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Donnerstag, 16. April 2020

Magister: Kardinal Sarah ist zurück...

Sandro Magister berichtet bei Settimo Cielo über das Interview, das Kardinal Robert Sarah Charlotte D´Ornelias vom französischen Magazin "Valeurs actuelles" gegeben hat.
Hier geht´s zum Original: klicken

"ZÖLIBAT, AMAZONAS, DEUTSCHLAND. KARDINAL SARAH KEHRT IN DIE ARENA ZURÜCK." 
Ostersonntag- und Ostermontagmorgen hat das französische Magazin "Moderne Werte" ein ausführliches, zweiteiliges Interview gepostet, daß Charlotte d´Ornelias mit Kardinal Sarah geführt hat.

"Da wo Verwirrung herrscht, kann Gott nicht wohnen"  Kardinal Sarah appelliert an die Einheit der Kirche.

"Kardinal Sarah: "Diese Epidemie zerstreut den Rauch der Illusionen

Im ersten Teil des Interviews kommt Sarah auf das Buch zurück. das er gemeinsam mit dem Papa  emeritus Benedikt XVI -mit dem Titel "Aus der Tiefe unseres Herzens" geschrieben und veröffentlicht hat- zur engagierten Verteidigung des Zölibats und des Klerus.

Der Kardinal verurteilt den Opportunismus der Beleidigungen des Buches und seiner beiden Autoren, Er erinnert daran, daß seine Veröffentlichung im vergangenen Januar in einem "Geist tiefen und kindlichen Gehorsams gegenüber dem Hl. Vater geschah. Und er drückt seine Hoffnung aus, daß am Ende über das diskutiert werden wird, was wirklich darin geschrieben ist und was Papst Franziskus -wie er gezeigt hat- auch glaubt, als er sagte -indem er Paul VI zitierte- daß "lieber mein Leben gebe, als das Gesetz des Zölibats zu verändern".

Aber im Interview spricht Kardinal Sarah auch über andere Dinge. die Amazonas-Synode, die deutsche Synode, die Konflikte in der Kirche, sexuellen Mißbrauch ebenso wie über die "krise der Zivilisation" die durch die Coronavirus-Pandemie bloßgelegt wurde.

Hier ein kurzer Ausschnitt a aus dem Interview mit den für das Leben der Kirche wichtigsten Punkten.

DAS BUCH ÜBER DEN ZÖLIBAT
Benedikt XVI und ich wollten eine grundlegende Debatte, eine friedliche, objektive und theologische Überlegung zum Priestertum und zum Zölibat- wobei wir uns auf die Offenbarung und historische Fakten stützten. [...] Ich habe eine Menge Beleidigungen und Beschimpfungen gelesen aber zu wenig theologische und pastorale Überlegungen und vor allem zu wenig christliches Benehmen gesehen.





Und dennoch haben Benedikt XVI und ich kühne Vorschläge zur Reform des Priestertums gemacht. Keiner hat darauf hingewiesen oder das kommentiert, was ich für die wichtigsten Seiten unserer Überlegung halte- jene die den Verzicht der Priester auf materielle Güter, jene die zu einem Streben nach Heiligkeit und einem Leben im Gebet aufrufen und jene, die dazu einladen "vor DIR zu stehen und DIR zu dienen"  [...]
Zu alledem kommt die Notwendigkeit Gott und den Menschen zu dienen. Unser Buch sollte spirituell. theologisch und pastoral sein- während die Medien und einige selbsternannte Experten ihm eine politische und dialektische Lesart gaben.
Jetzt -wo die sterilen Kontroversen zu Ende gegangen sind- kann es vielleicht endlich ernsthaft gelesen werden? Vielleicht kann es friedlich diskutiert werden?"

DIE AMAZONAS-SYNODE 

Nach der Veröffentlichung der apostolischen Exhortation "Querida Amazonia" von Papst Franziskus haben einige Prälaten ihre Desillusionierung und Enttäuschung ausgedrückt. sie sorgten sich nicht um die Menschen am Amazonas sondern waren enttäuscht, weil die Kirche in ihrer Sicht die Gelegenheit  hätte nutzen sollen, um sich der modernen Welt anzupassen. An diesem Pubnkt konnte man klar sehen, daß die Amazonas-Frage in dieser Hinsicht ausgenutzt worden war. Das Leid der Armen wurde benutzt, um ideologische Projekte zu fördern.

