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Dienstag, 13. April 2021

Der Wunsch einzelner deutscher Bischöfe die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare zuzulassen und die Reaktion der Glaubenskongregation

Sandro Magister kommentiert bei Settimo Cielo noch einmal das Responsum der Glaubenskongregation auf die aus Deutschland kommende Forderung nach kirchlicher Segnung gleichgeschlehtlicher Paare. 
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"SEGNUNG GLEICHGESCHLECHTLICHER PAARE. DIESES MAL WÄSCHT DAS SANT´ UFFIZIO SEINE HÄNDE IN UNSCHULD" 

In dieser Phase der - besonders in Deutschland- zunehmenden donnernden Zurückweisung des Responsum der Glaubenskongregation gegen die Segnung homosexueller Paare, ist es beunruhigend zu wissen, daß es "vor 500 Jahren in der Kirche Ehen zwischen Männern gab", wie Settimo Cielo in einem früheren Post dokumentiert hat. 

In der Tat haben gleichgeschlechtliche Ehen immer die Kirchengeschichte "gesprenkelt" , die sie immer verdammt hat. Aber daß angestrebt werden sollte, derlei Verbindungen durch einen liturgischen Segen als gut und legitim anzuerkennen, ist eine Neuheit in dieser Zeit. Mit sehr wenigen Präzedenzfällen.

Einer dieser Präzedenzfälle ist genau der, über den Michel de Montaigne (s. Bild) in einer Passage seines "Journal de Voyage en Italie" von 1581 berichtete, von Settimo Cielo vollständig wiedergegeben. 

Montaigne schrieb, daß es in einer Römischen Kirche, San Giovanni in Porta Latina, "während der Messe Eheschließungen zwischen Männern gab- mit den selben Zeremonien, die wir bei unseren Eheschließungen gebrauchen: sie haben gemeinsam die Kommunion empfangen, das selbe Hochzeits-Evangelium gelesen und dann zusammen gelebt und geschlafen." 

Und zu ihrer Rechtfertigung argumentierten sie, daß "weil das Zusammenleben von Mann und Frau nur durch die Ehe legitimiert wurde [...] ihr abweichendes Handeln auf die gleiche Weise legitimiert werden würde, wenn die Riten und Mysterien der Kirche es autorisierten."

Zu jener Zeit hat diese Episode, die mit einem Todesurteil für acht von ihnen endete, großen Wirbel verursacht. Aber dann wurde sie auf gewisse Weise unterdrückt. Der ausgewiesene Kirchenhistoriker Ludwig von Pastor zitiert in seiner berühmten, 1929 veröffentlichten "Geschichte der Päpste" tatsächlich Montaigne, spielt das aber zu einer Episode von "Schurken" herunter, die zum Judentum zurückkehrten und wegen Apostasie verurteilt wurden." 


Es ist also nützlicher denn je, die wahre Entwicklung zu rekonstruieren, angesichts der Ähnlichkeit der heutigen Forderungen homosexuelle Verbindungen zu legitimieren und zu segnen. Und hier ist, was man auf Basis der grundlegenden Recherchen tun kann, die von Historikern wie Nello Vian 1967 und Giuseppe Marcocci 2010 veröffentlicht wurden.

Die heute zur Verfügung stehende Dokumentation besteht aus drei substantiellen Passagen aus den  Prozessakten,  zeitgenössischen  Aussendungen der Repräsentanten der Republik Venedig und des Herzogtums Urbino in Rom und den Archiven der Erzbruderschaft von San Giovanni Decollato, die den Verurteilten half und aus einigen weiteren nachfolgenden Zeugnissen. 

Was passierte

Es war der Sommer 1578, drei Jahre bevor Montaigne in seinem Reisetagebuch darüber berichtete. Am Morgen des 20. Juli, wurde wie üblich die Sonntags-Messe in der römischen Kirche San Giovanni in Porta Latina zelebriert. Die Teilnehmer waren unterschiedlich alt, alle männlich und aus unterschiedlichen Ländern, viele Iberer, einige Italiener, ein Albanier.. Die meisten waren Laien, einige Kleriker und drei "Eremiten" aus allen sozialen Schichten. Sie hatten sich seit einem oder zwei Jahren getroffen und eine Art Bruderschaft gebildet. in der der Portugiese Marcos Pinto und der Spanier Alfonso de Robles eine prominente Rolle spielten. Es gab auch eine kleine Gruppe Juden, die diese Kirche am Sabbat aufsuchte. 

