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Sonntag, 7. Juni 2020

Der Rücktritt Papst Benedikts XVI und seine Bedeutung - der Versuch einer Erklärung


Marco Tosatti veröffentlicht heute bei Stilum Curiae einen Beitrag den Edmund J. Mazza über den Rücktritt Benedikts XVI und seine Bedeutung für das Papstamt geschrieben hat,
Hier geht´s zum Original:  klicken

"PAPA EMERITUS? EIN AMERIKANISCHER GELEHRTER VERSUCHT EINE ERKLÄRUNG" 

Liebe Freunde und Feinde von Stilum Curiae unser Freund Giuseppe Pellegrino hat uns diese interessante Studie von Edmund J.Mazza zum Rücktritt Benedikts XVI  und ein "emeritiertes Papsttum" geschickt. Gute Lektüre,.

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Das Papa-emeritus-Rätsel: endlich eine Erklärung 
Edmund J.Mazza

"Ich wünschte, es wäre nicht in meiner Zeit passiert" sagte Frodo"
"Ich auch" sagte Gandalf "und so geht es allen, die solche Zeiten erleben, Aber es ist nicht an ihnen, darüber zu entscheiden,. Alles war wir entscheiden können. ist was wir mit der Zeit, die uns gegeben ist, tun sollen." 

Mehr als sieben Jahre nachdem Papst Benedikt XVI auf das Papstamt verzichtete, sind die Katholiken immer noch verblüfft und über dieses plötzliche Geschehen gespalten.  Das ist vor allem so, weil er anders als andere Ex-Päpste nicht dazu zurückkehrte Kardinal Joseph Ratzinger zu sein sondern sich selbst Papst emeritus nannte. 
Tatsächlich wird er noch immer Benedikt genannt, trägt weiterhin das päpstkliche Weiß. wird weiterhin als  "Heiligkeit" angesprochen, erteil den Apostolischen Segen und lebt noch im Vatican. 
Dann- 2016- goß der Privatsekretär Benedikts Erzbischof Georg Gänswein unerwartet Öl ins Feuer der Spekulationen und Verwirrung als er in einer Rede im Gergorianum mit dramatischem Unterton erklärte, daß Benedikt kühn genug gewesen sei, die Tür zu einer neuen Phase geöffnet zu haben, die niemand fünf Jahre zuvor sich hätte vorstellen können. Seither leben wir in einer historischen Ära, die in der 2000-jährigen Geschichte der Kirche präzedenzlos ist. 

Wie zu Zeiten des Hl. Petrus hat die eine Heilige, Katholische und Apostolische Kirche auch heute einen legitimen Papst. Aber heute leben wir mit zwei lebenden Nachfolgern Petri ...
Viele Menschen betrachten diese neue Situation als eine Art (irregulären) Ausnahmezustand des von Gott errichteten Petrusamtes. 
Seit Februar 2013 ist das Petrus-Amt nicht mehr das, was es vorher war. Es ist und bleibt die Basis der Katholischen Kirche und dennoch ist es eine Basis, die Benedikt XVI grundlegend und dauerhaft verändert hat. Und auch ich- ein ZEuge aus erster Hand- beim spektakulären und unerwarteten Schritt Benedikts  XVI: [ich muß zugeben, daß mir dann immer das wohlbekannte und brillante Axiom in den Sinn kommt, mit dem John Duns Scotus im Mittelalter das Göttliche Dekret der Unbefleckten Empfängnis der Mutter Gottes rechtfertigte "Decuit, potuit, fecit"]

Das besagt, daß es paßte, weil es vernünftig war. Gott konnte das tun und deshalb tat er es. Ich wende dieses Axiom auf seine Entscheidung zum Rücktritt auf folgende Weise an: "Es paßte, weil Benedikt XVI sich bewußt war, daß ihm die nötige Kraft für das extrem beschwerliche Amt fehlte, Er konnte den Schritt  tun, weil e die Möglichkeit für zukünftige Päpste schon vom theologischen Gesichtspunkt aus durchdacht hatte. 
Also tat er es,  Das Schlüsselwort in diesem  Statement ist "munus petrinum" das meistens mit "Petrinisches Dienst" übersetzt wird. Und dennoch hat munus im Lateinischen viele Bedeutungen, es kann Dienst, Pflicht, Führung oder Gabe, sogar Wunder bedeuten. Vor und nach seinem Rücktritt verstand und versteht Benedikt seine Aufgabe als Teiklnahme am Petrinischen Amt. d.h. munus].
Er hat den päpstlichen Thron verlassen und hat dennoch mit dem am 13. Februar 2013 gemachten Schritt diesen Dienst nicht völlig verlassen sondern hat dem persönlichen Amt eine kollegiale und synodale Dimension gegeben, quasi als ein geteiltes Amt  (wörtlich im Original : "als einen quasi gemeinsamen Dienst") 



Er hat nicht das Petrinische Amt aufgegeben, etwas was für ihn völlig unmöglich gewesen wäre, nach der unwiderruflichen Annahme des Amtes im April 2005. In einem außerordentlich mutigen Schritt hat er stattdessen dieses Amt erneuert.(auch gegen den Rat wohlmeinender und zweifellos kompetenter Berater) und hat es in einer abschließenden Anstremgung gestärkt (wie ich hoffe)-
Aber in der Kirchengeschichte wird wahr bleiben, daß im Jahr 2013 der berühmte Theologe auf dem
Thron Petri der erste "emeritierte Papst der Geschichte wurde." 
Seither ist seine Rolle -erlauben Sie mir, das noch einmal zu wiederholen- eine ganz andere als z.B.  die des Hl. Coelestins V, der 1294 nach seinem Amtsverzicht gern zu einem Leben als Eremit zurückgekehrt wäre und statt dessen ein Gefangener seines Nachfolgers Bonifaz VIII wurde. 
Bis heute ist nie ein derartiger Schritt wie der Benedikts XVI unternommen worden. Also ist es nicht überraschend, daß er als revolutionär oder als dem Evangelium widersprechend angesehen wurde. 

