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Freitag, 7. Juni 2019

Roberto De Mattei über die Inklusions-Philosophie des Pontifex.

Professor Roberto De Mattei analysiert und kommentiert bei "Corrispondenza Romana" die Inklusions- Philosophie, die bei Papst Franziskus absolute Priorität genießt und Leitstern seines Pontifikates ist.
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"PAPST FRANZISKUS -PHILOSOPH DER INKLUSION" 
Am 2. Juni stand die traditionelle Militärparade zur Feier des Nationaltages unter dem Zeichen der "Inklusion". "Das Thema der Inklusivität, das dieses Ereignis charakterisierte, charakterisiert gut die in unserer Verfassung niedergelegten Werte, die festlegt, daß kein Bürger sich verlassen fühlen darf, sondern daß ihm die Ausübung seiner Rechte garantiert werden." hat der Präsident der Republik Sergio Matarella erklärt. Am selben Tag hat Papst Franziskus in Blaj, Rumänien, im Namen der Kirche ein "mea culpa" gegenüber der Gemeinschaft der Roma für die erlittenen Diskriminierungen ausgesprochen: "Ich bitte den Herrn und euch um Vergebung- im Namen der Kirche- dafür, daß wir euch im Verlauf der Kirche diskriminiert, mißhandelt, oder falsch beurteilt, mit den Augen Kains betrachtet haben- statt mit Abels Augen und nicht euch in euren Besonderheiten nicht erkennen, schätzen und verteidigen konnten."
Im Verlauf der Geschichte gibt es keine Spuren von Verfolgung oder Mißhandlungen der Roma von Seiten der Kirche, aber mit diesen Worten wollte Papst Franziskus wollte das Prinzip "Inklusion" bestätigen, deren herausragender Theoretiker er heute ist und dem die EU ihre Politik unterwirft.
Das Beharren mit dem Papst Franziskus zu Themen wie Inklusion, Nichtdiskriminierung, Akzeptanz, Kultur der Begegnung kann manchen wie der Ausdruck der Nächstenliebe vorkommen, um eines der Bilder eben dieses Papstes zu benutzen, die Teil der "Personalausweises des Christen" ist.
Wer so denkt, begeht allerdings einen Irrtum was die Perspektive betrifft, analog zu dem der katholischen Progressisten des späten 19. Jahrhunderts, nach deren Überzeugung das Interesse Marx´ für die Proletarier seiner Liebe für die soziale Gerechtigkeit entsprang. Diese Katholiken schlugen vor, den Marxismus abzulehnen, die materialistische Philosophie zurückzuweisen und statt dessen die Wirtschafts- und Sozialanalyse zu akzeptieren. Sie haben nicht verstanden, daß der Marxismus ein untrennbarer Block darstellt, und daß die marxistische Soziologie eine direkte Konsequenz seiner materialistischen Dialektik ist. Marx war kein Philantrop, der sich dem Elend des Proletariates zuwandte sondern ein militanter Philosoph, der sich dieses Leidens als Instrument bediente, um sein revolutionäres Ziel zu erreichen.





Auf analoge Weise entsteht Papst Franziskus´Aufmerksamkeit für die Peripherien und die Letzten nicht aus dem Geist des Evangeliums oder einer laienhaften Philanthropie sondern aus einer Entscheidung, die zunächst philosophisch und dann politisch ist und die sich mit dem Begriff "egalitäre Kosmologie" zusammenfassen läßt.
Franziskus verwendet in seiner Enzyklika "Laudato Sì`" einen Neologismus: den Begriff "Ungleichheit", der im Wesentlichen jede Form ungerechter sozialer Ungleichheit bezeichnet und philosophisch ist noch bevor er politisch ist,
"Was wir wollen, ist der Kampf gegen Ungleichheit, die das größte Übel ist, das es in der Welt gibt" hat er am 11. November 2016 gegenüber Eugenio Scalfari  in der Repubblica erklärt. Im selben Interview hat Papst Bergoglio sich das von Scalfari vorgeschlagene Konzept "Rassenmischung" zu eigen gemacht. Und Scalfari behauptet in einem Leitartikel in der selben Tageszeitung vom 17. September 2017 , daß laut Papst Franziskus "in der globalen Gesellschaft in der wir leben, ganze Völker in dieses oder jenes Gebiet ziehen und sich mit der Zeit eine Art immer  "Rassenmischung" entwickelt- immer integrierter.
Das betrachtet er als positive Tatsache, in der einzelne Personen und Familien und Gemeinschaften immer mehr integriert werden, in der die verschiedenen Ethnien dazu neigen, zu verschwinden und große Teile unserer Erde von einer Bevölkerung mit neuen physischen und spirituellen Eigenschaften bewohnt wird. Es wird Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende dauern, bis so ein Phänomen eintritt- aber- so sind die Worte des Papstes- die Tendenz geht dahin.
Nicht zufällig predigt er den Einen Gott, den einen für alle.
Ich glaube das nicht, aber ich erkenne eine Logik in den Worten von Papst Franziskus: ein einziges Volk, ein einziger Gott. Bis heute hat es kein religiöses Oberhaupt gegeben, das der Welt diese seine Wahrheit gepredigt hat."

