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Sonntag, 23. Juni 2019

Sandro Magister kommentiert die Gespräche, die Papst Franziskus mit den rumänischen Jesuiten geführt hat.

Sandro Magister kommentiert bei Settimo Cielo die Transskripte der Gespräche, die der amtierende Pontifex kürzlich- hinter den verschlossenen Türen der Nuntiatur in Bucharest - mit den rumänischen Jesuiten führte.
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"FRANZISKUS´ LETZTES GESPRÄCH MIT DEN JESUITEN IST AUFSCHLUSSREICH. AUCH IN SEINEN WIDERSPRÜCHEN."
"Wenn Papst Franziskus außerhalb Italiens reist, gibt es nicht nur Pressekonferenzen im Flugzeug, um ihn zu befragen und seinen ad-hoc-Antworten zuzuhören. Es gibt auch die Treffen mit den örtlichen Jesuiten, die hinter verschlossenen Türen stattfinden, deren komplette Transskriptionen aber Pater Antonio Spadaro routinemäßig einige Tage später in "La Civiltà Cattolica"  veröffentlicht.

Die Zusammenfassung des Gesprächs zwischen Franziskus und den rumänischen Jesuiten, das an Abend des 31. Mai in der Nuntiatur in Bucharest stattfand, enthält drei Passagen über 3 Themen die für das Denken des Papstes besonders aufschlussreich sind.

Das erste hat mit den öffentlichen Vorwürfen gegen Papst Franziskus zu tun, daß er Personen geschützt und gefördert habe, obwohl er von ihren sexuellen Übergriffen wußte, besonders vom Amerikanischen Kardinal Theodore McCarrick und dem argentinischen Bischof Gustavo Òscar Zanchetta

Bei den rumänischen Jesuiten hat sich der Papst nicht noch einmal darauf zurückgezogen, daß er nie etwas über die Übergriffe des einen oder anderen gewußt habe, Aber er hat bekräftigt, daß er nicht auf diese Vorwürfe antworten wollte, weil er sich an zwei Beipielen aus der Geschichte der Gesellschaft Jesu ausrichte und stütze.





Das erste Beispiel ist die Sanftmut des Jesuiten, des Hl. Peter Faber (1506-1547) den Franziskus dem kämpferischen Temperament seines Mit-Jesuiten des Hl. Peter Canisius (1521- 1597) gegenüber stellt:

"Du mußt die Last des Lebens und ihren Druck auf deinen Schultern tragen....[...] Man muß geduldig und sanft sein. Das ist es, was Peter Faber, der Mann des Dialogs, des Zuhörens, der Nähe, der Reise tat. Heute ist es Zeit mehr für Faber als für Canisius, der ein Mann des Disputes war. In Zeiten von Kritik und Spannungen müssen wir es machen wie Faber, mit Hilfe der Engel arbeiten: er hat seinen Engel gebeten, mit den Engeln der anderen zu sprechen, so daß sie mit denen tun können, was wir nicht tun können.[...] Dies ist nicht die Zeit zu überzeugen, zu diskutieren. Wenn jemand ernsthafte Zweifel hat- ja dann kann man einen Dialog führen, klarstellen. Aber antwortet nicht auf Angriffe."

Das zweite Beispiel stammt aus den in einem von den Jesuiten der Civiltà Cattolica herausgegebenen Band gesammelten Briefe der Generaloberen der Gesellschaft Jesu aus der Zeit der Unterdrückung des Ordens in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts:

"Wenn ihr dieses Buch lest, werden ihr sehen, daß es sagt, was man in Augenblicken der Drangsal im Licht der Tradition der SJ tun sollte. Was hat Jesus im Augenblick des Leidens und der Wut getan?
Er hat nicht mit den Pharisäsern und Sadduzäern gestritten, wie er es vorher tat, als sie versuchten, ihm eine Falle zu stellen. Jesus hat geschwiegen. Im Moment von Zorn und Wut kann man nicht sprechen. Wenn Verfolgung stattfindet[...] umarmt man das Kreuz."

Die zweite aufschlussreiche Passage betrifft die Idee von der Weisheit und eingeborenen Unschuld des "Volkes", die Franziskus so lieb ist. Eine Idee die sich sowohl in seiner theologischen Vision von Kirche als auch dem "Hl. Volk Gottes" und seiner typisch populistischen politischen Vision manifestiert:

"Wo kann ich am meisten Trost finden? [..] findet ihn im Volk Gottes.[...] Das Volk Gottes versteht die Dinge besser als wir. Das Volk Gottes hat ein Verständnis, einen "sensus fidei" , der euch korrigiert und euch auf den richtigen Weg bringt."
Um diese Vision zu untermauern präsentierte Franziskus zwei Anekdoten:

In der ersten erzählte er, daß er eines Tages eine ältere Frau traf- mit kostbaren, strahlenden Augen" die ihm nach einigem small talk sagte, daß sie jeden Tag für ihn bete. Und er antwortete: Sagen Sie mir die Wahrheit. Beten Sie für mich oder gegen mich?"
Die ältere Frau: "Natürlich bete ich für Sie. Viele andere, innerhalb der Kirche beten gegen Sie!"
Moral von der Geschichte: "Wahrer Widerstand [gegen den Papst] gibt es nicht im Volk Gottes, das wirklich weiß, daß es das Volk ist."