Gänsweins Überlegungen haben viele altgediente Vaticanisten verblüfft. Robert Moynihan von Inseid the Vatican schrieb: 
Die Katholische Linke wie die Rechte waren durch Gänsweins Bemerkungen gleichermaßen beunruhigt. 

Abgesehen davon den Skandal zu verstärken, daß Katholiken nicht wissen, wer unser wirklicher Papst ist (es ist Franziskus, falls jemand sich fragt) oder denken, daß es zwei Päpste zur selben Zeit gibt, ist die Ironie in dieser Rede des Erzbischofs, daß weder das Papsttum noch das Pontifikat Benedikts muss von irgendjemandem oder für irgendeinen Zweck künstlich verbessert werden. Die
Vaticanischen Konzile I und II haben deutlich gemacht,  daß die Kirche jeweils von einem und nur einem Papst regiert wird, und gaben dem Papsttum unter klar definierten Umständen alle"erweiterten“ Befugnisse, die es benötigt, einschließlich des Charismas der Unfehlbarkeit.


Es gibt einen Papst und einen Petrusdienst - Ende der Geschichte.

Auch der Historiker Dr.Roberto De Mattei nimmt sich des Themas "Papa emeritus" an.

Der Papst, der aus dem Pontifikat ausscheidet, behält den Titel des Emeritus, das heißt, er bleibt bis zu einem gewissen Grad Papst. Es ist in der Tat klar, dass in der Definition das Substantiv [Papst] das Adjektiv [emeritus] überwiegt. Aber warum ist er nach der Abdankung immer noch Papst? Die einzig mögliche Erklärung ist, daß die Wahl einem Papst einen unauslöschlichen Charakter verleiht, den er bei einem Rücktritt nicht verliert, Die Abdankung würde in diesem Fall die Einstellung der Machtausübung voraussetzen, nicht aber das Verschwinden des päpstlichen Charakters. Dieser unauslöschliche Charakter, der dem Papst zugeschrieben wird, konnte seinerseits nur durch eine ekklesiologische Vision erklärt werden, die die juristische Dimension des Pontifikats dem Sakrament unterordnet.

Es ist möglich, dass Benedikt XVI diese Position teilt, die Violi und Gigliotti in ihren Aufsätzen dargelegt haben, aber die Möglichkeit, daß er die Vorstellung von der sakramentalen Natur des Papsttums zu seiner eigenen gemacht hat, bedeutet nicht, daß sie wahr ist. Es gibt kein geistliches Papsttum, das sich vom juristischen Papsttum unterscheidet, außer in der Vorstellung einiger Theologen. Wenn der Papst per Definition derjenige ist, der die Kirche regiert, tritt er mit seinem Rücktritt vom Papsttum zurück. Das Papsttum ist kein geistlicher oder sakramentaler Zustand, sondern ein "Amt“ oder eine Institution.

Oder wie es der Biograf von Papst Johannes Paul II., George Weigel, ausdrückte:

"Das Petrusamt ist in keiner Weise teilbar, noch kann es eine Dyarchie sein, in der einer die Mission des Regierens und ein anderer eine Mission des Gebets ausübt. Die gesamte Kirche begrüßt die Gebete von Joseph Ratzinger für den Leib Christi, für die Welt und für Papst Franziskus. Diese Gebete stellen jedoch keine Erweiterung des Petrusdienstes dar, den Benedikt XVI ab 20 Uhr mitteleuropäischer Zeit am 28. Februar 2013. einstellte. 
Diese Gebete sind die Gebete eines großen und guten Mannes; Sie sind seit diesem Datum und dieser Zeit nicht die Gebete eines Papstes oder einer Art Halbpapstes. 


Der Hinweis von Erzbischof Gaenswein auf Titel und Gewand bestätigt, was viele von uns vor drei Jahren dachten: Die Entscheidungen über diese Angelegenheiten, die 2013 getroffen wurden, waren falsch. Ja, der ehemalige Bischof einer Diözese ist ihr"emeritierter Bischof“, während er lebt, denn er behält den unauslöschlichen Charakter der Bischofsweihe; Aber das Petrus-Amt hat keinen solchen Charakter. Man hat entweder das Amt des Petrus inne oder man hat es nicht. 


Und es trübt das Wasser gründlich, darauf hinzuweisen, daß es eine richtige Analogie zwische einem Diözesanbischof im Ruhestand und einem abgedankten Papst gibt.

Und dennoch ist das in der Biographie, die Peter Seewald gerade veröffentlicht hat, genau die Analogie, die Benedikt herstellt.

Fortsetzung folgt....

Quelle: Stilum Curiae, M.Tosatti 

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