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Montag, 14. September 2020

Päpstliche Pläne nach der Covid-19-Pandemie

In seiner heutigen Kolumne für "Monday in the Vatican" kommentiert A. Gagliarducci den aktuellen Stand der Reformen in Vatican und Kurie und die vermehrten Wortmeldungen des Papstes in der Postpandemie-Zeit - die er als Überflutung bezeichnet.
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"PAPST FRANZISKUS. WAS ER SAGEN UND WAS ER TUN WIRD" 
Eine Enzyklika, zwei Interviews in Buchlänge, drei Schlüssel-Ansprachen vom Papst- das alles wird es bald geben. Es sieht so aus, als wolle Papst Franziskus der Welt sagen, was er denkt, wie er die Welt sieht und wie die Welt in der Post-Endemie-Phase agieren sollte. In den kommenden Monaten werden wir ein wenig von Papst Franziskus´ Veröffentlichungen überflutet werden, vielleicht mehr als je zuvor in der Geschichte der Päpste.
Zuerst erschien das Buch "Terra Futura" , das der Papst zusammen mit Carlo Petrini geschrieben hat, der in Italien das Slow Food-Konzept einführte und Agnostiker ist. Er teilt mit dem Papst die Unterstützung für eine integrale Ökologie, die die Erde respektiert. 
Am 3. Oktober wird Papst Franziskus die Enzyklika "Alle Brüder" unterzeichnen, die so sehr vom Hl. Franziskus inspiriert ist, daß der Papst sie am Grab des Heiligen in Assisi unterschreibt.
Während der Woche nach dem 21. September wird der Papst während Hauptphase der Vollversammlung der UNO in New York eine Rede halten, 
Am 15. Oktober findet die "Global Impact for Education" statt. Der Papst ist ein großer Unterstützer dieses Projektes und wird eine Rede halten. Am 22. November, an dem die Veranstaltung "Franziskus´´ Ökonomie" virtuell stattfinden soll, wird Franziskus eine Rede halten.
Schließlich erscheint am 1. Dezember ein Interview mit Papst Franziskus in Buchformat. Das Interview mit dem Journalisten Austen Ivereigh trägt den Titel: "Laßt uns träumen. Der Weg in eine bessere Zukunft".
In der Zwischenzeit legt Papst Franziskus während der Katechesen bei den mittwöchlichen Generalaudienzen seine Gedanken aus.
Nach dem Lockdown ist Papst Franziskus redefreudiger geworden. Es erscheint klar, daß er möchte, daß seine Stimme gehört wird.

Bei der kommenden Enzyklika erwartet man, daß sie massiv von der franziskanischen Spiritualität der Brüderlichkeit beeinflußt ist.  In Vorwegnahme der Veröffentlichung läßt der Franziskaner Pietro Msssa uns an seiner Einischt teilhaben, wie der Papst sich vom Hl. Franziksus hat inspirieren lassen.

Brüderlichkeit wird der Leim sein, der diese zentralen Themen in Papst Franziskus´ Lehramt zusammen hält. 
- die Notwendigkeit dieses Wirtschaftssystem wieder aufzubauen und es weniger unfair gegenüber den Armen zu machen
- die Betonung auf der Sorge um die Schöpfung, von der Papst Franziskus sagt, er habe das spät verstanden
- die Hilfe für die ausgegrenzten Völker, beginnend mit den Migranten
- die Wichtigkeit der Religionen bei der Verbreitung der Idee der Gewaltlosigkeit.





Warum steigert Papst Franziskus jetzt seine Kommunikation? Warum diese Überladung mit Informationen, besonders über bestimmte Themen?

Man kann einige kluge Spekulationen anstellen:
Zu allererst hat der Papst beschlossen, daß es opportun ist, jetzt das Wort zu ergreifen. Der Lockdown hat zu weiteren Überlegungen geführt, daß es eine Art Bruch, ein Abweichen von der Routine gegeben hat. Papst Franziskus hat die Gelegenheit wahrgenommen, um seine Ideen zu ordnen. Sein dritte Enzyklika kommt mitten in seiner Serie von Reden. Diese Art von Texten wird am Ende sein Pontifikat kennzeichnen.