Die andere Anekdote geht dagegen in die Zeit zurück als Jorge Mario Bergoglio einfacher Priester war und jedes Jahr den Schrein Unserer Lieben Frau von Milagro im Norden Argentiniens besuchte:

" Da sind immer sehr viele Menschen. Eines Tages -nach der Messen als ich mit einem anderen Priester wegging, näherte sich eine einfache Frau aus dem Volk. Sie gehörte nicht zur "Kulturellen Elite" . Sie hatte Heiligenbilder und Kruzifixe dabei. Sie bat den anderen Priester "Segnen Sie mich, Vater" und er- als guter Theologe-  erwiderte "Aber waren Sie in der Messe? " Und sie sagte "Ja Vater" und er fragte dann "Wissen Sie daß der Schluss-Segen alles segnet?"
Und die Dame sagte "Ja, Vater" [...] in dem Augenblick kam ein anderer Priester heraus und mein Gefährte drehte sich um und begrüßte ihn. da sah die Dame mich an und sagte: "Vater, werden Sie mich segnen?"
Da. Sehen Sie? Die Dame hat die ganze Theologie akzeptiert- natütöivh- aber sie wollte diesen Segen! Die Weisheit des Gottesvolkes! Die konkrete. Sie können sagen, das könnte auch Aberglaube sein. Ja, manchmal kann jemand abergläubisch sein. Aber was zählt, ist daß das Volk Gottes konkret ist. Im Volk Gottes finden wir das konkrete Leben, die wahren Fragen des Apostolates, der Dinge die wir tun müssen. Das Volk liebt und haßt - es weiß wie man liebt und haßt."

Die dritte aufschlußreiche Passage im Gespräch mit den rumänischen Jesuiten betrifft doe Frage der Kommunion für dire wiederverheirateten Geschiedenen, ein Frage, die so lange unbeantwortet bleibt, wie die von den vier Kardinälen  formulierten Dubia unbeantwortet bleiben:

"Wir sind immer in Gefahr der Kasuistik zu verfallen. Als die Familien-Synode begann, sagten einige: "Seht, der Papst beruft eine Synode ein, um den Geschiedenen die Kommunion geben zu könne." Und das sagen sie noch heute!  In Wirklichkeit hat die Synode einen Schritt auf dem Weg der Ehemoral gemacht- weg von der dekadenten scholastischen Kasuistik hin zur wahren Moral des Hl. Thomas von Aquin.
Dieser Punkt, an dem "Amoris Laetitia" der Integration der Geschiedenen spricht, und eventuell die Möglichkeit der Zulassung zu den Sakramenten eröffnet, wurde entlang der klassischen Moral des Hl. Thomas entwickelt, der höchst orthodoxen -aber nicht der dekadenten Kasuistik des "kann man oder kann man nicht."

Das hier zur Rechtfertigung von "Amoris Laetitia" vorgebrachte Argumentist das selbe, das er bereits- mit fast den gleichen Worten- bei den Jesuiten in Chile und Peru benutzte, mit denen er sich im Januar 2018 in Santiago di Chile während seiner Reise in diese Länder traf.

Genau wie die Bezugnahme auf den Hl. Peter Faber-im Gegensatz zum Hl. Peter Canisius- ergänzt durch eine Anrufung der Engel. findet man exakt des selbe im Gespräch zwischen Franziskus und den litauischen und lettischen Jesuiten, mit denen er sich am 23. September 2018 in Vilnius traf.

Es kommt ziemlich oft vor, daß Franziskus sich wiederholt, besonders wenn er aus dem Stegreif spricht. Aber es passiert auch manchmal, daß er intime Eigenschaften seiner Persönlichkeit zu Tage fördert.

Z.B. ging er bei den Jesuiten von Chile und Peru so weit,zu sagen, daß er sich "zum Wohl seiner geistigen Gesundheit " weigert, ie Schriften seiner Gegner zu lesen.:

"Zu meinem eigenen Wohl lese ich nicht den Inhalt der Internet-Seiten dieses sog. "Widerstands". Ich weiß, wer sie sind, ich kenne die Gruppen, aber ich lese wie wegen meiner geistigen Gesundheit nicht. [...] Einiger Widerstand kommt von Leuten, die glauben. die wahre Lehre und zu haben, und diue dich beschuldigen ein Ketzer zu sein.  Wenn ich nichts spirituell Gutes in dem sehen kann,. was diese Leute sagen oder schreiben, bete ich einfach für sie. Ich finde es traurig, aber ich bleibe zum Wohl meiner geistigen Gesundheit nicht bei diesem Gefühl. "

Bei anderen Gelegenheiten hat Bergoglio weitere kurze Einblicke in seine inneren Ängste  und Augenblicke"der Verzweiflung"in seinem Leben gewährt.

Hier sollte es aber genügen, an einen der jüngsten Widersprüche bei dieser Feststellung der Weigerung die "Internet-Seiten" seiner Widersacher zu lesen, zu erinnern.

Am 13. Juni befahl Franziskus in der Rede vor den in Rom versammelten Nuntien ihnen an einem bestimmten Punkt, jeden Kontakt mit den websites und blogs von"Gruppen, die dem Papst, der Kurie und der Römischen Kirche gegenüber feindlich gegenüber stehen", abzubrechen.

Wie schloss Franziskus seine Rede dann ab? Mit der "Litanei der Demut " des Dieners Gottes Rafael Merry de Val (1865-1930), Staatssekretär unter dem Hl. Pius X .

Eine Fußnote im offiziellen Text der Rede bezieht sich auf die Quelle aus der dieses Gebet entnommen wurde.

Und diese Quelle ist die website "Corrispondenza Romana"    mit der Unterschrift ihres Gründers und Direktors Roberto De Mattei, einem Kirchenhistoriker und einem der radikalsten Kritiker des aktuellen Pontifikates.

Ein Hinweis darauf, daß Franziskus diese web-sites nicht nur liest sondern sogar zitiert, wenn es ihm paßt, die er "zum Wohl seiner eigenen geistigen Gesundheit" -wie er sagt- meidet?"

Quelle: Settimo Cielo, S. Magister 

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