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Dienstag, 16. Juni 2020

Fr. Hunwicke spricht...

bei liturgicalnotes  im Hinblick auf  den Konzilstext "Gaudium et Spes"  und die Dauerbeschäftigung mit dem II.Vaticanum über die Frage wie lange "heute" dauert.
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"WIE LANGE DAUERT JETZT?" 
 "Die pastorale Konstitution des II. Vatikanums „Gaudium et Spes“ beschreibt sich in ihrem Titel als „de Ecclesia in mundo huius temporis“ -  „über die Kirche in der Welt von Heute“.
Wie lange soll denn dieses „hodiernum tempus“ dauern?
Ein paar hundert Konzilsväter waren irritiert, daß sehr zeitgebundene Beobachtungen zu einer sich rasant verändernden Welt in eine Konzislkonstitution aufgenommen werden sollten, und so hat man um dieser traditionalistischen Pedanterie entgegen zu kommen, dem Titel der Konstitution ein lange erklärende Anmerkung hinzugefügt. Aber noch einmal: Wie lang soll dieses „hodiernum tempus“ dauern?
In der Welt außerhalb der Konzilsaula sind die 60er Jahre ziemlich schnell vorüber gegangen.
Die Beatles wurden sehr bald das, was sie heute sind: eine erfreuliche, aber doch einigermaßen rückwärts gewandte Geschmacksache. Ich erinnere mich an das erste Buch von Jan Fleming, das verfilmt worden ist – ach, diese längst vergangene Zeit, als Frauen aus der Pfarrei mir sagten, daß ich Sean Connery ähnlich sehen würde – doch als die Jahre nach Dr. No vergingen, erschien den Produzenten das „hodiernum tempus“ Flemings viel zu altmodisch, und sie ließen neue Drehbücher schreiben. Bei den Politikern war „hodiernum tempus“ vom Kalten Krieg und von der Furcht bestimmt, die Bedrohung durch den Weltkommunismus werde ein Land nach dem anderen verschlingen und bald würden uns Sowjetkommissare über die Schulter schauen, wenn wir unsere Bücher Herzog Humphry widmeten oder den Cherwell hinunter stakten. Diese tempus ist schon vor den 90er Jahren vergangen.
Aber vielleicht dauern hodierna tempora in der Kirche ja länger? Endete das hodiernum tempus Concilii Vaticani II vielleicht mit dem Tod des letzten Papstes, der selbst Konzilsvater war – also 2005? (Ich nehme an, das schon lange zuvor der letzte konziliare Diözesanbischof bei Eintritt des Pensionsalters in Rente gegangen war). Oder wird  hoc hodiernum tempus  zu Ende gehen, wenn die letzten alten Herren, die Küngs und Ratzingers, die brillanten jungen Periti des Konzils, zu ihrer (äußerst unterschiedlichen, aber gleicherweise verdienten) ewigen Belohnung eingegangen sind? Oder denken wir an die Konzilsbabies, also die, die es trotz des Verhütungswahns der damaligen Zeit geschafft haben, im Jahrzehnt des Konzils empfangen zu werden. Sie sind auch schon mittleren Alters und mokieren sich vor dem Spiegel über ihre weißen Haare und zählen die Falten um die Augen. In einer Generation gehen auch sie in Rente, und noch eine Generation später werden sie ebenso so kalt und tot sein wie ich. Welcher dieser Meilensteine soll wohl das Ende von hoc hodiernum tempus markieren?
Und was ist mit dem Internet? Selbst die Erfindung des Buchdrucks hatte nicht solche Auswirkungen wie diese Neuerung.
Die dauernde Beschäftigung mit „dem Konzil“ bedeutet letztlich nichts anderes, als sich auf Dauer zu einem Leben in einer immer weiter vergehenden Vergangenheit zu entschließen.
Das erscheint mir dermaßen offensichtlich, daß es mir fast peinlich ist, davon zu sprechen, sonst könnten Sie als Leser gelangweilt oder verzweifelt abwinken und sich anderen Dingen auf Ihrem Bildschirm zuwenden.
Ich bin gespannt, wie lange die Blinden brauchen, um das, was doch offensichtlich ist, zu sehen.

Quelle: liturgicalnotes, Fr. J.Hunwicke

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