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Sonntag, 18. April 2021

Glaubenszeugen unserer Zeit....

Sandro Magister veröffentlicht bei Settimo Cielo einen Artikel von Fr. Gianni Criveller zu den Gefängnisstrafen für 5 Hong-Konger katholische Freiheitskämpfer. durchein Gericht der Zentralregierung in Peking.
Hier geht´s zum Original:  klicken

"FÜNF GROSSE KATHOLIKEN IN HONG KONG IM GEFÄNGNIS. "SIE SIND DIE BEKENNER UNSERER ZEIT" 

Freitag, 16.April 2021, wurden in HongKong neun Verteidiger der Freiheit ins Gefängnis geworfen. Fünf von ihnen sind Katholiken. Fr. Gianni Criveller vom Päpstlichen Institut für Ausländische Missionen (PIME), Theologieprofessor, der 27 Jahre in China verbrachte, ist ihnen persönlich begegnet und hat genau am Tag, als sie ins Gefängnist kamen, bei "Mondo e Missione", der Zeitschrift von PIME und bei UCA-News, einer Katholischen Zeitung, ein lebendiges Profil von ihnen entworfen. 

Mit Erlaubnis des Autors geben wir im Folgenden seinen Text fast vollständig wieder. Aber mit einem wichtigen Vorwort. 

Wie bekannt ist, ist Hong Kong für den Hl.Stuhl tabu. Kein Wort ist je von Papst Franziskus und den Spitzen der Katholischen Kirche zur Verteidigung jener, die für seine Freiheit kämpfen, gekommen. Alles nur, um  auf keine Weise dem Chinesischen Regime zu widersprechen, sogar um den Preis, die Stadt ohne Bischof zu lassen, aus Angst, daß eine Ernennung Peking auch nur im Geringsten mißfallen könnte. 

Zu diesem Schweigen hat Criveller in "Mondo e Missione" vor wenigen Tagen diesen Kommentar veröffentlicht.

Warum schweigt der Vatican zu China und Hong Kong?

Und hier ist sein Porträt der fünf "Bekenner" von Glauben und Freiheit. 

HONG KONGS FREIHEITSKÄMPFER - UNTER IHNEN FÜNF KATHOLIKEN- WURDEN INS GEFÄNGNIS GEWORFEN

von Gianni Criveller 

Das Hong Kong, das wir kannten, gibt es nicht mehr, der 16. April war einer der traurigsten Tage seit am 1. Juli 2020 die Freiheit in der früheren Britischen Kolonie starb. 9 Anführer der demokratischen Opposition wurden wegen illegaler Versammlung verurteilt.[...]

Die Aktivisten wurden nicht wegen gewaltsamer Handlungen verurteilt. Am 31. August 2019 sollen sie angeblich einen friedlichen, aber nicht zugelassenen Marsch von 1,7 Millionen Menschen organisiert haben. Zu der Zeit gab es noch kein Nationales Sicherheitsgesetz. Die Verurteilten hielten diese im wesentlichen spontane Demonstration im Rahmen und mäßigten sie. Sie taten ihr Bestes, um Ruhe und Ordnung auftrecht zu halten. Sie sind keine ruchlosen Aktivisten, sondern seit Jahrzehnten politische Führer und Vorkämpfer. Der Jüngste ist 64, der Älteste 82. Sie werden von der Mehrheit der Bevölkerung respektiert. 


Ich möchte gern die kirchliche Dimension dieser Tragödie unterstreichen, Fünf von den Eingekerkerten sind Katholiken. 

Martin Lee, der Vater der Demokratie in Hong Kong, ist Rechtsanwalt und früherer Parlamentarier. Er hat die Demokratische Partei gegründet, die von der Mehrheit der Bevölkerung unterstützt wird und ist einer der Autoren des Grundgesetzes, der Verfassung der Stadt. Für Katholiken ist er eine bekannte Persönlichkeit, ein Gläubiger, der jeden Morgen in die zentrale St. Josephs-Kirche zur Messe geht und dort als Lektor dient. Seit Jahrzehnten war er einer der geschätztesten Berater der Diözese, oft eingeladen, um vor Priestern, Diakonen und Laien über wichtige Themen der gegenwart zu sprechen. [...]

Diese Verurteilungen verwunden das Herz der Kirche. Denen, die sagen, daß die Katholiken Hong Kongs gespalten sind, antworte ich, daß sie es nicht sind, wenn Martin Lee, ein vielgeliebter Bruder, für seine Ideale leiden muß. Weil er ein "guter, sanftmütiger, weiser, unschuldiger Mann ist und vor allem ein lieber Freund" (Papst Paul VI beim Begräbnis seines Freundes Aldo Moro, der von den Italienischen Roten Brigaden ermordet wurde). Ich bin erleichtert, daß sein Urteil ausgesetzt wurde, aber ich bin nicht weniger verärgert, daß ein sanftmütiger und tapferer Mann des Gesetzes und des Glaubens im Alter von 82 Jahren so behandelt wird. Hong Kongs katholische Spitzenbeamtin Carrie Lam hat versichert, daß die drakonischen Nationalen Sicherheitsgesetze, die von Peking im vergangenen Juli durchgesetzt wurden, nur Troublemaker und Agitatoren treffen würden. Wie unwahr!  

