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Montag, 30. März 2020

Der aktuelle Stand der Kurienreform -in Zeiten der Coronavirus-Krise

In seiner heutigen Kolumne in Monday in The Vatican kommentiert A. Gagliarducci den aktuellen Stand der Kurienreform und die Umgestaltung der Kurie - in Zeiten der Covid-19-krise.
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"PAPST FRANZISKUS UND DIE REFORMEN. ER WAR NIE SO ALLEIN WIE JETZT"

Während Italien wegen der Covid-19-Pandemie im shut-down-Status ist, hat der Hl. Stuhl seine Arbeit fortgesetzt- wenn auch mit weniger Personal. Auch ist Papst Franziskus weiter im Rahmen der "udienze di tabella" , der sog. Tabellenaudienzen mit den Vorsitzenden der Dicasterien zusammen getroffen. Das Leben der Kirche bleibt nicht stehen.


Kardinal Marc Ouellet, Präfekt der Bischofskongregation hat dem Papst am 14., 21. und 29. März getroffen. Kardinal Leonardo Sandri, Präfekt der Kongregation für die Ostkirchen hatte em 14. März eine Audienz bei Papst Franziskus,
Erzbischof Giacomo Morandi, Sekretär der Glaubenskongregation wurde a, 12. und 26. März vom Papst empfangen. 

Außerdem hat Papst Franziskus am 16. März Kardinal Kevin Farrell, Präfekt des Dicasteriums für Laien, Familie und Leben, Kardinal Beniamino Stella, Präfekt der Kleruskongregation und Paolo Ruffini, Präfekt des Kommunikationsdicasteriums empfangen. 

Am 20. März traf Papst Franziskus Kardinal Luis A. Tagle, Präfekt der Kongregation zur Evangelisierung der Völker,  Peter Turkson, Präfekt des Dicasteriums für die Förderung der ganzheitlichen menschlichen Entwicklung (der den Papst am 27. März erneut traf) und Giuseppe Versaldi, Präfekt der Kongregation für Katholische Erziehung.


Am 21. März hatte der Papst ein geplantes Treffen mit Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates für die Förderung der Einheit der Christen, während er sich am 25. März mit Kardinal Gianfranco Ravasi, Präsident des Päpstlichen Kulturrates, Kardinal Miguel A. Avuso Guixot, Präsident des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, Erzbischof Rino Fisichella, Präsident der Päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung und Fr. Juan A. Guerrero Alvez, Präfekt des Wirtschaftssekretariates traf.

Am 26. März hat Papst Franziskus auch Kardinal Robert Sarah, Präfekt der Liturgiekongregation empfangen. 

Alle diese Audienzen beweisen, daß das Leben der Kurie weitergeht- wenn auch mit reduziertem Personal. Die aufsehenerregendsten Audienzen waren die vom 12. März, bei denen Papst Franziskus Kardinal Giovanni Battista Re, Dekan des Kardinalskollegiums empfing. Vorher hatte der Papst Fr. Roberto Dotta, Abt der Abtei St. Paolo fuori le Mura und Kardinal Stanislaw Rylko, Erzpriester der Basilika Santa Maria Maggiore getroffen.

Abgesehen von den Treffen mit den Vorstehern der beiden Päpstlichen Basiliken, die ein Hinweis auf spätere Initiativen sein könnten, sieht die Anwesenheit des Dekans des Kardinalskollegiums auf dem Zeitplan immer wie eine Warnung aus. Das tut sie mindestens seit dem 8. Februar 2013, als Kardinal Angelo Sodano, der damalige Dekan, von Benedikt XVI empfangen wurde. Zwei Tages später kündigte der Papa emeritus seinen Rücktritt an.

Warum hat sich Papst Franziskus mit dem Dekan des Kardinalskollegiums getroffen? Ein Rücktritt schein nicht geplant zu sein. Papst Franziskus Aktivitäten während dieser TAge zielen darauf ab, die Menschen dazu zu ermutigen, die CoronaVirus-Krise zu überwinden und zum Gebet für ein Ende der Pandemie aufzurufen. Am 25. März betete Papst Franziskus das Vaterunser und lud alle Christlichen Führer der Welt, sich ihm dabei anzuschließen. Am 27 März erteilte er auf dem Vorplatz der Peters-Basilika einen auf den leeren Petersplatz gerichteten außerordentlichen Urbi-et-Orbi-Segen. Neben ihm stand das  Pestkreuz aus der Kirche San Marcello in Corso, das Rom 1522 
vor der Pestepidemie rettete.

