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Samstag, 15. Mai 2021

Jahrestage....

Fr. Raymond J. de Souza, Priester in der Erzdiözese Kingston/Ontario, erinnert bei firstthings in einem Artikel an die Jahrestage, die die Kirche 2021 begeht- insbesondere auch an den 40. Jahrestag des Attentats auf den Hl. Johannes Paul II.
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                                 "EINGETAUCHT IN JAHRESTAGE" 

Jahrelang gab es einen einzigen Pflasterstein auf dem Petersplatz, der rot gefärbt war und den Ort markierte, wo Blut vergossen worden war. Jetzt ist dort an Stelle des Pflastersteines eine weiße Platte mit dem Wappen des Hl. Johannes Paul II. Es gibt keine Worte - nur römische Ziffern XIII V MCMLXXI. Sie markieren das Datum, an dem auf Johannes Paul geschossen wurde, den 13. Mai 1981.

Jetzt ist der 40. Jahrestag dieses Mordversuches an Johannes Paul. Er fällt auf den Himmelfahrtstag -aber ünüblicherweise begehen ihn die Katholiken als den Festtag Unserer Lieben Frau von Fatima-und erinnern an den Tag der ersten Marienerscheinung der Hirten-Kinder 1919.

George Weigel hat geschrieben, daß "das Eintauchen in Gedenktage, das Aufrufen der Vergangenheit als Plattform, von der aus man in die Zukunft aufbricht- ein integraler Bestandteil Karol Wojtylas Erfahrung als Pole war. Um die Bedeutung dessen, was vor 40 Jahren passierte, ganz zu verstehen- zumindest im Denken des polnischen Papstes- ist es nötig, ins Jahr 1966 bis ins Jahr 2000  zurück zu gehen. Und-wie wir hinzufügen könnten- bis 2021. 

Der herausragende Jahrestag, der das Leben Johannes Paul als polnischer Hirte formte, war 1966, der 1000. Jahrestag des polnischen Christentums, der Taufe von Prinz Mieszko I aus der Piasten-Dynastie 966. Während des polnischen Milleniums hat Wojtyla viel darüber gelernt, ein Bischof wie der unbezwingbare  Kardinal Stefan Wyszynski zu werden, der wegen erfundener Anschuldigungen verhaftet worden und der während 3 Jahren unter Hausarrest gestanden hatte. 

1956 war Wyszynski wieder frei, Er hatte seine Zeit gut genutzt. Bei seiner Freilassung kündigte er ein ehrgeiziges 10-Jahres-Programm für das Millenium 1966 an. Er rief die "Große Novene" : 9 Jahre Evangelisierung, Katechese und Formung zur Vorbereitung auf 1966, wenn ganz Polen sein Taufgelübde erneuern würde. Die Botschaft war klar: Polen war ein christliches Land, unabhängig vom Atheismus des amtierenden Regimes. Sein Katholischer Glaube würde während der Großen Novene erneuert werden; kultureller Widerstand würde die Kirche des polnischen Volkes gegen das von den Sowjets eingesetzte Regime verteidigen. 

Kardinal Wyszynski sandte eine Kopie der Nationalheiligen, der Schwarzen Madonna von Czenstochau in alle Gemeinden Polens. Als die Kommunisten das Bild ungeschickt beschlagnahmten, ordnete Wyscynski an, die Prozessionen mit dem leeren Rahmen fortzusetzen. Die Menschenmengen wurden nur umso größer. 


1966 zelebrierte Wyscynski das Große Millenium vor einer ungeheuren Versammlung in Czenstochau - mit Erzbischof Wojtylas von Krakau an seiner Seite. Der Primas hatte den Hl Paul VI eingeladen, teilzunehmen; das Regime hatte die Einladung jedoch blockiert. Als Johannes Paul 1979 zuerst in Polen eintraf, eröffnete er die Predigt, die dem Sowjet-Reich ein Ende bereitete- mit einer Erinnerung an das Millenium von 1966. Er tat jetzt das, woran Paul VI gehindert worden war. Das polnische Jahrtausend war vollendet. 

Die Feiern des Milleniums waren von so großer Tragweite, daß Kardinal Wyscynski nur als "Primas des Milleniums" bekannt war. So klangen sie, als der ältere polnische Kardinal anläßlich seiner Wahl zum Papst mit dem jüngeren polnischen Kardinal sprach, in der Tiefe von Karol Wojtylas polnischer und katholischer Seele wieder. "Kardinal Wyscynski sagte zu mir: "Wenn der Herr dich gerufen hat, dann mußt du die Kirche ins 3.Jahrtausend führen" gab Johannes Paul 1994 bekannt. Der Primas des Milleniums reichte die Fackel an den Papst des 3. Jahrtausends weiter. 