Alle stimmten homosexuellen Verbindungen zu, stabil und mit sentimentalem Ausdruck -wie zwischen Robles und dem Albanischen Seemann Battista, oder -häufiger- wechselnd. wie zwischen Pinto und den drei jungen "Eremiten" oder dann wieder chrakterisiert durch wechselnde Rollen, wobei einer der beiden jeweils die weibliche Rolle als "commare" einnahm. Aber die Eheschließung war für sie alle von größter Bedeutung. Das Konzil von Trient war gerade mit dem "Tametsi"-Dekret  zuende gegangen, das die öffentliche Feier des Ehe-Sakraments in der Kirche vorschrieb. Und das war auch der Wunsch der Bruderschaft von San Giovanni in Porta Latina, ein Wunsch, von dem sie wußten, daß er weder von der Gesellschaft noch von der Kirche erfüllt werden konnte, aber dem sie auf eigen Weise befriedigen wollten, indem sie ihren Vereinigungen zwischen Männern einen ähnlichen feierlichen Hochzeits-Ritus gaben. Eine Haltung, die die heutigen Segnungnen für Paare ankündigte und die sich natürlich vollkommen von den karnevalesken 1:1 Gruppen aus Klerikern und jungen Männern im Neapel von 1591 unterschied, die Hochzeitsriten in unfrommen und skurrilen Darstellungen parodierten. 

Also gut, an jenem Sonntag in San Giovanni di Porta Latina war eine "Hochzeit" unmittelbar nach der Messe geplant- zwischen einem jungen Spanier und einem gewissen Bruder Joseph, Aber der wurde krank und kam nicht. Aber das feierliche Bankett, das sorgfältig vorbereitet worden war, fand in den der Kirche benachbarten Vierteln statt. Und am Ende kletterte die Gesellschaft auf den Turm, um das römische Panorama zu bewundern, als plötzlich die Polizei hereinstürmte. 

Während des Handgemenges wurden elf von ihnen gefangen genommen und sofort in den Zellen des Corte Savella eingesperrt. Das Sant´Uffizio hat ihren Prozess nicht miterlebt, trotz der manifesten Häresie dieser zwischen männlichen Personen zelebrierten hochzeitlichen Riten. Tatsächlich blieb das Sant´Uffizio vielleicht genau mit der Absicht fern, sich nicht auf eine theologische Kontroverse mit unvorhersehbaren Folgen einzulassen, im Gegensatz zu dem, was  fünfhundert Jahre später mit seinem Responsum geschehen sollte. Die Aufgabe wurde dem Strafgerichtshof des Governatoratos überlassen, das in der Lage war, schnell und entschlossen voran zu gehen und sich selbst nur auf die Sodomie zu beschränken, die damals ein sehr schweres Verbrechen war. Die Verhöre wurden mit den unglücklichen gefesselten und gebrandmarkten Gefangenen durchgeführt. Zwei wurden verschont, weil sie angemessen antworteten, ein anderer, ein Priester, entkam, weil er Kleriker war. Acht wurden zum Tode verurteilt. 

In der Nacht vom 12. auf den 13. August 1578 wurden die acht den Tröstungen der Erzbruderschaft von San Giovanni Decollato anvertraut. Sie bereuten, machten ein Testament über ihre Besitztümer und beichteten. Im Morgengrauen nahmen sie an der Messe teil und empfingen alle fromm die Hl. Kommunion.  In einer Prozession erreichten sie Ponte Sant´Angelo und dort wurden sie gehängt. Die Tröster luden ihre Leichen auf einen Karren und brachten sie zur Porta Latina, dem Ort des Verbrechens, wo sie verbrannt wurden.

Aber ihre Geschichte verschwand nicht blitzartig. Als Montaigne Rom besuchte, war sie in aller Munde. Neun Jahre später -1587 - während des Heiligsprechungsprozesses für Fra Felice da Cantalice, bericheten 6 Zeugen, daß ein frommer Winzer im Dienst eines von ihnen die Hölle -in der Sichtweise Dantes- gesehen hatte, mit jenen Spaniern, die an der Porta latina verbrannt worden waren" - in der Bilge der Verdammten und der Dank der Anrufung von Fra Felice dem Schicksal entkommen war, in ihrer Mitte zu enden. 

Und vierzig jahre später, 1618 warnte der Venezianische Schriftsteller Giacomo Castellani, der italienische Übersetzer von Bartolomé de Las Casas, in einem Pamphlet, daß er in Rom in San Giovanni in Porta Latina, das Gemälde mit der Geschichte jener Spanier gesehen habe, die einige Jünglinge mitgebracht und sie in dieser heiligen Kirche geheiratet hatten, als ob sie Frauen wären." 

Dieses Gemälde ist verschwunden, aber die "Geschichte" geht heute mehr denn je weiter. Mit einem ausgesprochen deutschen Akzent. Und mit dem Sant´Uffiizio, das diesmal direkt und fast allein eingeriffen hat, um den Angriff mit der einzigen schwachen Waffe des Wortes abzuwehren." 

Quelle: S.Magister, Settimo Cielo

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