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Samstag, 7. Dezember 2019

Kardinal Zen zieht zum Thema vaticanische China-Politik die Samthandschuhe aus....

Sandro Magister hat heute bei Settimo Cielo ein Interview veröffentlicht, das der emeritierte Bischof von Hong Kong, Kardinal Zen, Nicholas Haggerty für das online-Magazin "New Bloom" gegeben hat. Zen begründet darin ungeschminkt seine Ablehnung des vaticanisch-chinesischen Abkommens. Hier geht´s zum Original:  klicken

"DIE KIRCHE IN CHINA AN DER SCHWELLE ZUM SCHISMA. KARDINAL ZEN WARNT."

"Am 3. Dezember hat "New Bloom" ein in Taiwan beheimatetes online-Magazin ein ausführliches Interview mit Kardinal Joseph Zen Zekiun, Bischof emeritus von Hong Kong veröffentlicht.

Das Interview fand in Hong Kong statt und trägt die Unterschrift von Nicholas Haggerty. Man kann es zur Gänze auf dieser Seite der New Bloom lesen:

Interview: Cardinal Joseph Zen

Der Kardinal läßt die Politik des HL. Stuhls gegenüber China währen der letzten drei Pontifikate detailliert Revue passieren. Und er weist mit dem Finger auf die Hauptverantwortlichen für die Kapitulation vor dem kommunistischen Regime durch das Geheimabkommen- formalisiert furch das Geheimabkommen vom 22. September 2018:  den indischen Kardinal Ivan Dias, vorletzter Präfekt von Propaganda Fide und vor allem den Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, voriger mit dem China-Sossier betrauter Untersekretär.

Dann folgt der Teil des Interviews, der das Pontifikat von Franziskus betrifft.

Zen: " Franziskus hat nur wenige Respekt vor seinen Vorgängern. Er macht mit allem, was Johannes Paul II und Papst Benedikt gemacht haben, tabula rasa. Und um die Contenance zu wahren, sagt man natürlich die ganze Zeit "In Kontinuität mit ..." aber das ist eine Beleidigung. Eine Beleidigung. Es gibt keine Kontinuität.

2010 haben sich Parolin und Dias mit den Chinesen über ein Vorprojekt geeinigt. Dann haben alle angefangen zu rufen: "Oh jetzt gibt es eine Übereinkunft. Sie kommt , sie kommt". Und dann plötzlich nichts mehr.

Ich habe kein Beweise, aber ich glaube, daß es Papst Benedikt war, der nein sagte,. Er konnte dieses Abkommen nicht unterzeichnen. Und ich glaube, daß das aktuelle Abkommen, das jetzt unterzeichnet wurde, genau das selbe ist, das zu unterschreiben, Papst Benedikt sich weigerte.

Haggerty: Sie haben das Abkommen nicht gesehen, hat man es Ihnen nicht gezeigt?

Zen: Nein! Und ich frage Sie: ist das richtig? Ich bin einer der beiden lebenden chinesischen Kardinäle und ich durfte das Abkommen nicht sehen, obwohl ich mich dreimal an Rom gewandt habe.





Haggerty: Wie war Ihr Beziehung zu Franziskus zu Beginn seines Pontifikates. War sie immer kompliziert?

Zen: Ich persönlich habe eine sehr gute Beziehung zu Franziskus, sogar heute. Und Anfang Juli dieses Jahres habe ich mit dem Papst gespeist. Aber er antwortet nicht auf meine Briefe. Und alles, was passiert ist, geschah im Widerspruch zu dem, was ich vorgeschlagen habe.

Es gibt drei Dinge. Ein Geheimabkommen, so geheim, daß man nichts sagen kann. Man weiß nicht, was es enthält. Dann die Rehabilitierung der sieben exkommunizierten Bischöfe. Das ist unglaublich, einfach unglaublich. Aber der letzte Akt ist noch unglaublicher: die Ermordung  der Untergrundkirche.

Jetzt haben sie ihre Werk vollendet. Am 28. Juni hat der Hl. Stuhl ein Dokument veröffentlicht- der Heilige Stuhl!   Kein Dokument kommt je vom Hl. Stuhl sondern immer aus einer speziellen Abteilung- mit einer Unterschrift....vom Hl. Stuhl ! Unglaublich. Jemand wagt nicht, die Verantwortung zu übernehmen.

Ich bin erneut nach Rom zurück gekehrt. Zum dritten mal. Ich war voriges Jahr im Januar und im Oktober da und dann im Juni dieses Jahres, Ich habe einen Brief an die päpstliche Residenz  geschickt-in dem es heißt: "Heiliger Vater, ich bin in Rom und würde gern wissen, wer dieses Dokument redigiert hat. Die sogenannten pastoralen Richtlinien. Und ich möchte darüber mit ihm in Ihrer Gegenwart diskutieren. Ich bin für 4 Tage hier, Sie können mich jederzeit- Tag und Nacht- rufen."

Nach einem Tag -nichts. Also habe ich eine weitere Botschaft geschickt, aber dieses mal mit all meinen Einsprüchen gegen das Dokument. Ich habe geschrieben: "Ich warte hier noch immer"
Dann- nach einem weiterem Tag- ist jemand gekommen, um mir zu sagen: "Der Hl. Vater hat gesagt, daß Sie das, was Sie zu sagen haben,  dem Staatssekretär Pietro Parolin sagen sollen-" Ich war wütend.

