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Montag, 10. Juni 2019

A. Gagliarducci : Liegt die Kurien-Reform auf Eis?

In seiner montäglichen Kolumne bei "Monday in the Vatican" untersucht und kommentiert A. Gagliarducci den aktuellen Stand der Dinge bei der Kurienreform und ihrer Umsetzung.
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"PAPST FRANZISKUS, REFORM UND KONSISTORIUM VERSCHOBEN?"

"Es schien fast als sicher, anzunehmen, daß Papst Franziskus Ende Juni ein Konsistorium abhalten werde. Bei diesem Konsistorium hätte der Papst 6 neue Kardinäle kreieren und die von Paul VI festgelegte und vom Hl. Johannes Paul II bestätigte Grenze von 120 wählenden Kardinälen bei einem Konklave überschreiten können.

Das Konsistorium wird nicht stattfinden, weil Papst Franziskus es noch nicht angekündigt hat und er das aber einen Monat früher tun muß. Der Papst wird sogar die Kurien-Reform noch nicht unterzeichnen, wie es gerüchteweise hieß, obwohl der Entwurf des Kurien-Reform jetzt herumgeht.

Am Ende ist alles aufgeschoben. Meldungen über das Konsistorium und den Abschluss der Kurienreform waren nicht offiziell. Dennoch gab es viele Anzeichen die darauf hinwiesen. Viele im Vatican verwiesen darauf, daß Papst Franziskus für den 25.- 2. Juni ein Treffen des Kardinalsrates einberufen hat.

Im Allgemeinen trifft sich der Rat am Monatsbeginn. Der Zeitplan schien perfekt zu passen: Kardinalsrat, Konsistorium zur Diskussion der Reform, Kreierung von neuen Kardinälen am 28. Juni, eine Messe mit den Kardinälen am 29. Juni , dem Fest der Hl. Petrus und Paulus. Bei der Gelegenheit segnet Papst Franziskus auch die Pallien für die Metropolitan-Erzbischöfe, die während des vergangenen Jahres ernannt wurden.





Es schien ein perfekter Plan zu sein. Und das, weil er zu künstlich erschien, um wahr zu sein. Nach sechsjähriger Diskussion will Papst Franziskus die Kurienreform sicher abschließen. Einmal formuliert, könnte der Text verbessert werden. wie es mit so vielen Entscheidungen von Papst Franziskus geschah.

Ein Gutteil des Reform ist am Ende schon  umgesetzt worden- ungeachtet des Kardinalsrates. In sechs Jahren hat Papst Franziskus die Dicasterien für Laien, Familie und Leben eingeführt, für die Ganzheitliche Menschliche Entwicklung, für Kommunikation; das Wirtschaftssekretariat und den Wirtschaftsrat. Große Teile der Reform sind bereits abgeschlossen.

Es kann sein, daß Papst Franziskus keine Eile hat. Übrigens - "Eile schafft Verdruß"- sind sich die Bischöfe, die den Entwurf bekommen haben sehr wohl bewußt, daß die Dinge ruhig angegeangen werden müssen. Der Entwurf war den Vorsitzenden der Bischofskonferenzen oder eines vaticanischen Dicasteriums Anfang Mai zugesandt worden -mit der Bitte um Feedback bis zum 31. Mai. Zu wenig Zeit-wie fast jeder sagte.

Papst Franziskus kann mit dem Text tun, was immer er will. Vorschläge, die vielleicht nach der weltweiten Konsultation der Kurienreform gemacht werden, sind eben nur Vorschläge. Andererseits könnte der Entschluß nicht auf die Ortskirchen zu hören als Widerspruch zur Betonung der Synodalität durch Papst Franziskus aufgefaßt werden.

Die Diskussionen innerhalb der Kurie und der Ortskirchen und der Wunsch von Papst Franziskus mehr als 6 Kardinäle zu kreieren, haben alle Entscheidungen hinausgeschoben. 

Jetzt weisen die Gerüchte auf ein Konsistorium im November hin. Es wird dann 114 wahlberechtige Kardinäle geben und sechs Möglichkeiten für neue rote Birette. Papst Franziskus könnte auch 8 wahlberechtigte Kardinäle kreieren. weil zu Beginn des Jahres 2020  zwei Kardinäle 80 werden. 

Es gibt zwei mögliche Daten: um den 21. November, dem Fest der Präsentation Mariens im Tempel; oder der 8. Dezember, Fest der Unbefleckten Empfängnis. 

Diese Daten würden perfekt zu einer möglichen Reise von Papst Franziskus nach Japan passen. Die Reise ist noch nicht offiziell: sie sollte nur drei tage dauern -vom 25. bis 28. November mit Aufenthalten in Tokio und Nagasaki. Am Ende könnte Papst Franziskus das Konsistorium vor oder unmittelbar nach der Reise nach Japan feiern.

Die Kurien-Reform könnten auch am Ende des Jahres abgeschlossen werden. Der Entwurf wird überprüft und zur Übereinstimmung mit dem kanonischen Recht gebracht werden. Man kann einige Anpassung der Mikro-Reform von Caritas Internationalis oder dem neuen Gesetz für den Vatican-Staat feststellen. 

Tatsächlich sind alle Themen noch offen. Die Präfektur des Päpstlichen Hauses sollte geschlossen werden: das ist nicht geschehen. Erzbischof Georg Gänswein, der Präfekt des Päpstlichen Haushaltes sollte auf einen neuen Posten in der Kurie versetzt werden: auch das ist nicht passiert.

Bedeutet das, daß am Ende verstanden worden ist, daß Strukturen nicht bloß Dekoratuion sind? Die Diskussion über eine teilweise Neuordnung dessen, was "der Hof des Papstes" genannt wird. wurde nie beendet. Nichts ist sicher.

Schließlich ist es schwer, Richtlinien für Papst Franziskus´ Reform zu finden. Wenn es irgendwelche gibt, so sind sie gut versteckt. Wenn es keine gibt, bedeutet das, daß die Reform Stimmungen wiedergibt und kaum eine endgültige Form erreichen werden.

Die Diskussion konzentriert sich jetzt sehr auf die Notwendigkeit der Evangelisierung, Mission und die Umkehr der Herzen. Was fehlt ist die Anerkennung, daß Strukturen geschaffen wurden, um Evangelisierung und Mission zu garantieren. 

Der Hof- wie er genannt wird- garantiert eine stabile Körperschaft und Organisation, die sonst den Stimmungen des Souveräns und seiner engsten Mitarbeitern überlassen bliebe. Die Dicasterien -mit all ihren Grenzen- waren eine andere Art. die Evangelisierung zu organisieren und die Kirche dort präsent zu machen, wo sie gebraucht wurde. Die Arbeit, die kürzlich am Kanonischen Recht durchgeführt wurde, sollte Gerechtigkeit garantieren.

Menschen machen Institutionen. Die Rationale war es, Menschen wenn nötig auszutauschen und die Strukturen neu zu ordnen. Menschen jedoch  bewegen sich immer weiter, während die Institutionen bleiben.

Das ist der Stand der Diskussionen- während alles in der Schwebe zu sein scheint. Zu Beginn des Jahres hatte Papst Franziskus die Dinge beschleunigt, als er 5 Reisen plante. Jetzt scheint er eine Pause für weitere Überlegungen zu machen. Die Synode im Oktober und der Monat November werden ein Scheideweg des Pontifikates sein.

Quelle: Monday in the Vatican, A. Gagliarducci

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