zufall, daß auch bei den Personen der Entourage des Papstes und unter den ihm verbundenen und treuen Purpurträgern leise Kritik zirkuliert, und geurteilt wird, das dokument sei nicht wert, von einem Pontifex unterschrieben zu werden.

Der zweite Hinweis betrifft die Form der Konsultationen. Schaut man etwas weiter-auf einige Passagen des Briefes, mit dem der Koordinator Kard. Maradiaga den Text an die Verantwortlichen im Vatican, die männlichen und weiblichen Ordensoberen, Vorsitzenden der Bischofskonferenzen und mehrere Universitäten (nach welchen Kriterien die ausgewählt wurden, weiß man nicht) geschickt hat und versucht, den Eindruck eines seit langem stattfindenden Konsultationsprozesses zu erwecken
Aber - und das erscheint uns außergewöhnlich- der Entwurf ist nicht vielen Kardinälen zugesandt worden. Nun sind die Kardinäle- auch wenn sie keine operativen Aufgaben haben- definitionsgemäß die ersten Berater des Pontifex´. Viele von ihnen- wenn auch vielleicht Pensionäre- haben große und wertvolle Erfahrungen in der Handhabung kirchlicher Dinge. Und wenn man sie nicht nach ihrere Meinung fragt, wenn man untersucht, wie man die Kirche neu organisieren könnte, wann dann?

Unter einem "breiten theologischen Hut" wird das Dokument begonnen: als ob man ein neues "Lumen Gentium" schreiben wollte.  Aber Lumen Gentium war Frucht eines Konzils und war kein praktisch-organisatorisches Dokument, was die Anwendung auf die Dienste der Kirche betrifft.
Ein Bischof hat uns im Scherz gesagt " Wenn es eine Norm für die Feuerwehrleute im Vatican-Staat gibt, ist es unnötig ein theologisches Vorwort über das Feuer voran zu stellen- und vielleicht zu sagen, daß auch der Hl. Geist durch das Feuer handelte..." Man weiß , daß alles in der Pastoral endet... die Kirche kümmert sich um die Seelen. Der Kodex endet mit dem Satz: suprema lex salus animarum.
Das sagt der Kodex, wozu also dient dieser "theologische Hut"?

In seinem Begleitschreiben schreibt Kard. Maradiaga:
"Der Hl. Vater wünscht  -in Übereinstimmung mit seiner eigenen Erklärung, daß die synodale Kirche eine Kirche des Zuhörens ist, daß die Konsultation ausgeweitet wird und daß gerade ein solcher-wenn auch provisorischer- Text einer letzten Überprüfung unterzogen wird, bevor man zu einem Schluss gelangt."
In Wirklichkeit ist er (der Text)  im Vorfeld nirgendwo hin geschickt worden. Er ist der erste Entwurf.

Besagte Konsultation - wie man vielleicht weiß- ist von Anfang an vom Kardinalsrat das Ergebnis der Beratungen -besonders der Dikasterien der Römischen Kurie gestartet worden. Jetzt aber -wo die Schlußphase der Beurteilung eines vollständigeren Textes durch den Summus Pontifex erreicht ist. wäre es nützlich, eine weitere zusammenfassende Konsultation durchzuführen."
Der Brief zeigt eine "ideale Kontinuität" zu Pastor Bonus auf und bezieht sich dann auf die Reden, die der Papst von 2014- 2017 anläßlich seiner Weihnachtsgrüße vor der römischen Kurie gehalten hat. Das ist ziemlich humorvoll, wenn man daran denkt, daß diese Reden von äußerst schwerwiegenden Kritiken und Bemerkungen gekennzeichnet waren.....

Betrachtet man den Text des Entwurfs, um z.B. mit der Synodalität zu beginnen, kann man sich von den ersten Artikeln an dem pastoralen Charakter der kurialen Aktivitäten gegenüber finden. Andere Kriterien waren aber auch von Belang, darunter der der Subsidiarität, besonders hinsichtlich  der Ortskirchen sowie bei der Zusammenlegung früherer Dikasterien, die der Hl. Vater des vorhergehenden Pontifikates durchgeführt hat.