Ich habe gesagt: "Nein! Ich habe keine Lust, meine Zeit mit diesem Typen zu verschwenden" Ein wahrer Zeitverlust, weil ich ihn nie überzeugen under mich nie überzeugen könnte. Ich wollte, daß der Hl. Vater anwesend sein sollte. Aber da das unmöglich erschien, umso schlimmer,  bin ich mit leeren Händen nach Hause zurück gekehrt.

Am letzten Tag bin ich in eine Basilika beten gegangen und habe Freunde besucht. [...] Ich bin gegen 17 Uhr in mein Quartier zurück gekommen. Man sagte mir: "Oh, der Hl. Vater lädt Dich zum Essen ein- zusammen mit Parolin."

Ich bin zu diesem Essen gegangen. Sehr einfach. nur wir drei. Ich dachte, daß ein Essen nicht der Ort sei, um sich zu streiten und bin also während des Essens liebenswürdig geblieben. Also habe ich nur über Hong Kong gesprochen und Parolin hat kein Wort gesagt. Dann, am Ende habe ich gesagt: "Hl. Vate , was ist mit meinen Einsprüchen gegen dieses Dokument?" Er antwortete : "Oh, ich werde mich um dieses Problem kümmern." und hat mich zur Tür gebracht.

Und dann bin ich mit leeren Händen nach Hause gekommen. Ich habe den klaren Eindruck, daß Parolin den Hl. Vater manipuliert.

Haggerty: Was will Parolin?

Zen: Oh, das kann niemand mit Sicherheit sagen. Wie ein Mann der Kirche, der er ist- mit all seinem Wissen über China und die Kommunisten,  das tun kann, was er heute tut, ist ein Mysterium. Die einzige Erkenntnis: es ist nicht der Glaube. Es ist der diplomatische Erfolg. Der eitle Ruhm.

Zur Zeit ist dieser letzte Akt einfach unglaublich. Im Dokument heißt es" Um euer Amt öffentlich ausüben zu können, müßt ihr euch bei der Regierung registrieren lassen." Dann müßt ihr unterschreiben. Etwas unterzeichnen, daß euch verpflichtet, die unabhängige Kirche zu unterstützen.
[...] Das Dokument enthält Dinge, die unserer Rechtgläubigkeit widersprechen, aber sie werden ermutigt, zu unterschreiben. Man belügt sich nicht nur selbst. Man belügt nicht mehr nur die Kommunisten. Man belügt die ganze Welt. Wenn man dieses Dokument unterschreibt, unterschreibt man nicht nur eine einfache Erklärung. Wenn man es unterschreibt, akzeptiert man, Mitglied diese Kirche zu werden, die von der Kommunistischen Partei dominiert wird. Es ist schrecklich, wirklich schrecklich.

Vor kurzem habe ich erfahren, daß der Hl. Vater - bei einem Rückflug (ich erinnere mich nicht mehr von wo) erklärt hat: "Sicher möchte ich kein Schisma erleben. Aber ich habe keine Angst vor einem Schisma."  Ich werde ihm antworten "Sie ermutigen zu einem Schisma. Sie sind dabei, die Schismatiker in China zu legitimieren." Es ist unglaublich. "

Quelle: Settimo Cielo, S. Magister, New Bloom, N. Haggerty

1 Kommentar:

  1. Wieder einmal hybride Kommunikation par excellence: Durch gezielt versagte Resonanz verhallen die Interventionen ergebnislos.
    Wie versagt man Resonanz? In dem man beispielsweise Reaktionen vermeidet, also etwa im persönlichen Gespräch freundliche Zugewandheit zeigt, sich lächelnd (scheinbar aufmerksam) Argumente anhört, diese aber unkommentiert „im Raum stehen“ läßt. Oder, in dem man bei erhaltenen Briefe (zitierfähige) schriftliche Antworten vermeidet. Man weicht aus, sichert spätere Durchsicht eines Schreibens zu, vertröstet, verweist den Gegenpart an andere (Spiel mit verteilten Rollen), läßt ihn so „ins Leere“ laufen und hofft, dass er entweder die Lust verliert oder die Angelegenheit bald - wie bei den Kardinälen Meisner und Caffarra - ihr „biologisches Ende“ findet.


    Eine weitere Variante: Man läßt ein Dokument nicht von einer eindeutig identifizierbaren Organisationseinheit, sondern vom Abstraktum „Der Heilige Stuhl“ veröffentlichen, natürlich ohne verifizierbare Unterschrift. Der Heilige Stuhl ist der bischöfliche Stuhl der Diözese Rom, ein eigenes Völkerrechtssubjekt, er wird vom Papst persönlich repräsentiert, zu ihm gehören aber auch die Verwaltungseinrichtungen der Römischen Kurie. Erinnert alles ein wenig an die ominösen „grünen Männchen“ auf der Krim, die vermummt und ohne Hoheitszeichen auf ihrem Tarnfleck reale Fakten schufen...

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