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Dienstag, 6. Oktober 2020

Fr. Hunwicke spricht...

bei liturgicalnotes über Aktuelles in Rom, Skandale, eine Enzyklika, Armenien....
Hier geht´s zum Original:  klicken

"PUNKTE DIE FÜLLE. HABEN SIE EINEN BLEISTIFT ZUR HAND? ICH LADE SIE EIN, BEGLEITEN SIE MICH AUF EINER REISE..." 

Ältere Leser erinnern sich bestimmt auch an diese allerliebsten Seiten in Rätselbüchern
für Kinder, auf denen man den lieben Kleinen dazu einlud, die Punkte zu verbinden,
und dann, sieh nur, wie von Zauberhand erschien eine Zeichnung vor seinen Augen.
Oder ihren Augen. Oder sein*en Augen. Oder, verflixt und zugenäht, warum setzen Sie
sich die Pronomen nicht selber ein?

Punkte. So ein wenig wie jetzt in Rom auch, will mir scheinen. Wie würden Sie diese
Punkte miteinander verbinden:

1. Bischof Becciu hat auf die ihm zustehenden Rechte als Kardinal verzichtet – das
klingt ein wenig wie der Befehl Heinrichs VIII., den seligen Märtyrer zukünftig als
„Bishof Becket“ zu bezeichnen;
2. In Rom wurde ein Ermittler eingesetzt, und
3. Kardinal Pell, der so viel Geld aufgespürt hatte, das man hinter so vielen Sofas in so
vielen römischen Kongregationen versteckt hatte, ist auf dem Rückflug in die Ewige Stadt.

Was sagen Ihnen diese Punkte? Lösung auf der nächsten Seite.
Das Geheimnis der 700 000 Dollar, die irgendwie nach Australien gerieten, macht
Leuten, die liebend gerne die Punkte verbinden (also Verschwörungstheoretiker) viel
Freude, und die Leute erinnern sich plötzlich an alte Geschichten, etwa die Geschichte,
daß BB letztes Jahr eine ziemliche Menge von Shekels von Simon bar Jonah für einen
Film über das Leben von Sir Elton John hergab.

Einige Leser auf der anderen Seite des großen Flusses brauchen hier vielleicht etwas
Hilfe zum Zusammenhang. Sir Elton ist eines unserer nationalen Kulturgüter- das
beruht auf seiner Freundschaft mit einer unglückseligen Frau namens Diana Spencer.
Er ist Homosexueller, und als er einmal Oxford besuchte, solle er nach Angaben einer
Studentenzeitschrift Papst Benedikt XVI. als „A...loch“ bezeichnet haben. Dieses Detail
kam nicht bis in die überregionalen Zeitungen. Ich vermute, dieses Unterlassung geht
möglicherweise darauf zurück, daß es wichtig ist, nicht ins öffentliche Bewußtsein
dringen zu lassen, was für ein mißratenes Stück dieses Nationale Kulturgut ist.
Vladimir Vladimirowitsch läßt es freilich ein wenig an Respekt gegenüber unserer
armen kleinen Insel und selbst zu seinen Lorbeer bekränzten Geistesgrößen fehlen,
und so wurden in Russkieland die schwulen Sexszenen aus dem Film
herausgeschnitten. Ich sage lieber nicht „Gut gemacht“, denn sonst könnten Sie mich
dafür kritisieren, daß ich zu weich gegenüber den Russen wären – und das bin ich
nicht. Ich fürchte die Skythen, selbst wenn sie Geschenke bringen....
Bei der Gelegenheit frage ich mich, was Vladimir V. P. wohl von dem Ungemach hält,
das derzeit die Armenier befällt. Die Welt braucht nicht wirklich ein Rußland, das sich
seiner historischen Rolle als Beschützer christlicher Minderheiten im mittleren Osten
erinnert. Jedenfalls sieht es so aus, als ob einige von Herrn Erdogans Verbündeten
gerade die Versuchung verspüren, eine kleine „ethnische Säuberung“ im Geist des
Völkermordes an den Armeniern in den ersten Dekaden des letzten Jahrhunderts zu
verüben – eines Völkermordes, den es natürlich nie gegeben hat. 
(Das ist ein ganz schön aktiver Verein: beuten Griechenlands Bodenschätze unter dem Meeresgrund
aus, machen die Hagia Sophia zur Moschee, und man muß ihnen hoch anrechnen,
daß sie sich auch noch die Zeit nehmen, um …)


In einem früheren Abschnitt seines Pontifikats hat sich PF recht unmißverständlich zum
Völkermord an den Armeniern geäußert. Es wäre schön, wenn er auch jetzt etwas
sagen würde, bevor den christlichen Armeniern ein neuer Völkermord angetan wird.
Was freilich ganz und gar nicht möglich ist, denn es hat ja auch keinen alten
Völkermord gegeben.

Einigen von Ihnen mag das Folgende nicht gefallen: Mir scheint, daß PF derzeit
weniger damit beschäftigt ist, traditionsorientierte Geistliche schlecht zu machen, als in
seinen guten alten und sorgenfreien Zeiten. Ich frage mich, ob der gründliche und
hochspezialisierte Forscher in Brighton, der die päpstlichen Schimpfwörter gesammelt
hat, im letzten Jahr oder so seinem Wörterbuch viele neue Glanzstücke hinzufügen
konnte. Sind die Wonnen der Koprophagie in neueren Ausgaben der Acta Apostolicae
Sedis denn irgendwo vorgekommen? 
Könnte es sein, hat er vielleicht mit einiger Verspätung mitbekommen, daß traditionsbewußte Prälaten und kirchlicher Aufputz nicht mehr des Bösen Feindes Hauptbedrohung für das Reich Gottes im dritten Jahrtausend darstellen?
Oder hat er einfach mit der einen – oder anderen – Sache zu viel zu tun?
Was mich wieder zu den Punkten zurückbringt."

Quelle: Fr. J. Hunwicke, ligurgicalnotes

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