Der Parlamentarier und Gewerkschafter Lee Cheuk-yan, 64, kommt auch aus der katholischen Gemeinde. Er ist ein sehr guter Freund, der durch Familienbande mit den PIME-Missionaren verbunden ist. Sein Frau Elizabeth Tang wurde als kleine Waise zusammen mit ihren beiden Schwestern von dem in Varese /Italien geborenen Fr. Adelio Lamberton adoptiert,  dorthin fährt das Paar jedes Jahr, um am Grab des Missionars zu beten. In der Anglikanischen Kirche getauft, gehört Lee Cheuk-yan der dortigen Gemeinde an und zusammen mit seiner katholischen Ehefrau und seinen Töchtern zum PIME-Haus. Elizabeth ist eine in der ganzen Welt bekannte Gewerkschafterin und Generalsekretärin der Internationalen Föderation der Heimarbeiter.

Das Leben von Elizabeth Tang und Lee Cheuk-yan ist ganz der vom Christlichen Glauben motivierten  sozialen Gerechtigkeit gewidmet. Bei seinem Prozess brachte Lee seine Verhaftung und Verurteilung mit denen von Jesus selbst in Verbindung- in einer wirklich noblen, von großen zivilen und religiösen Idealen inspirierten Rede. Am Tag nach dem 4. Juli 1989 (dem Tiananmen-Platz Massaker)  haben sich viele für die Freilassung Lees und für seine sichere Rückkehr nach Hong Kong engagiert. Er war nach Peking gefahren, um die Solidarität von einer Million Hong Konger zu demonstrieren.  Ich denke nicht, daß er je für möglich gehalten hat, daß er eines Tages in eben diesem Hong Kong verhaftet werden würde. [...]

Ich kann kaum glauben, daß mein Freund Lee Cheuk-yan jetzt im Gefängnist ist. Sein Urteil lautet ein Jahr, während er auf den Ausgang von zwei weiteren Prozessen wartet. Ebenfalls im Gefängnis sind zwei weitere Brüder und Schwestern, die die Botschaft des Evangeliums ernst genommen haben. Sie glauben an eine Freiheit, deren Urheber Jesus selber ist. Sie glauben an die Würde freier Männer und Frauen, weil wir Kinder Gottes sind, nach dem Bilde Gottes geschaffen, Vorkämpfer der Errichtung des Allgemeinwohls für die ganze Menschheit. 

Vor Jahren sagte mir die Parlamentarierin Cyd Ho, 66, die für 8 Monate im Gefängnis war, während einer Menschrechtsdemonstration in Hong Kongs Chater Garden, daß ein PIME-Missionar sie getauft hatte, als sie eine junge Frau war. 

Die sanfte Intellektuelle Margaret Ng, 73, ist ebenfalls katholisch. In der verhängnisvollen Nacht des 1. Juli 1997, als Hong Kong China von den Briten übergeben wurde, hat sie zusammen mit Martin Lee  vom Balkon des Parlaments zum Volk von Hong Kong gesprochen. Sie forderten Freiheit und Demokratie, wie sie von der Verfassung der Stadt verprochen werden. Am 16. April 2021 -hat sie, bevor das Urteil, das sie zu 12 Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt, verkündet wurde, ein nobles Statement vorgelesen, das mit der Anrufung des Hl. Thomas Morus endete "Ich bin im Dienst am Gesetz alt geworden. Ich weiß, daß der Hl. Thomas Morus der Schutzpatron der Rechtsprozesse ist. Gegen ihn wurde wegen Verrats verhandelt, weil er das Gesetz nicht dem Willen des Königs beugen wollte. Seine berühmte letzten Worte sind wohlbekannt. Ich bitte darum, sie leicht abwandeln und übernehmen zu dürfen: "Hier stehe ich als guter Diener des Gesetzes, aber zuerst der Volkes. Weil das Gesetz dem Volk dienen muß, nicht das Volk dem Gesetz." 

Jimmy Lai, 72, seit einiger Zeit im Gefängnis, bekam weitere 14 Monate. Der Gründer von Apple Daily, der beliebtesten Zeitung in Hong Kong wurde Dank Kardinal Joseph zen als Erwachsener getauft. [...]

Das sind Männer und Frauen, die wegen ihres zivilen Engagements oder ihres Glaubens im politischen- und im Berufsleben bestraft wurden. Sie sind Zeugen und Propheten für unsere Tage und sie verdienen mehr Anerkennung. Aber unsere Zeit und Welt liebt weder Freiheit, noch die, die für sie kämpfen und dafür einen sehr hohen Preis bezahlen."

Quelle: S. Magister, Settimo Cielo, G. Criveller 


 

 

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