Seiten

Montag, 16. Dezember 2019

Papst Franziskus und eine Kirche im Belagerungszustand

In seiner heutigen Kolumne bei Monday in the Vatican kommentiert Andrea Gagliarducci  das Fehlurteil gegen Kardinal Pell und erkennt Parallelen zu ähnlich gelagerten Fällen, die auf eine Absicht von kirchenfeindlicher Seite schließen lassen.
Hier geht´s zum Original: klicken

"PAPST FRANZISKUS, EINE KIRCHE IM BELAGERUNGSZUSTAND" 
Der Schleier des Schweigens über dem Prozess gegen Kardinal George Pell in Australien ist von einem wohlbekannten australischen Journalisten -wenn auch einem Nichtgläubigen- gelüftet worden. Dieser Journalist hat ein Licht auf alle Widersprüche im Schuldspruch gegen Kardinal Pell geworfen-
Andrew Bolt  ist in einer Folge seines Bolt-Reports bei Sky News Australia die Wege der angeblichen Opfer nachgegangen, hat die Zeugenaussagen und Akten noch einmal gelesen und ist zu einem klaren Schluss gekommen: "Es ist nicht nur unwahrscheinlich, daß Kardinal Pell  das Verbrechen begangen hat, es ist sogar unmöglich. 

Kardinal Pell ist für einen jahrzehntealten angeblichen sexuellen Übergriff gegen zwei 13-jährige Jungen zu 6 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Die Anklage und der Prozess basieren auf der Zeugenaussage eines dieser beiden Knaben- der jetzt ein erwachsener Mann ist. Der andere ist gestorben, er hat seiner Mutter erzählt, daß die gegen den Kardinal erhobenen Vorwürfe falsch sind. Auch gibt es keine anderen Zeugen als das Opfer. Dennoch befand das australische Gericht den kardinal auf Grund dieser Zeugnisses für schuldig. Der Kardinal ist bereits im Gefängnis- obwohl es einen Antrag auf Revision gibt.

Das Urteil wurde- wie im angelsächsischen Recht üblich- auf der ersten Ebene der Revision von einer aus drei Richtern bestehenden Jury bestätigt. Zwei stimmten für das Schuldurteil, einer dagegen. Der schrieb eine 200 Seiten lange Erklärung für seine Entscheidung, die ein Licht auf die Grenzen der Untersuchung wirft.

Der Bolt-Report ist nicht nur wichtig, weil er eine ernsthafte journalistische Untersuchung ist. Er ist grundlegend, weil er zeigt, wie die öffentliche Meinung einen Prozess beeinflussen kann.





Indem er die Wege nachverfolgte sie filmte und die Zeit nahm, hat Andrew Bolt gezeigt, daß Kardinal Pell keinen sexuellen Übergriff ausführen konnte. Der einfache Grund dafür ist, daß der Kardinal nicht mit den Jungen im selben Raum gewesen sein kann: nicht in der verfügbaren Zeit.

Andrew Bolt geht weiter. Er betont, daß Vorurteile das Urteil gegen Kardinal Pell das Urteil beeinflußt haben können. Nachdem er detailliert erläutert, warum Kardinal Pell nicht schuldig sein kann, sagt Bolt: "Jetzt könnten Sie sagen: wie ist es möglich, daß es so einfach ist und die Richter das nicht gesehen haben- während Sie -ein Journalist- es gesehen haben? Es ist wirklich einfach und es ist ein Skandal-"

Bolt beklagt, daß es Aktivistgen gibt, die Sky angegriffen haben,"während ich die unglaublichen Probleme  dieses außerordentlichen Schuldspruchs gegen Kardinal Pell beleuchte."
Verdammt! Gerechtigkeit muß in diesem Land eine Bedeutung haben.! Jeder von uns in diesem Land muß protestieren, wenn ein Unschuldiger- Mann oder Frau- für ein Verbrechen ins Gefängnis kommen, das sie nicht begangen haben können. Denken Sie daran, wie Kardinal Pell sich in seiner Zelle fühlt- bedeckt mit Schande. Aber denken Sie daran: wenn Sie zu Unrecht beschuldigt würden, wären Sie froh, wenn jemand sie vor der Menge verteidigt."

Bolts Worte sind ein Echo des Statements von Kardinal Pell. Als er ankündigte, er werde nach Australien reisen, um "seinen Namen rein zu waschen" sagte Kardinal Pell, daß er "das Opfer eines Rufmordes "sei. 

Das ist er wirklich. Ebenso wie es Rufmord an Kardinal Philippe Barbarin, dem Erzbischof von Lyon ist, der zu 6 Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt wurde, weil es versäumt habe, Fälle von sexuellem Mißbrauch durch seine Priester angezeigt zu haben. Das Urteil kam unerwartet,
2016 lehnte der Staatsanwalt in Lyon den Fall wegen Mangel an Beweise für einige der Beschuldigungen und wegen einer abgelaufenen Verjährungsfrist in anderen Fällen ab.

