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Montag, 30. Dezember 2019

Papst Franziskus: Veränderung einer Ära oder Ende einer Ära der Veränderung?

In seiner heutigen, montäglichen Kolumne bei "Monday in the Vatican" wendet sich A. Gagliarducci noch einmal der Kurienreform des amtierenden Pontifex zu, analysiert den Stand und ihre erkennbaren Ziele und ihre Auswirkungen auf zukünftige Pontifikate.
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"PAPST FRANZISKUS, VERÄNDERUNG EINER ÄRA" 
"Ein altes lateinisches Sprichwort sagt: "am Ende wird die Bewegung schneller". Wir wissen nicht, ob wir uns dem Ende von Papst Franziskus´Pontifikat nähern.  Das hängt nicht nur vom Willen Gottes oder der Absicht des Papstes jemals zu entscheiden, auf das Papsttum zu verzichten, dennoch ist es bemerkenswert, daß Papst Franziskus am Ende des Jahres einige Prozesse beschleunigt hart- und das darf nicht unterschätzt werden.

In seiner traditionellen Weihnachtsansprache an die Römische Kurie hat Papst Franziskus eine Art Regierungsprogramm vorgelegt. Er hat auf Kritik geantwortet und betont, daß die Reform nie in einem Vakuum, das ignoriert, was in der Vergangenheit getan wurde, entstehen sollte.

Gleichzeitig sagte der Papst, daß die Reformen dauerhaft sein sollen, weil wir nicht vor einem Zeitalter der Veränderung stehen sondern vor einem Wechsel des Zeitalters. Papst Franziskus hat eine gegen Reformen gerichtete Haltung als Rigidität  bezeichnet und sie negativ bewertet.

Es war nicht das erste mal, daß Papst Franziskus seine Reform lebhaft verteidigt hat. Papst Franziskus hat die jährliche Weihnachtsansprache an die Kurie immer dazu benutzt, um besondere Botschaften zu überbringen. In seinem ersten Jahr schockierte Papst Franziskus die Kurie mit einer Liste der Krankheiten der Kurie. Im folgenden Jahr erklärte er die Heilmittel gegen die Krankheiten. Danach widmete er seine Anmerkungen dem Fortschritt der Reform., Dieses mal hat er
beschlossen, seine Reform scharf zu verteidigen und sein Programm zu starten. 

Papst Franziskus hat deshalb erklärt, daß die Kongregation für die Evangelisierung der Völker und die Glaubenskongregation einer Reform unterzogen werden. Er hat betont, daß wir nicht mehr in einer Christlichen Welt leben und dem Rechnung tragen müssen. Er sagte, daß die gesamte Reform die Evangelisierung zum Ziel haben muss.

Wir wissen nichts über die Kurienreform, aber wir wissen, daß sie bald kommt. Papst franziskus hat bereits viele Dinge getan, ohne den endgültigen Entwurf der Reform abzuwarten.
Dazu zählen die Gründung der Päpstlichen Kommission für den schutz MInderjähriger, das Dicasterium für Laien, Familie und Leben; und das Dicasterium zur Förderung der Integralen Menschlichen Entwicklung.

Letzteres wurde von Papst Franziskus als eine der Säulen der Reform bezeichnet. Papst Franziskus will, daß es der Ausgangspunkt für seine Wahrnehmung der Soziallehre der Katholischen Kirche sein soll. Eine integrale Soziallehre, die auch eine ökologische Umkehr gestalten soll, wie er es in der Botschaft für den Weltfriedenstag 2020 gefordert wird.

Andere Details zur Reform: wir wissen, daß dem Dicasterium für die Evangelisierung der Völker der Päpstliche Rat für die Förderung der Neu-Evangelisierung einverleibt wird, der Kongregation für die Katholische Erziehung der Päpstliche Rat für Kultur. Daß der Camerlengo - der "Manager" des Kirchenerbes während der Sedisvakanz de iure Koordinator des Wirtschaftsrates sein wird.

Letzte Woche hat Papst Franziskus auch die Änderung der Vorschriften für das Amt des Dekans des Kardinalskollegiums angekündigt. Der "Dekan" ist primus inter pares- "Erster unter Gleichen". Das Amt des Dekans war ein Amt auf Lebenszeit. Nach dem Amtsverzicht von Kardinal Sodano nach 13 Jahren hat Papst Franziskus daraus ein Amt mit einer 5-jährigen Amtszeit gemacht, die nur einmal verlängert werden kann.





Auf diese Weise steht das Amt des Kardinalsdekans auf gleicher Ebene mit jedem anderen Amt in der Kurie. So war es vorher nicht. Das Amt des Dekans besaß ein besonderes Gewicht. Die Kardinalbischöfe wählen den Dekan. Die Kardinäle sind alle Erzbischöfe, aber sie haben unterschiedliche Ränge inne, die von den alten Aufgaben stammen, die sie in Rom hatten. Es gibt Kardinal-Diakone, Kardinal-Priester und Kardinal-Bischöfe. Die Kardinal-Bischöfe sind Titulare der alten suburbikarischen Römischen Bistümer. Es gibt sieben Kardinalbischöfe und der Dekan ist Titularbischof von Ostia. Die Kardinalbischöfe, die ihm wegen ihres Ranges nahe stehen, sind die Hauptmitarbeiter des Papstes. Die Zahl der Kardinalbischöfe war immer festgelegt- auf die der früheren suburbikarischen Diözesen.

