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Montag, 8. Juli 2019

Apostolische Poenitentiarie: :" Das Beichtgeheimnis muß unantastbar bleiben"

Andrea Gagliarducci kommentiert in seiner montäglichen Kolumne in"Monday in the Vatican" das Dokument, das die Apostolische Poenitentiarie zum Thema Beichtgeheimnis veröffentlicht hat,
Hier geht´s zum Original: klicken

"PAPST FRANZISKUS UND DIE ROLLE DER PRESSE"
"Das vom Apostolischen Poenitentiar veröffentlichte Dokument über das Beichtsiegel ist besonders mutig. Es bekräftigt, daß das Siegel der Beichte nicht gebrochen werden darf. Das Dokument ist die Antwort auf eine Reihe von Gesetzen - die teilweise noch diskutiert und in Ländern wie Australien, Chile, Costa Rica, Indien und im Bundesstaat Kalifornien bereits beschlossen wurden.

Das Dokument ist mutig, weil es ein Licht auf die Rolle der Medien wirft. Die Medien verbreiten Informationen, führen sie aber nicht weiter aus, oder sie benutzen die Daten, eher um eine bestimmte Art von Ideologie und Vorurteil zu bedienen, als die Wahrheit zu suchen.

Das Dokument des Apostolischen Poenitentiars stellt fest, daß sich eine "kommunikative Hypertrophie" gegen die Wahrheit zu wenden scheint und als Folge davon gegen Gott und den Menschen." Es erwägt auch, daß sich "während der letzten Jahrzehnte eine gewisse Gier nach Informationen ausgebreitet hat, die fast ihre wirkliche Zuverlässigkeit und Wichtigkeit überwiegt."

Am Ende des Dokumentes liest man: "die Welt der Kommunikation scheint die Realität ersetzen zu wollen- sowohl indem sie die Wahrnehmung der Realität konditioniert als auch das Verstehen der Realität manipuliert."

Sogar Gläubige tun das, indem sie manchmal ihre "persönliche Energie einsetzen, um nach Neuigkeiten oder Skandalen zu suchen, die manche Öffentlichen Meinungen nähren und Absichten und Ziele haben, die nicht zur Natur der Kirche gehören."

Zum zweiten mal innerhalb von wenigen Monaten, drückt eine Stimme aus dem Vatican diese Besorgnis aus. Papst Franziskus hat das am Ende des Mißbrauchsgipfels im Februar beleuchtet. In seiner Schlußansprache unterstrich Papst Franziskus: "Die Zeit ist gekommen, zusammen zu arbeiten und dieses Übel aus dem Körper der Menschheit zu entfernen und jede notwendige Maßnahme zu ergreifen, die auf internationaler und kirchlicher Ebene bereits in Kraft sind. Die Zeit ist gekommen, das richtige Gleichgewicht aller auf dem Spiel stehenden Werte zu finden und einheitliche Richtlinien für die Kirche anzubieten und dabei zwei Extreme zu vermeiden- einen Justizialismus -hervorgerufen durch Schuld für vergangene Fehler und Druck durch die Medien und eine Abwehr, die vermeidet sich den Ursachen und Auswirkungen dieser schweren Verbrechen zu stellen."



Papst Franziskus hat ausdrücklich anerkannt, daß es einen Druck von den Medien gibt. Indem er das tat, hat er eine Verschiebung vorgenommen. Der Anti-Mißbrauchsgipfel begann als eine Brücke zu den Medien, als Danke an die Presse, den Mißbrauch beleuchtet zu haben,

Papst Franziskus hat auch bei den Positionen, die er in seinen Weihnachtsansprachen an die Römische Kurie im Dezember formuliert hat, eine entscheidende Wendung vollzogen. Während dieser Ansprache pries er die Medien dafür, Licht in die Mißbrauchsfälle gebracht zu haben.

Der Anti-Mißbrauchsgipfel hat einen Richtungswechsel gebracht, der zur Erklärung der Apostolischen Poenitentiarie führte. Warum aber hat sich die Linie des Hl. Stuhls geändert?

Der Skandal des Mißbrauchs Minderjähriger durch Kleriker ist immer nicht nur zur Verurteilung der Schuldigen instrumentalisiert worden, sondern auch um die Katholische Kirche anzugreifen. Insbesondere wurde die Souveränität des Hl. Stuhls in Frage gestellt.

"Zu oft haben Gerichte eine Strafverfolgung angestrebt. In den USA wird die Kirche wie ein Unternehmen behandelt und es gab die Forderung den Papst als Zeugen zu vernehmen- als sei er Geschäftsführer, der die Verantwortung für alle Angestellten übernehmen muß."

Diese Versuche waren fruchtlos, weil der Hl. Stuhl ein souveräner Staat ist und die Gerichte haben keine dieser Forderungen formal akzeptiert.

