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Montag, 21. September 2020

A. Gagliarducci: Hat der Wahlkampf für das nächste Konklave schon begonnen?

A. Gagliarducci stellt das in seiner heutigen Kolumne für  "Monday in the Vatican" jedenfalls so fest und kommentiert dort den Stillstand bei den begonnenen Reformen der Römischen Kurie.
Hier geht´s zum Original:  klicken

"PAPST FRANZISKUS, WAS ZU ERWARTEN IST"

Kardinal Lorenzo Baldisseri  ist nicht länger Generalsekretär der Bischofssynode. Er wurde durch Bischof Mario Grech ersetzt, der vor der Panamazonas-Synode zum Pro-Sekretär ernannt worden war. Kardinal Baldisseris Abgang ist der Anfang eines Generationswechsels in der Römischen Kurie, der während der nächsten eineinhalb Jahre weitergehen wird. Papst Franziskus könnte aber auch ein weiteres Konsistorium einberufen, um neue Kardinäle zu kreieren. 

Nur die Zeit wird zeigen. ob Bischof Mario Grech zum Kardinal ernannt wird- wie es Baldisseri war. Kardinal Baldisseri war der zweite auf der Liste des ersten Konsistoriums von Papst Franziskus 2014  Die Entscheidung, ihn auf die zweite Stelle der Liste der neuen Kardinäle zu setzen, wurde sofort als Schlüssel dafür interpretiert, daß die Bischofssynode mehr Macht bekommen würde. In der Exhortation "Evangelii Gaudium" hat Papst Franziskus selbst davon gesprochen, den Bischofskonferenzen mehr Macht zu geben. Alle Zeichen wiesen auf eine signifikante Dezentralisierung hin. 

Können wir also annehmen, daß- wenn Papst Franziskus Bischof Czech nicht zum Kardinal ernennt, daß Papst Franziskus seinen ursprünglichen Plan gewändert hat? 

Das ist eine der vielen Fragen in dieser Übergangsphase dieses Pontifikates  Während der Papst damitr beschäftigt ist, buch-lange Interviews zu geben, öffentliche Reden zu halten und neue Enzykliken zu veröffentlichen, wartet eine ganze Römische Kurie auf substantielle Veränderungen. 

Kardinal Robert Sarah, Präfekt der Liturgie-Kongregation ist 75 Jahre alt geworden- das Pensionsalter: Papst Franziskus hat ihn bis auf Weiteres im Amt bestätigt. Kardinal Beniamino Stella,79, wird die Kleruskongregation leiten bis er 80 wird. Es werden aber seit Beginn des Jahres schon Gerüchte über die Nachfolge verbreitet: -eine Neuernennung schien unmittelbar bevorzustehen. 

Der Päpstliche Rat für Erziehung wird im Päpstlichen Rat für Kultur aufgehen. 

Der Präfekt der Kongregation Kardinal Giuseppe Versaldi ist bereits 77 und wird bald in den Ruhestand gehen. Ebenso Kardinal Luis Ladaria, Präfekt der Glaubenskongregation und Kardinal Leonardo Sandri, Präfekt der Kongregation für die Ostkirchen.  

Der Präsident und Sekretär der Verwaltung des Vatican-Staates, Kardinal Giuseppe Bertello und Bischof Fernando Vergez Alzaga wurden oder werden 75. Msgr. Pio Vito Pinto, Dekan der Rota, ist fast 80. 

Es ist nicht nur wichtig zu wissen, wer diese Kardinäle ersetzen wird, und wie der zukünftige Arbeitsplan der Kurie sein wird, sondern zu versuchen, Papst Franziskus´ Kriterien zu verstehen. Gemäß der Reform, werden alle Dicasterien gleich beurteilt werden und so wird die Unterscheidung zwischen Kongregationen und Päpstlichen Räten verloren gehen. Wird Papst Franziskus alle Leiter der Dicasterien zu Kardinälen ernennen? Oder werden viele von ihnen Bischof oder Erzbischof bleiben? 