Der Begriff "Rassenmischung" -wie der der Inklusion und des Willkommens kehrt auch in der Pastoral von Papst Bergoglio wieder. Am 14. Februar 2019 -anläßlich seiner Rede vor dem Internationalen Fond für die landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD) in Rom hat Franziskus die Vertreter der indigenen Völker getroffen und hat diese Gruppe "einen lebendigen Schrei der Hoffnung" genannt, und wünschte sich eine "kulturelle Rassenmischung" zwischen den "sog. zivilisierten Völkern"  und ein eingeborenen Bevölkerungen, die "der Erde zuhören , sie sehen und sie berühren können."
Die kulturelle Rassenmischung -hat er erklärt, ist der Weg, der gegangen werden muß, "um die zu schützen, die in ärmsten ländlichen Gegenden des Planeten leben, aber am reichsten an Weisheit mit der Natur zusammen zu leben. "
Am 19. Januar 2018 in Puerto Maldonado, im peruanischen Herzen Amazoniens, ist Papst Franziskus den Eingeborenen begegnet und sagte ihnen:"der Schatz, den diese Region beherbergt, kann ohne "eure Weisheit und euer Wissen" nicht verstanden werden. Um diese Bezugnahme auf die "Weisheit" und das "Wissen" der Eingeborenen besser zu verstehen, muß man zum Werk eines Lieblingsautor des Papstes zurück kehren, jenen Ex-Franziskaner Leonardo Boff.
Amazonien- erklärt Boff- "hat einen universalen, gleichnishaften Wert", weil es eine Antithese zum modernen Entwicklungsmodell darstellt "Last der Verbrechen des Kapitals und antiökologisch." Es ist "der Ort, um eine mögliche Alternative auszuprobieren, in Übereinstimmung mit dem Rhythmus dieser üppigen Natur, im Respekt und Wertschätzung der ökologischen Weisheit der Eingeborenen, die dort seit Jahrhunderten leben." ("Schrei der Erde und Schrei der Armen. Für eine kosmische Ökologie, Cittadella, Rom 1996, S.183). Für Boff  "müssen wir vom modernen zum postmodernen, globalen ganzheitlichen Beispiel übergehen, eine neue Form des Dialogs mit dem Universum" "eine neue Form des Dialogs mit der Gesamtheit der Wesen und ihrer Beziehungen" (Schrei der Erde und Schrei der Armen, S. 26-27)."

Amazonien ist nicht nur einfach ein Land, sondern ein kosmologisch Modell, in dem die Natur als ein Lebewesen mit einer Seele betrachtet wird, ein Prinzip ganzheitlichen Handelns und spontan. Mit dieser von Göttlichkeit durchtränkten Natur unterhalten die eingeborenen Völker Lateinamerikas eine Beziehung, die der Westen verloren hat. Die Weisheit der Eingeborenen ist wieder zu entdecken, man muß sie wegen der an ihnen begangenen Diskriminierungen um Vergebung bitten, ohne zu erwarten, daß sie wegen Kannibalismus und Menschenopfern, die ihre Vorfahren praktiziert haben, um Vergebung bitten müßten.
Die Brücken müssen ersetzt werden und die Mauern einseitig sein.
Das ist der kulturelle Hintergrund der Synode, die am kommenden 6. Oktober im Vatican beginnt,
Die Inklusion ist eher ein philosophisches als ein soziales Konzept: sie bedeutet Zustimmung zu einer hybriden, ungenauen, gemischten Realität, in der alles verschmilzt und sich durchmischt, wie die Gender-Theorie, die eine Inklusionstheorie par excellence ist. LGBT - wie die Migranten oder die Eingeborenen Südamerikas sollen nicht als Person sondern wegen ihrer Kultur oder Orientierung respektiert werden.
Diese Kosmologie erinnert an das "Deus sive natura" von Spinoza, das die Identität Gottes mit der unendlichen Materie predigt, aus dem alles Sein stammt. Gott wird in die Natur eingeschlossen und die Natur in Gott, der keine transzendente Ursache ist sondern in der Welt immanent, mit der er zusammentrifft. Es gibt keinen qualitativen Unterschied zwischen Gott und der Natur, so wie es keinen qualitativen Unterschied zwischen den einzelnen Gesellschaften, Religionen oder Kulturen gibt- auch nicht zwischen Gut und Böse ist, die -laut Spinoza- miteinander korrelieren.
(Ethica IV, prop. 68)

Die Doktrin der Inklusion ist nicht die von Aeterni Patris von Leo XIII oder von Pascendi des Hl. Pius X,  sondern ihr Gegenteil, Wenige wagen jedoch das offen zu sagen. Wie lange soll dieses zweideutige Schweigen, das für so viele bequem ist, dauern aber vor allem jenen dient. die sich seiner bedienen, um Ziele zu erreichen, die den übernatürlichen Zielen der Kirche fremd sind?"
Roberto De Mattei

Quelle: Corrispondenza Romana, R.De Mattei 

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