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Freitag, 13. März 2020

Appell an die Italienischen Bischöfe: Sagt ein Wort der Wahrheit in Zeiten der Corona-Epidemie

Sandro Magister veröffentlicht und kommentiert bei Settimo Cielo die Forderung der katholischen Zeitschrift "Il Regno" nach einem "wahren Wort" der italienischen Bischöfe.
Hier geht´s zum Original: klicken

CORONA-VIRUS. IL REGNO APPELLIERT AN DIE BISCHÖFE UND DEN PAPST: "SAGT EIN WORT DER WAHRHEIT"

Am Donnerstag, 12. März, am Tag, an dem ganz Italien sich panzerte um der Ausbreitung des CoronaVirus entgegen zu wirken, hat die Katholische Zeitung "Il Regno", renommierte Stimme der Progressiven einen Appell ihres Direktors Gianfranco Brunelli an die italienischen Bischöfe und den Bischof von Rom veröffentlicht, das "Wahre Wort" zu sagen, das "bis heute fehlte".

Das ist das Wort- wird in dem Appell erklärt- das in der österlichen Auferstehung entstand und das auch das Dekret zur Schließung der Kirchen in eine Vigil der Erwartung und Hoffnung verwandeln kann- wie für die frommen Frauen vor dem leeren Grab -auf dem Gemälde von Beato Angelico.

Unten folgt eine um Einleitung und Schluss gekürzte Wiedergabe des Appells, der in voller Länge auf dem blog der Zeitschrift zu lesen ist.

Mittlerweile hat an diesem 12. März die Italienische Bischofskonferenz einen allgemeinen Gebetstag in allen Landesteilen ausgerufen und alle Familien, alle Gläubigen eingeladen, am 19. März, dem Fest des Hl. Josephs, zu Hause um 21:00 den Rosenkranz zu beten und an den Fenstern des Hauses ein "kleines weißes Tuch oder eine brennende Kerze zu zeigen."

Während am Vortag, dem 11- März, Erzbischof Mario Delpini auf der Terrasse des Mailänder Domes ein von Herzen kommendes Gebet an die Madonnina richtete, die vom höchsten Turm aus über die Stadt wacht.

Und am selben Tag hat die Diözese Rom gebetet und gefastet, um von Gott das Ende der Ansteckungen zu erbitten "wie Königin Ester für die Rettung ihres Volkes gebetet und gefastet hat."





OSTERVORBEREITUNGEN AM SABAT DER ZEITEN 

von Gianfranco Brunelli

Jetzt, wo alles über alles von so vielen gesagt wurde, jetzt wo das Corona-Virus sein durchdringendes Gesicht einer Pandemie zeigt, wäre es die Aufgabe der Kirche, ihre eigene Stimme hören zu lassen.
Weil wir auf Ostern zugehen.

Es mangelt nicht an Äußerungen einzelner Hirten, aber ein einheitliches Wort der Italienischen Bischofskonferenz fehlt bisher, wenn man einzeln Communiqués ausnimmt, hauptsächlich zur Öffnung und Schließung der Kirchen, zur Möglichkeit die liturgischen Funktionen mehr oder weniger in "Anpassung" an die Regierungsbeschlüsse. Und bis heute gab es kein wahres Wort.

Und wie können und müssen die italienischen Bischöfe angesichts des subjektiven Dramas von Tausenden von Menschen, des kollektiven Dramas einer Nation, in das globale Drama eingreifen?

Hier geht es nicht darum, die mehr oder weniger große Autonomie der Kirche und ihre Entscheidungen als eine sich vom Staat unterscheidende religiöse Institution zu behaupten. Wir sind nicht mit einem Problem konfrontiert, das das Verhältnis zwischen Staat und Kirche betrifft, wie es zu anderen Zeiten in der Geschichte war, zumindest nicht in institutioneller oder ideologischer Hinsicht. Auch wenn die Konsequenzen dessen, was passiert, auch auf dieser Ebene nicht fehlen werden.