"Da habe ich verstanden, daß ich die Kirche Christi mit Gebet und verschiedenen Initiativen ins 3. Jahrtausend führen muß" erklärte Johannes Paul. "Ich realisierte jedoch. daß das nicht genügte. Sie mußte ins Leiden eingeführt werden... der Papst mußte angegriffen werden, er mußte leiden, damit jede Familie, damit die ganze Welt sehen konnte, daß es -sozusagen-ein höheres Evangelium gibt, das Evangelium des Leidens."

Johannes Paul hat viele Initiativen aus Polen nach Rom mitgebracht. Aber vor allem hat er die Kirche ins dritte Jahrtausend geführt. "Die Vorbereitugn auf das Jahr 2000 ist etwas wie der hermeneutische Schlüssel für mein Pontifikat geworden" sollte er 1994 schreiben.

Was wäre passiert, wenn er 19 Jahre vor dem großen Jubiläumsjahr 2000 getötet worden wäre? 

Während Johannes Paul sich nach dem Mordversuch im Krankenhaus von seinen Verletzungen erholte, lag Kardinal Wyszynski in Warschau im Krankenhaus und starb an Darmkrebs. Die beiden großen polnischen Prälaten sprachen miteinander am Telefon. Der nach Luft ringende Primas bat um den Segen des Hl. Vaters. Zweifellos fragten sich beide, ob sich die Milleniumsprophezeiung erfüllen werde. Wyszynski sollte am 28. Mai sterben. 

Johannes Paul erholte sich und schrieb sein Überleben dem Eingreifen Unserer Lieben Frau von Fatima zu. an deren Feiertag die Schüsse fielen. Er schickte dem Schrein eine Kugel aus seinem Körper, wo die in die Krone der Statue eingefügt wurde. Am ersten Jahrestag 1982 fuhr er zum Dank als Pilger dorthin - ebenso am 10. Jahrestag 1991. 

Dann, mitten während des Großen Jubiläums, kehrte er nach Fatima zurück- obwohl er entschieden hatte, daß es in diesem Jahr außer der epischen biblischen Pilgerfahrt keine Papstreisen geben werde. Der scheinbare Zweck war die Seligsprechung von zwei der Hirtenkinder-Jacintha und Francisco. Aber der wirkliche Grund wurde offenbar, als er vor der Statue kniete - und vielleicht zur Kugel hinaufblickte, die sein Innerstes 10 Jahre zuvor zerrissen hatte. Dann überreichte er dem Bild Unserer Lieben Frau von Fatima eine kleine Schachtel als Geschenk. 

Einen Ring. Nicht der Ring, den er jeden Tagc trug- sondern ein besonderer Ring, den der Primas des Milleniums ihm bei seiner Wahl zum Papst gegeben hatte. Indem er den Ring dem Schrein in Fatima übergab, erklärte Johannes Paul, daß die Mission erfüllt worden war. 

Der Primas hatte ihm eine Mission erteilt und diese Mission geriet am 13.Mai 1981 in tödliche Gefahr. Seine wunderbare Geneseung ermöglichte die Erfüllung der Mission. Das war- wie Johannesw Paul es ausdrückte- Marias Tun. "Eine Hand hat die Kugel abgefeuert, eine andere Hand hat sie gelenkt." 

Im Mai 2000 ordnete Johannes Paul in Fatima an, daß das berühmte "Dritte Geheimnis" der Erscheinung gelüftet werden solle. Er hat es als mysteriöse Prophezeiung des Mordversuchs verstanden- aber auch als Zeichen göttlicher Gnade, dargeboten durch die Hl. Jungfrau. Die Linien der Vorsehung wurden klar- von Czenstochau -nach Rom-nach Fatima, von 1966 zu 1981 zu 2000,- vom Milleniums-Primas zum Milleniums-Papst. 

Kardinal Wyszynski wurde 1901 geboren und starb 1981. In Anerkennung dieser Daten haben beide Häuser des Polnischen Parlamentes 2021 - den 120. Jahrestag seiner Geburt und den 40. seines Todes - zum Kardinal-Wyszynski-Jahre erklärt. Die Polen kennen und lieben ihre Jahrestage. 

Es ist eine wundervolle Wendung der Vorsehung, daß der Primas im September zum Seligen Stefan erklärt werden wird. Die Seligsprechung war ursprünglich für den vergangenen Juni vorgesehen, aber die Pandemie hat sie in dieses Jubiläumsjahr verschoben. Das erscheint passend für den Milleniums-Primas und gefällt zweifellos dem Milleniums-Papst, der vor 40 Jahren an die Schwelle des Todes geriet und sich erholte, um die Welt über die Schwelle der Hoffnung ins dritte Jahrtausend zu führen."
R.J. de Souza

Quelle Fr. R.J. de Souza, Firstthings

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