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Dienstag, 8. September 2020

Sandro Magister kommentiert das neue Missale der Italienischen Kirche

Sandro Magister kommentiert bei Settimo Cielo das neue italienische Missale mit den Veränderungen beim " Vater unser" und in einigen Formulierungen in der Liturgie.
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"NEUES MISSALE IN ITALIEN. WAS ÄNDERT SICH UND WAS NICHT?" 

Am 28. August hat Papst Franziskus die erste Kopie des neuen Missales der Italienischen Kirchen bekommen, das am Ostersonntag 2021 verbindlich wird.

Das neue Missale betrifft natürlich zuerst Italien, aber nicht nur. Die vorherige Fassung von 1983 wurde mit seiner Fülle und Vielfalt an Eucharistischen Gebeten, den etwa 200 neuen Gebeten für den Messebeginn - jedes vom Evangelium des Sonntags inspiriert und den Kommunionsantiphonen -ebenfalls mit dem Evangelium verbunden- von anderen nationalen Episkopaten als Modell angesehen, dem man folgte.

Aber was sind die neuen Züge dieses Missales, das die Italienische Bischofskonferenz im November 2018 mit 195 "placet" und 5 "non placet" approbiert hat und das von Papst Franziskus am 16.Mai 2019 endgültig bestätigt wurde?

Die auffälligste Neuerung-  die aber zugleich auch die umstrittenste ist- ist die Veränderung der Übersetzung des "Vater-unser" und der Bitte  "führe uns nicht in Versuchung".

Die Übersetzung "und führe uns nicht in Versuchung" die bis heute in Italien in Gebrauch ist- wie die englische Version in den USA "and lead us not into temptation" ist eine genaue Wiedergabe der Lateinischen Worte, die ihrerseits strikt dem griechischen Original folgen "kai me eiseénkes emas eis peirasmon"

Aber Papst Franziskus mochte diese Übersetzung nie. Bei diversen Gelegenheiten sagte er, daß es der Teufel ist, der in Versuchung führt. nicht Gott und daß es deswegen besser wäre, für die Übersetzung zu stimmen. die bereits 2008 in der offiziellen Version der von der CEI veröffentlichten Bibel präsentiert wurde "e non abbandonarci alle tentazione" , gleich der Petition in Frankreich und anderen französisch-sprachigen Ländern "et ne nous laisse pas entrer en tentation" oder in verschiedenen spanischsprachigen Ländern -einschließlich Argentinien. "e no nos caer en la tentacion".



Wahr ist,.daß in Begriffen der Logik - wenn Gott uns nicht in Versuchung "führen" kann, nicht klar ist, warum es ihm möglich sein sollte "uns in ihr zu verlassen". Während 2000 Jahren hat die Kirche nie davon geträumt, diese schwierige Passage des Evangeliums zu verändern, sondern eher versucht,
sie gemäß ihrer authentischen Bedeutung zu interpretieren. Als einer der renommiertesten Bibelforscher, hatte der Jesuit Pietro Bovati am 3. Februar 2018 in La Civiltà Cattolica einen gelehrten Artikel, der dem Papst nicht entgangen sein kann, geschrieben,  in dem er erklärte , daß das auf die Probe stellen, das ist, was Gott in der ganzen Bibel mit den Menschen tut, - zu verschiedenen Zeiten und manchmal auf unergründliche Weise, und das hat Jesus selbst im Garten Gethsemane vor der Passion in höchstem Maße erlebt, als er mit den Worten betete: ‚Mein Vater, wenn es möglich ist, lass diesen Kelch an mir vorübergehen! '

Tatsache ist, daß als die CEI im November desselben Jahres 2018 über das neue Missale abstimmte, diejenigen, die darum baten, das „non ci indurre in tentazione“ beizubehalten, vom Vorsitzenden darüber informiert wurden, daß die alte Übersetzung unabhängig davon aufgegeben werden sollte,  weil "es so entschieden wurde" Und alle Gedanken in der Versammlung richteten sich auf Papst Franziskus.

Die Gläubigen in Italien werden darüber hinaus zu einer zweiten Veränderung im Vater unser aufgerufen, zu größerer Treue sowohl zum Griechischen Original als auch der Lateinischen Version. Sie werden ein "auch" in diese andere Bitte einfügen müssen "und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern"

Eine weitere substantielle Veränderung wird es im "Gloria in excelsis Deo" geben, anstatt von "Friede auf Erden den Menschen guten Willens" - das dem Latein "et in terra pax hominibus bonae voluntatis" folgt,  wird man sagen:  "und Friede auf Erden den Menschen, die vom Herrn geliebt werden" , eine Formulierung, die als dem originalen Griechisch des Evangeliums näher angesehen wird, wo "eudokia" nicht der gute Wille des Menschen ist, sondern Gottes Gutwilligkeit gegenüber den Menschen.

Unmittelbar vor dem "Gloria" wird die klassische griechische Anrufung "Kyrie eleison" und "Christe eleison" wieder verwendet werden, aber der Möglichkeit Platz lassen mit einem "Signore pietà" und "Christe pietà" fortzufahren.