Hier geht es darum, sich mit der Frage der persönlichen und kollektiven, sozialen und wirtschaftlichen, politischen und institutionellen Fragilität zu befassen. Es ist das Thema Krankheit, Leben und Tod, das alles berührt und alles neu definiert. Es ist daher das Thema der Verkündigung des Evangeliums in dieser Zeit. [...]

Für uns Christen ist das Thema der Zeit also das Thema Tod, gebunden an das Thema der Auferstehung "Wenn ich nur aus menschlichen Gründen in Ephesus gegen die Tiere gekämpft hätte, was wäre für mich von Nutzen? Wenn die Toten nicht auferstehen, essen und trinken wir, denn morgen werden wir sterben “(1. Korinther 15,32).

Und diese unerwartete und gefährliche Zeit ist keine andere Zeit. Die messianische Zeit ist keine andere Zeit, sondern eine tiefgreifende Transformation der chronologischen Zeit. Die Eschatologie, die wir verkündigen und glauben, impliziert eine Transformation vorletzter Dinge, beginnend mit dieser letzten. Nicht ihr Gegeneinandersetzen. Hier, jetzt ist die Ausübung unserer Verantwortung für das Leben aller gefordert. Unsere Entscheidung aufzugeben ist eigentlich ein Opfer.

Wenn die Kirchen geschlossen werden, ist es für das Leben. Für das Leben in seiner evangelischen Bedeutung als Geschenk. Für einen Überschuss an Liebe. Nicht nur wegen einer notwendigen Maßnahme im Bereich der öffentlichen Gesundheit. Wie die Frau aus Bethanien, die duftendes Öl über Jesu Kopf gießt, müssen auch wir die Liebe "verschwenden". "Wo immer dieses Evangelium auf der ganzen Welt verkündet wird, wird das, was sie getan hat, auch in Erinnerung an sie gesagt werden." (Matthäus 26,13).

Auf persönlicher und kirchlicher Ebene erleben wir eine beispiellose Form der Einsamkeit des Glaubens. Sicher, nicht in der Lage zu sein, die Eucharistie, das heißt das Zentrum unseres Glaubens, zu feiern, ist nichts, was mit einem einfachen und bürokratischen "in Übereinstimmung ..." begründen kann,", etwas, was wirklich im Sinne einer Beschleunigung des Entchristlichungsprozesses Druck ausübt.

All dies ist nicht ohne Konsequenzen, weder auf individueller noch auf kommunaler Ebene, aber es ist für sich nicht einmal eine Glaubenskrise, wenn es durch eine star Ankündigung der Kirche unterstützt wird.

Die italienische Kirche, der Bischof von Rom selbst, erwarten ein Wort, das das Evangelium in dieser Zeit noch einmal wiederholt. das sich dem Geheimnis des Todes und der Auferstehung stellt. Denn damit ist heute jeder individuell und kollektiv konfrontiert. Dies ist die bewusste oder unbewusste Erwartung vieler.

Wir sind in eine lange Vigil eingetreten, eine endlose Nachtwache. Es ist der Karsamstag des Glaubens, der a-liturgische Tag schlechthin, eine Zeit voller Leiden, Verlust, Warten und Hoffnung, die zwischen dem Schmerz des Kreuzes und der Freude an Ostern liegt. Der Tag des Schweigens Gottes. Die Kirche muss Ostern vorbereiten, denn vielleicht können wir nicht einmal die Osterliturgie feiern, das Zentrum unseres Glaubens: den Leib und das Blut Christi, die für uns und für alle hingegeben wurden.

Aber was ist für den Christen, zu wache, wenn nicht zu warten, in die Nacht zu blicken, auf seine eigene Zeit zu achten, wenn nicht, sich um den anderen zu kümmern, mit Liebe bei jemandem zu Hause oder im Krankenhaus zu wachen?
In dieser Zeit haben wir als möglichen Trost die Betrachtung des Wortes und das Gebet, das persönliche und das familiäre. Wir können es in vielerlei Hinsicht erklingen lassen.

Es ist das Tabernakel der Herzen und der Häuser, das in dieser Stunde geöffnet wird, Christus steht vor unserer Tür.

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