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Sonntag, 8. Dezember 2019

An einem 8.Dezember....

wurde nicht nur 1854 das Dogma der Unbefleckten Empfängnis proklamiert, sondern 1864 der Syllabus veröffentlicht und am 8. Dezember 1869 von Papst Pius IX das I. Vaticanische Konzil eröffnet.Hier geht´s zum Original:  klicken

"DAS I. VATICANISCHES KONZIL, 150 JAHRE SPÄTER. DIE GRÜNDE PIUS´ IX ZUR VERTEIDIGUNG DES GLAUBENS." 
"Es wurde mit einer feierlichen Sitzung und einem von Pius IX formulierten Credo eröffnet. Bei diesem Konzil wurde das Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit beschlossen. Und es ist das vielleicht am wenigsten verstandene von allen. 

Mit einem sehr starken "Credo" voller theologischer Bezüge, dazu gedacht, die Glaubenswahrheit zu erneuern. eröffnete Pius IX am 8. Dezember 1869 das I.Vaticanische Konzil. Das Datum des 8. Dezember wurde nicht zufällig gewählt. Es war Teil der Strategie Pius´IX, um den Glauben der Bevölkerung zu stärken-während die Ideen des Liberalismus Fuß faßten, Rom praktisch im Belagerungszustand war und man begann, den Glauben nicht durch die Brille der Wahrheit zu betrachten sondern durch die der Evolution.


150 Jahre I. Vaticanisches Konzil sind wohl eine Erinnerung und eine Überlegung wert. 

Angela Pellicari, die große Teile ihrer Studien damit verbracht hat, die Geschichtsschreibung des Risorgimento aus einem mehr dokumentarischen und also wahrheitsgemäßeren Gesichtspunkt zu überprüfen, schreibt in ihrer "Eine Geschichte der Kirche":  "Kurz vor der Eroberung Roms beruft Pius IX das I. Vatikanische Konzil ein. Nach fünfzehnhundert Jahren kehrt eine heidnische Vision des Lebens an die Macht zurück, die die Gewohnheiten und Institutionen der katholischen Bevölkerung zutiefst verstört: Das Volk ist nicht nur verarmt, es ist es schockiert, entmutigt, verbittert “.

Die Historikerin bezieht sich auf die Situation während des Risorgimento. Seit der Französischen Revolution hatten liberale Ideen begonnen, Europa Schritt für Schritt zu erobern. Und doch hatte schon die Französische Revolution den Glauben richtig angegriffen. Benedikt XVI hat als er am 5. September 2010 während seines Besuches in Carpineto Romano über die Situation sprach, in der Papst Leo XIII geboren wurde, betont, daß  "Europa nach der Französischen Revolution vom großen napoleonischen Sturm betroffen war. Die Kirche und zahlreiche Ausdrucksformen der christlichen Kultur wurden radikal in Frage gestellt (denken Sie zum Beispiel daran, daß die Jahre nicht mehr von Christi Geburt an, sondern vom Beginn der neuen revolutionären Ära gezählt wurden oder die Namen der Heiligen aus der Kirche, Kalendern, von den Straßennamen, aus den Dörfern  gestrichen wurden...). Die Landbevölkerung stand diesen Umwälzungen sicherlich nicht  positiv gegenüber und blieb an die religiöse Traditionen gebunden."


Das waren Ideen, die sich Bahn brachen und zum Lebenssaft einer antikatholischen Bewegung wurden. Man hat immer gedacht, dass Pius IX den Kirchenstaat verteidigte. Für Pius IX galt es jedoch nicht, zeitliche Privilegien zu verteidigen, sondern darum den Glauben zu verteidigen. Auch, weil - wie Pelliccari schreibt - daß - wie von den Feinden der Kirche vorgesehen- " konkret das Risiko bestand, daß nach dem Zusammenbruch der weltlichen Macht, aus Misstrauen auch die geistliche zusammenbrechen würde.  


