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Dienstag, 12. November 2019

A. Gagliarducci: es ist immer wichtig zuzuhören, wenn Kardinal Ruini spricht.....

In seiner montäglichen Kolumne für "Monday in the Vatican" interpretiert und kommentiert A. Gagliarducci die Reaktionen auf das Interview, das Kardinal Camillo Ruini dem "Corriere della Sera" zu aktuellen Kirchen-Themen gegeben hat.
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"PAPST FRANZISKUS, DIE REAKTIONEN AUF EINEN ITALIENISCHEN KARDINAL - SCHLÜSSEL ZUM VERSTEHEN DER LAUFENDEN DEBATTE" 
Kardinal Camillo Ruini war einer der Hauptprotagonisten einer bestimmten Periode in der Italienischen Kirche. Diese Episode erstreckte sich von Mitte der 90-er Jahre bis in die beginnenden 2000-er. Als Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz formulierte und propagierte KArdinal Ruini eine Strategie der Prässenz der Katholischen Welt in der Öffentlichkeit.
Nicht länger an eine einzelne Christliche Partei gebunden, wurden katholische Gesetzesgeber aufgerufen, ihre Werte innerhalb jeder politischen Partei einzusetzen. 

Die Ära Kardinal Ruinis war die letzte, in der die Katholische Kirhe in Italien Einfluss hatte. 
Diesef Ära wurde durch wichtige Diskussionen gekennzeichent, wie jene zur Euthanaise und zur In-vitro-Fertilisation. Kardinal Ruini war der unangefochtene Führer dieser letzten Zeit, in der die Kirche Einfluss auf die italienische Öffentlichkeit hatte.

Jedesmal wenn Kardinal Ruini spricht, ist es wichtig zuzuhören. Kardinal Ruini hat der Italienischen Zeitung "Corriere della Sera" ein Interview gegeben.
In klarer und politisch unkorrekter Sprache sagt der Kardinal, daß die Kirche mit allen üploitoschen Kräften sprechen muß. Besonders stimmt der dem Gedanken eines Dialogs mit Matteo Salvini, dem Führer der Lega Nord-Partei zu. Die progressive Katholische Welt kritisiert Salvini wegen seiner -anti-Immigrations-Position und seiner Benutzung religiöser Symbole in politischen Debatten.

Schließlich gab Kardinal Ruini der Katholischen Welt einen anderen Gesichtspunkt. Er forderte die Katholische Welt dazu auf, für jeden Standpunkt offen zu sein- ohne ideologische Vorurteile. Kardinal Ruini bat jeden Katholiken darum, darauf zu achten, dass das Wohl der Kirche zuerst kommt und daß die Kirche für das Allgemeinwohl arbeitet. Aus diesem Grund, zeigt die Kirche nicht an, für welche Partei gestimmt werden soll,  sondern plädiert für die Möglichkeit Christliche Werte in jede Partei zu bringen.

Das Interview hat unterschiedliche Reaktionen ausgelöst- Einige davon warfen nicht nett. Der Kardinal wurde als eine Art Relikt der Vergangenheit bezeichnet und angegriffen. Hier die Rationale: Das Pontifikat von Papst Franziskus nutzt einen revolutionären Zugang, weshalb also sollte man auf Kardinal Ruini zuhören. wenn er Teil der Vergangenheit ist?




Diese Rationale wird durch ein anderes Detail noch weiter verstärkt: im selben Interview sagt der Kardinal, daß er gegen die Abschaffung des priesterlichen Zölibats ist. Das ist kein einfaches Thema. besonders nach der Spezial-Synode für die Amazonas- Region, bei der die Abschaffung des priesterlichen Zölibats unter bestimmten Bedingungen - wie am Amazonas- auf der Agenda stand.

Unter Papst Franziskus ist der Einfluss der Katholischen Kirche geschwunden. Die Ära der Kirche der nicht-verhandelbaren Prinzipien ist vorüber. Statt dessen propagierte Papst Franziskus die Wahrnehmung einer "nach außen gewandten Kirche" - gerufen, Dialoge mit der globalisierten Welt zu eröffnen.Diese Welt muß wie ein "Polyhedron" verstanden werden, ein Bild das Papst Franziskus häufig benutzt, um sie zu erklären. In diesem Polyhedron ist die Dikatatur der Relativismus eine Tatsache und ein Ausganspunkt für den Dialog.

Papst Franziskus ist kein Progressiver. Er vertritt unmißverständliche Positionen bei den unverhandelbaren Prinzipien. So hat er immer unterstrichen, daß eine Abtreibung das selbe ist wie einen Berufskiller für einen Mord anzuwerben.

Dennoch wurde die Zugehensweise von Papst Franziskus immer als endgültige Erfüllung der progressiven katholischen Ideen interpretiert, die sich nach dem II.Vaticanischen Konzil ausbreiteten. Sie repräsentieren eine Kirche ohne Dogmen, Regeln oder Grenzen- vertieft in sozialen Diskussionen. So vertieft in die Soziale Debatte, daß die Evangelisierung fast mit der Befreiung von Ungerechtigkeit, Ungleichheit und Diskriminierung zusammentrifft.

Wie bereits erwähnt, erscheinen Papst franziskus´ Positionen moderater. Dennoch haben die "Revolutions-Wächter" während dieses Pontifikates die Debatte gekidnappt. Sie taten das, indem sie eine Veränderung der Themen, die die Katholische Identität bilden- wie Familie, Sexualität, Zölibat, die Rolle der Frauen in der Kirche und die Beziehung zu anderen Religionen, Konfessionen oder Kulten propagierten.
Die nichtverhandelbaren Werte wurden durch einen politischen Fokus auf Migration (de facto hat die Kirche immer für die Migranten gesorgt, wenn auch auf bgemäßigtere Weise) und Menschenhandel ersetzt. Das politische Narrativ des Pontifikats plädiert auch für eine europäische Einigung und zeigt eine besondere Aversion gegen Souveränismus. 

Die Katholische Kirche scheint also linke Positionen einzunehmen. Und von Links kommen auch Angriffe gegen jeden, der das Pontifikat im Besonderen und Katholizismus im Allgmeinen anders interpretiert.

Das ist der Grunde, warum das Interview Kardinal Ruinis verstörend ist. Auch wenn es ein Interview aus italienischer Perpektive ist, spricht Kardinal Ruini auch das internationale Szenario an. Am Ende zeigt Kardinal Ruini, daß man die Dinge aus einem anderen Blickwinkel sehen kann und daß dieser Blickwinkel dem Papst gegenüber und der Kirche als Institution respektvoll sein kann- und mehr zum Dialog bereit als die nach außen gewandte Kirche. EIn so starkes Engagement für den Dialog, daß Kardinal Ruini keine Angst davor hat, neuen Weg zur Diskussion mit jedem zu öffnen- mit keiner anderen Agenda als dem Allgemeinwohl.

Mit seinen Worten wollte Kardinal Ruini die Zentralität der Christlichen Identität wieder herstellen.
Das Ziel Kardinal Ruinis war zuerst, dem Niedergang der wahren Natur des Menschen in einer nicht-christlichen Welt entgegen zu wirken.

Die teilweise aggressiven Reaktionen auf seine Worte zeigen, was aus der Katholischen Diskussion geworden ist. Paradoxerweise bietet die "hinausgehende" Kirche immer weniger Platz für unterschiedliche Gesichtspunkte."

Quelle: Monday in the Vatican, A. Gagliarducci 

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