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Montag, 19. August 2019

Kommende Ereignisse.....

In seiner montäglichen Kolumne in "Monday in the Vatican" befaßt sich A. Gagliarducci heute mit der seit der Veröffentlichung des Instrumentum Laboris voll entbrannten Kontroverse um die bevorstehende Amazonas- Synode und aufblühenden Verschwörungstheorien um eine "Anti-Franziskus-Lobby". Hier geht´s zum Original: klicken

"PAPST FRANZISKUS - DIE HERAUSFORDERUNG DES KOMMENDEN HERBSTES"

Aus dem Gefängnis, wo er auf das für den 21. August erwartete Urteil im Revisionsprozess wartet-, hat Kardinal George Pell einen Brief geschickt, in dem er seine Sorgen über die kommende Spezial-Synode für die Pan-Amazonas-Region zum Ausdruck bringt. Der Brief heizt die Diskussion über die Synode wieder an, die wahrscheinlich einer der Hauptscheidewege in Franziskus´Pontifikat sein wird.

Papst Franziskus hat betont, daß das Thema "verheiratete Priester" (d.h. viri probati) nicht im Zentrum der Synode steht- sondern die Evangelisierung. Die Diskussion um die Synode zeigt jedoch, daß die Zulassung verheirateter Männer zum Priestertum (in besonderen Situationen) sie beherrschen wird.

Wie immer ist die Debatte polarisiert. Auf der einen Seite stehen die, die besorgt sind, daß die fundamentalen Prinzipien der Katholischen Lehre auf´s Spiel gesetzt werden. Auf der anderen Seite die, die theologische Veränderungen im Namen einer sogenannten Evolution der Lehre unterstützen.

Es ist eine alte Diskussion, die auf das II. Vaticanische Konzil zurückgeht. Anders als beim II.Vaticanischen Konzil sprechen wir nicht über zwei verschiedene theologische Standpunkte sondern über den Zusammenstoß zwischen einem theologischen und einem politischen Standpunkt.

Der theologische Standpunkt konzentriert sich auf die Bedeutung von Wahrheit, Tradition und das depositum fidei. Sie verwerfen die Evolution der Lehre nicht, stellen aber fest, daß sie nie mit der Tradition der Kirche brechen darf.

Das war der Standpunkt des emeritierten Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Müller; des emeritierten Präsidenten des Päpstlichen Komitées für Geschichtswissenschaft, Kardinal Walter Brandmüller; und Kardinal George Pell.

Diejenigen, die ihre "traditionellen" Standpunkte unterstützen, zeigen daß viele über die bevorstehende Synode besorgt sind. Eine ihrer Hauptsorgen ist, daß die PanAmazonas-Synode ein Spiegelbild der Debatten bei den Familien-Synoden 2014 und 2015 und der Jugend-Synode von 2018 sein werden. Es ist bemerkenswert, daß bei der letzten Synode der Terminus LGBT in das Arbeitsdokument aufgenommen wurde- das erste mal, daß er in einem offiziellen vaticanischen Dokument vorkam.




Schaut man auf die politische Front, kann man sehen, daß die Bezugstheologie die deutsche ist. Die meisten in diesem Thema aktiven Prälaten sind deutschen Ursprungs. Kardinal Claudio Hummes, der General-Relator kommt aus einer deutsch-stämmigen Familie, Bischof Erwin Kräutler ist in Brasilien naturalisierter Österreicher, Bischof Franz-Josef Overbeck von Essen ist Deutscher und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, die Latein-Amerika finanziell unterstützt.

Bischof Overbeck sagte, es werde bei der Synode einen Paradigmenwechsel geben, während Bischof Franz-Josef Bode von Osnabrück bereits verkündete, er würde verheiratete Männer weihen, wenn die Synode diese Möglichkeit einführt.

Die deutsche Theologie ist sehr pragmatisch
, sie fürchtet nicht, politisch zu denken und scheint die Kirche mehr für einen sozialen Mitspieler zu halten als für eine Kraft, die das Evangelium verkündet.
Benedikt XVI hat bei seiner letzten Reise nach Deutschland 2011 davor gewarnt. 

