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Samstag, 8. Mai 2021

Kreative Minderheit gegen die Springflut des Zeitgeistes

Fr. Dwight Longenecker kommentiert im crisis-magazine Rod Drehers Buch "Die Benedikt-Option" und als Ergänzung dazu und Antwort darauf das neue Buch des Theologen Joshua Brumfield "Der Vorschlag Benedikts: Kirche als kreative Minderheit im Denken von Papst Benedikt XVI" . 
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"SCHWIMMEN IN DER SPRINGFLUT: DIE BENEDIKT-OPTION BEI DER ARBEIT"

Rod Drehers Buch "Die Benedikt-Option" schlägt eine einfache Antwort auf die Moderne vor: Rückzug, Wiederbewaffnung, Erneuerung. Indem er seinen Schlachtplan auf den Gründer des westlichen Mönchtums aus dem 6. Jahrhundert stellt, argumentiert Dreher, daß gerade so wie der Hl.Benedikt die Dekadenz des untergehenden Römischen Reiches hinter sich ließ, heutige Christen auf eine in Dekadenz zerfallende Gesellschaft antworten sollten, indem sie sich zurückziehen, eine Wagenburg bauen und versuchen, die Christliche Kultur in Enklaven von Gemeinschaft, Engagement und einem Gemeinschaftsleben in Christus zu bewahren. 

Dreher wurde als Defätist, Idealist und als offen negativ kritisiert. Viele seiner Kritiker haben jedoch offensichtlich sein Buch nicht gelesen. Er hat uns nie alle dazu aufgerufen, zu den Hügeln aufzubrechen, uns Bärte wachsen zu lassen, Hühner zu züchten und kleine Kapellen zu bauen, in denen wir uns versammeln, um den Rosenkranz zu beten und auf den Weltuntergang zu warten. Statt dessen war seine Vision einfach die Antwort der Christlichen Kirche auf die jahrhundertealte Frage nach dem richtigen Verhältnis zwischen dem Königreich Christi und dem Königreich dieser Welt. 

In verschiedenen Epochen der Kirchengeschichte standen Christen vor der selben Herausforderung: bekämpfen wir die vorherrschende gottlose Kultur oder gleichen wir uns dem Zeitgeist an- indem wir den Glauben an den Zeitgeist anpassen? Der dritte Weg war immer der, weder zu kämpfen noch sich anzupassen, sondern ein radikales Christliches Zeugnis in der Welt zu leben. Dieser dritte Weg war der apostolische, der Weg der großen Missionare, Märtyrer und Heiligen: sie waren in der Welt aber nicht von der Welt. 

Dreher pickt einfach einen Aspekt dieses Weges heraus: die Notwendigkeit sich von der Akzeptanz, der Art der Welt und der Anpassung an sie zu lösen und bewußt ein anderes Leben zu führen- eines, das sich auf Familie, Glauben und Gemeinschaft fokussiert. Wenn es eine Schwachstelle in Drehers Argumentation gab, war das die fehlende solide theologische Voraussetzung. Dieser Fehler ist jetzt in einem neuen Buch des jungen Theologen Joshua Brumfield korrigiert worden. 

"The Benedict ProposalChurch as Creative Minority in the Thought of Pope Benedict XVI " (Der Vorschlag Benedikts - die Kirche als kreative Minderheit im Denken von Papst Benedikt XVI) fügt die theologischen Erkentnnise Papst Benedikts der praktischen Benedikt-Regel hinzu. Brumfield erforscht Ratzingers Trinitarische Theologie und wie sie sich mit seiner Ekklesiologie und seinen Gedanken zu Mission und Eucharistie verbindet. 


Er zitiert den deutschen Theologen: "Wir brauchen Männer wie Benedikt von Nursia, der sich in einem Zeitalter von Verfall und Dekadenz in die äußerste Einsamkeit begab. Dann- nach dieser ganzen Reinigung, der er sich unterziehen mußte- gelang es ihm, sich wieder zum Licht zu erheben...aus dem er die Kraft schöpfte, aus der eine neue Welt geformt wurde." 

