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Mittwoch, 8. Juli 2020

Die Vatican-Finanzen: jetzt wird´ s ernst.

Marco Tosatti veröffentlicht bei Stilum Curiae den Brief, den der Präfekt des Wirtschaftssekretariates Juan A. Guerrero an die Leiter aller Dicasterien und Ämter der Kurie geschickt hat.
Hier geht´s zum Original:  klicken

"VATICAN IN DER KRISE: ALLE EXTERNEN KONTEN GESCHLOSSEN, ALLES GELD IST BEI DER APSA" 

"Liebe Freunde und Feinde von Stilum Curiae, wir haben einen Brief bekommen, den der Präfekt des Wirtschafts-und Finanzsekretariates, Juan A. Guererro, S.J. an die Leiter aller Vatican-Abteilungen geschickt hat, in dem er hauptsächlich darum bittet, alle aktiven "externen" Konten der diversen Dicasterien und Büros zu schließen und das Geld von diesen Konten an die APSA zu überweisen, an die Verwaltung des Patrimoniums des Hl. Stuhls, gemanagt vom früheren Sekretär der Italienischen Bischofskonferenz, Bischof Nuncio Galantino und Bischof Gustavo Zanchetta, dem von Papst Bergoglio geschützten Bischof, gegen den in Argentinien wegen sexuellen Mißbrauchs von Seminaristen und wg. seines Finanzmanagements in der Diözese von Orano ermittelt wird, aus der er plötzlich floh, um kurz darauf in Santa Marta aufzutauchen.

Das Original des Briefes kann man im Originalbeitrag sehen 

An die Leiter der Dicasterien
An die Leiter der Ämter und Organe des Hl. Stuhls
An den Präsidenten des Governatoratos des Vatican-Staates

Aus dem Vatican, 8. Mai 2020

Hochverehrte Eminenz,

Hoch verehrte Exzellenz,

Hochverehrter Monsignore,

Sehr geehrter Doktor,

Ich schreibe in der Folge des Treffens der Dicasterien am 4. Mai, dem der Hl. Vater vorsaß, der über die wirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen sprach, die die Corona-19-Krise auf den Hl. Stuhl und den Vatican-Staat hat. 

In Folge der Konsultationen der Arbeitsgruppe, zusammengesetzt aus den Leitern des Staatssekretariates , des Wirtschaftsrates, des Wirtschaftssekretariates, der Leitung der APSA , der Kongregation für die Evangelisierung der Völker und des Governaratos des Vatican-Staates im Zusammenhang mit dem zuvor erwähnten Treffens - wurden weitere Maßnahmen zur Stärkung der finanziellen Gesamtsituation in dieser besonderen negativen ökonomischen Konstellation besprochen. 




Nachdem ich die getroffenen Feststellungen geprüft und die Oberste Behörde informiert habe, möchte ich jetzt darum bitten, in der Lage sein, das umzusetzen, was in Bezug auf die für das
Liquiditätsmanagement jeder Einheit festgelegten Bestimmungen beschlossen wurde. 
Insbesondere bitte ich um Folgendes:

* Behalten Sie die Fonds, die bei der APSA liegen, vermeiden Sie es, sie zu anderen       finanziellen zu tranferieren, außer Fonds, die an bestimmte Aktivitäten, Projekte oder   Stiftungen gebunden sind.

* Überweisen Sie alle Gelder, die z.Zt. auf Konten anderer Finanzinstitute liegen

* Überweisen Sie alle Gelder von laufenden Konten beim IOR an die APSA

Wo es nötig ist, ein Depot für operative Vorgänge beim IOR oder einer anderen Bank zu behalten, bitte ich, das so schnell wie möglich diesem Sekretariat mitzuteilen. 

Das Wirtschaftssekretariat bleibt für jede notwendige Klarstellung zu Ihrer Verfügung. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit in dieser Sache und nutze die Gelegenheit, Ihnen meine besten Grüßen zu übermitteln

Juan A. Guerrero, S.J. , Präfekt 

                                                                 *   *   *   *   *
Laut mehrerer Experten für Vatican-Finanzen, die wir befragt haben, weist dieser Brief, der sicher von den Leitern der verschiedenen Dicasterien nicht mit einem breiten Lächeln entgegen genommen wurde, vor allem auf eine Sache hin- daß der Hl. Stuhl dringend flüssiges Geld braucht und weil die APSA alle Gehälter der Vaticanmitarbeiter bezahlt, ist der Bedarf an Geldmitteln unausweichlich.

U.a. wurde festgestellt, daß viele Organe der Hl.Stuhls Konten bei anderen Banken als der APSA und dem IOR (dem Institut für Religiöse Werke, von dessen Konten aber- so sagen sie uns- man keine Transfers vornehmen kann), die z.B. für Institute wie das Vaticanische Verlagshaus (LEV) nötig sind, die mit Veröffentlichungen befaßt sind. "Sie suchen zwischen den Kissen auf Sofas und Sesseln, um das Geld zu finden, das aus ihren Taschen gefallen ist" scherzte einer der Experten, den wir konsultiert haben.

Sicher war die Schließung der Vatican-Museen (im Februar wg. der Covid-19-Krise) - und ihre bisher nur teilweise Wiederöffnung (es gibt keine Touristenströme wie in der Vergangenheit) ein schwerer Schlag für die Einkünfte, die normalerweise an den Kartenschaltern generiert werden- und damit für die Liquidität des Hl. Stuhls.

Aber zusätzlich zur Hypothese einer schweren Liquiditätskrise der APSA gibt es noch ein viel breiteres strategische Projekt (und das schließt den ersten Grund keineswegs aus).

Einer der Experten, den wir konsultiert haben, spekuliert, daß sie daran denken, das IOR zu schließen und die APSA zur einzigen Finanzinstitution des Hl. Stuhls zu machen, eine Hypothese, die bereits vor 10 Jahren formuliert wurde.

Wenn alle Einheiten und Institutionen des Hl. Stuhls ihre beim IOR deponierten Fonds zur APSA tranferieren, würden beim IOR wohl nur "inoffizielle Konten" übrig bleiben.

Das könnte auf den Wunsch hindeuten, das, was transparent ist, der APSA zu geben und dem IOR den Rest zu überlassen.

In technischen Worten würde das bedeuten zwischen einer "bad bank" von der"guten Bank" zu unterscheiden und sie zu implementieren. Der Hl. Stuhl würde die "gute Bank" behalten und die "bad bank" könnte verkauft werden, z.B. an eine Schweizer oder Luxemburger Bank."

Quelle: Stilum Curiae, M. Tosatti

 

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