Diese Anti-Kirchen-Strategie hat sich geändert. 2014 hat der Hl. Stuhl seine periodischen Berichte über die Anwendung der Kinderrechtskonvention übermittelt. Der für die Überprüfung zuständige Ausschuß hat diesen Punkt nicht verstanden. Oder wenn doch, gaben sie vor, ihn nicht verstanden zu haben.

Im Schlußbericht wird die Kirche beschuldigt, einen Schweigekodex zhu haben, der die Priester daran hindere, den Mißbrauch, von dem sie gehört hatten, zu melden. Dieser Bericht, war das Signal für den Richtungswechsel. in der Strategie,.

Diese Art Angriffe trifft bei den Medien auf fruchtbaren Boden- so wie auch ein negatives Vorurteil über die Katholische Kirche die Presse ernährt.

Die Verlautbarung der Poenitentiarie weist kraftvoll darauf hin, daß die "Verteidigung des sakramentalen Siegels" und die Heiligkeit der Beichte niemals irgendeine Begünstigung des Bösen sein wird. Im Gegenteil-sie sind das einzige wirkliche Gegenmittel gegen das Böse, das den Menschen und die ganze Welt bedroht. Sie sind die wahre Möglichkeit sich selbst der Liebe Gottes zu überlassen, von seiner Liebe bekehrt und verwandelt zu werden.

Mit diesen Worten weist das Dokument vorsorglich die -hauptsächlich antiklerikalen Gesichtspunkte zurück-die die Abschaffung des Beichtsiegels als Lösung für den sexuellen Mißbrauch präsentieren.

Erzbischof Christopher Prowse von Canberra und Goulborn hat in einem Meinungsbeitrag betont, daß "kein Sexualtäter noch jemals zu einem Priester zur Beichte käme, wenn er wüßte, daß der Priester verpflichtet wäre, ihn anzuzeigen."

Wenn also die Verletzung des Siegels verpflichten wird, schwindet die geringe Möglichkeit, daß diese Leute beichten und ihnen zu raten, sich der Justiz zu stellen."

Das Dokument des Pönitentiars ist nicht nur wegen der Verteidigung des Beichtsiegels essentiell sondern auch weil es die Themen von Dienstgeheimnissen anspricht. Das ist nicht unwichtig,

In Italien ist Bischof Francesco Cavina zurückgetreten, nachdem er im Mittelpunkt einer Untersuchung stand, die sich später als unbegründet herausstellte. Abgehörte Telefongespräche von Bischof Cavina wurden veröffentlicht- einschließlich einiger mit seinen spirituellen Kindern.

Im Dokument liest man auch, daß "in einer Zeit der standardisierten Kommunikation, die jede Information verbrennt -und damit auch Teile des Lebens von Menschen, müssen wir die Stärke des Wortes lernen, seine konstruktive Macht und sein destruktives Potential Wir müssen aufmerksam sein, daß niemand das Beichtsiegel verletzt, und daß die mit dem kirchlichen Amt verbundene Vertraulichkeit verbunden eifersüchtig gehütet wird - mit dem einzigen Ziel der Wahrheit und des Allgemeinwohls der Menschen."

Das Dokument legt den Finger auch auf die Verbreitung von Informationen jeder Art- sogar höchst privater und vertraulicher- die unausweichlich Auswirkungen auf das kirchliche leben haben, zu raschen Urteilen , widerrechtlich zu irreparablen Schäden am guten Ruf anderer und am Recht jedes Menschen seine Privatsphäre zu schützen führen, oder zumindest dazu verhelfen. 

Der Pönitentiar betont auch das "negative Vorurteil gegen die katholische Kirche" das in den westlichen Ländern immer weiter verbreitet ist. Dieses Vorurteil zögert nicht, zu behaupten- sogar mit diskriminierenden Gesetzen,-daß die Kirche selbst für manche Gebiete die zivile Rechtsordnung des Staates als einzige Garantie für Richtigkeit und Rechtmäßigkeit erachtet.

Am Ende beweist das Dokument, daß der Strategiewechsel dsa Ergebnis einer Änderung des Szenarios ist. Während man früher dachte, daß die Kirche durch den Dialog mit den Medien positiver gesehen werden oder gewisse Sympathie gewinnen könne, ist jetzt klar geworden, daß das unmöglich ist.

Es geht nicht darum,den Mißbrauch oder den Skandal zu vertuschen. Die Kirche ist berufen, den Glauben an erster Stelle und ihre Souveränität an zweiter Stelle zu verteidigen. Souveränität ist das Mittel, mit dem der Heilige Stuhl der Religionsfreiheit hilft und sie befürwortet und sich dafür einsetzt, dass jeder Mensch eine integrale menschliche Entwicklung erreicht.

Am Ende hat der Heilige Stuhl anscheinend verstanden, daß er in der Welt sein könnte, aber nicht zur Welt gehört. Wenn die Kirche erhalten bleiben will, muß sie den Glauben verteidigen."

Quelle: Monday in the Vatican, A. Gagliarducci

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