Diese Art Theologie benutzt auch die Terminologie der "Sozialwissenschaften". Z.B. werden Priester oft als "Vermittler der Pastoral" beschrieben. Am Ende überwiegt die politische Perspektive den Pragmatismus. Sie hat eine direkte Auswirkung auf die Theologie und die Art wie ihre Elemente beschrieben werden. Das ist eine Analogie zur Änderung der Terminologie in den Dokumenten der UNO.

Erzbischof Silvano Maria Tomasi,
der seit mehr oder weniger 10 Jahren als Dauerbeobachter des Hl. Stuhls bei den UN in Genf diente, hat dieses Thema oft beleuchtet. Er lokalisierte den Beginn dieses Terminologie-Wechsels in der 1968 "Kulturrevolution" und stellte fest, daß diese Terminologie sich nach dem Fall der Berliner Mauer ausgebreitet hat. 

In den UN-Dokumenten werden -wie in vielen Reden von Kirchenmännern. die Begriffe Gender, Homophobie, sexuelle Orientierung, inklusiver Zugang, Agenten der sozialen Veränderung und nachhaltige Entwicklung die ganze Zeit benutzt, Andererseits neigen Worte, die zur Jüdisch-Christlichen Tradition gehören dazu, aus dem öffentlichem Diskurs zu verschwinden:  Worte wie Wahrheit, moralisches Gewissen, Vernunft, Wille, Komplementarität, Sünde, Dogma, Natur oder Ehe kommen immer seltener vor.

Bei der Diskussion über die Synode geht es also nicht nur um das Thema verheiratete Priester und sit weit davon entfernt sich nur um Umweltthemen zu drehen. Die Debatte wird die Art und Weise beeinflussen, wie die Kirche sich selbst und ihre Mission definiert.

Diese pragmatische- fast politische- Mentailität durchdringt das Arbeitsdokument der Synode und fordert die Bischöfe oft dazu auf, ihre Sorgen über politische Themen zu äußern.
Ist das Arbeitsdokument mit den Worten von Papst Franziskus für eine "pastorale" Synode repräsentativ? 

Die Frage muß unbeantwortet bleiben, weil Papst Franziskus´ Angang ebenfalls sehr pragmatisch ist. Um es klar zu sagen, Papst Franziskus strebt keine Veränderung der Lehre an. Wenn er über Abtreibung spricht, benutzt er stark verdammende Worte. Papst Franziskus hat die Gender-Theorie nie akzeptiert, die er als dämonisch etikettiert.

Wenn es zu praktischen Themen kommt, hört Papst Franziskus auf, als Papst zu handeln und wird ein guter Beichtvater, der von Fall zu Fall entscheidet. Jeder Beichtvater praktiziert eine Differenzierung von Fall zu  Fall. Kein Urteil jedoch zielt darauf ab, die Kirchenlehre zu verändern. 

Das tut nicht einmal der Papst. Jedoch läßt seine pragmatische Behandlung von Themen einen Spalt offen für quasi-politische Propaganda, die von denen, die auf eine Veränderung der Lehre abzielen, ausgenutzt werden kann.

Die Polarisierung der Diskussion befeuert die politische Annäherung, weil die Polarisierung eher Spaltung als Gemeinsamkeit erzeugt.: Politiker sind in Spaltung versierter als Theologen. Eines der Ergebnisse dieser Polarisierung ist die immer häufigere  Erwähnung einer Anti-Franziskus-Lobby.
Beweise für die Existenz dieser Lobby sind eher vage und zeigen keine wirkliche Lobby. Die bloße Tatsache, daß diese Lobby kontinuierlich erwähnt wird, aber hinterläßt den Eindruck, daß es diese Lobby gibt, daß sie aktiv und einflußreicher und überzeugender ist als in der Realität.

Papst Franziskus´ große Herausforderung im kommenden Herbst ist also, die Kirche aus diesem Narrativ herauszulösen, aus diesem "teile und herrsche", das die Spaltung erzeugt. Die Diskussionen über eine Synode haben nie zuvor ein solches Interesse erweckt. Sie sind erst jetzt -unter Papst Franziskus-eine Quelle des Interesses geworden.  Während klare Standpunkte zur Lehre fehlen, wird die Synode als weiche Institution betrachtet, als idealer Platz, an dem man eine Revolution starten kann.

Papst Franziskus ist aufgerufen, Mediator zwischen diesen beiden Standpunkten zu werden. Das ist eine mühselige Aufgabe."

Quelle: Monday in the Vatican, A. Gagliarducci 





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