Wie es Rufmord bei Marek Lisinski war. Marek Lisinski war ein angebliches Mißbrauchsopfer und Präsident der Polnischen Stiftung "Habt keine Angst" . Am 20. Januar -am Vorabend der Anti-Mißbrauchskonferenz im Vatican veröffentlichte die Stiftung einen gefälschten Bericht über Rechtsverletzungen durch Bischöfe in Mißbrauchsfällen.

Lisinski gelang es sogar, sich am Ende einer Generalaudienz mit Papst Franziskus zu treffen- gemeinsam mit zwei weiteren Mitgliedern der Stiftung, Joanna Schweuring-Wielgus, Parlamentsmitglied liberal-libertäen Partei "Jetzt"- wohlbekannt für ihre Anti-Kirchen-Haltung und Agata Diduszko-Zyglewska, einer militanten Feministin der extremen Linkspartei"Politische Kritik" und Organisatorin der "Tage des Athesimsmus", die dafür kämpft. den Religionsunterricht in den Schulen abzuschaffen. Die Medien haben dieser Audienz und dem Treffen zwischen Papst Franziskus und Lisinski große Aufmerksamkeit geschenkt.

Die Medien wußten aber nicht, daß journalistische Recherchen, die nach dem Treffen gemacght wurden, eine vom Journalisten Sebastian Karczewski und die andere von der liberalen und antikirchlichen Zeitung “Gazeta Wyborcza” – enthüllen sollten, daß Lisinski nicht das Opfer eines pädophilen Priesters, Zdislaw Witkowski gewesen war. Er hatte sich bei Priester Zdislaw Witowski Geld geliehen.  Lisinksi wollte das Geld nicht zurückgeben,und deshalb beschuldigte er fälschlicherweise den Priester ihn vor 30 Jahren verletzt angegriffen zu haben. 
Das sind alles Fälle, in denen die Medien die öffentliche Meinung formten und diese öffentliche Meinung kann die Urteilsfreiheit der Justiz berühren. 

Auffällig ist auch, dass die Medien und sogar die Kirche schweigen, wenn sich herausstellt, dass die Anschuldigungen falsch und unbegründet sind. Ein einziger Fall von Missbrauch ist in der Tat eine Schande, aber es ist auch wahr, dass es ein Skandal ist, einen unschuldigen Kardinal zu verlassen, der Opfer einer Hexenjagd ist, weil ein prominenter Sündenbock gebraucht wird. Auf diese Weise vollzieht sich der Skandal mit der stillschweigenden Mitschuld der Kardinäle und Bischöfe und auch der Medien, die das Thema abschließen. Sie alle haben Angst vor den Medienangriffen, denen sie ausgesetzt sein könnten, nur weil sie es gewagt haben, Einwände gegen Handlungen und Oberflächlichkeiten zu erheben, die zu Beschuldigungen und Schuldsprüchen geführt haben.


Die Causa Pell ist nicht nur ein Fehler, den auch gewissenhafte Richter machen können. Der Fall von Pell handelt von einer Methode, die zur Ermordung der Wahrheit führte. Weitere Beispiele für falsche Anschuldigungen und Schuldsprüche aufgrund der öffentlichen Meinung könnten auftauchen.

Papst Franziskus führt jetzt eine belagerte Kirche.  In einer Zeit der Diskussionen über die Kurien-Reform und der Evangelisierung -gelesen durch die Brille politischer Kategorien, ist das Thema Gerechtigkeit überschattet. Das ist die Ursünde, wie Benedikt XVI 2010  in seinem Brief  zum Mißbrauch an die Kirche Irlands unterstrich. Der Mangel an Gerechtigkeit wird die Kirche nicht beliebter machen. Sie wird die Kirche zahnlos machen. Und das ist es, was die Feinde der Kirche wollen. 

Quelle: Monday in the Vatican, A. Gagliarducci 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit dem Posten eines Kommentars erteilen Sie die nach der DSGVO nötige Zustimmung, dass dieser, im Falle seiner Freischaltung, auf Dauer gespeichert und lesbar bleibt. Von der »Blogger« Software vorgegeben ist, dass Ihre E-Mail-Adresse, sofern Sie diese angeben, ebenfalls gespeichert wird. Daher stimmen Sie, sofern Sie Ihre email Adresse angeben, einer Speicherung zu. Gleiches gilt für eine Anmeldung als »Follower«. Sollten Sie nachträglich die Löschung eines Kommentars wünschen, können Sie dies, unter Angabe des Artikels und Inhalt des Kommentars, über die Kommentarfunktion erbitten. Ihr Kommentar wird dann so bald wie möglich gelöscht.