Jedenfalls wird sich die Rolle des Kardinal-Dekans ändern und wir können annehmen, daß es mehr geplante Audienzen für den Dekan geben wird. Ein erstes Zeichen für die Veränderung des Amtes gab es vielleicht, als Kardinal Re auf einen offenen Rundbrief, den Kardinal Joseph Zen, der emeritierte Bischof von HongKong, an das gesamte Kardinalskollegium geschickte hatte, antwortete.

Wie bekannt ist, hat Kardinal Zen einen Brief an jeden Kardinal geschickt um seine Dubia (Zweifel) am vertraulichen Abkommen zwischen China und dem Hl. Stuhl zur Bischofsernennung auszudrücken. Kardinal Re antwortete Kardinal Zen mit einem offiziellen Brief- der als seine erste Amtshandlung als kürzlich gewählter Dekan wahrgenommen wurde.

Papst Franziskus hat das Amt des Dekans des Kardinalskollegiums bereits reformiertZuvor war das ein Amt auf Lebenszeit. Jetzt wird der Dekan für eine 5-jährige Amtszeit gewählt, die einmal verlängert werden kann. Papst Franziskus hat auch gefordert, daß der Dekan seinem Amt seine gesamte Zeit widmet, aber diese Forderung wurde nicht ausformuliert. 




Aus dem Brief an Kardinal Zen folgt, daß der Dekan des Kardinalskollegiums seine Aktivitäten anders gestalten wird. Eine seiner neuen Aufgaben könnte das Schlichten von Kontroversen zwischen den Kardinälen sein, oder die Bearbeitung von Resolutionen der Kardinäle an den Papst. Folgt man dieser Rationale würden die Dubia der vier Kardinäle zur Veröffentlichung von Amoris Laetitia heute vom Dekan des Kardinalskollegiums beantwortet. Papst Franziskus hat jedenfalls dieses Thema nie angesprochen. 


Die neue Rolle des Dekans ist Teil der untersuchten allgemeinen Kurienreform. Alle Treffen von Papst Franziskus der letzten beiden Wochen waren Tabellenaudienzen. Aber wir sollten die Tatsache nicht unterschätzen, daß viele dieser Dicasterien einer Reform unterzogen werden.

Der Päpstliche Rat für die Neuevangelisierung wird in der Kongregation zur Evangelisierung der Völker aufgehen und der Päpstliche Rat für Kultur in der Erziehungskongregation. Fünf von neun Vorsitzenden der Kongregationen sind oder werden in diesem Jahr 75 Jahre (Pensionsalter) alt. Papst Franziskus denkt bereits über ihre Nachfolge nach. 

Trotz des shut-downs ist das eine Übergangszeit für Papst Franziskus. Er muß alte Akten schließen und neue öffnen. Während dieser Zeit des shut-downs wurden Neuigkeiten bekannt, aber sie kamen nicht aus dem Pressebüro des Hl. Stuhls. 

Die Planungen der Liturgiekongregation für Ostern wurden direkt auf der website der Kongregation veröffentlicht und am 22. März von Kardinal Sarah bekannt gemacht. Erst am 25. März wurden das up-date der Planung vom Pressebüro des Hl. Stuhl veröffentlicht. Zumindest gab es keine Koordination zwischen dem Dicasterium und dem Personal des Kommunikations-Sekretatiates. 

Am 25. März hat der Hl. Stuhl zwei Dekrete der Glaubenskongregation zur Messe in der außerordentlichen Form formuliert. Die Anordnungen sind das Ergebnis der Arbeit der Kommission Ecclesia Dei, die jetzt in die Kongregation integriert worden ist. 

Es entsteht der Eindruck, daß sich in der Kurie ab Juni alles ändern wird, und daß dieser Übergang nicht gesteuert wird. Es gibt kein großes institutionelles Denken und aus diesem Grund scheint der Hl. Stuhl nicht in der Lage zu sein, die Dinge zu handhaben. 

In diesem neuen Szenario könnte das Amt des Dekans benutzt werden, um den Papst abzuschirmen oder zumindest der Kritik  entgegen zu treten, die die Kardinäle selbst äußern. Es ist auch vorhersehbar, daß der Papst immer in den Medien präsent sein wird, um sein Image am Leben zu halten- tatsächlich hat der Papst bereits zwei Telefon-Interviews und ein Interview via Skype zur Coronavirus-Krise gegeben. 

Das Image von Papst Franziskus steht jedoch nicht auf dem Spiel. Die Regierbarkeit der Kirche steht auf dem Spiel. Der Übergang in eine "neue Welt" wird nicht schmerzlos- so wie es kein Übergang ist. Aber in diesem Fall scheint es schlimmer zu werden, weil die Kritik auch von Leuten kommt, die Papst Franziskus gegenüber loyal sind. Papst Franziskus war nie so allein wie er jetzt ist. "


Quelle: Monday in the Vatican, A. Gagliarducci 

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