Das nicht weit hergeholt. Wenn der Papst sie als kardinalswürdig erachten sollte, sollte er zwischen November 2020 und Februar 2021 ein Konsistorium einberufen. Dieses Konsistorium könnte sich nur aus Kurienkardinälen zusammensetzen, Der Papst könnte dann die Zahl der stimmberechtigten Kardinäle in einem Konklave auf 130 anheben und so die von Paul VI gesetzte Grenze von 120 überschreiten. Vor langer Zeit verbreitete sich das Gerücht ,daß der Papst so die Wählerbasis für seinen Nachfolger ausweiten würde. Das würde Papst Franziskus auf seine Weise tun: er würde eine Ausnahme machen und nicht neue Regeln aufstellen. 

Die Vergrößerung der Wählerzahl bei einem zukünftigen Konklave würde auch mit Papst Franziskus´ Bedürfnis übereinstimmen. ein Erbe zu hinterlassen. Er will sicherlich nicht, daß das Kirchenmodell, das er bisher vertreten hat, von einem neuen Pontifikat weggefegt wird. 

Was ist also das Kirchenmodell von Papst Franziskus? Fr. Antonio Spadaro, Herausgeber des jesuiten-geführten Magazins La Civiltà Cattolica, sagte, daß der Papst auf eine missionarische Kirche abzielt, die spirituelle Umkehr anstrebt und die Reform der Strukturen als Folge der spirituellen Umkehr betrachtet. 

Wie kann diese spirittuelle Umkehr stattfinden? Der Papst legt die Betonung auf die Sorge um die Armen und Ausgegrenzten und allgemein auf den Respekt für die Opfer der sog. Wegwerfgesellschaft. Papst Franziskus spricht auch oft über Volksfrömmigkeit und benutzt die Argumente der Volksfrömmigkeit. 

Und dennoch scheinen soziale Themen im Mittelpunkt der Lehre von Papst Franziskus zu stehen. Diese sozialen Themen werden durch die christliche Brille betrachtet-- mit einer christlichen Zentralperspektive. Zur gleichen Zeit fehlt ihnen manchmal die Tiefe des Glaubens, die einen Menschen zum Katholiken macht, Am Ende sind Katholiken nicht nur Gläubige, die es genießen, Gutes zu tun. 

Fr. Spadaro warnt davor, Papst Franziskus´Reform von einem politischen Standpunkt aus zu lesen und unterstreicht- dokumentarische untermauert- daß der Papst in der postsynodalen Exhortation "Querida Amazonia" die von vielen erwartete Möglichkeit für verheiratete Preister nicht angesprochen hat.

Andererseits ist die Synode wegen der Reformen von Papst Franziskus zu einer Art Parlament geworden. Die Reformen sind- wie üblich- formlos. Eine diese Reformen ist die Veröffentlichung aller diskutierten Vorschläge, sogar derjenigen, die keine Zustimmung der Synode gefunden haben. Die Vorschläge wurden zusammen mit der Stimmzahl gegen sie veröffentlicht.

In der Vergangenheit wurden weder das Abstimmungsergebnis noch die Vorschläge, die nicht die Zweidrittelmehrheit erreichten, bekannt gegeben. das passierte, weil die Synode auf eine Synthese abzielte, auf die sich alle beziehen konnten. Das Ziel war nicht, eine Mehrheit oder Minderheit anzuzeigen. Statt dessen war das Ziel, Gemeinschaft zu fördern. Die Veröffentlichung der Abstimmungen hat die Diskussion ideologischer gemacht und Rivalitäten und Streit angefacht. 

Alle diese Details müssen in Betracht gezogen werden, um zu verstehen, was in Rom passiert. Alles scheint ein Eigenleben zu haben, während der Papst mit seiner Arbeit fortfährt und versucht, in der Öffentlichkeit seine Stimme hören zu lassen. Papst Franziskus wurde mit dem Mandat für Reformen gewählt. Die Reformen gehen langsam voran, Und auch als die Reformen begonnen hatten, hat Papst Franziskus die Dinge durcheinander gebracht: er wechselte von der Verpflichtung teurer externer Berater zu internen Beratern und läßt die Reform jetzt in der Schwebe. 

Es ist möglich, daß das Beste noch kommt und wir das nicht sehen können. Aber es ist auch möglich, daß bis zur Wahl des nächsten Papstes Verwirrung herrscht. Der Wahlkampf hat schon begonnen. 

Quelle: A. Gagliarducci, Monday in the Vatican

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