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Samstag, 6. Juni 2020

Fr. Hunwicke spricht...

in der Fortsetzung seines gestrigen Beitrags in liturgicalnotes heute weiter über Probleme einer speziellen Oxford-Gelehrsamkeit -besonders in den 1930-er Jahren, Akzentverschiebungen in altgriechischen Gedichten, ganze Lehrbücher über die Bedeutungen von Wortteilen ebenda und die  Übersetzung zeitgenössischer Literatur- auch von Kriminalromanen -ins Lateinische und Altgriechische zu Übungszwecken und er endet mit einer Laudatio auf Dorothy Sayers und ihre geistreichen Detektivgeschichten- mit einem Seitenhieb auf das heutige akademische Niveau (auf das wir von hier aus trotzdem nur mit Hochachtung schauen können.)
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"DOROTHY SAYERS UND DER KRIEG ÜBER DIE ENKLITIKA (2)" 

"Greeby wurde also wegen seiner Plato-Enklitika ermordet. Oder vielleicht auch nicht. Zur Zeit als Sayers "Mord in Pentecost" schrieb, las John Dewar Denniston systematisch die gesamte klassische griechische Literatur, um 1934 sein opus maximus zu vollenden: "Die griechischen Partikel".
Ich frage mich, ob Sayers wußte, woran er arbeitete und mit einer taktvollen variatio darauf angespielt hat.

Denniston war ein machtvoller Gelehrter. In heutiger Zeit hat die akademische Gemeinde ihre Wagen zu einer Wagenburg aufgebaut; sie ist mit in-vitro-Lebensformen bemannt, die aus Dissertationsfabriken stammen; beherrscht von einer 5-Veröffentlichungen-pro-Jahr-Kultur.
Die Ära Denniston war breiter aufgestellt- damals wechselten die Lehrer zwischen Lehrstühlen in Oxbridge und Jobs in Allgemeinen Schulen oder Whitehall hin und her und der Kriminalroman war eine Literaturform, die von der Intelligentsia ( von denen einigre sie sogar schrieben -wie Michael Innes) geschätzt und respektiert wurde.

Denniston hat die Kunst der Prosa-Komposition sehr ernsthaft betrieben: d.h, Passagen englischer Prosa ins Lateinische oder Griechische zu übersetzen. Er glaubt zu Recht, daß man eine Sprache solange nicht verstanden habe, solange man nicht Texte darin verfaßt hat.
Er war besonders dem Verfassen griechischer Prosa zugetan und hat in Oxford eine Gruppe von Tutoren gegründet, die nicht nur die Studienanfänger in dieser Kunst unterrichteten, sondern sie auch selber ausübten.
1949 veröffentlichten sie "Some Oxford Compositions" . Ein weiteres Mitglied dieser Gruppe. Maurice Bowra, der 1949 einen Nachruf für die Britische Akademie auf Denniston schrieb, schrieb: "Er war hervorragend in griechischer Prosa und ebenso vollendet was Plato und Demosthenes angeht, im ersteren hat er mehrere glänzende Versionen von Shelley, Meredith und Sayers produziert...hat für jedes Wort und für jeden Satz ein zur gleichen Zeit genaues wie aufregendes Äquivalent gefunden und das Endergebnis war in sich ein vollendetes Kunstwerk. Als er z.B, einen Textteil von Dorothy Sayers übersetzen mußte, hatte er es zweifellos mit einem Konversations- aber dennoch literarischen Stil zu tun..."Bowra zitiert dann aus Kapitel 3 aus "The Bellow Club" - er beginnt mit "Well Felicity" und gibt dann 4 Zeilen aus Dennistons griechischer Fassung wieder und kommentiert "das verlangte nach etwas in überzeugendster Plato-Art und schaffte es in Dennistons Fassung. Das ist sicher Plato aber es ist eben auch von Miss Dorothy Sayers."





Agatha Christie hat dem Prestige der Detektivromane durch ihre mechanischen Auflösungen, ihre oberflächlichen Papp-Charaktere, ihren hölzernen Stil und ihren Mangel an intellektueller Tiefe, ziemlich geschadet.
Sayers andererseits liefert geistreiche und durchdringende Darstellungen von Leben und Kultur zwischen den Kriegen. Die Unterwelt der Bohème und der Linke Buchclub; reiche Witwen in Grandhotels an den Küsten, die Werbebranche, Frauen-Colleges ein Jahrzehnt nachdem Frauen in Oxford Studienabschlüsse erreichen konnten, ausbeuterische lesbische Beziehungen; die Modeerscheinung des Spiritualismus, die Abdankungskrise.... und sie konnte die unterhaltsamste Vermischung von Genres schaffen. Hat irgendjemand anderes je das erotische Potential der Oxford-Abschlussfeier so herausgestellt?

Ich empfehle jedem Leser, der sich für die 30-er Jahre interessiert und Dorothy Sayers noch nicht kennt, sie jetzt kennen zu lernen,.
Sie war eine gute Verfasserin englischer Prosa, so daß die besten Köpfe Oxfords ihre Bücher für hirnzermarternde Übungen auswählten. Ihr eigener Stil war geschliffen durch ihr Studium des Griechischen, Lateins und der englischen Klassiker, ihre Liebe zum Französischen und ihr Dante-Übersetzungs-Abenteuer.

Und sie war eine außerordentlich fähige Apologetin christlicher Rechtgläubigkeit. Da machte sie keine Gefangenen.

Lassen Sie sich nicht durch Medien"Adaptationen" entmutigen. Wie mit Narnia so mit Sayers.- Adaptationen sind von nicht-christlichen Untergebildeten (subliterates) dazu gedacht, alles, was außerhalb ihrer ärmlichen Horizontes liegt, auszuschalten."

Quelle liturgicalnotes, Fr.J.Hunwicke 

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