Und dann- so fährt die Historikerin fort- tröstet Pius IX, beruhigt und macht Mut. Das Wort Jesu ist ewig und besiegt die Welt. Der Papst ist wirklich unfehlbar, denn das hat Christus Petrus versprochen. Das Vertrauen in die Unfehlbarkeit Petri gehörte schon immer zu den tiefsten Überzeugungen des christlichen Glaubens, wird aber als Dogma erst in der Konstitution "Pastor Aeternus" von 1870 als Dogma proklamiert, weil die Kirche auf das angebliche Fortschrittsgesetz reagieren muss, das zur Rechtfertigung antikatholischer Gewalt und Anpassung zur Zeit der christlichen Wahrheit  benutzt wird “.


Man kann das I.Vaticanische Konzil ohne das Dogma der Unbefleckten Empfängnis. das am 8. Dezember 1854 proklamiert wurde und ohne den Syllabus vom 8. Dezember 1864 nicht verstehen. Ein zusammenhängendes Projekt Pius´ IX, am 8. Dezember unterzeichnet, dazu gedacht, die Kirche zu verteidigen. 




Es ist kein Zufall, daß der erste Gedanke an ein Konzil bei Pius IX sich kurz vor der Veröffentlichung des Syllabus zu formen begann. Auch der Syllabus sollte neu gelesen werden, weil er besonders als Beweis dafür benutzt wird, daß Pius IX gegen die Moderne war und gegen alle liberalen Ideen, einschließlich der Religionsfreiheit und Gewissensfreiheit. 


Man muß aber bedenken, daß der Syllabus als eine der Aufgabe des Papstes, die katholische Rechtgläubigkeit zu garantieren geschuldete Maßnahme konzipiert wurde und daß er sicher von bestimmten Umständen beeinflußt wurde: der antiklerikalen Politik Napoleons III in Frankreich und Savoyens in Italien; die  Besetzung der Nuntiaturen in Umbrien und den Marken; der Antiklerikalismus des Risorgimento.

Situationen, die das Gefühl hervorriefe, die verminderte Autorität des Papstes wieder herzustellen. 

Der Syllabus ( ein Anhang der Enzyklika "Quanta Cura") ist jedoch von Kardinälen, Bischöfen, Rektoren lange studiert worden, in einer Diskussion, die einen Zeitraum von 15 Jahren umfaßte, und ist der Universalen Kirche gewidmet, bestehend aus 80 Propositionen, trocken und essentiell, die die Irrtümer unserer Epochen betreffen, aber nicht theologischer Natur sind, was die verurteilten Ideen als häretisch qualifiziert hätte. Natürlich eine Frage von Nuancen. Aber von grundlegende Nuancen. Weil sie zeigen, dass der Syllabus keine politische Bedeutung hatte.


Angela Pellicari betont erneut: „Papst Mastai Ferretti verteidigt die Heilslehre, deren Hüter er ist, perfekt in Christus verwirklicht und die keiner Verbesserung bedürftig.
Er verteidigt die Möglichkeit des Menschen, absolute Entscheidungen (er verteidigt religiöse Gelübde und die Unauflöslichkeit der Ehe), ebenso wie die Fähigkeit des Stellvertreters Christi, unfehlbare Entscheidungen zu treffen. Pius IX verteidigt die katholischen Wahrheiten, gegen alles und gegen alle. deren "grausamer Hass eindeutig teuflischen Ursprungs " (Gravissimum supremi, 1866) unsere Religion mit allen Mitteln zu zerstören versucht.

ES handelt sich also um Glaubensfragen. Und so kommt man zum 8. Dezember 1869.

Das von Pius IX verkündete Credo ist eine programmatische Erklärung. 

"Mit Glaubensfestigkeit - bekräftigt Pius IX - bekenne und akzeptiere ich die apostolischen und kirchlichen Traditionen und die anderen Praktiken und Konstitutionen dieser Kirche. Ebenso nehme ich die Hl. Schrift an. in dem Sinne, wie die Heilige Mutter Kirche sie bewahrt hat und bewahrt, der es vorbehalten ist, über die wahre Bedeutung und Auslegung der Heiligen Schrift zu urteilen; und ich werde sie niemals akzeptieren und interpretieren, wenn nicht gemäß der einstimmigen Zustimmung der Väter. “


Und dann zum Schluss. "Ich, Pius, verspreche feierlich und schwöre, mit der Hilfe Gottes diesen wahren katholischen Glauben fest zu bewahren, außerhalb dessen niemand errettet werden kann und den ich jetzt spontan bekenne und an den ich wirklich glaube - ganz und ohne Makel-  bis zum letzten Atemzug meines Lebens, und ich verspreche, mit allem was in mir ist- zu versuchen daß er von allen bewahrt wird. 
 