"Bitte geben Sie eine allgemeine Einschätzung ab.
Es wird gebeten, eventuelle Lücken und Ungenauigkeiten anzuzeigen.
Machen Sie eventuelle Verbesserungsvorschläge.
Formulieren Sie Hinweise auf die Beziehung der Römischen Kirche mit den Einzelkirchen, den nationalen Bischofskonferenzen, den Internationalen Vereinigungen der Bischofskonferenzen, dem Rat der Katholischen Patriarchen des Orients und anderen Räten und Gruppierungen."

Die Antworten werden- wie wir gesehen haben- vielleicht bis zum kommenden 31. Mai eingehen. Das bedeutet, daß das Duo Marx-Maradiaga versuchen wird, die Zustimmung bis zum 29. Juni zu "erzwingen".

Der Text des Entwurfs erscheint aber nicht so sorgfältig und präzise zu sein, wie man es von einer Konstitution erwarten sollte, die die Richtlinien für eine strukturelle Reorganisation vorgibt.
Es wird allgemein von Dikasterien gesprochen, für einige ein Präfekt, für andere ein Sekretär oder Untersekretär erwähnt; für andere gar nichts, man versteht nicht, wer sie führen soll. Die "Diakoneia der Nächstenliebe"  kommt an dritter Stelle, nach Evangelisierung und Glaubenskongregation. Und das läßt einen mehr als nur eine Augenbraue heben: die Notwendigkeit -und die Praxis- der Nächstenliebe hat es immer an jedem Ort und zu jeder Zeit in der Kirche gegeben und sie wurde immer beantwortet. Was für einen Zweck hat ein Dikasterium mit dieser Aufgabe?
Es gibt die Caritas, die Diözesen,  jede Gemeinde, die aktiv ist. Die Apostelgeschichte erinnert daran, daß die Gläubigen sich um den Apostel versammeln sollten, lesen, eine Gemeinschaft bilden, und je nach ihren Kräften ihre Güter der Gemeinschaft zukommen lassen sollten.....

Der Text weist auch einige Punkte von besonderem Interesse auf. Z.B. wenn er von der Caritas spricht und behauptet: "Das Dikasterium im Dienst der Nächstenliebe ist das Apostolische Almosenamt. Es übt im Namen des Hl. Vaters die  Werke der Unterstützung und der Hilfe für die Armen aus, und hängt direkt von ihm ab. Die Aktivitäten des Dikasteriums werden vom Präfekten, dem Almosenier, geleitet, das heißt die konkrete Bereitschaft zur Nähe zu den Menschen und Familien die bedürftig sind, in Ausgrenzung und Armut leben, sowie in Katastrophensituationen.
Das Apostolische Almosenamt ist befugt, freiwillige Spenden zu empfangen und zu erbitten, um den Fond der Caritativen Werke zu füllen. Zu diesem Zweck hat auch der Almosenier die ihm vom Papst übergebene Aufgabe, den Apostolischen Segen per Diplom mit seiner Unterschrift und einem Stempel seines Büros zu erteilen." Das heißt- in einer Apostolischen Konstitution wird von der Suche nach Sponsoren und von Urkunden mit dem päpstlichen Segen gesprochen.

So ist z.B auch Artikel 130 seltsam. Die Kirche " möge sicherstellen, daß die Bischofskonferenzen die indigenen Kulturen wertschätzen und schützen- mit ihrem Erbe an Weisheit und ihrem kosmischen und spirituellen Gleichgewicht, als Reichtum der gesamten Menschheit,"
Kosmisch?  Die Mutter-Erde-Kulte oder irgendwelche lateinamerikanischen Kosmogonien?
Sind wir wirklich sicher?

Ein letzter Gesichtspunkt betrifft die Präfektur des Päpstlichen Hauses (z.Zt. Msgr. Georg Gänswein anvertraut). Die Konstitution sieht vor, daß der Präfekt den Pontifex begleitet-aber nur im Vatican. Die Mauern sollen sie nicht gemeinsam verlassen. Man kann sich um der Würde des Apostolischen Stuhls nur wünschen, daß der vorläufige Entwurf noch massiv revidiert wird. Vielleicht sogar Profis überlassen wird oder vielleicht pensionierten Kardinälen.....

Quelle: LNBQ, M. Tosatti

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