Indem er die kulturellen Kräfte der Moderne mit einer Springflut vergleicht, weist Brumfield darauf hin, daß man nicht versuchen soll, gegen die Springflut anzuschwimmen. Um gerettet zu werden, schwimmt man in einem rechten Winkel zur Flut und entkommt so der tödlichen Strömung. 

Brumfield wiederholt Ratzingers Aufruf an die Christen, eine "kreative Minderheit" in der Welt zu werden- Rest einer Christlichen Gesellschaft, die die Vitalität und radikale Jüngerschaft der Frühen Kirche beibehält. Diese "kreative Minorität" ist eine in der Einheit der Dreifaltigkeit verwurzelte Gemeinschaft, wie sie in der Eucharistie ausgedrückt wird, um der auferstandene Leib Christi in der Welt zu  werden.

In einem rechten Winkel zur Springflut zu schwimmen, bedeutet dem Instinkt zu widerstehen und etwas zu tun, das gewagt erscheint, das sich aber im Rückblick als dem gesunden Menschenverstand engtsprechend erweisen wird. Einzelne und Familien können diese Seitenwege nicht beschreiten, um von sich aus Papst Benedikts "kreative Minderheit" zu werden. Sie müssen sich mit anderen Glaubensgemeinschaften zusammentun, ihr Leben durch die Prinzipien der Benediktinischen Regeln strukturieren, mit dem Gelöbnis von Standfestigkeit, Gehorsam und Umkehr. Diese werden durch die drei benediktinischen Werkzeuge "Gebet, Arbeit und Studium" eingefaßt. Brumfield benutzt die neuen kirchlichen Gemeinschaftten wie Focolare als Beispiel für "kreative Minoritäten".

Das Problem ist, daß die neuen kirchlichen Gemeinschaften zu oft Opfer ihrer ganzen idealistischen Unternehmungen werden. Korruption schleicht sich ein. Selbstgerechtigkeit und spiritueller Hochmut können die Gemeinschaft befallen und ihre Außergewöhnlichkeit wird zu ihrem schlimmsten Feind. Die Gefahr ist die Seltsamkeit. Wie "sie denken so himmlisch, daß sie kein irdisches Gut sind". Papst Benedikt ruft die Ortsgemeinde zu einem irdischeren und normaleren Weg auf, um die kreative Minorität zu werden, 

Damit das passiert, muß in der normalen Pfarrgemeinde eine Erneuerung stattfinden. Aber wir haben herausgefunden, daß es zusammen mit der Erneuerung einen anderes Phänomen gibt- die Leute bewegen sich zu Gebieten hin, um zur lebendigen Katholischen Gemeinschaft zu gehören, die es dort bereits gibt. 

Der Direktor unserer Gemeindeschule hat für das Schwimmen quer zur Springflut und den Umzug in eine Gemeinde, wo Familien Teil dieser größeren Bewegung werden können einen Begriff geprägt. Relocatio - relocatio bedeutet nicht einfach nur bessere Immobilienpreise oder Beförderung im Beruf sondern sucht nach einer Umgebung, Gemeinde, Schule und Katholischen Gemeinschaft,  wo andere danach streben, das radikale Engagement zu leben, das durch eine Mischung aus ehrfürchtiger Anbetung, sozialem Engagement, gesellschaftlichem Engagement und lebendiger klassischer katholischer Bildung evangelisiert.

Greenville. South-Carolina, ist ein Gebiet des Landes, wohin eine zunehmende Zahl von Familien zieht. Mit einem blühenden Arbeitsmarkt, attraktivem Klima und einer starken traditionellen Katholischen Gemeinschaft - in diesen schwierigen Zeiten brechen die Leute nicht zu den Hügeln auf sondern zu den Vorgebirgen im Hinterland von South Carolina.  

Das ist kein ängstlicher und pessimistischer Rückzug aus der Welt, sondern eher eine internationale Wahl, einer sympathischen Gemeinschaft anzugehören, in der der traditionelle katholische Glaube mit Optimismus und in einem positivien Geist praktiziert wird. Anstatt als idealistische Flucht angesehen zu werden, ist das ein positives Engagement. Das ist ein Schwimmen quer zur Springflut, nicht gegen sie." 

Quelle: Fr. D. Longenecker

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