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Samstag, 6. Juni 2020

Fr. Hunwicke spricht....

bei liturgicalnotes gewohnt amüsant und gelehrt über die sträfliche Langeweile akademischer Vorlesungen, die manchmal- zumindest in Kriminalromanen- sogar zur Ermordung des Dozenten führt und schließt noch einige eigene Vorschläge zur Bildungsreform im Vereinigten Königreich an, bei denen wir deutschen Leser im Land der Bildungskatastrophe nur vor Neid erblassen können.
Hier geht´s zum Original: klicken

"DOROTHY SAYERS UND DER MORD AM REKTOR VON PENTECOST" (1) 

Als Dr. Greeby, der Rektor des Pentecost-College dieser Universität 1933 (merken Sie sich dieses Datum) ermordet wurde, hat in Studienanfänger die Nachricht so zusammengefaßt:

"...nachdem er seine allzu bekannte Vorlesung über Platos Verwendung des Enklitikons* beendet hatte, kehrte er nach Hause zurück. Natürlich wird die gesamte Schule der Geisteswissenschaften unter Verdacht stehen,  aber ..ich habe den Rektor wirklich nicht ermordet. Seine Vorlesungen waren- wenn ich so sagen darf- langweilig, aber nicht so  zum verzweifeln."

"Das ist eine sehr freche Bemerkung Mr. Radcott" sagte der Professor ernst " und geschmacklos,,,,Der arme, gute Greeby! So ein Verlust für die Klassische Gelehrsamkeit!"

Die staubtrockenen Langeweile einiger Oxford-Klassiker hat sich nach diesem Datum sehr bald geändert; wir schreiben- zu Recht- viel von dieser Verwandlung dem Einfluss der deutschen jüdischen Gelehrten -auf die englische Akademie zu- wegen der secessio doctorum aus Hitlers Deutschland ; eine Trennung. die der große Eduard Fraenkel selbst mit der Flucht der Gelehrten aus der Bücherei von Alexandria unter Ptolemäus VIII Euergetes II vergleichen hat.

Aber ich glaube, daß es auch in späteren Jahren noch einen weiteren Faktor gab.

Als ich unterrichtet habe, hat mich immer fasziniert, wie langweilig- zumindest nach der Meinung der Studenten der Unterricht im ein oder anderen Fach war, das zu studieren sie gezwungen waren- ...hauptsächlich die Wissenschaften.  Ich führe diese Langeweile auf die Tatsache zurück, daß jene, die diese Fächer unterrichteten, nicht gezwungen waren, ihre Themen anziehend oder gar unterhaltsam zu gestalten. Ihre Fächer waren obligatorisch. Sie hatten keinen  Selbsterhaltungtrieb  á la Darwin, die jungen Leute dazu zu verführen, das Studium der Wissenschaften zu genießen.  Deshalb sahen die Labore -sobald ihnen der Luxus zugestanden wurde, sich für drei ihrer Lieblingsfächer zu entscheiden - nicht mehr viele von ihnen wieder- ob staubig, trocken oder sonstwas.

Langeweile ist die eine unverzeihliche Hauptsünde in der Erziehung.


Wir "Klassiker"wußten andererseits daß wenn wir unser Thema nicht mit trügerischer Schamlosigkeit - uns unverschämt und vulgär in Showmastermanier tummelnd zeigten, die Kunden sich nicht für Latein und Griechisch entscheiden und wir arbeitslos werden würden-
Immerhin hatte Radcott bereits 1933 Dr. Greebys letzte Vorlesung vor seinem Tod zugunsten eines Rendezvous´mit einem Stocherkahn "gekürzt". Kein Wunder, daß Msgr. Knox, als er Schulmeister in Shrewsbury war, sein geistreiches Stück über die "Griechischen Partikel" verfaßte und elegante kleine Tricks entwickelte, um seine faszinierten Schüler dazu zu bringen, alkäische Stanzen zu dichten, ohne zu merken, daß sie das taten.

Immer noch erinnern mich frühere Schüler "Pater, wissen Sie noch, wie Sie----" (Das tue ich meistens nicht)

Das kommt mir immer in den Sinn, wenn wieder Aufrufe kommen, daß "dieses Land mehr Wissenschaftler und Ingenieure braucht", damit die Jugend -nolens volens- gezwungen sind, diese Fächer zu studieren.

Meine Pläne für eine Bildungsreform? Entlassen Sie langweilige Pädagogen in allen Fächern, in denen sie ihre abgeschmackte und schamlose Langeweile zur Schau stellen. Beschäftigen Sie noch mehr Große Männer und Große Frauen im Finanzministerium und im Auswärtigen Amt.
Beginnen Sie bei den Kleinen mit Latein mit sechs und mit Griechisch mit sieben.
Und schließen Sie die PPE-Fakultät (Politik, Philosophie, Wirtschaft)

Dann wird Großbritannien wieder groß und herrlich sein. Rule, Britannia ..."

Quelle: liturgicalnotes, Fr. J.Hunwicke 

*Enklitikon= Akzentverschiebung bei zwei aneinander gereihten Worten im Altgriechischen

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