Paul VI hat die Tradition z.T. durchbrochen und beschlossen, daß alle Kardial-Patriarchen der Ostkirchen in den Rang der Kardinalbischöfe aufgenommen werden sollten. Papst Franziskus ist weiter gegangen: er hat den Rang des Kardinalbischofs erweitert und andere Kardinäle aufgenommen. So hat er das traditionelle Band mit der Diözese Rom und ihrer Leitung zerrissen. 

Mehr als auf eine Reform setzt Papst Franziskus eine Deinstitutionalisierung der Katholischen Kirche in Gang. Die Katholische Kirche ist nicht länger ein Hauptinstitution der Gesellschaft. Für Papst Franziskus ist das ein Wechsel des Zeitalters. Und dieser Wechsel trägt die Notwendigkeit nach einer bescheideneren und beweglicheren Kirche in sich.  Eine Kirche, die weniger in der Gesellschaft verankert ist -mehr Hefe der Gesellschaft," 
Papst Franziskus betrachtet Vorreiterrollen- die er wohl mit Proselytismus gleichsetzt- als schädlich für die Kirche , etwas, das im Gegensatz zur Evangelisierung steht. 

Alle seine Schritte gehen in diese Richtung und er läß sich von jedem überzeugen, der diese Argumente verwendet. Sogar seine Maßnahmen zur finanziellen Transparenz, die wesentlich zu einer Rückkehr zu einer privilegierten bilateralen Beziehung mit Italien geführt haben, zeigen, daß der Papst Angst hat, daß die Kirche sich gegen Skandale verteidigen muss. Der Papst will ein undeutlicheres Profil. Er schätzt nicht einmal die führende Rolle des Heiligen Stuhls bei der finanziellen Transparenz. Es gibt zu viel Sichtbarkeit, die für ihn zur Korruption führt.

Diese Rationale kümmert sich nicht um die Menschen. Und es gibt in der Tat bemerkenswerte Widersprüche. Z.B. ist Kardinal Fernando Filoni in der Rang der Kardinalbischöfe erhoben worden. Papst Franziskus hat jedoch nicht gezögert, ihn auf die Position eines Großmeisters des Ritterordens des Heiligen Grabes zu setzen, als er für Kardinal Tagle Platz schaffen mußte

Für Papst Franziskus ist jede Position in der Kurie ein Amt und muß wie ein Amt behandelt werden. Die Reformen sehen nur 5-Jahres-Amtszeiten vor. die nur einmal verlängert werden können. Das bedeutet, daß niemand lange genug in der Kurie sein wird, um die Dinge zu ändern.  Es bedeutet auch, daß es schwierig sein wird, Karrierist zu werden. Das Ziel von Papst Franziskus ist, Karrierismus zu vermeiden. 

Nächstes Jahr könnte Papst Franziskus neue Präfekten für die Kongregation für Katholische Erziehung , die Bischofskongregation, die Kleruskongregation und die Kongregation für die Orientalischen Kirchen ernennen. Die Ernennungen werden am Ende zeigen, wie Papst Franziskus reformieren will.   

Bis jetzt hat Papst Franziskus als wahre Reform die Reform des Profils der Bischöfe betrachtet. Jetzt ist es Zeit, die einmal de-institutionalisierte Kurie zu verändern. Jetzt- nach sieben Jahren des Pontifikats- ist die richtige Zeit dazu. Und alles deutet darauf hin, daß es sich auf das Ende zubewegt. 

Die Entscheidung Kardinal Tagle nach Rom zu holen, könnte entweder darauf hinweisen, daß Papst Franziskus ihn als seinen Nachfolger wünscht oder daß er seine Kandidatur  "verbrennen" will. ES hat sich alles verändert und nichts kann mehr durch alte Brillen gelesen werden. 

Sogar die Rationale, daß die Kardinäle nie einen jungen Papst wählen würden, könnte vielleicht nicht länger gelten. Als die Mehrheit der stimmberechtigten Kardinäle Ämter in der Kurie hatten, konnte ein junger Papst einen langsamen Niedergang ihrer Welt und eine zu lange Regierungszeit bedeuten.  Jetzt, wo alle Kardinäle Diözesane sind, ist es keine große Sache, ob ein Papst jung oder alt ist. 

Das Modell Kirche hat sich allerdings geändert. Es ist eine wenige ruhmreiche und weniger institutionelle Kirche. Die Kirche sagt sie sei missionarisch. Zur gleichen Zeit scheint sie in sich selbst eingeschlossen zu sein und fast Angst vor der Welt zu haben. 

Zwischen dem Ende des 18. und de 19. Jahrhunderts - zwischen der Französischen Revolution und dem Ende des Kirchenstaates hat die Kirche Strukturen und Macht verloren. Es war der Trend zur Säkularisierung, den Benedikt XVI als "vorsehend" beschrieben hat, weil er der Kirche erlaubte, gereinigt zu werden und zum Wesentlichen ihrer Mission zurück zu kehren. 

Die Kirche kehrte zum Wesentlichen der Mission zurück, die Institution zu verteidigen, Menschen und  Kultur zu formen, Kultur aufzubauen und die Verbindung zum Apostolischen Stuhl zu stärken. Der Trend zur Säkularisierung war Vorsehung. weil die Kirche sich langsam aus den Spezialbeziehungen zu den Staaten- und den damit verbundenen Privilegien befreit, und einen neuen institutionellen Weg gefunden hat, der ihr Würde, Authentizität und Einfluss gab. Jetzt ist die Kirche eine geschwächte Institution und es sieht manchmal so aus, als ob der Hl. Stuhl in der internationalen Arena eine Hilfskraft sei. Es ist eine evangelisierende Kirche- vielleicht. Tatsächlich scheint sie eine weniger prophetische Kirche zu sein."

Quelle: Monda in the Vaican, A. Gagliarducci

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