In Rom gibt es eine Zeitung, die dem I. Vaticanischen Konzil Schritt für Schritt unter der Überschrift "Inneres" folgte:  Es ist der 1861 gegründete Osservatore Romano, der damals noch keine vatikanische Zeitung ist, sondern mit dem vom Innenminister erklärten Ziel gegründet wurde, um die Genehmigung zu bitten, "die Verleumdungen zu entlarven und zu widerlegen, die sich gegen Rom und das römische Pontifikat richten". 

Nach der Eroberung Roms im Jahr 1870 sollte der Osservatore die einzige mit dem Hl. Stuhl verbundene Zeitung  bleiben,  weil die offizielle Zeitung des Kirchenstaates, die Zeitung von Rom, verboten wurde. 

Mit der Eroberung Roms wurde das I. Vaticanische Konzil I ausgesetzt. Jenes Jahr des Lebens hatte lebhafte Diskussion unter den 700 teilnehmenden Bischöfen hervorgerufen und zwei Konstitutionen hervorgebrach

Die erste war "Dei Filius" , die erklärte, wie ein persönlicher Gott existierte, der die Welt frei schuf und sie mit seiner Vorsehung regierte; daß die Existenz Gottes durch die Vernunft erkannt und bewiesen werden kann, aber das Bedürfnis nach Offenbarung bleibt; Es gibt keinen Gegensatz zwischen Glauben und Vernunft.

Die zweite ist "Pastor Aeternus", die über die Unfehlbarkeit, in der unterstrichen wird, daß der Papst, wenn ex cathedra spricht-  sich "jener Unfehlbarkeit erfreut, mit der der göttliche Erlöser seine Kirche ausstatten wollte, um die Lehre um Glauben und Gebräuche zu definieren.

Dann nach der Einnahme Roms wurde das Konzil suspendiert, weil es nicht mehr frei war und endgültig erst 1962 beendet, als das II.Vaticanische Konzil begann. In all diesen Jahren wurde die Zugangsweise verändert: das I.Vaticanische Konzil mußte sich gegen die Welt verteidigen, das II.Vaticanische Konzil sollte in die Welt hinausgehen, um sie zu  evangelisieren. Aber das II.Vaticanische Konzil kann ohne das I, nicht bestehen und es gibt keine Kirche ohne Glaubenswahrheit.

500 Jahre später sind die Angriffe gegen die Lehre der Kirche stark geblieben und es gab viele Initiativen, um sie zu verteidigen- wie z.B, das Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche oder die Deklaration Dominus Iesus . Es handelte sich um verschiedene Methoden um in unterschiedlichen Situationen das selbe Ziel zu erreichen,.

Das Erste Vatikanische Konzil entstand sicherlich nicht nur in einem Klima der Feindseligkeit, sondern eines echten Krieges gegen die Kirche. Dann war der Verlust des Kirchenstaates- wie  Benedikt XVI bei seiner Deutschlandreise 2011 erklärte, providentiell, weil er die Kirche von Strukturen befreite, so mußte die Kirche sich nicht militärisch verteidigen, sondern konnte vielmehr
den Glauben der Einfachen verteidigen. 

Und das tat sie auch, weil diese Zeit eine Zeit der Offenbarungen war. Von Santa Margherita Alacoque, die darum bat, eine Basilika für den König von Frankreich zu bauen, ein Wunsch der erst viel später mit dem Bau der Basilika von Montmartre verwirklicht wurde - bis zur wundersamen Medaille der Heiligen Catherine Labouré, die Pius IX bis zu den Erscheinungen von Lourdes verwendete.

Es ist eine schwierige Zeit für die Katholiken, eine Zeit, in der ihre Gewissheiten zusammenbrechen. Unsere Liebe Frau kommt ihnen mit Offenbarungen zu Hilfe, Pius IX versucht mit dem Konzil, dem Ganzen eine intellektuelle Grundlage zu geben. Und ja, vielleicht sollte die Geschichte außerhalb der Risorgimento-Perspektive noch einmal gelesen werden, damit sie vollständig verstanden wird."

Quelle: A. Gagiaducci, ACI Stampa

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