Im "Confiteor" zu Beginn der Messe, wird dem "Brüder" ein "Schwestern" hinzugefügt- im Gehorsam zu zeitgenössischen linguistischen Imperativen. "Ich gestehe vor Gott dem Allmächtigen, und Euch Brüder und Schwestern, daß ich gesündigt habe"....Das selbe wird überall dort geschehen, wo in der lateinischen Standard-Version des Missales das Wort "Brüder" benutzt wird.

Bei der Kommunion- unmittelbar nach dem "Agnus Dei" wird der Formulierung, die im Lateinischen lautet  “Ecce Agnus Dei, ecce qui tollit peccata mundi.Beati qui ad cenam Agni vocati sunt”, die derzeit in Italien folgendermaßen lautet: "Selig sind die, die zum Mahl des Herrn geladen sind,
Seht das Lamm Gottes, das die Sündern hinweg nimmt" besser übersetzt.  

Vom Ostersonntag 2021 an wird stattdessen gesagt:
"Seht das Lamm Gottes,
seht, das sie Sünde der Welt hinwegnimmt.
Selig sind die, die zum Mahl des Lammes gerufen sind".

Wie man sehen kann, wird sich der Zelebrant in der neuen Formulierung, wenn er den Gläubigen die geweihte Hostie und den geweihten Wein präsentiert. wieder mit dem unmittelbar vorher gesungenen oder rezitierten dreifachen Agnus Dei verbinden und es mit einem doppelten "siehe" ergänzen- den Worten Johannes des Täufers im vierten Evangelium und auch dem Segen aus der Offenbarung 19; 9 
"Gesegnet sind dijenigen, die zum Hochzeitsmahl des Lammes geladen sind" folgend, - leider ohne Hinweis auf die eschatologische Hochzeit, die auch aus dem Lateinischen Text entfernt wurde, aber glücklicherweise in der jüngsten Ausgabe des Französischen Missales noch vorhanden ist "Glücklich die Geladenen zum Hochzeitsmahl des Lammes".

Schließlich betreffen unter den anderen liturgischen Veränderungen, drei von ihnen die am häufigsten im Italienischen Missale gebräuchlichen Wiederholungen (anaphores) des II. Eucharistischen Hochgebetes.

Die erste Veränderung befindet sich in den Eröffnungsworten, die mit dem Singen des Sanctus verbunden sind und aktuell lauten: "Vater, wirklich heilig" ...vom nächsten Oster-Sonntag an werden sie sich mehr an das "Vere sanctus" der alten Lateinischen Fassung halten "Du bist wirklich heilig , oh Vater, Quelle aller Heiligkeit: Wir bitten dich, heilige diese Gaben..." 

Die zweite Veränderung folgt unmittelbar danach. Bisher lautet die Formulierung "Heilige diese Gaben durch die Ausgießung deines Geistes". Sie wird durch das eindrucksvolle Bild des lateinischen Textes "Spiritus tui rore sanctifica" angereichert, und lautet: "Heilige diese Gaben durch den Tau deines Geistes". 

Die dritte Änderung steht am Anfang des Berichtes über die Einsetzung der Eucharistie. Derzeit heißt es dort" als er sich freiwillig seinem Leiden anbot " heißt es jetzt "Er lieferte sich freiwillig dem Leiden aus" - mit größerer Treue zur Biblischen und liturgischen Bedeutung des Verbs "tradere" und des Adverbs "freiwillig" im lateinischen Text.

Andererseits sind bei dem "pro multis" in den Worten der Konsekrierung des Kelches "qui pro vobis et pro multis effundetur in remissionem peccatorum" keine Änderungen vorgesehen, das im Italienischen weiterhin nicht mit "für viele" sondern "für alle" übersetzt wird. 

Joseph Ratzinger - als Papst - hatte versucht, alle auf der Welt benutzten Missales in den verschiedenen Sprachen zur getreuen und einheitlichen Übersetzung des originalen  "pro multis" des Römischen Kanons zurück zu bringen, das seinereseits den Worten Jesu im Neuen Testament entnommen ist. 

Benedikt XVI ordnete 2006 durch die Glaubenskongregation und 2012 durch seinen persönlichen Brief an die deutschen Bischöfe für alle Bischofskonferenzen an, ihr Missale in diesem Punkt zu standardisieren und erklärte auch die Gründe dafür:

"Für viele" oder "für alle"? Die richtige Antwort ist die erste. Ein Brief von Benedikt XVI

Aber als Papst Benedikt ein Jahr später zurücktrat, hatten einige Bischofskonferenzen- einschließlich der italienischen- diese Richtlinien immer noch nicht umgesetzt und behielten dann in ihrem Missale den Terminius "für alle" bei, der nach dem Konzil in Gebrauch gekommen war.

Mit der Ankunft von Franziskus, hat sich der Gedanke verbreitet, daß dieser Ausdruck mehr der universalen Erweiterung der Barmherzigkeit entspricht, die unablässig vom neuen Papst gepredigt wird.

Und so fiel über diese Frage- so ernst sie auch sein mag- der Vorhang."

Quelle: S. Magister, Settimo Cielo 

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