Zweitens verfolgt Papst Franziskus seinen Reformgedanken weiter. In der jüngsten Ausgabe des jesuiten-geführten Magazins La Civiltà Cattolica erklärt Pater Antonio Spadaro, daß die Päpstlichen Reformen vor allem die Spiritualität betreffen und dann erst die Strukturen.  

Es gibt keine einfach Reform der Strukturen, das ist der Grund, aus dem ihre Reform (wie die Kurien-Reform) gestoppt oder verzögert wurde. Papst Franziskus hat statt dessen einen Plan, zur Reform der Mentalität zurück zu kehren. Die Pandemie hat Platz dafür geschaffen, diesen Prozess zu beschleunigen. So widmet Papst Franziskus der externen Kommunikation mehr Zeit, besonders mit den sog. weitentfernten Menschen- Laut Papst Franziskus muß die Kirche Brücken bauen und einen Dialog mit der Moderne führen.

Pater Spadaros Artikel stellt auch die Frage, ob die Führungskraft dieses Pontifikat erschöpft ist oder nicht. Pater Spadaro sagt nein, sie ist nicht erschöpft und wenn irgendwer etwas anderes denkt, habe er die wahre Bedeutung von Reform nicht verstanden.

Die Führungskraft ist vielleicht nicht erschöpft, aber wir erleben eine Veränderung der Geschwindigkeit im Pontifikates. Ohne internationale Reisen, die die Aktivitäten strukturieren, kann Papst Franziskus sich ganz auf den Vatican und wie der kommunizieren muß, konzentrieren. 
Einerseits muß Papst Franziskus sich selbst erklären und das tut er so oft wie möglich. Er wählt  meistens weniger formale aber effektivere Kanäle.  Andererseits überschattet das Kommunikationsbedürfnis von Papst Franziskus eine Reihe von Entscheidungen, die er kürzlich getroffen hat. 

Nurt wenige haben im Juni  Kommentare zum neuen Generalsekretär der APSA (Verwaltrung des Patrimoniumns des Hl. Stihls) abgegeben. Und nur wenige erinnern sich, an die  Ernennung der Nummer 2 des Wirtschaftssekretariates  Beide sind Laien, beide waren in der Vergangenheit Manager. Wenige haben die Auswirkung dieser Neuernennungen analysiert.

Der Papst hat auch die Zusammensetzung der Mitglieder des Wirtschaftsrates erneuert. Papst Franziskus wendet auch (die noch nicht schriftlich niedergelegten) Regeln an, die die Amtsdauer in Vaticanischen Ämtern auf eine 5-Jahres-Periode, die nur einmal verlängert werden kann, beschränkt. Selbst die Sekretäre des Papstes sind dieser Regel unterworfen worden. 

Am Ende erscheint die Zukunft trotz dieser Entscheidungen unklar.. Der Kardinals-Rat ist seit dem Ausbruch der Pandemie keine Treffen mehr abgehalten.  
Das ist der allgemeine Hintergrund für die Gerüchtemühle. Es gibt Spekulationen, daß sogar die Spitzen im Staatssekretariat sich bald ändern würden. Gerüchte besagen, daß Kardinal Pietro Parolin, der Staatssekretär des Vaticans, in eine Diözese versetzt werden könnte. Zur Zeit befindet sich Kardinal Parolin mitten in der zweiten 5-Jahresphase im Staatssekretariat.

Andere Gerüchte deuten darauf hin, daß Erzbischof Paul Richard Gallagher, der „Außenminister“ des Vatikans, die Position des Präfekten der Kongregation für die Ostkirchen einnimmt und somit der Platz des Leiters der "Beziehungen zu den Staaten frei wird. Das ist nur Klatsch und folgt der Tatsache, daß wir in unsicheren Zeiten leben. In diesen unsicheren Zeiten standen jedoch die Worte und Ideen von Papst Franziskus im Mittelpunkt und verdrängten die Überlegungen zu Strukturreformen. Die Debatte über die Reform dreht sich nicht mehr wie zu Beginn um die Kurienreform. Jetzt wechselte die Diskussion zu den Ideen des Papstes und nicht zur Regierungs des Papstes.

Wir wissen nicht, wie sehr diese Verschiebung geplant war. Tatsächlich liefert sie Stoff zum Nachdenken. "
Quelle: Monday in the Vatican, A: Gagliarducci 

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