Ich muß zugeben, daß ein solcher Zynismus mich zutiefst betrübt, anstatt daran zu arbeiten, den Menschen am Amazonas die einzigartige Tiefe und den Reichtum der Person Jesu Christi zu vermitteln und seine Erlösungsbotschaft, war ihr Bestreben Jesus Christus zu amazonisieren und ihn mit Glauben und Praktiken der eingeborenen Amazonas-Völker zu verbinden und ihnen ein an ihre Situation angepaßtes Priestertum nach menschlichem Maß anzubieten. Die Menschen am Amazonas wie in Afrika brauchen Christus, als Skandal für die Juden gekreuzigt, Verrücktheit für die Heiden. wahrer Gott und wahrer Mensch, der kam, um den von der Sünde gekennzeichneten Menschen zu retten, sein Leben für sie zu geben, sie miteinander und mit Gott zu versöhnen- Frieden zu bringen, mit dem Blut seines Kreuzes.

DIE KONFLIKTE IN DER KIRCHE 

Die Einheit der Katholiken ist nicht nur ein sentimentales Gefühlt. Es beruht auf etwas, das wir mit der Offenbarung gemeinsam haben, die Christus uns hinterlassen hat. Wenn jeder seine eigene Meinung verteidigt, seine eigenen Neuerungen, wird Spaltung sich überall ausbreiten.
Die Quelle der Einheit geht uns voran. Der Glaube ist einer, er ist es, der uns einigt. Häresie ist der wahre Feind der Einheit. Ich bin beeindruckt, wie sehr der Subjektivismus die Diskussionen hysterisch werden läßt. Wenn es einen Glauben an die Wahrheit gibt, kann er nur gemeinsam gesucht werden, es kann sogar offene Konfrontationen unter Theologen geben, aber die Herzen bleiben in Frieden. Es ist bekannt, daß am Ende die Wahrheit erscheinen wird. Im Gegenteil, wenn die immaterielle Objektivität des Glaubens in Frage gestellt wird, wird alles zu einer Rivalität zwischen Menschen, die um die Macht kämpfen. Weil sie das friedliche Vertrauen in die offenbarte Wahrheit zerstört, verhindert die Diktatur des Relativismus eine Atmosphäre heiterer Nächstenliebe zwischen den Menschen. [...]

Die Einheit des Glaubens setzt die Einheit des Lehramtes in Raum und Zeit voraus. Wenn uns eine neue Lehre gegeben wird, muss sie immer in Übereinstimmung mit der vorhergehenden Lehre interpretiert werden. Wenn wir Brüche und Revolutionen einführen, zerstören wir die Einheit, die die heilige Kirche im Laufe der Jahrhunderte regiert. Dies bedeutet nicht, daß wir zur Stagnation verurteilt sind. Aber jede Entwicklung muss ein besseres Verständnis und eine Erforschung der Vergangenheit sein. Die Hermeneutik der Reform in Kontinuität, die Benedikt XVI so deutlich gelehrt hat, ist eine Voraussetzung sine qua non für die Einheit.

DIE DEUTSCHE SYNODE 

Was in Deutschland passiert, ist schrecklich. Man hat den Eindruck, daß die Wahrheiten des Glaubens und die Gebote des Evangeliums zur Abstimmung gestellt werden. Mit welchem Recht können wir uns entscheiden, auf einen Teil der Lehre Christi zu verzichten? Ich weiß, daß viele deutsche Katholiken unter dieser Situation leiden. Wie Benedikt XVI oft gesagt hat, ist die deutsche Kirche zu reich. Mit Geld ist man versucht, alles zu tun: die Offenbarung ändern, ein weiteres Lehramt zu schaffen, eine Kirche, die nicht mehr heilig, katholisch und apostolisch, sondern deutsch ist. Das Risiko für eine solche Kirche besteht darin, sich selbst als eine der Institutionen der Welt zu betrachten. Aber wie sollte sie dann nicht über sich selbst denken wie die Welt?

SEXUELLER MISSBRAUCH

Diese Krise ist vor allem eine Glaubenskrise und eine tiefgreifende Krise des Priestertums. Die Entdeckung der abscheulichen Verbrechen der Priester ist das schrecklichste Symptom. Wenn Gott nicht im Mittelpunkt steht, wenn der Glaube das Handeln nicht mehr bestimmt, wenn er das Leben der Menschen nicht mehr lenkt und bereichert, dann werden sogar solche Verbrechen möglich. Wir müssen von vorne beginnen, hat Benedikt XVI gesagt, um auf der Grundlage Gottes und im Hinblick auf Gott zu leben. Vor allem müssen die Priester lernen, Gott als Grundlage ihres Lebens zu erkennen und ihn nicht beiseite zu lassen, als wäre er eine Formel ohne wirklichen Inhalt. Wenn sich ein Priesterleben nicht auf Gott konzentriert, besteht die Gefahr, daß es von einer Form der Machttrunkenheit mitgerissen wird. Wie Benedikt XVI neuerlich sagte: "Warum hat die Pädophilie solche Ausmaße erreicht? Letztendlich ist der Grund die Abwesenheit Gottes.“

Quelle: Settimo Cielo, S. Magister

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